Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 809 mal aufgerufen
Pro und Contra  
Zettel

Beiträge: 20.200


19.07.2006 14:26
RE: Zum Nachlesen in der NZZ/Krieg in Nahost Antworten
Ich fand alle drei Beiträge sehr interessant.

Mag sein, daß es an der Auswahl der Autor(inn)en liegt - der Israeli ein Wissenschaftler, die Vertreter der arabischen Sicht ein Schriftsteller und eine Schriftstellerin. Aber es drückt vielleicht auch die unterschiedlichen Sichtweisen, ja Mentalitäten aus: Auf der israelischen Seite eine kühle Analyse, auf der arabischen ein Stimmungbild (der libanesische Autor) und eine (An-)Klage (die palästinensische Autorin).


Ich bin in Lauf der Jahre, in denen ich über diesen Konflikt nachgedacht habe, immer mehr zu der Überzeugung gekommen, daß es im Kern ein psychologisches Problem ist.

Materiell - wirtschaftlich, gesellschaftlich, wissenschaftlich; welchen Bereich immer man betrachtet - schadet die Existenz Israels nicht nur den Arabern nicht, sondern sie nützt ihnen. Denn Israel wäre ja nur allzugern bereit, den Arabern auf ihrem Weg in die Moderne zu helfen. Aus eigenem Interesse natürlich, um des "lieben Friedens willen". Aber auch im Interesse der Araber selbst. Das war der große Plan von Rabin, Perez und Arafat, der aus dem Prozeß von Oslo hervorgegangen war. Dafür hatten sie den Friedensnobelpreis erhalten.

Aber die Araber wollten nicht. Sie sahen und sehen überwiegend immer noch Israel nur als einen Feind, als eine Bedrohung.


Gewiß, vor einem halben Jahrhundert sind Flüchtlinge aus dem Teil Palästinas gekommen, der zu Israel geworden war. Flüchtlinge, die man aufnehmen mußte - im damaligen Ägypten (Gaza-Streifen), in Jordanien (Westbank) und im Libanon. Aber dieses Flüchtlingsproblem war keineswegs dramatischer als die Notwendigkeit, solche Flüchtlingsströme anderswo zu bewältigen. Man hätte die Flüchtlinge integrieren können, so wie das mit den aus der Türkei vertriebenen Armeniern, den aus Griechenland vertriebenen Türken, den deutschen Heimatvertriebenen usw. usw. erfolgreich geschehen ist.

Aber das wollte man explizit nicht. Die Wunde sollte offengehalten werden, die Menschen sollten in Lagern vegetieren, damit sie heiß auf Heimkehr, auf Rache blieben. Das geht jetzt so über Generationen.


Warum diese völlig übersteigerte, ja verstiegene arabische Bewertung des Flüchtlingsproblems, des Verlustes eines Stücks Küstenstreifen, der zum Staat Israel wurde?

Ich glaube, nicht der Verlust ist das Entscheidende, sondern der Erfolg. Der Erfolg dieses Staats Israel, der mit den entwickelten Industriestaaten mithalten kann, während die arabischen Staaten noch nicht einmal den Sprung in die Neuzeit gepackt haben.

Israel führt den Arabern täglich ihr eigenes Versagen vor Augen. Ihre Unfähigkeit, einen demokratischen Rechtsstaat, eine funktionierende kapitalistische Wirtschaft, eine auf einem wissenschaftlichen Unterbau sich entwickelnde Hochtechnologie aufzubauen.


Dafür hassen viele Araber Israel; für seine Überlegenheit. Und statt sich anzustrengen, um mit Israel gleichzuziehen, verpulvern sie ihre Emotionen (und ihr bißchen Geld) im "Befreiungskampf gegen den Zionismus".

Es ist eine traurige Geschichte. Diese große arabische Kultur fällt immer mehr zurück. Und je mehr sie zurückfallen, umso mehr schlagen viele Araber aus Verzweiflung um sich.


Statt - wie das Rabin und Perez ja angeboten hatten - sich von Israel großzügig helfen zu lassen, gemeinsam mit Israel eine blühende Wirtschaftsregion zu entwickeln.

Aber dazu müßten sich sich erst mal ihre Zurückgebliebenheit eingestehen, die Araber. Und das wollen sie ums Verrecken nicht. Im Wortsinn.


Themen Überblick
Betreff Absender Datum
Zum Nachlesen in der NZZ/Krieg in Nahost Wamba19.07.2006 14:17
RE: Zum Nachlesen in der NZZ/Krieg in Nahost Zettel19.07.2006 14:26
RE: Zum Nachlesen in der NZZ/Krieg in Nahost Wamba19.07.2006 14:45
RE: Zum Nachlesen in der NZZ/Krieg in Nahost Wamba19.07.2006 14:46
Sprung



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz