Liebe Inger, danke für diese Hinweise. Ja, auch diese Artikel sind nicht einseitig anti-israelisch; und vor allem der von Broder ist lesenswert. In Spiegel-Online ist ja die Qualität sehr wechselnd.
Auf ein Beispiel dafür, wie wirklich dreist die Wahrheit verdreht wird, bin ich in der heutigen "Jungen Welt" gestoßen. Bei dem südlibanesischen Dorf Marwaheen sind vor einigen Tagen libanesische Zivilisten, die in einem Kleinbus flüchten wollten, durch israelischen Beschuß ums Leben gekommen. Heute heißt es dazu in der Jungen Welt in einem Artikel von Andrea Bistrich (Hervorhebungen von Zettel): Unter dem Vorwand, »terroristische« Hisbollah-Einrichtungen zu zerstören, begehen israelische Soldaten Massaker an unschuldigen Zivilisten. So am Samstag in Marwaheen im Süden Libanons. Von der israelischen Armee durch Lautsprecheransagen aufgefordert, ihr Dorf zu räumen, verließen die Menschen ihre Häuser und flüchteten in Autos und Kleinbussen vor der angedrohten Gefahr. Genau in dem Moment kamen die israelischen Bomber und überfielen den Konvoi der wehrlosen Flüchtenden. Zwanzig Menschen, darunter neun Kinder, verbrannten in den Fahrzeugen bei lebendigem Leib. Alles Terroristen? Auch die 18 libanesischen Zivilisten, die sich am Samstag vor den israelischen Bombenangriffen mit ihren Autos in Sicherheit bringen wollten, haben es nicht geschafft. Israelische Kampfhubschrauber griffen die flüchtenden »Terroristen« an. Keiner von ihnen hat überlebt.
Und hier ist die Reuters-Meldung über den Vorfall in Marwaheen. Auszug (Hervorhebungen von Zettel): Fleeing Lebanon villagers caught in Israeli inferno Sat 15 Jul 2006 1:48 PM ETBy Hussein Saad TYRE, Lebanon, July 15 (Reuters) (...) The families had fled after the Israeli army told residents they had just hours to leave. Around 100 residents showed up at a nearby base of the U.N. Interim Force in Lebanon (UNIFIL) seeking shelter but went home after officials were unable to confirm the warning by Israel, UNFIL spokesman Milos Strugar told Reuters. Other residents had tried later to leave and were killed in the missile strike, Strugar said, adding Lebanese authorities had asked UNIFIL to help evacuate 120-160 people remaining in Marwaheen. They would be relocated in the morning. Relatives blamed UNIFIL for the deaths, pelting peacekeepers with stones when they arrived with the bodies after the strike. "If they had taken people in to begin with then they would never have died," said Mohammed Oqla, who was at the hospital.
Also: Die israelische Armee hatte die Bevölkerung des Dorfs aufgefordert, dieses innerhalb der nächsten Stunden zu verlassen. Ungefähr 100 Bewohner meldeten sich beim nahegelegenen Stützpunkt der UN--Truppen (UNIFIL) im Libanon, um dort Schutz zu suchen. Sie gingen aber wieder heim, nachdem die zuständigen Behörden erklärten, sie könnten die israelische Warnung nicht bestätigen. Danach wollten ander Bewohner fliehen und gerieten in den israelischen Raketenangriff. Die Verwandten machten die UNIFIL-Truppen für deren Tod verantwortlich: "Wenn sie von vornherein Menschen aufgenommen hätten, dann wären sie niemals ums Leben gekommen".
Der Bericht stammt von einem Reporter mit arabischem Namen, der offensichtlich Dorfbewohner interviewt hat. Aus ihm geht hervor, daß die israelische Armee keineswegs den Tod von Zivilisten oder gar ein Massaker beabsichtigt hatte oder daß die Zerstörung von Hisbollah-Einrichtungen nur der "Vorwand" für ein solches Massaker war. Die Israelis wollten im Gegenteil den Tod von Zivilisten vermeiden und forderten diese deshalb Stunden vor dem Angriff auf, die Kampfzone zu verlassen. Durch das Verhalten der UN-Behörden geschah das nicht rechtzeitig.
Über die "Junge Welt" ist eigentlich kein Wort mehr zu verlieren. Es ist eine Zeitung, die die schlimmsten Tradition kommunistischer Desinformation fortsetzt. Herzlich, Zettel
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