Nicht "Haus des Jugenstrafrechts", sondern "Haus des Jugendrechts" heißt das Haus, das in Mainz eingeweiht wurde. Aber das Zitat bezieht sich auf Kinder und Jugendliche als Straftäter.
Ich glaube auch, daß solche Jugendliche Hilfe brauchen. Aber diese Hilfe kann nur sinnvoll sein, wenn die Jugendlichen sie wirklich wollen (und sie merken, daß sie auf ihrem eigenen Weg nur immer tiefer in die Scheiße rutschen!). Und da ist ein tyrannischer Boxtrainer mit krimineller Vergangenheit i.d.R. erfolgreicher als ein Wattepädagoge. Die Leute, um die es da geht, glauben, sie wären hartgesottene Typen. Nur da kann man sie packen und nicht durch Programme, bei denen man nur irgendwelchen Leuten nach dem Mund reden muss. Nach meiner Erfahrung waren die Böhsen Onkelz mit ihren Texten bei der Befriedung krimineller Jugendlicher weit erfolgreicher als die ganzen staatlich bezahlten Hippies. Warum? Weil man an den Onkelz sehen kann, daß Drogen und Gewalt nur auf den Friedhof und für die Überlebenden nur zu Schmerz und lebenslangen Problemen führen. Und daß man durch eine Kursänderung aus eigenem Willen verdammt viel erreichen kann, selbst wenn man meint, man hätte schon alles versaut.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Wow, noch einer, der die halbe Nacht am PC verbringt... ich dachte schon, ich wäre irgendwie gestört... aber wenn Zettel so spät noch einen derart bissigen Blogeintrag veröffentlicht, bin ich beruhigt, hehe...
@ califax:
Ich glaube, dass die Maßnahmen gegen Jugendgewalt (theoretisch) genauso umfassend sein sollten, wie das Spektrum der Jugendgewalt selbst. ...schließlich ist das Phänomen gewaltätiger Jugendlicher (als Extrem mal Neonazis und ausländische Möchtegern-Gangster gegenübergestellt) ja durchaus nicht kausal auf einen bestimmten Grund zurückzuführen. Ich habe auch schon erlebt, dass die "Wattepädagogik" durchaus wirksam war (wobei mit Wattepädagogik nicht gemeint ist, dass man einen Jugendlichen machen lässt, was er will, sondern eher, dass man ihn spüren lässt, wie sich seine Verhaltensweise auf andere Auswirkt.)
Allerdings sind dem Entgegenkommen auf individuelle Bedürfnisse natürlich budget-technische Rahmen gesetzt.
Das mit dem Boxen halte ich übrigens für ne gute Idee; jeder Mensch braucht ein Ventil, um Agressionen abzubauen; bei mir war es immer die Musik, bei anderen Leuten ist es vielleicht der Sport. Hauptsache die Jugendlichen lassen es nicht an irgendeinem Menschen aus.
Nachtrag: Da ich jetzt unklugerweise die Sprengstoffband angeführt habe, die üblicherweise jede Diskussion in ein Chaos aus Klischees und Vorurteilen explodieren lässt, ist hier einer der Texte, die ich meine und die mir und vielen anderen geholfen haben, als die Sache zwischen Testosteron und Hirn noch nicht so klar war:
Ich starre auf mein Bild Und lese in mir selbst Aus dem Legendenbuch Aus meiner Welt Ich wußte nicht wohin ich ging Nicht mal wo ich war Wie ein Schiff ohne Ruder Nichts war klar
Sie nannten mich Idiot Weil ich die Schule haßte Sie sperrten mich ein Weil ich ihnen nicht paßte Ich lebte vom Verbrechen Von kleinen Hehlereien Ich hatte schlechte Gesellschaft Und zu viele Schlägereien
Ich will Dich nicht belehren Du bist selber alt genug Doch es ist traurig aber wahr Das Problem bist Du Die Hölle ist in Dir Und kein Ort, an den man geht Unsere Hölle schaffen wir Und nicht der, der vor uns steht
Zu viele Drogen Zu viele Schlägereien Ich war nicht immer Sieger Aber viel zu oft dabei Ich weiß, wie es sich anfühlt Wenn Knochen splittern Ich weiß, wie es sich anfühlt Wenn Hände zittern
Doch ist es nicht der Schmerz Der mir Sorgen macht Es ist die Hölle Die Du Dir schaffst Denn jeder kann zaubern Seine Ziele erreichen Du mußt es nur wollen Du stellst die Weichen
Ich will Dich nicht belehren Du bist selber alt genug Doch es ist traurig aber wahr Das Problem bist Du Die Hölle ist in Dir Und kein Ort, an den man geht Unsere Hölle schaffen wir Und nicht der, der vor uns steht
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Mit Wattepädagogik meine ich wohlwollende Ansätze, auf gewalttätige Jugendliche mit sanft-predigendem Tonfall und ganz, ganz viel Verständnis zu zu gehen. Das funktioniert nicht. Machos lassen sich nur von Machos führen. Eine gewisse Härte ist dabei ebenso notwendig wie praxisnahes Insiderwissen.
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Ihre Auffassung entspricht sehr gut den Erfahrungen, die ich zu Beginn meiner Berufstätigkeit (nämlich im Jahre1970 als "moderater 68er") machen musste. Ich war damals als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Institut der Fraunhofer-Gesellschaft tätig und hatte als hinter den Ohren noch nicht trockener Idealist (Johannes Gross: "Idealismus heißt, eine Dummheit um ihrer selbst willen zu begehen") den innigen Wunsch, intensiver mit Menschen zu tun zu bekommen. Auf eigene Initiative hin (Inserat in der Zeitung) erhielt ich schließlich Gelegenheit, ehernamtlich an einem Projekt der Arbeiterwohlfahrt zur Wiedereingliederung strafentlassener Jugendlicher mitzuwirken. Bereits am ersten Abend im zu diesem Behufe gegründeten Jugendclub lag das Gebäude meiner Blütenträume bezüglich der Wirksamkeit psychologisch-therapeutischer Interventionen vollständig in Trümmern. Ich musste feststellen, dass die Typen, mit denen ich zu tun hatte, allesamt seelisch hundertmal stabiler waren als ich (oder zumindest so wirkten), immerhin aber mir gegenüber diejenige großmütige Nachsicht an den Tag legen, die etwa ein Dobermann gegenüber einem Rehpinscher empfinden mag. Mit Recht stellten sie fest, dass ich zwar viele Jahre irgendeinen Blödsinn studiert, vom "Kick", den etwa das Knacken eines Zigarettenautomaten (zu dem mich einige freundlicherweise einluden) mit sich bringt, jedoch nicht die geringste Ahnung hatte. Ich habe die Geschichte dann auch sehr bald aufgegeben. Psychologen suchen gern nach Ursachen für Aggressivität und Delinquenz; die Einsicht, dass beides wegen des inhärenten Lustgewinns oft keinen weiteren Verstärker (im lerntheoretischen Sinne) benötigt, können wohl nur diejenigen vollständig nachvollziehen, die selbst einmal in einem derartigen Milieu heimisch waren.
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