Bei Artikeln wie diesem fällt mir oft die Entscheidung schwer, ob ich das Thema als "Meckerecke" behandeln soll oder als Teil dieser Serie.
Eine Regierung, die gerade erst eine Verschärfung der Verpackungsverordnung beschlossen hat, damit auch ja nichts weggeworfen wird, was noch verwertet werden kann - dieselbe Regierung beschließt jetzt, ohne mit der Wimper zu zucken, einen kräftigen finanziellen Anreiz dafür, daß wir unser Auto verschrotten lassen, wenn es mindestens neun Jahre alt ist. Egal, wie gut es noch ist.
Wenn man sich überlegt, wie Politiker für ihre wichtige Aufgabe selektiert werden, muss man sich nicht wundern. Die einzige Voraussetzung, an einen staatswichtigen politischen Posten zu kommen, ist die Zugehörigkeit zu einer Partei. Man ist also gezwungen, sich mit Parteiideologien zu identifizieren und sie - auch gegen jede Vernunft - zu vertreten. Und wo einmal Vernunft aufkommen könnte, wird sie von Indoktrination und Ideologiegläubigkeit erstickt. Irgendwelche anderen Qualifikationen sind nicht gefragt. Um nur ein Beispiel zu nennen (ich kenne leider nur wenige Namen in der deutschen Politik, da ich nicht in D lebe): Welche Qualifikationen bringen eine Ypsilanti oder ein Gysi in die Politik ein, die sie befähigen würden, ökonomisch-ökologische Entscheidungen zu beurteilen oder zu treffen? Mehr als Parteiparolen können sie nicht anführen.
Lineares Denken beherrscht unsere Politiker genauso wie ihr fester Glaube, den Stein der Weisen verschluckt zu haben.
Zum Thema Abwracken: Nicht nur Werte werden zerstört, auch Rohstoffe, Energien werden verbraucht, zusätzliches CO2 wird produziert, weit mehr als mit moderneren Fahrzeugen eingespart werden kann. Die ach so hochgepriese Umweltpolitik Europas hat sich ja inzwischen als heisse Blase erwiesen, die sich nur in einer finanziell gut gestellten Wirtschaft überhaupt realisieren lässt, indem der Staat Geld abschöpft. Damit ist die Behauptung, dass Umweltpolitik die Wirtschaft ankurbelt und keine negativen Auswirkungen hat, ad absurdum geführt. Alle europäischen Staaten krebsen zurück.
nehmen Sie mir es nicht übel, aber ich halte ihre Empörung für beckmesserisch. Die Globalisierung hat dazu geführt, daß die Welt mit kurzlebigen Kleidungsstücken, weißer Ware, Konsumelektronik und Hardware geflutet wird, deren niedrige Preise eine Wartung und Werterhaltung weder lohnen noch angesichts der Produktqualität rechtfertigen. Aber es liegt nicht nur an der mangelnden Qualität. Selbst hochwertige funktionsfähige Geräte, zum Beispiel Rechner, Bildschirme, Scanner, Drucker, müssen verschrottet werden, weil sie Schwierigkeiten haben, sie in aktuellen Rechnerumgebungen einzubinden. Das kann man mit einm Rechner in den Griff bekommen, aber die meisten Menschen sind denkfaul und werfen anstatt ihrer Dummheit die Geräte weg
Eine exzellente Kreislaufwirtschaft, die eine verlustarme Rückführung aller Wertstoffe ermöglicht, ist erst im Werden. Das ist bei den meisten Wertstoffe unproblematisch, es gibt aber einige kritische Werkstoffe, wo wir uns eine Vereinzelung nicht leisten können. Geschweige den, daß bei der Konstruktion eine Wiederverwertung berücksichtigt wird. Nur so ein simples Beispiel. Sintereisen mit Kupfer imprägniert. Optimal für die Verwendung, katastrophal für die Wiederverwendung. Das können sie nur noch als Guß oder Sintermetall wiederverwenden, aber nicht mehr als Schrott für die Stahlerzeugung.
