Wie passt das alles noch zusammen? Und was ist von der Türkei zu erwarten?
Lieber Califax, ich teile Ihre Sorge ganz und gar. Nur kommt es mir vor, wie ein Krimi, der kein Drehbuch hat oder das alle 6 Monate umgeschrieben wird. Eine wirklich konstante Strategie kann man nur zwischen Israel und dem Iran erkennen. Sie bezeigen seit jeher ihren Hass aufeinander und die Unversöhnlichkeit sowie die Kriegsbereitschaft.
Wenn derweil Israel aus Deutschland U-Boote kauft und zugleich der CDU Politiker Schauderte dafür sorgt, dass eine in seinem Wahlkreis ansässige Firma einen Riesenauftrag erhält, im Iran Gasverflüssigungsanlagen zu bauen, kann ich nur mangelndes Fingerspitzengefühl erkennen.. Parallel dazu finanziert Deutschland, Österreich und die Schweiz den größten Staudamm in der Türkei, der auch als Bollwerk gegen den Irak und Syrien dient.
Somit löst die Türkei ein Großteil ihres Kurdenproblems kann den Irak und Syrien in Schach halten und lehnt sich zurück in dem Bewusstsein von den USA und dem Iran gleichzeitig hofiert zu werden. Außerdem erklärt es auch das Bestreben der USA die Türkei in die EU „zu drücken“. Den Irak und das amerikanische Protektorat, nimmt die Türkei nicht mehr ernst und sieht in dem allgemein, brisantem Zustand die Chance, ungehindert ihr eigenes Süppchen zu kochen. Aber welches? Jüngst war Erdogan im Iran und im Irak.
Zur Erinnerung :
Die Türkei marschiert im Nordirak ein. Was soll das bringen? dazu der Tagesspiegel vom 25.02.08 Erstens die Amerikaner in Verlegenheit, die vor ein paar Monaten beide Augen zugedrückt hatten, als die Türken grenznahe PKK-Stellungen bombardierten. Dieser divisionsstarke Einmarsch ist eine Attacke gegen den Irak, ein amerikanisches Protektorat. Und gegen die Kurden als solche, die die besten Verbündeten der USA im Irak sind. Indirekt ist es also auch ein Angriff gegen die USA, die seit vorigem Sommer recht erfolgreiche Stabilisierungsarbeit im ganzen Land geleistet haben. Schlimmer noch: Dieser Einmarsch könnte der Auftakt zu einer Quasi-Annektion von Irakisch-Kurdistan sein – und in letzter Konsequenz Iran und Syrien zu ähnlicher „Arrondierung“ verleiten. Dass Premier Erdogan, der just in Deutschland ein wenig gezündelt hat, ein weitsichtiger Staatsmann sei, scheint sich als wohlmeinende Fiktion zu entpuppen.
Als Grund für den Einmarsch gibt die Türkei an, dass die autonome kurdische Regierung im Nordirak zu wenig gegen die PKK-Rebellen unternimmt und die Angst vor einer Frühjahrsoffensive. Man kann nur vermuten, dass:
Mitentscheidend war der Wechsel an der Spitze des US-Verteidigungsministeriums von Donald Rumsfeld zu Robert Gates. Es gibt aber kaum Protest gegen die Invasion im Nordirak: Amerikas neue Freundschaft mit der Türkei.
Rumsfeld hatte das türkische Nein zum US-Truppendurchmarsch in den Irak nie verwunden, derweil die Neokonservativen die Schauermär verbreiteten, der konservative Volkstribun Erdogan sei ein kreuzgefährlicher Islamist.
Gates, ein Realpolitiker mit Sinn für balance of power , kennt die Türken noch als verlässliche Verbündete im Kalten Krieg. Der Irakkrieg und die Faststaatlichkeit der Kurden aber vergrätzte die Türkei – wie auch Syrien und Iran, die wegen ihrer eigenen kurdischen Minderheiten einen irakischen Kurdenstaat fürchten. Ankara treibt nun rührig Handel mit Teheran und empfängt Syriens Assad mit allen post-osmanischen Ehren. Der Iraner Ahmadineschad besucht indes systematisch die Nachbarstaaten, am Wochenende steht Bagdad auf dem Programm. Bevor der islamistische Präsident womöglich noch irgendwann das säkulare Ankara heimsucht, will Washington die Türkei aus dem antikurdisch-antiamerikanischen Dreieck herausbrechen.
Die wirtschaftlich und militärisch starke Türkei muss sich nun entscheiden, ob sie Ordnungsmacht oder Unordnungsmacht der Region sein will. ♥liche Grüße Nola
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