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Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 1.616 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.12.2008 16:56
Über Harvard und die Ivy League Antworten

Als ich ein wenig zu den Hintergründen eines Artikels recherchiert habe, der gestern in der IHT stand, bin ich auch auf dies gestoßen:

Harvard, so berichtete es der Boston Globe Anfang dieses Jahres, schwimmt in Geld. Und hat seit Jahren, so las ich es in der dortigen Universitätszeitung, ein Programm, um noch mehr Studenten aus den unteren Einkommensgruppen zu gewinnen.

Daraus, und weil mir das Thema schon lange am Herzen liegt, ist ein Lob des amerikanischen Systems privater Universitäten geworden.

Auch wenn Harvard momentan in Schwierigkeiten steckt.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

11.12.2008 17:02
#2 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Danke fuer die Muehe das auzuarbeiten. Einzig die Studentenzahl mit 1600 erscheint mir zu niedrig? Bezieht sich das auf ein einzelnes Colleges aehnlich wie in Cambdrige/Oxford?

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

11.12.2008 17:09
#3 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Stanford:
http://www.stanford.edu/about/facts/undergraduate.html

78% der Undergraduates erhalten Unterstützung. Die jährlichen Ausgaben eines Undergraduates sind etwa 49000$, davon 34800$ Tuition. Das ist eine Menge, aber dennoch haben die durchschnittlichen Absolventen von 2007, die finanzielle Unterstützung bezogen haben, nach vier Jahren Studium im Schnitt Schulden von nur 16728$. Ich muss sagen, das erscheint mir angemessen für ein Studium.

--
La muerte de Dios es opinión interesante, pero que no afecta a Dios. - Nicolás Gómez Dávila

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.12.2008 17:15
#4 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Zitat von Dagny
Danke fuer die Muehe das auzuarbeiten.

Es war durchaus vergnüglich, liebe Dagny. Neues zu lernen finde ich eigentlich immer vergnüglich, ja lustvoll.

Und es dann auch noch aufzuschreiben, und dazu die Zeit zu haben, ist doppelt lustvoll.
Zitat von Dagny
Einzig die Studentenzahl mit 1600 erscheint mir zu niedrig? Bezieht sich das auf ein einzelnes Colleges aehnlich wie in Cambdrige/Oxford?

Nein, da ist die Freshmen Class des Harvard College. Es gibt dort 6.600 Studenten, davon eben diese 1650 im ersten Studienjahr.

Sie haben Recht, daß das überraschend niedrig erscheint. Das liegt daran, daß in Harvard die Graduate Programs und Doctoral Programs viel wichtiger sind; das College ist sozusagen nur der Unterbau.

Herzlich, Zettel

Omni Offline



Beiträge: 255

11.12.2008 17:27
#5 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Ich zitiere Ihren Artikel

In Antwort auf:

In der angeblichen "Ellenbogengesellschaft" USA herrscht in vielerlei Hinsicht ein Altruismus, den man sich in unserer angeblich so sehr auf Solidarität gegründeten deutschen Gesellschaft kaum vorstellen kann.

Es ist weit verbreitet - es ist eine Frage des Anstands, auch der Ehre und des gesellschaftlichen Ansehens - , daß Reiche einen Teil ihres Reichtums anderen zugute kommen lassen. Unter anderem rechnen die Absolventen (die Alumini) einer Universität es sich zur Ehre an, von dem Geld, das sie dank ihres Studiums verdient haben, einen Teil ihrer alten Alma Mater zurückzugeben


Das Leben als reicher Altruist ist toll. Man häuft Millionen an - als Schriftsteller, Spekulant, Unternehmer und darf dann, wenn man erstmal stinkreich ist, den Wohltäter spielen und nach eigener Gnade das Geld verteilen, was man vorher bei seinen Mitmenschen eingesammelt hat. Hier eine Stiftung (die selbstverständlich den eigenen Namen zu tragen hat!), dort der alten Uni ein paar Milliönchen spenden. Man wird, vorher noch gewitzter Geschäftsmann, plötzlich als Altruist behandelt und zur eigenen Beerdigung kommen viele fremde Leute! Kein Wunder dass mancher bei soviel Selbstlosigkeit anfängt zu weinen.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