Zitat von vivendiZum Thema Abwracken: Nicht nur Werte werden zerstört, auch Rohstoffe, Energien werden verbraucht, zusätzliches CO2 wird produziert, weit mehr als mit moderneren Fahrzeugen eingespart werden kann.
Stimmt, liebe Vivendi. Aber wenn es um die Vernichtung des Satan geht, muß man halt mit Rauch und Feuer rechnen.
Zitat von vivendiDie ach so hochgepriese Umweltpolitik Europas hat sich ja inzwischen als heisse Blase erwiesen, die sich nur in einer finanziell gut gestellten Wirtschaft überhaupt realisieren lässt, indem der Staat Geld abschöpft. Damit ist die Behauptung, dass Umweltpolitik die Wirtschaft ankurbelt und keine negativen Auswirkungen hat, ad absurdum geführt. Alle europäischen Staaten krebsen zurück.
Man wird die jetzt verantwortlichen Generationen einmal fragen: Wie konntet ihr diesen Unfug nur zulassen oder sogar fördern? Und dann werden, sie alt geworden, mit dem Haupt wackeln und sagen: Ach, Kinder, das könnt ihr nicht beurteilen, wenn ihr es nicht miterlebt habt.
Jüngst las ich in der Asia Times einen wunderschönen Beitrag, weniger speziell zum Thema Ökologismus, als vielmehr über das Phenomen von erwachsenen Menschen in der gesamten westlichen Zivilisation, die sich diesem und anderen Religionssubstituten hingeben. Ich möchte ihn an dieser Stelle teilen und empfehle es zur Lektüre, auch wenn er recht weitläufig ist und nur teilweise mit dem Thema zu tun hat.
Zitat von Liberonehmen Sie mir es nicht übel, aber ich halte ihre Empörung für beckmesserisch.
Beckmesserisch? Ich will ja nicht beckmessern, lieber Libero, aber Beckmesserei ist das sicher nicht. Also nicht das kleinliche Beharren darauf, daß irgendwelche formalen Regeln befolgt werden. (Übrigens habe ich bei Friedell gerade letzte Nacht viel Kluges über dieses 15./16. Jahrhundert gelesen, diese Mischung aus Derbheit und Biedersinn. Das hat Wagner wohl ganz gut getroffen).
Zitat von LiberoDie Globalisierung hat dazu geführt, daß die Welt mit kurzlebigen Kleidungsstücken, weißer Ware, Konsumelektronik und Hardware geflutet wird, deren niedrige Preise eine Wartung und Werterhaltung weder lohnen noch angesichts der Produktqualität rechtfertigen.
Ja, das stimmt. Es liegt vor allem auch daran, daß Reparaturarbeit derart teuer geworden ist, daß es oft billiger ist, ein neues Gerät zu kaufen. Unsere Spülmaschine leckte kürzlich. Für die Reparatur haben wir ungefähr halb so viel bezahlt, wie eine neue gekostet hätte.
Zitat von LiberoAber es liegt nicht nur an der mangelnden Qualität. Selbst hochwertige funktionsfähige Geräte, zum Beispiel Rechner, Bildschirme, Scanner, Drucker, müssen verschrottet werden, weil sie Schwierigkeiten haben, sie in aktuellen Rechnerumgebungen einzubinden. Das kann man mit einm Rechner in den Griff bekommen, aber die meisten Menschen sind denkfaul und werfen anstatt ihrer Dummheit die Geräte weg.
Marx hat das "moralischen Verschleiß" genannt. Einer der ersten Artikel in ZR war ein Essay zu diesem Thema.
Zitat von LiberoEine exzellente Kreislaufwirtschaft, die eine verlustarme Rückführung aller Wertstoffe ermöglicht, ist erst im Werden. Das ist bei den meisten Wertstoffe unproblematisch, es gibt aber einige kritische Werkstoffe, wo wir uns eine Vereinzelung nicht leisten können. Geschweige den, daß bei der Konstruktion eine Wiederverwertung berücksichtigt wird. Nur so ein simples Beispiel. Sintereisen mit Kupfer imprägniert. Optimal für die Verwendung, katastrophal für die Wiederverwendung. Das können sie nur noch als Guß oder Sintermetall wiederverwenden, aber nicht mehr als Schrott für die Stahlerzeugung.
