Ich bin wie Sie dafür, irrationale Tabus zu brechen, wenn dadurch mehr Vernunft in unser Leben Einzug hält. Das Körpertabu zum Beispiel, das es verbietet, seinen Körper unbekleidet zu zeigen. In einigen Kulturen den ganzen Körper, jedenfalls von Frauen. In unserer Kultur bestimmte Teile des Körpers.
Ich bin, lieber Wullenwever, genauer gesagt, willens, persönlich solche Tabus zu brechen. Es leuchtet mir nicht ein, daß wir uns über Moslems erheben, die es ihren Frauen gebieten, nur verschleiert in die Öffentlichkeit zu gehen, daß wir es aber in unserer eigenen Kultur verlangen, sogar am Strand Badebekleidung zu tragen. Ich halte dieses Tabu für albern und gehe also lieber an den FKK-Strand.
Wer sich aber an solche Tabus halten will - wer auf Verschleierung von Frauen besteht, wer kein Schweinefleisch oder kein Rind oder überhaupt kein Fleisch ißt, wer nur koschere Nahrung ißt usw. -, der hat gleichwohl meinen Respekt und kann auf meine Toleranz zählen.
Ebenso ist es mit dem Tabu der Pietät. Wenn jemand nichts dabei findet, die Körper Verstorbener als Ausstellungsobjekte zu benutzen, wenn jemand sich das ansehen will - er hat meinen Segen. Ich käme nie auf die Idee, daß das verboten werden sollte. So, wie ich blasphemische Theaterstücke à la Schlingensief widerlich finde, aber ihm nie das Recht absprechen würde, das zu inszenieren.
Aber ich will mir das nicht ansehen. Nein, mein Respekt vor der Würde des Totes ist nicht rational begründbar. Ich habe ihn halt, so wie die meisten Menschen unserer Kultur, wie die meisten Menschen der meisten Kulturen.
Und ich kann es nicht finden, liebe Wullenwever, daß wir eine vernünftiger Gesellschaft hätten, wenn es zur Regel würde, daß man die Körrper Verstorbener, statt sie zu beerdigen, für allerlei Schnickschnack verwendet.
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