11.12.2008 17:44
#6 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Zitat von Omni

Das Leben als reicher Altruist ist toll. Man häuft Millionen an - als Schriftsteller, Spekulant, Unternehmer und darf dann, wenn man erstmal stinkreich ist, den Wohltäter spielen und nach eigener Gnade das Geld verteilen, was man vorher bei seinen Mitmenschen eingesammelt hat. Hier eine Stiftung (die selbstverständlich den eigenen Namen zu tragen hat!), dort der alten Uni ein paar Milliönchen spenden. Man wird, vorher noch gewitzter Geschäftsmann, plötzlich als Altruist behandelt und zur eigenen Beerdigung kommen viele fremde Leute! Kein Wunder dass mancher bei soviel Selbstlosigkeit anfängt zu weinen.


Altrusimus gibt es nicht. Genausowenig wie einen Free Lunch. Man fuehlt sich besser, man wird an der Uni geehrt, darf sich in irgendwelchen Dingen verewigen. Aber ich hab da nichts dagegen, denn offenbar besteht Nachfrage nach diesen Dingen.

Der springende Punkt ist, dass Harward et al. diese Gelder freiwillig bekommen und nicht per Umverteilungsstaat. Wenn jemand etwas freiwillig macht, scheint die Motivation hoeher zu sein, als wenn er dazu gezwungen wird. - Und sei es, dass dieser Freiwilligkeit eine (immatrielle) Anerkennung gegenuebersteht. Quasi ein Orden, eine Auszeichung, oder sowas in der Art.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.12.2008 18:14
#7 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Zitat von Omni
Das Leben als reicher Altruist ist toll. Man häuft Millionen an - als Schriftsteller, Spekulant, Unternehmer und darf dann, wenn man erstmal stinkreich ist, den Wohltäter spielen und nach eigener Gnade das Geld verteilen, was man vorher bei seinen Mitmenschen eingesammelt hat.

So kann man es formulieren, lieber Omni. Ich würde es so formulieren:
Zitat von Zettels Version
Wer begabt ist und sich außerdem anstrengt, der kann irgendwann das Leben eines reichen Altruisten führen. Er verdient mit seinem Einsatz, seinem Fleiß, seinen Fähigkeiten Millionen - als Schriftsteller, an der Börse, als Unternehmer, als Arzt, Wissenschaftler, Schauspieler, als Fußballer oder als Hersteller von Solaranlagen.

Und hat dann, wenn er erst einmal reich ist, die Möglichkeit, mit seinem verdienten Geld zu machen, was er will. Er kann zum Beispiel eine Stiftung gründen, Geld für wohltätige Zwecke spenden.

Sie formulieren es anders, lieber Omni. Das ist größtenteils eine Frage der Bewertung. Nur über den letzten zitierten Satzteil bin ich gestolpert: "was man vorher bei seinen Mitmenschen eingesammelt hat".

Ich wußte gar nicht, daß man durch Betteln so reich werden kann.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.12.2008 18:24
#8 Altruismus Antworten

Zitat von Dagny
Altruismus gibt es nicht. Genausowenig wie einen Free Lunch.

Hm, einen Free Lunch gibt es aber doch, oder? In jeder größeren Stadt gibt es eine "Tafel", wo man sehr leckere Sachen für lau bekommt.

Aber im Ernst, liebe Dagny: In einem trivialen Sinn ist das richtig, aber nur in diesem trivialen Sinn, daß jedes Verhalten ein Motiv hat. Es gibt ein Bedürfnis dafür, sonst täte man es nicht. Und die Befriedigung eines Bedürfnisses ist, trivialertrivialerweise, immer befriediegend.