Wieder was gelernt.
Ich sehe in dem, was Sie schreiben, lieber Libero, nur keine Kritik an meinem Artikel (oder meinten Sie "Beckmesserei" gar nicht als Kritik?). Denn das alles rechtfertigt doch in keiner Weise, daß unsere Regierung unsere Steuern dafür verwendet, Anreize dafür zu schaffen, daß wir fahrtüchtige Autos verschrotten.
Eine exzellente Kreiswirtschaft, eine verlustarme Rückführung der Wertstoffe ... auf wessen Kosten und mit welchem Erfolg? Da gibt es noch einiges zu tun ... http://current.com/items/76355482/toxic_villages.htm
Dank der Globalisierung haben wir unseren Lebensstandard verbessert und gleichzeitig Entwicklungsländern zur Entwicklung verholfen, ihnen Arbeit und Technologie verschafft. Wir wollen doch nicht so eigennützig sein und nur uns ein besseres Leben gönnen? In Kyoto-Gesprächen wird ja immer wieder gefordert, Entwicklungsländern Zugang zu modernen Technologien zu ermöglichen, weil sie damit weniger CO2 emittieren und trotzdem ihre Lebensbedingungen verbesssern können.
PS für Zettel: "vivendi" ist männlich, aber das hat auf die Diskussion keinen Einfluss, weil man das ja nicht sieht .
Zitat von vivendiPS für Zettel: "vivendi" ist männlich, aber das hat auf die Diskussion keinen Einfluss, weil man das ja nicht sieht .
Ich habe Sie bisher auch für männlich gehalten, lieberrrr Vivendi (heißen Sie nicht Modus mit Vornamen? ), nur beim r vorhin offenbar nicht fest genug auf die Tastatur gehauen.
Ich frage mich, warum die Abwrackprämie keine Gerechtigkeitsdiskussion anstößt. Profitieren können nur diejenigen, die sich einen Neuwagen leisten können. Und verlieren diejenigen, die sich nur ein 10 Jahre altes Auto leisten können, das Sie jetzt aber nicht bekommen, weil es verschrottet und nicht verkauft wird. Sonst ist man doch immer schnell dabei Ungerechtigkeiten zu erkennen.
Zitat von HajoJüngst las ich in der Asia Times einen wunderschönen Beitrag, weniger speziell zum Thema Ökologismus, als vielmehr über das Phenomen von erwachsenen Menschen in der gesamten westlichen Zivilisation, die sich diesem und anderen Religionssubstituten hingeben. Ich möchte ihn an dieser Stelle teilen und empfehle es zur Lektüre, auch wenn er recht weitläufig ist und nur teilweise mit dem Thema zu tun hat. http://www.atimes.com/atimes/Front_Page/KA06Aa01.html
Hat nicht jemand (Libero?) kürzlich erwähnt, daß er "Spengler" häufiger liest als den alten Oswald Spengler?
Ich habe ihn auch gelegentlich gelesen und finde ihn, wie Sie, lieber Hajo, sehr anregend. Freilich auch diese apodiktische Art, mit der er seine kühnen Thesen vertritt, a bisserl irritierend.
In der jetzigen Kolumne geht es ja sozusagen um das, worüber sein Namensgeber sein Lebenswerk verfaßt hat. Sterben wir Europäer aus, geht das Abendland also unter, weil uns der Lebenswille fehlt?
Vielleicht, ich weiß es nicht. Frankreich galt in den zwanziger, dreißiger Jahren als eine aussterbende Nation. Heute hat es eine der höchsten Geburtenraten Europas. Und nicht nur dank der Einwanderer.
Spengler sieht als die drei stabilen Kulturen die chinesische, die indische, die US-amerikanische an:
Zitat von Spengler Half of the world's population now lives in three supra-ethnic states, that is, states in which citizenship has no ethnic connotation. These are China, India and the United States. The three great supra-ethnic states are internally stable and have little cause for conflict anywhere on their borders, let alone with each other.
