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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 639 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.11.2008 04:11
Zitat des Tages: "Was sollen sie denken?" Antworten

Über die Vorstellung eines Buchs. Über die Art, wie das MfS, genauer die Abteilung X der HVA, in der Bundesrepublik "Desinformation und Zersetzung" betrieb. Über einen, dessen Namen vielleicht manche noch kennen: Heinz D. Stuckmann. Er war u.a. beim "Stern", bevor er eine der großen deutschen Journalistenschulen 24 Jahre leitete. Und über den WDR.

Das alles finden Sie hier.

Omni Offline



Beiträge: 255

08.11.2008 17:17
#2 RE: Zitat des Tages: "Was sollen sie denken?" Antworten

Hm, wieso ist "Gutwilligkeit" der falsche Ausdruck? Wer "gutwillig" handelt, handelt aus gutem Willen. Wenn man mal die These annimmt, dass die West-Journalisten meistens ein geschöntes Bild von der DDR hatten, was ich bei einem Menschen mit hohem Moralanspruch als Voraussetzung dafür sehe, dass er die DDR als "das bessere Deutschland" ansieht, dann arbeiteten diese aus gutem Willen mit den DDR-Autoritäten zusammen, weil ihnen dies half ihr geschöntes Bild von der DDR zu erhalten. Ich dachte immer es ist ein normales Phänomen, dass Journalisten, die die kritische Distanz zu etwas oder jemand verlieren, aufhören kritische Fragen zu stellen.
Etwas ganz anderes ist es, das lese ich zumindest aus Ihrem Artikel - also bitte korrigieren Sie mich wenn dieser Vorwurf daneben geht -, den Journalisten vorzuwerfen, dass sie wie das MfS voll im Bilde über die Zustände in der DDR waren und vorsätzlich Falschinformation oder zumindest Suggestion nutzten, um die DDR besser darzustellen als sie es war.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.11.2008 19:56
#3 RE: Zitat des Tages: "Was sollen sie denken?" Antworten

Zitat von Omni
Hm, wieso ist "Gutwilligkeit" der falsche Ausdruck? Wer "gutwillig" handelt, handelt aus gutem Willen. Wenn man mal die These annimmt, dass die West-Journalisten meistens ein geschöntes Bild von der DDR hatten, was ich bei einem Menschen mit hohem Moralanspruch als Voraussetzung dafür sehe, dass er die DDR als "das bessere Deutschland" ansieht, dann arbeiteten diese aus gutem Willen mit den DDR-Autoritäten zusammen, weil ihnen dies half ihr geschöntes Bild von der DDR zu erhalten.

Wibke Bruns, lieber Omni, hat gestern nicht nur gesagt, daß sie damals die DDR für das bessere Deutschland hielt. Sondern sie hat auch bemerkt, daß sie mit ihrer Haltung zum Sozialismus immer ihre Schwierigkeiten hatte, wenn sie in Moskau gewesen war (sinngemäß).

Sie hat damit das beschrieben, was ja niemandem entgehen konnte: Die DDR war nicht das bessere Deutschland, der Sozialismus war eine erbärmliche Veranstaltung. Auch Wibke Bruhns sah das, wenn sie in Moskau war. Aber sie leugnete es. Vor anderen, vermutlich auch vor sich selbst.

Es war ja alles bekannt - die Menschen, die an der Mauer ermordet wurden, die Verfolgung von Dissidenten. Diese kamen ja manchmal in den Westen und berichteten. Es gab das "ZDF-Magazin", in dem Gerhard Löwenthal und Heinz Schenk wöchtenlich über die Situation in der DDR berichteten. Schenk war selbst Kommunist gewesen und kannte die DDR sehr genau.

Und es gab auch die presönlichen Kontakte, die Informationen. Es war ausgeschlossen, mit unseren Verwandten brieflich über Politik zu sprechen, denn die gesamte Post wurde ja gelesen; jeder wußte das. (Und für sich genommen sagte das ja schon genug über die DDR). Aber sie schrieben uns, was sie gern von uns geschickt hätten. Nicht nur Kaffee, Schokolade und dergleichen. Sondern mal Reißzwecken, mal einen Dosenöffner - was eben alles nicht zu kriegen war.

