Schröder war ein immerhin gelegentlich erfolgreicher Trickser und Täuscher. Beck ist einer, bei dem man sozusagen deutlicher sieht, wie er das Kaninchen in den Zylinde praktiziert hat, als wie er es hervorzaubert.
Das eine ist nicht besser als das andere, argumentiere ich in diesem Artikel.
Lieber Zettel, ich stimme Ihnen überwiegend zu. Trotzdem ein paar kritische Anmerkungen: Zunächst einmal hat Merkel nach der letzten Bundestagswahl genauso die Richtung gewechselt. Das ist aber möglicherweise dadurch zu entschuldigen, dass sie mit ihrem wirtschaftsliberalen Programm im Wahlkampf nicht gut angekommen ist und nun eine große Koalition führen muss. Aus Sicht der SPD spricht ja auch einiges für ein Zusammenarbeiten mit der PDS. Die einzige andere Macht- perspektive sind große Koalitionen. Da sie in fast allen Bundesländern schwächer ist als die CDU, wird sie in der Regel den Juniorpartner abgeben müssen. Der schneidet aber nach allgemeiner Erfahrung immer schlechter ab. Man denke zum Beispiel an die ÖVP in Österreich, die am Ende fast so schwach war wie die FPÖ von Haider. Die Frage ist nur, wer im Fall einer Volksfront-Regierung taktisch geschickter ist und allgemein besser dabei wegkommt. Traditionell sind insoweit wohl die Kommunisten den Sozialdemokraten überlegen. Wie es heute aussieht, weiß ich nicht. Es stimmt, dass sich die SPD ein gutes Stück weit selber ruiniert hat, indem sie so verlogen und unvorhersehbar agierte. Die Probleme wurden aber mE auch dadurch verschärft, dass die Union nach links gerückt ist. Kurzfristig bringt ihr das Vorteile, aber indem sie die politische Mitte verschiebt, drückt sie auch die SPD nach links und macht den Sozialismus salonfähiger. Herzlich, Chripa
Feynman
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08.03.2008 11:13
#3 RE: Wie Schröder und Beck die SPD ruiniert haben
Zitat von ChripaZunächst einmal hat Merkel nach der letzten Bundestagswahl genauso die Richtung gewechselt. Das ist aber möglicherweise dadurch zu entschuldigen, dass sie mit ihrem wirtschaftsliberalen Programm im Wahlkampf nicht gut angekommen ist und nun eine große Koalition führen muss.
Sie hat meines Erachtens das Beste aus der Lage nach dem Wahlergebnis 2005 gemacht. Übrigens hat auch damals die CDU keines ihrer ausdrücklichen Wahlversprechen gebrochen; ander als die SPD, die der Mehrwertsteuererhöhung zustimmte, die sie im Wahlkampf vehement abgelehnt hatte.
Zitat von ChripaAus Sicht der SPD spricht ja auch einiges für ein Zusammenarbeiten mit der PDS. Die einzige andere Macht- perspektive sind große Koalitionen. Da sie in fast allen Bundesländern schwächer ist als die CDU, wird sie in der Regel den Juniorpartner abgeben müssen.
So ist es, lieber Chripa. Deshalb bin ich seit Januar 2007 - als Erhard Eppler das erstmals ins Spiel brachte - davon überzeugt, daß starke Kräfte in der SPD auf eine Volksfront hinarbeiten.
Nur hätte ich mir nicht vorstellen können, daß man es so täppisch anstellt, so unehrlich, so hintenherum, wie das jetzt in Hessen versucht wurde. Da hat der Lügen-Theoretiker Franz Walter offenbar wirklich gelehrige Schüler gefunden (oder vielmehr: Seine Haltung ist Ausdruck dessen, wozu die SPD in weiten Teilen verkommen ist).
Zitat von ChripaDie Frage ist nur, wer im Fall einer Volksfront-Regierung taktisch geschickter ist und allgemein besser dabei wegkommt. Traditionell sind insoweit wohl die Kommunisten den Sozialdemokraten überlegen. Wie es heute aussieht, weiß ich nicht.
Ja, das ist wirklich schwer zu sagen. Es gibt viele Beispiele dafür, daß am Ende die kommunistische Diktatur stand (nicht nur in Osteuropa, sondern zB auch in Cuba ware die Kommunisten ja anfangs nur Partner in einer Volksfront). Das einzige mir bekannte Gegenbeispiel ist Frankreich 1981-1984. (Kann sein, daß auch in Portugal die Kommunisten nach der Revolution kurzfristig in der Regierung waren; da müßte ich nachsehen; jedenfalls war Portugal ein grandioser Erfolg der Demokratie gegen den Kommunismus).