Supra-ethnisch sind alle drei in dem Sinn, daß sie jeder viele Sub-Kulturen umfaßt. Aber zugleich sind sie alle drei Nationalstaaten, in denen es eine natinale Kultur gibt, die das überwölbt.
Vielleicht macht das ihrer Stärke aus - daß sie die richtige Balance zwischen Vielfalt und Zusammenhalt halten?
Vielen Dank jedenfalls, lieber Hajo, für den Hinweis auf diesen interessanten und provokativen Artikel; vielleicht ergibt sich ja dazu hier eine Diskussion.
Zitat von dirkIch frage mich, warum die Abwrackprämie keine Gerechtigkeitsdiskussion anstößt. Profitieren können nur diejenigen, die sich einen Neuwagen leisten können. Und verlieren diejenigen, die sich nur ein 10 Jahre altes Auto leisten können, das Sie jetzt aber nicht bekommen, weil es verschrottet und nicht verkauft wird. Sonst ist man doch immer schnell dabei Ungerechtigkeiten zu erkennen.
Stimmt - daß damit der Markt für preiswerte Altautos geräumt wird, ist ein weiterer Aspekt. Auch einer, an den ich noch gar nicht gedacht hatte.
Die Antwort auf ihre Frage, liebe Dirk, ist allerdings einfach: Wenn es um die Rettung der Welt geht, dann zählen alle derartigen kleinkarierten Fragen nicht. Wer sich keinen Neuwagen leisten kann, der soll eben Fahrrad fahren.
Herzlich, Zettel
Calimero
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17.01.2009 14:20
#13 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (14): Die "Abwrackprämie"
Interessant wird auch sein, um wieviel unser Altautobestand "anwächst", falls diese Prämie ausgezahlt wird. Da gibt es bestimmt einige Wracks jenseits der Grenzen, die zum "Verkauf" noch nach Deutschland rollen können. ;-) Richtig "organisiert" könnte das ein nettes Geschäftsmodell werden.
Es ging mir in kürzester Kurzform um das Folgende:
Spengler sieht in dem Wunsch nach Kindern das Streben danach den eigenen Tod zu überkommen, um so nach dem Ableben weiterzuexistieren. In Abwesenheit von Kindern scheinen sich viele darauf zu beschränken dies in Form einer sauberen zu erreichen.
Es ging mir in der Hauptsache um diesen Gedanken "Teil des Großen Ganzen" zu sein in Korrespondenz mit der Sterblichkeit. Ich hoffe ich habe da auch den richtigen Artikel von Spengler verlinkt.
Zitat von CalimeroInteressant wird auch sein, um wieviel unser Altautobestand "anwächst", falls diese Prämie ausgezahlt wird. Da gibt es bestimmt einige Wracks jenseits der Grenzen, die zum "Verkauf" noch nach Deutschland rollen können. ;-)
Man versucht dem dadurch vorzubeugen, daß der "Begünstigtenkreis" (so heißt das) sind: "Natürliche Personen, die zuletzt das Altfahrzeug über die Dauer von mindestens einem Jahr auf ihren Namen in Deutschland zugelassen hatten. Entscheidend ist die Personenidentität zwischen Altfahrzeughalter und dem Zulasser des Neu- oder Jahreswagens".
Allerdings scheinen die Bürokraten dem Braten doch nicht so ganz zu trauen: "Durch entsprechende Ausformulierung der Förderrichtlinie ist der Missbrauchsanfälligkeit vorzubeugen bei gleichzeitiger Sicherstellung eines möglichst unbürokratischen und schnellen Verfahrens". (Beides aus der verlinkten Pressemitteilung).
Wir haben ja in einem anderen Thread eine kleine Diskussion über die möglichen Zusammenhänge zwischen Sprache und Denken. Wie mag jemand denken, er so schreibt?
Zitat von HajoSpengler sieht in dem Wunsch nach Kindern das Streben danach den eigenen Tod zu überkommen, um so nach dem Ableben weiterzuexistieren.