Aber dies gesagt, macht es schon einen Unterschied, ob jemand egoistisch oder altruistisch handelt. Über die evolutionären Wurzeln des Altruismus wird gegenwärtig viel geforscht. Eine Gesellschaft, in der alle nur egoistisch handeln, würde schnell zerfallen. Wer sich seinen Nachkommen gegenüber nicht altruistisch verhält, der kann sich nicht fortpflanzen, dessen Gene sind also sehr schnell perdu.

Hinzu kommen subtilere Mechanismen. Wer sich altruistisch verhält, der erhöht damit seine Chance, seinerseits altruistisches Verhalten zu erfahren, wenn er es benötigt. Selbst sein eigenes Leben für die Gemeinschaft zu opfern kann aus der Perspektive des selfish gene richtig sein, weil ein Individuum in der Regel überzufällig viele Gene mit der Gemeinschaft teil, in der es lebt.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

11.12.2008 18:31
#9 RE: Altruismus Antworten

Zitat von Zettel
Zitat von Dagny
Altruismus gibt es nicht. Genausowenig wie einen Free Lunch.

Hm, einen Free Lunch gibt es aber doch, oder? In jeder größeren Stadt gibt es eine "Tafel", wo man sehr leckere Sachen für lau bekommt.



Bastiat. Die Dinge in der Tafel werden von den anderen Supermarktkunden bezahlt, etwa wenn diese Dinge als Ausschuss in der Preiskalkulation enthalten sind. Der Supermarkt bezahlt ja auch den Bauern fuer die Produktion der Lebensmittel, die auf der Tafel verschenkt werden.

Omni Offline



Beiträge: 255

11.12.2008 18:55
#10 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

In Antwort auf:

Der springende Punkt ist, dass Harward et al. diese Gelder freiwillig bekommen


Stimmt, das ist der springende Punkt. Ein bischen kann man das mit Unterschied zwischen Recht und Gnade vergleichen. In einem Staat, wo alle "Charity" von Leuten ausgeht, die freiwillig Geld spenden ist der Arme abhängig von der Gnade dieser Leute. In einem Staat, der ein Recht und nicht bloß die Gnade der Teilhabe kennt, kann sich der Arme sein Recht auf Teilhabe (gerichtlich) erstreiten. Und die Verwaltung des Geldes ist prinzipiell demokratisch legitimiert. Natürlich ist die Realität nie so schön wie das Ideal: muss man sich nur das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes anschauen.
Und bekanntlich betreiben auch die Amerikaner inoffiziell eine gewaltige Umverteilungsmaschinerie. Die heißt "Rüstungsindustrie" und sichert in vielen strukturschwachen Gebieten die Teilhabe. Bezahlt wird das über den Militärhaushalt vom Steuerzahler.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.12.2008 20:20
#11 RE: Altruismus Antworten

Zitat von Dagny
Zitat von Zettel
Zitat von Dagny
Altruismus gibt es nicht. Genausowenig wie einen Free Lunch.

Hm, einen Free Lunch gibt es aber doch, oder? In jeder größeren Stadt gibt es eine "Tafel", wo man sehr leckere Sachen für lau bekommt.


Bastiat. Die Dinge in der Tafel werden von den anderen Supermarktkunden bezahlt, etwa wenn diese Dinge als Ausschuss in der Preiskalkulation enthalten sind. Der Supermarkt bezahlt ja auch den Bauern fuer die Produktion der Lebensmittel, die auf der Tafel verschenkt werden.

Verstehe. Sie meinen mit "free" nicht, daß etwas den Konsumenten nichts kostet, sondern daß es niemanden etwas kostet. Dann stimmt der Satz in der Tat.

Jedenfalls außerhalb des Paradieses.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.12.2008 21:55
#12 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Zitat von Omni
In einem Staat, der ein Recht und nicht bloß die Gnade der Teilhabe kennt, kann sich der Arme sein Recht auf Teilhabe (gerichtlich) erstreiten.

