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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 837 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.03.2008 05:09
Marginalie: Saddam Husseins letzte Tage Antworten

Ein Bericht über einen Bericht, den CNN gestern brachte.

ex-blond Offline




Beiträge: 155

28.03.2008 19:44
#2 RE: Marginalie: Saddam Husseins letzte Tage Antworten

Hallo lieber Zettel,

"Man kann einwenden, daß es doch unerheblich sei, wie Saddam Hussein seine letzten Tage verbrachte; daß das Interesse daran nicht nur eine unziemliche Neugier erkennen lasse, sondern auch eine bedauerliche, wenn nicht gar gefährliche Neigung, Politisches zu vermenscheln."

Ganz im Gegenteil, finde ich: diese Vermenschlichung müsste viel häufiger stattfinden. Nicht, um Mitleid mit einem Massenmörder zu entwickeln, aber um zu begreifen, dass ein Mensch ein sehr zwiespältiges Wesen ist, und somit banale Kleingärtnerei mit den schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einer Person vereint sein kann.

Ich selbst neige immer wieder dazu, spontan bei der Ansicth eines Fotos von z.B. einem brutalen Frauenmörder zu denken: "Der sieht ja wirklich gar nicht so aus!" Ein unsinniger Gedanken, natürlich.

Ich finde, es muss geradezu eingeübt werden, dass man auch bei einem Mörder den Menschen sieht. Um nicht darauf hereinzufallen, dass, wenn z.B. ein Ahmadinejad einem (oder stellvertretend Fr. Merkel) freundlich die Hand schüttelt, man zur Überzeugung gelangt, dies sei ein durch und durch guter Mensch. Sagte nicht Bush so etwas wie: ich habe Putin in die Augen gesehen und ich sah einen guten Menschen? Ich glaube, in vielen grundschlechten Menschen kann man so etwas entdecken, und doch darf man nicht die falschen Schlüsse daraus ziehen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.03.2008 22:08
#3 RE: Marginalie: Saddam Husseins letzte Tage Antworten

Zitat von ex-blond
"Man kann einwenden, daß es doch unerheblich sei, wie Saddam Hussein seine letzten Tage verbrachte; daß das Interesse daran nicht nur eine unziemliche Neugier erkennen lasse, sondern auch eine bedauerliche, wenn nicht gar gefährliche Neigung, Politisches zu vermenscheln."

Ganz im Gegenteil, finde ich: diese Vermenschlichung müsste viel häufiger stattfinden. Nicht, um Mitleid mit einem Massenmörder zu entwickeln, aber um zu begreifen, dass ein Mensch ein sehr zwiespältiges Wesen ist, und somit banale Kleingärtnerei mit den schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einer Person vereint sein kann.

Ja, das ist wohl so, liebe Ex-Blond. Wahrscheinlich haben viele der großen politischen Massenmörder sogar etwas Faszinierendes; es muß ja einen Grund haben, daß sie solche Macht über Menschen ausüben konnten und können. Das gilt vermutlich für Personen wie Hitler, Mao, Castro, Bin Laden.

Andrerseits gibt es auch diejenigen, denen dieses Charisma fehlte, die es durch Tücke und Grausamkeit kompensierten - Stalin, Pol Pot zum Beispiel.

Bei Saddam bin ich mir nicht ganz sicher, in welche Kategorie er gehört. Ich habe vor dem Irak-Krieg einmal eine lange Sendung im irakischen TV gesehen (mangels Arabisch-Kenntnissen wirklich nur gesehen), in der er eine bizarre Shwo abzog: Er saß allein auf einer Art Thron auf einem Podium, Zigarren rauchend, meist schweigend. Im Saal saßen Soldaten, offenbar alles höhere Offiziere. Einer nach dem anderen marschierte (marschierte Wirklich, teilweise in einer Art Paradeschritt) ans Rednerpult, die meisten devot und viele ängstlich wirkend, und gab ein kurzes Statement ab. Ich vermute, sie mußten Saddam ihre Loyalität versichern. Dieser paffte, schwieg meist, warf gelegentlich einen Kommentar ein.

Das war die perfekteste Macht-Show, die ich jemals gesehen habe. Ich vermute, Saddams Machttechnik war eine Mischung aus Charisma und Grausamkeit; mit dem Schwerpunkt auf Grausamkeit. Jeder in seiner Nähe mußte wohl ständig um sein Leben fürchten; genau wie bei Stalin.

Herzlich, Zettel

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

29.03.2008 01:59
#4 RE: Marginalie: Saddam Husseins letzte Tage Antworten

Hallo ex-blond,

Zitat von ex-blond
Ganz im Gegenteil, finde ich: diese Vermenschlichung müsste viel häufiger stattfinden. Nicht, um Mitleid mit einem Massenmörder zu entwickeln, aber um zu begreifen, dass ein Mensch ein sehr zwiespältiges Wesen ist, und somit banale Kleingärtnerei mit den schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einer Person vereint sein kann.


im "Urteil von Nürnberg" (kann auch in einer anderen Verfilmung sein) gibt es dazu eine interessante Szene: Nachdem der Verhandlungsort ausgesucht und die Angeklagten dorthin gebracht wurden, standen sie aufgereiht in einem Hinterhof wie die begossenen Pudel, bevor es ab in die Zellen ging. Währenddessen unterhalten sich die Wächter und sinnieren darüber, wie es bloß möglich war, daß "dieser armselige Haufen solange die Welt in Schach halten konnte".
In der Tat, andere Blickwinkel empfinde ich auch als erhellend und wichtig.

MfG

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