Zitat von refardeon
PS: Jetzt wo ich darüber nachdenke, es kann sein, dass ich den Link ursprünglich hier gefunden habe. Falls dies eine Wiederholung ist, bitte ich um Nachsicht ;)
Nein, ich kann mich nicht daran erinnern, daß das hier schon einmal erwähnt wurde, lieber refardeon. Ja, das ist lesenswert und lustig.
Im Grunde frage ich mich, wie wir Deutsche eigentlich mti diesen Lindwürmern von Wörtern (und den Satz-Lindwürmern, siehe das Beispiel
hier am Ende des Artikels) zurechtkommen.
Bei den Lindwurm-Wörtern ist es, wahrnehmungspsychologisch betrachtet, zunächst einmal ein Problem der Gliederung (
articulation), des
parsing: Wo hört die eine Komponente auf und beginnt die nächste? (Nicht immer ganz einfach. In einer Zeitung las ich mal ein Wort so getrennt: "Schwein- elendchen").
Dann ist es auch ein Problem des Kurzzeitgedächtnisses. Man muß ja den Kopf des Lindwurms noch parat haben, wenn man am Schwanz angelangt ist.
Und beim Aussprechen schließlich ist es auch eine Frage des, sagen wir, langen Atems. Ob deutsche Sprecher ein anders Atemmuster haben als jemand, der einen Text auf Französisch oder Englisch vorliest?
Ein anderer Aspekt dieser Lindwurm-Wörter ist ihre, sagen wir, Vieldeutigkeit. Viele Witze basieren ja darauf - daß ein Schweineschnitzel ein Schnitzel vom Schwein ist, aber ein Jägerschnitzel nicht eines vom Jäger. Daß auf dem Kirschkuchen Kirschen sind, aber auf dem Hundekuchen keine Hunde usf. usf.
Das ist es, was Mark Twain meinte, wenn er schrieb, daß bei solchen Mammut-Wörtern die Komponenten ohne Naht oder Gelenk aneinandergedrängt werden.
Und was die Lindwurm-Sätze angeht - ich habe den Verdacht, daß sie oft ein Ausdruck mangelnder intellektueller Disziplin sind. Siehe diesen oben verlinkten Satz von Franz Walter.
Da fällt einem, während er schreibt, dies ein und noch jenes und noch jenes. Statt es zu ordnen und nacheinander zu sagen, schwurbelt er es zusammen, wie es gerade kommt.
Am Ende versteht's keiner, wie bei Hegel.
Dessen Berühmtheit beruht auf dem, was keiner versteht; so, wie der Umsatz der Senffabrikanten von dem herrührt, was die Leute auf dem Teller lassen.
Herzlich, Zettel