Zitat von ChripaEs stimmt, dass sich die SPD ein gutes Stück weit selber ruiniert hat, indem sie so verlogen und unvorhersehbar agierte. Die Probleme wurden aber mE auch dadurch verschärft, dass die Union nach links gerückt ist. Kurzfristig bringt ihr das Vorteile, aber indem sie die politische Mitte verschiebt, drückt sie auch die SPD nach links und macht den Sozialismus salonfähiger.
Das ist eine interessante Frage, warum die CDU nach 2005 eigentlich nach links gerückt ist. Als Reaktion auf das Wahlergebnis und dessen Analyse? Wegen der Großen Koalition?
Oder liegt es auch daran, daß es der linken Propaganda erfolgreich gelungen ist, alle rechten Strömungen als "Rechts" in diesem pejorativen Sinn des Rechtsextremismus zu verteufeln?
Die Art, wie die CDU gegen Hohmann vorgegangen ist, habe ich schon damals nicht nur für ungerechtfertigt und feige, sondern auch für politisch verhängnisvoll gehalten. Dann auch noch der faktische Hinauswurf von Friedrich Merz.
Die CDU hat mutwillig ihren rechten Flügel amputiert und wundert sich jetzt über ihre mangelnde Flugfähigkeit.
Herzlich, Zettel
RexCramer
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09.03.2008 03:32
#5 RE: Wie Schröder und Beck die SPD ruiniert haben
Zitat von ZettelSchröder war ein immerhin gelegentlich erfolgreicher Trickser und Täuscher. Beck ist einer, bei dem man sozusagen deutlicher sieht, wie er das Kaninchen in den Zylinde praktiziert hat, als wie er es hervorzaubert. Das eine ist nicht besser als das andere, argumentiere ich <a href=http://zettelsraum.blogspot.com/2008/03/wie-die-rochierenden-vorsitzenden.html>in diesem Artikel</a>.
bei aller Unappetitlichkeit von Schröders Politik - und ich kann selber gar nicht glauben, daß ich das mal sagen würde (muß wohl an dem nicht unerheblichen Konsum leckeren Rotweins liegen ) - und seines (für mich unerträglichen, da autoritären und damit der Demokratie unangemessenen) Stils, ist er mir allemal lieber als Beck. Anders formuliert: Ich hätte kaum gedacht, daß jemand in meinem persönlichen Ansehen tiefer sinken könnte als Schröder. Warum? Ich mache das an einem qualitativen Unterschied fest: Schröder hat den Kurswechsel eingeleitet, weil er gesehen hat, daß es mit Deutschland so nicht weitergehen konnte (womit ich keinesfalls sage, daß ich mit seinen Maßnahmen konform gehe, sondern lediglich mit der grundsätzlichen Notwendigkeit einer Änderung). Wie die Durchführung dann erfolgte, war nicht unbedingt verwunderlich - am Ende ist Schröder der Mann, der er ist. Bei Beck dagegen sehe ich gar keine Linie mehr. Klar, wohin er steuert, ist leicht festzustellen, aber das Motiv hat sich geändert: einen roten Faden, dem man folgt, gibt es nicht mehr; die Zukunft des Landes spielt in seinen Überlegungen keine Rolle; es geht nur darum, Mehrheiten zu organisieren; es werden ausschließlich kurzfristig ausgemachte Stimmungen bedient oder geschürt mit Blick auf die jeweils nächste Wahl. Das sieht man auch daran, daß bei aller Kritik Schröder und seine Mannschaft ja wirklich geglaubt haben, sie handelten in der Sache vernünftig, während nun Maßnahmen an die Gemütslage des Volkes angepaßt und Begründungen entsprechend konstruiert werden. Beispiel Mindestlohn: Da nimmt man ein Problem wahr und meint, das stumpf per Gesetz beseitigen zu können. Alle Warnungen von Ökonomen werden in den Wind geschlagen; man unternimmt gar nicht erst den Versuch, die Folgen zu diskutieren und zu argumentieren, sondern begnügt sich damit, eine positive Wirkung zu unterstellen und zu behaupten. Das hat mit Seriösität gar nichts mehr zu tun, sondern ist die pure Willkür mit dem einzigen Ziel der Macht ohne Rücksicht auf Verluste. Politisch wenig und ökonomisch gar nicht gebildete Teile der Bevölkerung klatschen dazu noch Beifall, die allen Ernstes glauben, Wohlstand könne man per Gesetz beschließen. (Daß die Politik diese Entwicklung, daß viele Menschen trotz Vollzeitjob immer schlechter über die Runden kommen, aktiv herbeigeführt hat, merkt ohnehin längst so gut wie niemand mehr.)