Nichts dagegen, lieber Omni. Aber wäre es nicht besser, er hätte die Chance, sich anzustrengen und reich zu werden? Und auch hinreichende Motivation, das zu wollen?

Wenn jedem, auch wenn er nicht arbeitet, von denjenigen, die arbeiten, soviel aus dem Ertrag ihrer Arbeit überwiesen wird, daß er die Möglichkeit zur "Teilhabe" hat - also sich alles leisten kann, was man sich so leistet - wo ist dann der Anreiz, sich anzustrengen? Die Sache ist ja xfach diskutiert worden: Die Sozialhilfe ist bei uns so nah an die unteren Einkommensgruppen herangerückt, daß Arbeiten oft keine attraktive Alternative mehr ist. Vor allem, wenn es sich um eine kinderreiche Familie handelt.



Aber wir diskutieren ja über Universitäten. Da kann ich überhaupt nicht sehen, was daran schlecht sein soll, daß sie sich aus endowments finanzieren. Gerade das garantiert doch ihre Unabhängigkeit.

Der Staat ist ein Monopolist. Keine Abhängigkeit von Privaten kann folglich so total sein wie die einer staatlichen Universität vom Staat. Und je "demokratischer", umso schlimmer wird es.

Die "Demokratisierung der Universitäten" war ein Irrweg mit schlimmsten Konsequenzen, an denen unsere Wissenschaft und unsere Gesellschaft unverändert leiden.

Herzlich, Zettel

Omni Offline



Beiträge: 255

11.12.2008 23:39
#13 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Ja, kommen wir auf die Universitäten zurück.

In Antwort auf:

Gerade das garantiert doch ihre Unabhängigkeit.
Der Staat ist ein Monopolist. Keine Abhängigkeit von Privaten kann folglich so total sein wie die einer staatlichen Universität vom Staat.


Die Unabhängigkeit sehe ich angesichts der Vielzahl der privaten Spender ein und ich kritisiere ja auch nicht die Universität als Empfänger. Nur wenn ich mich frage, welche Rahmenbedingungen ich als Gesellschaft für meine Universitäten vorgeben sollte, dann erscheint mir als wichtigste Frage, ob denn der durch die Unis "produzierte" Wohlstand an (Knowhow und nachwirkend Kapital) in die gesamte Gesellschaft (sowohl geographisch, als auch sozial) diffundiert oder nicht.
Der Staat kann zumindest durch Umverteilung ein Mindestmaß an geographischer Diffusion garantieren.

In Antwort auf:

Die "Demokratisierung der Universitäten" war ein Irrweg mit schlimmsten Konsequenzen, an denen unsere Wissenschaft und unsere Gesellschaft unverändert leiden.


was meinen Sie?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.12.2008 08:50
#14 Wertfreie Wissenschaft und gesellschaftliche Verantwortung Antworten

Zitat von Omni
Nur wenn ich mich frage, welche Rahmenbedingungen ich als Gesellschaft für meine Universitäten vorgeben sollte, dann erscheint mir als wichtigste Frage, ob denn der durch die Unis "produzierte" Wohlstand an (Knowhow und nachwirkend Kapital) in die gesamte Gesellschaft (sowohl geographisch, als auch sozial) diffundiert oder nicht. Der Staat kann zumindest durch Umverteilung ein Mindestmaß an geographischer Diffusion garantieren.

Das ist ein interessanter Punkt, lieber Omni. Aber gerade hier scheint mir das amerikanische System dem bisherigen deutschen weit überlegen zu sein ("bisherigen" deshalb, weil sich bei uns da etwas zu ändern begonnen hat).

Wissenschaft muß - nach meiner Überzeugung - voraussetzungslos und wertfrei sein. Das ist ihre Grundlage und das Geheimnis ihres ungeheuren Erfolgs, der seit der Renaissance die Gesellschaft und unser Weltbild mehr transformiert hat als alle Handlungen der Mächtigen.