Aber er sieht das ja nicht als hinreichend an, lieber Hajo. Sondern er meint, es bedürfe dazu der Kultur (im Sinn von Oswald Spengler, also englisch civilization):
Zitat von SpenglerCivilizations exist because men wish to overcome death, and have learned that ties of blood and language are not sufficient to win immortality. They require a form of social organization that rises above mere ethnicity, that promises a higher form of continuity between the dead and the yet unborn. But supplanting the ties of blood and language is a daunting task at which most civilizations ultimately fail.
Ich finde den Gedanken schon ganz interessant: Daß die eigene Sterblichkeit gewissermaßen aufgehoben, jedenfalls erträglicher gemacht wird, wenn man sich nicht nur als Teil einer Familienkette wahrnimmt, sondern als Glied einer Kultur.
Was vielleicht ja nicht nur die Aussicht, sterben zu müssen, erträglicher macht, sondern auch die Bereitschaft dazu. Bis hin zu "Heldentum" aller Art, bis zum Selbstmord-Attentat.
Herzlich, Zettel
PS: "überkommen" ist ein interessanter Anglizismus.
RexCramer
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17.01.2009 15:28
#17 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (14): Die "Abwrackprämie"
Zitat von dirkIch frage mich, warum die Abwrackprämie keine Gerechtigkeitsdiskussion anstößt. Profitieren können nur diejenigen, die sich einen Neuwagen leisten können. Und verlieren diejenigen, die sich nur ein 10 Jahre altes Auto leisten können, das Sie jetzt aber nicht bekommen, weil es verschrottet und nicht verkauft wird. Sonst ist man doch immer schnell dabei Ungerechtigkeiten zu erkennen.
das könnte man noch beliebig weitertreiben: Warum soll derjenige, der einen neunjährigen Garagenwagen hat mit erst vergleichsweise wenigen Kilometern runter, der immer bestens gepflegt, mit Partikelfilter usw. ausgerüstet wurde, eine Verschrottungsprämie erhalten, aber jemand, der eine 8 Jahre alte, völlig ausgeluschte Karre fährt, damit weiter unterwegs sein? (Möglicherweise stellt der zweite Fahrer aufgrund des Zustandes auch ein viel größeres Risko dar?!) Was ist mit Leuten, die gar kein Auto haben, wie bspw. Fahranfänger? Wer sich nur ein neues Auto kauft, bekommt nichts, aber wer zusätzlich einen Haufen Schrott produziert, wird unterstützt? Warum nicht auch den Kauf bezuschussen von Autos, die z. B. 2, 3, 4 oder 5 Jahre alt sind? Steigt hier die Nachfrage, dann auch die Preise, was sich wiederum positiv auf den Kauf von Neu- und Jahreswagen auswirkt. Stattdessen bekommt Geld, wer sowieso schon viel Geld hat und sich ein neues Auto leisten kann, was andere nicht können?
Es ist wie immer: Staatliche Planer können nicht besser wissen, was für den einzelnen Bürger vernünftig ist! Daraus resultieren die ganzen Widersprüche solch pauschaler Maßnahmen.
Warum keine Ungerechtigkeitsdebatte entsteht, liegt möglicherweise daran, daß diejenigen, die diese üblicherweise vom Zaun brechen und hinter jedem Baum Ungerechtigkeit entdecken, den Mist hier mit verzapft haben.
MfG
RexCramer
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17.01.2009 15:31
#18 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (14): Die "Abwrackprämie"
Zitat von CalimeroInteressant wird auch sein, um wieviel unser Altautobestand "anwächst", falls diese Prämie ausgezahlt wird. Da gibt es bestimmt einige Wracks jenseits der Grenzen, die zum "Verkauf" noch nach Deutschland rollen können. ;-) Richtig "organisiert" könnte das ein nettes Geschäftsmodell werden. Nur so ein Gedanke. Herzlich, Calimero
dem zweiten Teil Ihres Artikels stimme ich voll zu, denn es ist in der Tat der reinste Wahnsinn. Ich habe sogar noch einen "besseren" Vorschlag, um zu verhindern, daß Nachfrage allzu stark in ausländische Produkte geht: Wir evakuieren irgendeine Stadt vorzugsweise irgendwo in der Mitte des Landes, möglichst nicht in der Nähe einer Grenze, um sie dann von der Luftwaffe in Schutt und Asche legen zu lassen. Das hälfe unserer Bauindustrie und wäre ein prima Konjunkturprogramm!