Falls wider Erwarten jemand meint, dies sei ein Plädoyer für Schröder: das ist es nicht!
Ich lese Ihre Artikel immer sehr gerne ob der fundierten Hintergrundinformationen und weil man merkt, daß sich da jemand wirklich Gedanken macht, komme aber erstmals nicht um eine kritische Anmerkung herum:
In Antwort auf:Wieder stellt sich die Frage nach einer Wende der SPD. Diesmal nicht nach vorn, als eine Öffnung zur Globalisierung, als ein Akzeptieren des Neoliberalismus, wie in den Jahren um die Jahrtausendwende.
Die Erwähnung des Neoliberalismus halte ich in diesem Zusammenhang für gewagt. Was genau ist das? Im Grunde gilt die ursprüngliche Definition, geprägt 1938 von Alexander Rüstow während des Colloque Lippman. In diesem Sinne gibt es heute in Deutschland kaum Neoliberale. Was gibt es noch? Die Umdeutung, was die Linken mit diesem Begriff gemacht haben: Sollten Aliens landen und die Erde verwüsten oder ein Komet auf uns zu rasen, dann ist selbstverständlich daran auch der Neoliberalismus schuld - es erfordert lediglich mehr Kreativität, bis man sich eine "Begründung" hingebogen hat. In lockeren 99 % aller Artikel der deutschen Presse, die sich auf den Neoliberalismus beziehen, wird dieser Terminus nicht nur falsch verwendet, sondern klar, daß der Autor gar nicht weiß, was das überhaupt ist. (An dieser Stelle sei Prof. Christoph Butterwegge genannt, der ähnlich hanebüchenen Unsinn verbreitet wie Franz Walter.)
Die Globalisierung zeichnet sich u. a. dadurch aus, daß Schranken fallen und die internationale Verflechtung zunimmt. Informationen werden global verfügbar, Handelsbeschränkungen nehmen ab, Mobilität nimmt zu. Wer sich diesen Entwicklungen verschließt, gehört zu den Verlierern, aber gleichzeitig nimmt damit der Einfluß der nationalstaatlichen Regierungen ab. Für sie geht es heute weniger darum, politische Vorstellungen vorzugeben, sondern mehr denn je um Anpassung. Der Neoliberalismus geht aber in eine andere Richtung, denn er fordert einen starken Staat. Die Öffnung zur Globalisierung dem Akzeptieren des Neoliberalismus gleichzusetzen, kann darum nur hingenommen werden, wenn Leser irgendeine verquere Definition im Hinterkopf haben, ist aber bei sachkundiger Betrachtung zumindest widersprüchlich. Ich rate daher dazu, mit diesem Begriff vorsichtig(er) umzugehen.
Lieber Chripa,
Zitat von ChripaDie Probleme wurden aber mE auch dadurch verschärft, dass die Union nach links gerückt ist. Kurzfristig bringt ihr das Vorteile, aber indem sie die politische Mitte verschiebt, drückt sie auch die SPD nach links und macht den Sozialismus salonfähiger.
es wird meistens nur erwähnt, welches Loch sich damit neben der Union auftut, in das bspw. die FDP stoßen könnte. Der von Ihnen genannte Aspekt wird leider zu sehr vernachlässigt.
In Antwort auf:Bei Beck dagegen sehe ich gar keine Linie mehr. Klar, wohin er steuert, ist leicht festzustellen, aber das Motiv hat sich geändert: einen roten Faden, dem man folgt, gibt es nicht mehr; die Zukunft des Landes spielt in seinen Überlegungen keine Rolle; es geht nur darum, Mehrheiten zu organisieren; es werden ausschließlich kurzfristig ausgemachte Stimmungen bedient oder geschürt mit Blick auf die jeweils nächste Wahl.