Aber wertfrei und voraussetzungslos - das heißt nicht, daß die Universitäten sich von der Gesellschaft abschotten, daß sie ihr gegenüber ein Eigenleben führen dürfen. Schließlich werden sie von der Gesellschaft finanziert - von uns Steuerzahlern in Deutschland, von Steuerzahlern und privaten Spendern in den USA - und haben die Pflicht, dafür eine Gegenleistung zu erbringen.

Das, was sie als Leistung anzubieten haben, ist das einzige, was sie können: Die Produktion von Wissen. Das ist ihre gesellschaftliche Verpflichtung; möglichst viel, möglichst umfassendes und natürlich neues Wissen zu produzieren.

Wozu braucht die Gesellschaft Wissen? Natürlich zur Mehrung des materiellen Wohlstands. Aber nicht nur. Wissen bedeutet auch Freiheit, es bedeutet auch Gerechtigkeit. Wissen bedeutet Aufklärung, und nur Aufklärung kann eine bessere Gesellschaft hervorbringen.

Die freie Gesellschaft, der demokratische Rechtsstaat, ist nicht nur in dem Sinn eine Wissensgesellschaft, daß Wissen und Können für die gesellschaftliche Stellung des Einzelnen entscheidend sind, und nicht mehr Geburt, Brutalität oder Schlitzohrigkeit. Sondern auch in dem Sinn, daß alles, was in dieser Gesellschaft gilt und geschieht, auf der Leistung von Wissenschaftlern beruht.

Wir leben unter einer Verfassung, die sich nicht auf herkömmliche Sitten gründet, sondern auf die Arbeit von Philosophen und Juristen. Wir gehen mit Kindern nicht so um, wie es die Uroma gelehrt hat, sondern wie es als Erkenntnis der Entwicklungspsychologie in die Gesellschaft hinein "diffundiert" ist, um Ihr Wort aufzugreifen, lieber Omni. Und so fort, man kann das in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein durchbuchstabieren.



Jetzt zurück zu der Frage, die Sie aufgeworfen haben: Welches Uni-System ermöglicht es besser, daß dieses ständig in den Unis produzierte Wissen seinen Weg in die Gesellschaft findet?

Dasjenige, denke ich, in dem die Verbindungen, die Verknüfungen zwischen Academia und dem Rest der Gesellschaft die engeren sind. Und dasjenige, in dem die Wissenschaftler das größere Interesse haben, in die Gesellschaft hineinzuwirken.

Als Professoren an staatlichen Unis haben Sie das nicht. Ich habe es erlebt, wie schon Ansätze zur Kooperation mit örtlichen Unternehmen von der Professorenschaft (und übrigens auch linken Studenten) bekämpft wurden. Wenn Linke von "gesellschaftlicher Relevanz der Wissenschaft" sprechen, dann meinen sie nicht, daß die in freier Forschung gewonnenen Erkenntnisse in die Gesellschaft hineinwirken, sondern daß die Forschung unter die Kontrolle einer in der Gesellschaft herrschenden Ideologie gebracht wird, also unfrei wird.

Wer als Wissenschaftler allgemeinverständlich publiziert, wer gar im TV Sendungen "für die Massen" macht, der hat in Academia keinen guten Ruf. Bis vor kurzem ging es in der deutschen Wissenschaft denen am besten, die sich am wenigsten um das kümmerten, was außerhalb der Unis geschieht.

Jetzt ändert sich das, wie gesagt, zum Teil; vor allem in unionsregierten Ländern. Die Unis werden aus der staatlichen Aufsicht entlassen und bekommen Verwaltungsräte, in denen auch Leute von außerhalb der Unis sitzen, so wie das anderswo schon immer der Fall war (Board of Governors).

Und vor allem müssen die Unis mehr Drittmittel einwerben. Dazu müssen sie sich nach außen hin darstellen, müssen zeigen, daß das Wissen, das sie anzubieten haben, ein wertvolles Gut ist.

