In Antwort auf:Zitat von F. Hoffmann Was Galilei angeht scheint mir, dass er wissenschaftlich sagen durfte, was er wollte, was zu seiner Zeit eigentlich ganz toll war. Das heliozentrische Weltbild war zumindest den Gelehrten bekannt und wurde nicht von der Inquisition bekämpft.
So war es leider nicht, lieber F. Hoffmann.
Es stimmt, daß die Heiligen Kongregation zunächst Galilei gewähren ließ; wohl in der Erwartung, er werde eine geringe Wirkung in der Öffentlichkeit haben.
Nicht hat sie ihn gewähren lassen, er wurde auch von jesuitischen Gelehrten und dem nachmaligen Papst Urban gefördert. Der Prozeß hat dann tatsächlich zu einer Haltung gegen den Heliozentrismus geführt, die aber auch nicht lange anhielt. Ihre Motivanalyse "wohl in der Erwartung" ist dagegen pure Spekulation, wenn Sie damit meinen, man habe gehofft Gallileo werde ignoriert werden. Oder meinten Sie, in seinen Thesen habe man keine Gefahr gesehen.
In Antwort auf:
In Antwort auf:Zitat von F. Hoffmann Er hat sich dann aber wohl auf´s politische Glatteis begeben, als er thematisierte, dass manche Dinge in der Bibel nicht zu seinen Erkenntnissen passten. Da hat er sich in seiner Zeit doch etwas weit aus dem Fenster gelehnt.
Das ist auch nicht richtig. Er hat im Gegenteil gesagt, daß das kopernikanische Weltbild nicht im Widerspruch zur Bibel steht. (So, wie es die Katholische Kirche heute ja auch lehrt).
Galilei hat sich überhaupt von sich aus nicht zur Bibel geäußert, sondern sich immer nur mit den Aristotelikern angelegt. Nur als man ihm vorwarf, daß die (in diesem Thread schon ausgiebig diskutierte) bekannte Stelle im Buch Josua das ptolemäische Weltbild beweise, hat er gezeigt, daß sie im Gegenteil zu diesem im Widerspruch steht.
Sie haben beide teilweise recht: Gallileos Verhängnis war, daß er erstens seinen Freund und Gönner durch diverse Aktionen gegen sich aufbrachte, zweitens sich auf das Gebiet der Bibelexegese wagte - ob aus eigener Initiative ist völlig ohne Belang. Er hätte "fundamentalistische (im Wortsinne) Anwürfe" ja auch übergehen können. Zu jener Zeit, reagierte aber die Kirchenführung im Anbetracht des Protestantismus etwas allergisch darauf, wenn ein Laie und Nichttheologe sich auf dieses Gebiet begab.
In Antwort auf:Allerdings stimmt, daß bei der Verfolgung Galileis nicht nur eine Rolle spielte, daß er zugunsten des kopernikanischen Weltbilds argumentierte. Es ging wesentlich wohl auch um die Art, wie er es tat. Nämlich dadurch, daß er unverdrossen an den Verstand seine Hörer und Leser appellierte.
Das ist wiederum liberal-aufklärerische-antiautoritäre Legende à la 1968 (Verstand vs. Dummheit). Als ob seine Gegenspieler dies nicht getan hätten. Und also ob er nur das getan hätte. Wenn GG in die Polemikkiste greift, dann hat das nicht mehr viel mit an den Verstand appellieren zu tun. (Ich halte übrigens die Bezeichnung Peripatetiker für das 17. Jahrhunder doch reichlich verfehlt.)
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In Antwort auf:Zitat von F. Hoffmann Was Herrn Zander angeht, so habe ich sein Buch "Kurzgefasste Verteidigung der Heiligen Inquisition" mit Vergnügen gelesen.
Wie schon geschrieben, schätze ich Zander als einen geistreichen, witzigen und auch kenntnisreichen Journalisten. Ich habe jahrelang seine Beiträge zu der Sendung "Zeitzeichen" des WDR mit Vergnügen gehört.
Nur neigt er eben dazu, um der Pointe willen manches zuzuspitzen, es sehr einseitig darzustellen. Das darf er als Feuilletonist, als Meister der kleinen Form. Aber mit Wissenschaftsgeschichte sollte man das nicht verwechseln.
Ja, (auch) bei Zander triumphiert leider oft der Stil über den Inhalt. Aber man sollte auch bedenken - und darauf weißt F. Hoffmann zurecht hin -, daß er gegen Vorurteile in punkto Inquisition anschreibt, die so weit verbreitet sind, daß sie allenthalben für Fakten gehalten werden. Jetzt nicht nur oder gar primär in punkto Gallileo.
In Antwort auf:Ich hätte, lieber F. Hoffmann, gar nicht gedacht, daß sich an Galilei immer noch die Geister scheiden, auch hier im Forum.
Und ich frage mich a bisserl, ob das nicht auch daran liegt, daß ...
Nicht nur an Brecht aber auch. Brecht ist da nur ein Pflasterstein in einer Legende. Das spaltende an GG ist nicht der Fall an sich, wie er sich im 17. Jahrhundert zugetragen hat (und mithin auch nicht, ob das Urteil nun richtig war und - was nicht das gleiche ist - revidiert gehört hätte) sondern daß aus dem Fall im Zeitalter der finstersten Aufklärung eine Legende gebaut wurde die seither als Knüppel eingesetzt wird.
Und damit wären wir wieder bei den italienischen Professoren und Studenten - hier wurde mit viel Tamtam, pöbelhaftem Auftreten und aus dem Kontext gerissenen Zitaten einem angesehenen Intellektuellen und Wissenschaftler, der zudem (da inzwischen Papst) Nachfolger des Universtitätsgründers ist ein Redeverbot auferlegt im Namen einer das angeblich verlangenden Laizität. Ich habe diese vergeblich in der italienischen Verfassung gesucht und ohnehin erscheint mir der Laizismus nur ein Instrument zur Unterdrückung unliebsamer Auffassungen und Gruppen (das war er in seiner Hochzeit in Frankreich, das ist er bis heute in der Türkei).
Und ich habe mich eben gewundert, warum diese freiheitsfeindlichen Aktionen von Ihnen, lieber Zettel, so nonchalant behandelt wurde.
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