Lieber RexCramer,
eine Politiker denkt an die nächste Wahl, ein Staatsmann an die nächste Generation. Ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, aber er konnte wohl nicht den rapiden Qualitätsabfall in der politischen Debatte vorhersehen. Sonst hätte er wohl so etwas wie "Politiker denken an die nächste Umfrage" formuliert.
eine hervorragende Analyse der gegenwärtigen Situation. Besonders Ihre folgende Aussage trifft genau zu:
"die Zukunft des Landes spielt in seinen Überlegungen keine Rolle; es geht nur darum, Mehrheiten zu organisieren; es werden ausschließlich kurzfristig ausgemachte Stimmungen bedient oder geschürt mit Blick auf die jeweils nächste Wahl."
"In times of universal deceit, telling the truth will be a revolutionary act." George Orwell, 1984
bei deiner Betrachtung hast Du noch zwei weitere SPD-Spitzenpolitiker vergessen: Lafontaine und Wowereit, die aus meiner Sicht bei dem derzeitigen Theater die Regie führen.
Zitat von ZettelDas ist eine interessante Frage, warum die CDU nach 2005 eigentlich nach links gerückt ist. Als Reaktion auf das Wahlergebnis und dessen Analyse? Wegen der Großen Koalition? ?
Die CDU ist eine Volkspartei und das Volk ist keine statische Versammlung, sondern das zufällige Aufeinandertreffen von Individuuen unterschiedlicher Bedürfnisse. Wenn sich diese Gesellschaft aus welchen Gründen auch immer nach links bewegt und die CDU ihr folgt, ist das nur für diejenigen ein Linksruck, die stehen geblieben sind. Würde die CDU dort ebenfalls verharren, stünde sie recht einsam da.
Oder liegt es auch daran, daß es der linken Propaganda erfolgreich gelungen ist, alle rechten Strömungen als "Rechts" in diesem pejorativen Sinn des Rechtsextremismus zu verteufeln?
Machen sie das nicht schon immer und hat es die CDU nicht ganz gut überstanden. Für Anhänger der Linkspartei und Teilen der Grünen ist alles rechtsextremistisch und faschistisch, was rechts von ihnen steht. Allerdings gibt es einen Faktor, der nicht zu unterschätzen ist und das ist die tendenziöse und verzerrte Berichterstattung durch die Leitmedien.
Zitat von ZettelDie Art, wie die CDU gegen Hohmann vorgegangen ist, habe ich schon damals nicht nur für ungerechtfertigt und feige
Ich weiß, ich weiß, dass die CDU auch unerträgliches und saudummes Gebrabbel hätte ertragen müssen, allerdings halte ich die Auswirkungen für hochgespielt, die CDU hat ganz andere Probleme und ohne die Person Angela Merkel sähe es im Bund noch um einiges schlimmer aus.
Die CDU macht nicht deutlich für was sie wirklich steht, deshalb gelingt es ihr auch nicht in Wahlkämpfen zu punkten. Die schwache Flanke bestehend aus Kriegseinsatz, Atomausstieg und "sozialer Gerechtigkeit" lässt sich nicht durch die Kompetenz in Fragen der inneren Sicherheit und Wirtschaft ausgleichen, sondern gerade diese Kompetenz erweist sich in ihrer populistischen Verzerrung als Bumerang. Die CDU kann weder durch Vernunft noch durch populistische Unvernunft Land gewinnen. Die Vernünftigen sind trotz Anstieg der Lebenserwartung am Aussterben.
Zitat von C.bei deiner Betrachtung hast Du noch zwei weitere SPD-Spitzenpolitiker vergessen: Lafontaine und Wowereit, die aus meiner Sicht bei dem derzeitigen Theater die Regie führen.
Das stimmt. Sie sind beide selten in diesem Zusammenhang in den Schlagzeilen (Lafontaine hält sich ja sogar auffällig zurück); aber im Hintergrund dürften sie zusammenwirken.
Du hast vermutlich auch Recht, wenn du auf deine unnachahmlich präzise treffende Art Lafontaine einen "SPD-Spitzenpolitiker" nennst.
In den Augen von immer mehr Sozialdemokraten dürfte er das inzwischen in der Tat wieder sein. Die SPD-"Basis" tendiert zu "Bauchgefühl", so wie ihre heutige Führung immer mehr zum Machiavellismus neigt. Man hat Lafontaine wegen seines "Verrats" gehaßt. Inzwischen dürften immer mehr in der (noch verbliebenen) "Basis" der SPD von einer Volksfront und einem "demokratischen Sozialismus" in Deutschland träumen. Denen erscheint Lafontaine nun auf einmal als der große Einiger der Linken, und er selbst dürfte sich schon lange so sehen.