Das ist erst ein Anfang. Die alten deutschen Unis waren zum Beispiel so gut wie nicht interessiert daran, die besten Studenten zu bekommen; sie nahmen halt, wen sie bekamen, und waren in den NC-Fächren froh, wenn es möglichst wenige waren.

Es gab null Interesse an guter Lehre. Jeder Professor, der Karriere machen wollte, war gut beraten, die Lehre schleifen zu lassen und stattdessen viel zu publizieren. Und zwar mit ausschließlich den Fachkollegen als Adressaten.

Staatliche Universitäten sind denkbar ungeeignet dafür, ihre Aufgabe gegenüber der Gesellschaft zu erfüllen. Das können freie, also private, also wesentlich von privaten Spendern finanzierte Unis ungleich besser.

Herzlich, Zettel

Libero Offline



Beiträge: 393

13.12.2008 09:50
#15 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Lieber Herr Zettel

zwei Anmerkungen

1. Recherchieren Sie, um das wievielfache die Studiengebühren in amerikanischen Universitäten im letzten Jahrzehnt schneller gestiegen sind als die Einkommen.
Antwort Um das vierfache
2. Zu der Feststellung das die besten Studenten genommen werden. Recherchieren Sie eine Artikelserie im Wallstreet-Journal. Ein Tip. Der Verfasser erhielt dafür den Pulitzerpreis
Das daraus entstandene Buch heisst The Price of Admission. Scheuen Sie sich nicht, es zu lesen.
Dann überdenken Sie noch einmal einige Aussagen Ihres Beitrages.

Sie sind ein gutgläubiger Mensch. Das macht Sie nicht unsympathisch, ganz im Gegenteil! Menschen sind keine Engel, sondern Menschen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie neigen zum Gut Böse Dualismus. Sind Sie Gnostiker?


Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.12.2008 10:57
#16 RE: Über Harvard und die Ivy League Antworten

Zitat von Libero
1. Recherchieren Sie, um das wievielfache die Studiengebühren in amerikanischen Universitäten im letzten Jahrzehnt schneller gestiegen sind als die Einkommen.
Antwort Um das vierfache

2. Zu der Feststellung das die besten Studenten genommen werden. Recherchieren Sie eine Artikelserie im Wallstreet-Journal. Ein Tip. Der Verfasser erhielt dafür den Pulitzerpreis
Das daraus entstandene Buch heisst The Price of Admission. Scheuen Sie sich nicht, es zu lesen.
Dann überdenken Sie noch einmal einige Aussagen Ihres Beitrages.

Vielen Dank, lieber Libero, für Ihr kleines Quiz.

Eine interessante Anregung. Ich bin a bisserl am Überlegen, was man am Forum ändern könnte, damit es mehr Diskussionen gibt, die nicht auf einen Artikel in ZR bezogen sind.

Vielleicht könnten solche Quizzes dazugehören, die von Mitgliedern beigesteuert werden?
Zitat von Libero
Sie sind ein gutgläubiger Mensch. Das macht Sie nicht unsympathisch, ganz im Gegenteil! Menschen sind keine Engel, sondern Menschen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie neigen zum Gut Böse Dualismus. Sind Sie Gnostiker?

Ob ich zum Dualismus neige, lieber Libero - darüber muß ich mal nachdenken. Vielleicht stimmt es in dem Sinn, daß ich mich ziemlich heftig über Dummheit und Lügen ärgern kann.

Gutgläubig - nein, da muß ich Sie enttäuschen. Ich bin ein alter Skeptiker, und vor das "Gnostiker" setzen Sie bitte ein Alpha Privativum.

Herzlich, Zettel

PS: Ich habe gefreut, wieder mal was von Ihnen zu lesen. Ich war schon a bisserl enttäuscht, daß Ihre letzte Besuchszeit so schnell wieder zu Ende gegangen war.


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