Hi Reader, ich glaube, wir leben in ganz verschiedenen Welten. Ich wohne in einer Gegend, in der die Rationalisierung der Industrie nach jetzigem Stand der Technik abgeschlossen ist. Die Belgschaften der bestehenden Betriebe sind hochmotiviert und -qualifiziert und konkurrenzfähig im interantionalen Transportgeschäft.Soweit so gut. Und nun die globale Seite: Einige Betriebe hatten zum Zeitpunkt des Dollarverfalls noch keine Verträge abgeschlossen, was gut war, denn Verträge auf Dollargrundlage verschlechtern die Betriebswirtschaft, während die USA ganz gut von einem zeitweiligen Dollarverfall profitieren. Und es springen ja auch (z.T.) gern andere Konkurrenten ein, so kann man die Preise drücken, ohne sich etwas dabei zu denken. Gleichzeitig bewerben sich kleinere Betriebe nicht mehr oder kaum noch um Aufträge, weil die Konkurrenz mit Dumpingpreisen lockt, die oft nur zustande kommen können, wenn die Mitarbeiter dementsprechend billig sind. Insgesamt sehe ich das so, daß Amerika, weil es am anderen Ende des Teiches ist, doch Bewerber mit einem geringen sozialen Risiko aufnimmt. Wir nehmen hier niemanden auf, die kommen einfach so in Strömen.Eine ausländische Firma kauft eine Traditionsfirma auf, um eine lästige Konkurrenz loszuwerden. Sie drückt nochmals auf die Rationalisierungstube, der Betrieb erwirtschaftet gute Gewinne und nach einer Schamgrenze wird der Laden dichtgemacht. 243 Leute stehen auf der Straße, eigentlich noch 29 mehr, aber die sind mobil genug, in das andere Werk nach Süddeutschland zu gehen. Das war vor ein paar Jahren. Inzwischen ist auch das Werk in Süddeutschland abgewickelt und parallel eine Firma im Ausland aufgebaut mit Billiglöhnen. Es ist ja nicht so, daß es nur um Konkurrenz der preiswerteren Firmen geht, es geht darum, daß eine hochqualifizierte Kraft nach kurzer Zeit leistungsunfähiger wird, wenn sie an anderer Stelle keine Arbeit erhält. Man kann auch noch sagen, daß sich Wirtschaft und Industrie halt gesundschrumpfen müssen, das hätte es schon immer gegeben. Tatsache ist aber, daß die Arbeitsplätze definitiv ins Ausland gehen, die Produkte billigst hergestellt werden von Arbeitern, die grade mal eben ihr Leben erhalten können. Das letztens bekannte Beispiel ist die Produktion von Fußbällen: Die wurden (und werden ja noch, aber immer weniger) in Handarbeit sozusagen in Hinterhöfen hergestellt (aber nicht in Kinderarbeit) Die Fußbälle zur Weltmeisterschaft sind total maschinell hergestellte und können im großen Stil bei guter Qualität ausgespuckt werden. Das ist zweifellos das Ergebnis von tollen Innovationen, aber fraglich in Richtung Erwerb der Arbeiter. Es geht auch nicht darum, daß es kaum noch einfache Arbeiten gibt. Es geht aber sehr wohl darum, daß auch Techniker und Ingenieure, Leute vom mittleren Menagement bereits in jungen Jahren "abgepackt" werden ohne Perspektive. Da tun sich wirklich Abgründe auf, die sich nicht schließen lassen, zumal auch die Handelsbeziehungen immer sprunghafter werden, daß es keine Tradition und Berechenbarkeit mehr gibt und das weltweit. Und nun gut´s Nächtle, Inger
Eine andere Art von Globalisierung:
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