Bonaparte hat Elba verlassen und marschiert auf Paris.
Zitat von C.Die CDU ist eine Volkspartei und das Volk ist keine statische Versammlung, sondern das zufällige Aufeinandertreffen von Individuuen unterschiedlicher Bedürfnisse. Wenn sich diese Gesellschaft aus welchen Gründen auch immer nach links bewegt und die CDU ihr folgt, ist das nur für diejenigen ein Linksruck, die stehen geblieben sind. Würde die CDU dort ebenfalls verharren, stünde sie recht einsam da.
Aus welchen Gründen auch immer - gehört zu diesen nicht auch der Linksruck der CDU?
Es ist noch keine drei Jahre her, daß Rotgrün am Ende war und Schwarzgelb die besten Chancen auf eine solide Mehrheit hatte. Da gab es keinen Linksruck in der Bevölkerung.
Es waren die Zufälle eines Wahlkampfs, in dem die CDU schwere Fehler machte (vor allem die Aufnahme des politisch völlig unerfahrenen Paul Kirchhof in das "Kompetenzteam", den man dann auch noch gegen den mit allen Wassern gewaschenen Profi Hans Eichel in Stellung gebracht hat) und in dem Schröder seine demagogischen Fähigkeiten voll ausspielte.
Also, der "Linksruck" in Deutschland liegt meines Erachtens wesentlich daran, daß der Wahlsieg von Schwarzgelb verspielt wurde und daß die CDU jetzt gar nicht anders kann, als in der Großen Koalition linke Politik "mitzutragen".
Zitat von C.Für Anhänger der Linkspartei und Teilen der Grünen ist alles rechtsextremistisch und faschistisch, was rechts von ihnen steht. Allerdings gibt es einen Faktor, der nicht zu unterschätzen ist und das ist die tendenziöse und verzerrte Berichterstattung durch die Leitmedien.
Bis vor ein paar Jahren gab es zwar die links beherrschten Medien, vor allem die öffentlich-rechtlichen. Es gab aber als Gegengewicht die FAZ, die "Welt"; als immerhin liberales Blatt die "Zeit", als immerhin liberales Magazin den "Spiegel". Sie sind allesamt nach links gerückt.
Beim "Spiegel" liegen die Hintergründe auf der Hand - dort regiert jetzt die Mitarbeiter KG. Die Ursachen bei den anderen sind mir weniger klar.
Zitat von C.Die CDU macht nicht deutlich für was sie wirklich steht, deshalb gelingt es ihr auch nicht in Wahlkämpfen zu punkten. Die schwache Flanke bestehend aus Kriegseinsatz, Atomausstieg und "sozialer Gerechtigkeit" lässt sich nicht durch die Kompetenz in Fragen der inneren Sicherheit und Wirtschaft ausgleichen, sondern gerade diese Kompetenz erweist sich in ihrer populistischen Verzerrung als Bumerang.
Treffend gesagt.
Es gab schon einmal eine solche Situtation, ab ungefähr Mitte der siebziger Jahre. Damals hatten die Linken alle wichtigen Felder mit ihren Themen und Positionen besetzt. Der damalige CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf plante systematisch die Wende. Es wurde, wenn ich mich recht erinnere, eine "Gruppe Semantik" eingerichtet, deren Aufgabe es war, CDU-Themen zu entwickeln und mit CDU-Positionen zu besetzen. Es gab auf einmal einen modernen, auf die Jugend zielenden Wahlkampf. Damals hat Kurt Biedenkopf die Grundlagen für die CDU-Jahre in den Achtzigern und Neunzigern gelegt.
Heute brauchte die CDU einen neuen Kurt Biedenkopf. Und hat einen Profalla.
Zitat von RexCramerBei Beck dagegen sehe ich gar keine Linie mehr. Klar, wohin er steuert, ist leicht festzustellen, aber das Motiv hat sich geändert: einen roten Faden, dem man folgt, gibt es nicht mehr; die Zukunft des Landes spielt in seinen Überlegungen keine Rolle; es geht nur darum, Mehrheiten zu organisieren; es werden ausschließlich kurzfristig ausgemachte Stimmungen bedient oder geschürt mit Blick auf die jeweils nächste Wahl.
