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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 973 mal aufgerufen
Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"  
Zettel

Beiträge: 20.200


31.01.2008 23:46
Die Deutschen und der Holocaust Antworten

Zitat von C.
Viel nützen tun die ganzen Dinger wenig, sie dienen lediglich der Eitelkeit. Wenn der Kranz abgeworfen ist, ist kollektive Amnesie angesagt.

Das glaube ich nicht, dear C.

Es ist meines Erachtens eines der hartnäckigsten Klischees, daß sich "die Deutschen" nicht mit dem Holocaust auseinandergesetzt hätten, es nicht täten.

Es ist ein Klischee, das bis 1989 von der kommunistischen Propaganda und ihren Mitläufern gepflegt wurde, im Rahmen des generellen Bemühens, die Bundesrepublik als einen "Hort des Faschismus" darzustellen.

Heute sind die Kommunisten ja immer noch eifrig dabei, an diesem Klischee zu stricken; sie haben allerdings seltsame Helfer gefunden, die sich - noch seltsamer - "antideutsch" nennen. Was ich zuerst für einen Pennäler-Witz gehalten hatte, aber es scheint ja ernstgemeint zu sein. (Viele von denen, die sich so nennen, schreiben übrigens sehr Vernünftiges über die USA, den Nahen Osten, Israel. Was das mit "antideutsch" zu tun hat, hat mir noch niemand begreiflich machen können. Wieso muß man gegen Deutschland sein, wenn man pro Israel und USA ist?).



Nein, dear C., Jean Daniel und der ehemalige Botschafter Israels, den er zitiert, haben schon Recht: Es ist eine erstaunliche Leistung, daß wir Deutsche uns in unserer sehr großen Mehrheit mit den Verbrechen der Nazis auseinandergesetzt haben, nun schon mehr als ein halbes Jahrhundert lang.

Es ist etwas, worauf wir stolz sein können und stolz sein sollten. Weder wir noch unsere Eltern und Großeltern waren in ihrer überwältigenden Mehrheit schuld an diesen Verbrechen; so wenig, wie die große Mehrheit der Russen schuld an den Verbrechen der Kommunisten waren und die Chinesen an den Verbrechen der Maoisten.

Aber sie sind nun einmal hier passiert, sie sind Teil unserer Geschichte. Wir haben etwas geleistet, wovon die Russen (und übrigens auch die Japaner, die in ihrer Mehrheit die Kriegsverbrechen ihrer Armee schlicht ignorieren) weit entfernt sind: Diese Verbrechen sind immer wieder thematisiert, sie sind wirklich "aufgearbeitet" worden.

Im Ausland wird das gesehen. Es wird jedenfalls von denjenigen gesehen, die das Thema offen und objektiv angehen. Wieso ausgerechnet in Deutschland selbst so viele Leute die Auffassung haben, sie jedenfalls verbreiten, die Deutschen setzten sich zu wenig mit dem Holocaust auseinander, ist mir wirklich ein Rätsel.

Herzlich, Zettel

PS: Falls du ihn nicht schon gelesen hast, dear C., empfehle ich sehr den Briefwechsel zwischen Martin Walser und Martin Doerry im aktuellen "Spiegel". Die völlig unverdienten Aggressionen gegen Martin Walser, der sich ehrlich und intensiv wie kaum ein deutscher Schriftsteller mit dem Holocaust auseinandergesetzt hat, gehören für mich zu diesem Rätsel.

Ich habe mich mit Auschwitz zu befassen begonnen, als ich Martin Walsers intensive Berichte über den Auschwitz-Prozeß gelesen habe. Das war 1965. Seitdem schlägt sich dieser Mann mit dieser Schuld herum - und dann kommen irgendwelche junge Leute und glauben, ihn über den Holocaust belehren zu müssen.


Themen Überblick
Betreff Absender Datum
Zitat des Tages: "Mut und Demut der Deutschen" Zettel31.01.2008 17:57
RE: Zitat des Tages: "Mut und Demut der Deutschen" C.31.01.2008 18:57
RE: Zitat des Tages: "Mut und Demut der Deutschen" str197731.01.2008 23:18
Aufarbeitung der SED-Diktatur Zettel01.02.2008 01:48
RE: Aufarbeitung der SED-Diktatur Sparrowhawk01.02.2008 08:19
RE: Aufarbeitung der SED-Diktatur M.Schneider01.02.2008 10:20
Die Deutschen und der Holocaust Zettel31.01.2008 23:46
RE: Die Deutschen und der Holocaust C.01.02.2008 12:28
RE: Die Deutschen und der Holocaust Zettel03.02.2008 02:34
RE: Die Deutschen und der Holocaust M.Schneider03.02.2008 12:22
RE: Die Deutschen und der Holocaust str197726.02.2008 11:02
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