In Antwort auf:Und das ist der Skandal.
Dem möchte ich widersprechen, denn meiner Ansicht nach ist nicht die Kombination mit der Verschrottung, sondern diese "Ankurbelung der Konjunktur" an sich der Skandal! Bis jetzt gibt es keinen Nachweis, daß solch eine Politik jemals zu nachhaltig gewünschten Ergebnissen geführt hätte. Weil "besondere Situationen besondere Maßnahmen erfordern" o. ä., jetzt zu "klotzen statt zu kleckern" mit einer Politik, mit der man immer nur gescheitert ist, soll nun helfen? Warum?
In Antwort auf:Die Automobilindustrie ist bekanntlich eine Schlüsselindustrie. Es ist also eine gute Idee, der Rezession dadurch zu begegnen, daß man Anreize dafür schafft, ein neues Auto zu kaufen.
Es ist vor allem deshalb sinnvoll, weil man dadurch weniger die Kaufentscheidung als solche beeinflußt, als vielmehr ihren Zeitpunkt.
Irgendwann steht (fast) jeder Besitzer eines Autos vor der Entscheidung, ob der Zeitpunkt gekommen ist, sein aktuelles Auto gegen ein neues zu tauschen. Man beobachtet die Kosten für Reparaturen, man wägt ab, wie der Markt für Gebraucht- und für Neuautos sich entwickelt; man verfolgt, welche neuen Modelle auf den Markt kommen usw.
Wenn nun viele Leute dazu veranlaßt werden, ein neues Auto früher zu kaufen, als sie es ursprünglich geplant hatten, meinen Sie dann nicht auch, daß diese zusätzliche Nachfrage damit erkauft wird, daß in den folgenden Jahren Nachfrage entfällt? Warum sollte jemand, der sich dieses Jahr ein neues Auto kauft, sich im nächsten oder übernächsten Jahr noch eins kaufen, so wie er es eigentlich wollte, da er doch den Kauf nur vorgezogen hat? Sie sagen es selbst: "Es ist vor allem deshalb sinnvoll, weil man dadurch weniger die Kaufentscheidung als solche beeinflußt, als vielmehr ihren Zeitpunkt." Es wird also lediglich der Zeitpunkt verschoben. Die Frage bleibt, warum das sinnvoll sein sollte? Die Konjunktur ist die Abweichung vom Trend. Man setzt Anreize, um jetzt Nachfrage zu generieren, die aber nur zeitlich verschoben wird. Dann bricht die Nachfrage eben später weg, aber was machen wir dann? Neuere Autos statt neunjährige verschrotten? Werden durch solche Maßnahmen Konjunkturschwankungen geglättet oder erst hervorgerufen bzw. verstärkt? Ich habe hier sehr das Gefühl, daß dadurch ein politischer Konjunkturzyklus (weiter) angestoßen wird.
In Antwort auf:So weit, so gut. So bestens. So weit geht es um Konjunkturpolitik.
Ist es wirklich bis hier "bestens"? Konjunkturzyklen und damit auch die Krise gehören zur Marktwirtschaft dazu. Es handelt sich nicht um einen Systemfehler. Joseph A. Schumpeter nannte das "Creative Destruction" oder auch "schöpferische Zerstörung", wie man hier und hier nachlesen kann. Ein wesentlicher Grund für die Finanzkrise ist doch, daß vorherige Krisen immer wieder mit Gewalt verschleppt wurden, mit Konjunkturprogrammen und gigantischen Notenbankinterventionen bekämpft wurden, weil Politiker meinten, sie müßten unbedingt was tun, egal was. Daher kommen die gewaltigen Schuldenberge. Wenn man aber Korrekturen durch den Markt immer wieder behindert bzw. verhindert, ist es kein Wunder, daß sich Probleme auftürmen. Irgendwann kommt das dicke Ende.