Der Mann, lieber RexCramer, ist meines Erachtens das fleischgewordene Peter-Prinzip. Er hatte als Ministerpräsident des schönen Weinlandes Rheinland-Pfalz den Gipfel dessen erreicht, wofür er Kompetenz und Fähigkeiten hat.
Er war der Notnagel, als Platzeck ging. Man hatte keinen anderen, und Beck empfahl sich durch seinen Wahlsieg, der erst kurz zurücklag.
Ich glaube nicht, daß die SPD in ihrer Geschichte jemals einen Vorsitzenden hatte, der dem Amt so wenig gewachsen war.
Zitat von RexCramerIch lese Ihre Artikel immer sehr gerne ob der fundierten Hintergrundinformationen und weil man merkt, daß sich da jemand wirklich Gedanken macht, komme aber erstmals nicht um eine kritische Anmerkung herum
Beides freut mich, lieber RexCramer; das zweite nicht minder als das erste.
Zitat von RexCramer
In Antwort auf:Wieder stellt sich die Frage nach einer Wende der SPD. Diesmal nicht nach vorn, als eine Öffnung zur Globalisierung, als ein Akzeptieren des Neoliberalismus, wie in den Jahren um die Jahrtausendwende.
Die Erwähnung des Neoliberalismus halte ich in diesem Zusammenhang für gewagt. Was genau ist das? Im Grunde gilt die ursprüngliche Definition, geprägt 1938 von Alexander Rüstow während des Colloque Lippman. In diesem Sinne gibt es heute in Deutschland kaum Neoliberale.
Völlig einverstanden. Ich versuche nur a bisserl, mit dem Wort "neoliberal" das zu machen, was die Homosexuellen mit dem Wort "schwul" gemacht haben: Es aufgreifen, durchaus in der von den Gegnern gemeinten Denotation, aber ihm eine andere Konnotation zu geben.
Also - ich meine wie die Linken mit "neoliberal" die Entwicklung, die der moderne Kapitalismus genommen hat. Aber ich halte diese Entwicklung für gut.
solange sich die Parteien nur um sich und den Machterhalt drehen, also alle Energien darauf verwendet werden, die eigene Macht zu erhalten, bleibt nicht mehr viel Raum zum Regieren - die Parteien können so wenigstens keinen weiteren Schaden anrichten. Ich glaube dem Land tut es gut, wenn die Parlamente nichts mehr verabschieden. Von daher, auf diese Weise wird wenigstens nicht alles schimmer, sondern es stagniert nur
Da fällt mir wieder auf, liebe Kaa, wie asymmetrisch das ist: Die Schweizer verfolgen die deutsche Politik, während wir - nach dieser kurzen Ausnahme bei den letzten Wahlen - die Schweiz wieder unbeachtet lassen.
Interessant an dem Text fand ich vor allem diese Passage, weil da die Rhetorik-Experten sprechen:
Zitat von Rhetorik.chAn der Medienkonferenz machte Beck einen schlechten Eindruck. Er war wankelmütig und unentschieden. Sein Auftritt war undeutlich, uninspiririerend. Probleme wurden verharmlo. Er hätte nicht auftreten sollen. Die Kampagne gegen die Kanzlerkandidatur Becks wird weitergehen und der unrühmliche Eiertanz wird nicht so schnell ein Ende finden.
Das Trauerspiel der SPD erinnert an eine Seifenoper. Das Hin und Her wird allmählich zum Dauerprogramm. Zusammenarbeit mit den Linken - dann wieder nicht, später evt. doch. Ypsilanti will, dann will sie nicht oder doch, eindeutig doch nicht? Konfusion pur! Jeder redet über jeden.
Die Seifenoper hat ein einfaches Prinzip: Die Entgegnungen werden ständig zum neuen Programm. Die Dramaturgie ist bekannt d.h. der Wiedererkennungswert einer Seifenopern ist für Aussenstehende offensichtlich. So unglaubwürdig diese Seifenoper ist, so engagierter bemüht sich jeder Akteur - mit Worthülsen - um Glaubwürdigkeit. Das Verstolpern Kurt Becks beim jüngsten Auftritt gehört angeblich auch zum Drehbuch dieser Seifenoper."
Es ist, liebe Kaa - ich komme immer wieder darauf zurück - die praktische Umsetzung dessen, was der Politologe Franz Walter für das Wesen politischen Handelns hält: Die Lüge, die Substanzlosigkeit werden hier wirklich zum Wesentlichen. Dahinter ist nix.
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