Zitat von WullenweverLieber Zettel, es musste mal passieren: Ich bin anderer Meinung.
Ja, nichtwahr.
Zitat von WullenweverDass wir unsere Ahnen vergraben und damit von der Erdoberfläche entfernen, hat ja den einfachen Grund, dass unsere grunzenden Vorfahren nicht mitansehen wollten, wie Mutter/Vater/Onkel/Freund von Geiern zerhackt wird. Auch ein wichtiger Schritt in der Menschheitsentwicklung, da es ein Indiz für die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten war, aber eben nur ein Symptom, nicht der Inhalt.
Dem stimme ich zu. Aber, lieber Wullenwever, ich sehe das gerade als Argument für meine Position.
Denn solche Symptome - man kann die ganze Religion darunter rechnen, das "Numinose" - haben ja im Lauf der Evolution (der kulturellen; wieweit dabei auch noch der biologischen, ist eine empirische Frage) ihr Eigenleben gewonnen.
Ich habe, obwohl Agnostiker, nie Verständnis für die Verunglimpfung, für das Lächerlichmachen von Religion gehabt. Es wehrt sich in mir etwas dagegen. Man macht das nicht. Ich empfinde es als etwas Unanständiges.
Und ebenso wehrt sich in mir etwas dagegen, die Körper Verstorbener als Material zu behandeln, gar als eine Art Disneyland-Staffage.
Warum scheuen wir uns eigentlich, das Fleisch Verstorbener zu essen?
Auch dieses Tabu ist so irrational wie das, mit den Verstorbenen sonst etwas Pietätloses anzustellen.
Nur in Extremsituationen essen Menschen Verstorbene. In manchen Kulturen rituell, um zum Beispiel deren Kraft in sich aufzunehmen. In ganz wenigen Kulturen auf Neuguinea vielleicht (es ist wohl umstritten) auch tatsächlich schlicht als Nahrungsquelle.
Aber in den allermeisten Kulturen gab und gibt es das nicht; nicht in unserer. Da ist der Menschenfresser, der Ogre nur noch eine archaische Erinnerung. Und Verstorbene essen, das tun Menschen nur, wenn sie wirklich am Verhungern sind; wie damals diese Passagiere des in den Anden abgestürzten Flugzeugs.
Dabei spielte natürlich auch die Kälte einer Rolle, durch die das Fleisch konserviert wurde.
Wie auch in den Polarzonen zum Beispiel. Aber ich kenne keinen einzigen Fall, wo zB im 20. Jahrhundert Expeditionen, deren Teilnehmer am Verhungern waren, das Fleisch Verstorbener gegessen hätten; sie haben eher ihre treuen und für sie bitter notwendigen Schlittenhunde geschlachtet.
Also, lieber Wullenwever, da muß doch wohl etwas sein, ein Tabu. Ob es nun rein kulturell oder nicht auch genetisch verankert ist, das mag, wie gesagt, dahingestellt bleiben.
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