Dementsprechend kann ich ihrem Artikel insgesamt nicht zustimmen, in dem Sie sagen, es sei "eine gute Idee, der Rezession dadurch zu begegnen, daß man Anreize dafür schafft, ein neues Auto zu kaufen". Mir ist klar, daß Ihr Punkt eigentlich die Ausgestaltung dieser Maßnahme ist, aber trotzdem kann ich es nicht gutheißen, daß Konjunkturpolitik für sich als unkritisch bzw. sogar "sinnvoll" dargestellt wird.
Ich bin allerdings keineswegs ein Freund davon, aufgrund meiner Ablehnung irgendwelcher Nachfrageprogramme, stattdessen die Hände in den Schoß zu legen. Was wir vor allem brauchen, ist die Behebung der massiven strukturellen Probleme, die Deutschland hat. Kein einziges System, ob wir über Steuern, Gesundheit, den Arbeitsmarkt, Bürokratie aller Art usw. sprechen, ist auch nur annähernd vernünftig und effizient organisiert. Keine einzige gute Reform bekommt unsere Regierung auf die Reihe. Selbst bei einer so lächerlichen Sache wie der Änderung der Kfz-Steuer, wo sich im Prinzip alle einig sind, bewegt sich nichts. Jetzt eine große Steuerreform durchzuziehen und da die Milliarden reinzustecken, das wäre was! Wir benötigen vor allem die Lösung von Problemen! Aber zu glauben, es würde sich was verbessern, wenn nun unsere Politiker, die sonst schon nichts auf die Reihe bringen, noch mehr Geld ausgeben, das sie nicht haben, wird sich als Irrtum rausstellen. Die Quittung kommt mit Sicherheit.
Zitat von CalimeroInteressant wird auch sein, um wieviel unser Altautobestand "anwächst", falls diese Prämie ausgezahlt wird. Da gibt es bestimmt einige Wracks jenseits der Grenzen, die zum "Verkauf" noch nach Deutschland rollen können. ;-) Richtig "organisiert" könnte das ein nettes Geschäftsmodell werden. Nur so ein Gedanke. Herzlich, Calimero
Vielen Dank für den Link, lieber RexCramer! Ich habe meinerseits a bisserl abgezockt und ihn für einen Nachtrag zu dem Artikel in ZR verwendet; mit Dank an Sie.
Zitat von RexCramerWarum keine Ungerechtigkeitsdebatte entsteht, liegt möglicherweise daran, daß diejenigen, die diese üblicherweise vom Zaun brechen und hinter jedem Baum Ungerechtigkeit entdecken, den Mist hier mit verzapft haben.
Lieber RexCramer,
was diese Leute noch so in Petto haben kann man hier nachlesen:
Zitat von
In Antwort auf:WeltOnline "Es ist nur ein Naturschutzgesetz, aber durch den deutschen Gründlichkeitswahn wird es ad absurdum geführt: Wer in München einen Hamburger Baum pflanzt, könnte sich bald strafbar machen, denn Deutschland soll in neun Pflanzenstaaten aufgeteilte werden. WELT ONLINE hat mit einem Betroffenen gesprochen.
Ich bewundere ja irgendwo die stille Kreativität des Wahnsinns, die da in tausenden Amtsstuben wirkt!
Wie lustig. Überhaupt erinnert die Politik so manchesmal an die Artamanen Gleich nach meiner Entlassung aus dem Zuchthaus nahm ich Verbindung mit den „Artamanen" auf. Dieser Bund und sein Ziel war mir schon während der Strafverbüßung durch das Schrifttum bekanntgeworden, und ich habe mich damit eingehend beschäftigt. Es war dies eine Gemeinschaft junger, volksbewußter Menschen, Jungen und Mädel, aus der Jugendbewegung aller national denkender Parteirichtungen hervorgegangen, die aus dem ungesunden, zersetzenden und oberflächlichen Leben der Städte, besonders der Großstädte heraus zu einer gesunden, harten, aber naturgemäßen Lebensweise auf dem Lande zurückfinden wollten. Sie verschmähten Alkohol und Nikotin, ja alles, was einer gesunden Entwicklung des Geistes und des Körpers nicht dienlich ist. Die Zeit
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