Jeder wußte, daß die Menschen in der DDR unterdrückt wurden und in Armut lebten. Jeder wußte, daß die Wahlen eine Farce waren, daß das MfS alles kontrollierte.

Wer dennoch die DDR für das "bessere Deutschland" hielt, der war nicht gutgläubig, sondern verbohrt. Und wenn er sich als journalistischer Profi von den MfS-Agenten, die ihn in den diversesten Tarnungen umgaben, einseifen ließ, dann mußte er strohdumm gewesen sein.

Vielleicht waren es einige. Die meisten dachten - ich habe damals ja mit vielen so Denkenden gesprochen: Ja, die Verhältnisse in der DDR sind mies. Aber sie hat schon den ersten Schritt in den Sozialismus getan, den wir wollen, und deshalb müssen wir sie geschönt darstellen. Es war ganz überwiegend bewußte Lüge. Aber, wie man dachte, im Dienst der guten Sache des Sozialismus.

Manches mag auch halbbewußt gewesen sein - man machte sich selbst etwas vor, man "sah weg".
Zitat von Omni
Etwas ganz anderes ist es, das lese ich zumindest aus Ihrem Artikel - also bitte korrigieren Sie mich wenn dieser Vorwurf daneben geht -, den Journalisten vorzuwerfen, dass sie wie das MfS voll im Bilde über die Zustände in der DDR waren und vorsätzlich Falschinformation oder zumindest Suggestion nutzten, um die DDR besser darzustellen als sie es war.

Ja, das werfe ich ihnen vor, lieber Omni. Aber sie taten das nicht aus Bosheit, sondern weil sie, wie gesagt, glaubten, das sei notwendig, um auch in der Bundesrepublik den Sozialismus einzuführen.

Dieser sollte natürlich viel schöner sein als in der DDR - eben das ganze Wolkenkuckucksheim vom demokratischen Sozialismus, in dem es allen gut geht -, aber man dachte, daß man "die Menschen" nur von ihm überzeugen konnte, wenn man die DDR in rosigen Farben malte. Und man dachte natürlich auch, daß es dann in der DDR genauso schön werden würde, und dann wäre ja all das Häßliche eh vergessen.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

08.11.2008 22:08
#4 RE: Zitat des Tages: "Was sollen sie denken?" Antworten

Zitat von Zettel
Es gab das "ZDF-Magazin", in dem Gerhard Löwenthal und Heinz Schenk wöchtenlich über die Situation in der DDR berichteten. Schenk war selbst Kommunist gewesen und kannte die DDR sehr genau.


Lieber Zettel, ich klugscheisse normalerweise nicht an Verwechslungen rum, aber das ist einfach eine zu schöne Steilvorlage . Denn der Moderator des Blauen Bock ist zwar ein großartiger Landsmann von Ihnen, aber das ZDF-Magazin hat er nicht geleitet. Der Partner von Löwenthal hieß Fritz Schenk!

Gruß Petz

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.11.2008 22:34
#5 RE: Zitat des Tages: "Was sollen sie denken?" Antworten

Zitat von Meister Petz
Lieber Zettel, ich klugscheisse normalerweise nicht an Verwechslungen rum, aber das ist einfach eine zu schöne Steilvorlage . Denn der Moderator des Blauen Bock ist zwar ein großartiger Landsmann von Ihnen, aber das ZDF-Magazin hat er nicht geleitet. Der Partner von Löwenthal hieß Fritz Schenk!

*ggggrrrr* Recht geschieht mir. Zu faul zum Nachgucken

Zur Belohnung für die Korrektur, lieber Petz, gibt's einen schönen virtuellen Bembel voll feinstem Äbbelwoi.

Herzlich, Zettel

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