Der Abschiedsbrief ist (bisher) nicht bekannt. Ob in ihm die wahren Motive stehen, wird man nie wissen. Aber das Klima, in dem Adolf Merckle sich das Leben nahm, läßt sich dokumentieren: Die Schwierigkeiten seiner Unternehmen waren Anlaß für Häme, Beleidigungen, Herabwürdigung.
So, wie das eben im Deutschland des Jahres 2009 ist, wo es schon genügt, reich zu sein und ein Unternehmer, um zum Abschuß freigegeben zu sein.
Peter Sodann wäre kein würdiger Bundespräsident; ein repräsentativer schon.
Ich habe in meinem blog wohl auch zunächst auf Stammtischtischebene auf die Meldung von seinem Tod reagiert. Ihre Analyse ist zwar zutreffend, aber mir fällt die Vorstellung schwer, daß dieses Klima auch nur in sehr geringem Maße mit ursächlich für seine Entscheidung gewesen sein könnte. Als "leidenschaftlicher Familienunternehmer" hatte Merckle Verantwortung, der er sich mit seinem Selbstmord nun entzog.
Keine Ahnung, ob die ööfentliche Stimmung Mitursache war. Das wäre Spekulation, fernliegend ist es jedenfalls nicht. Aber auf diese tragische Art und Weise wird er (hoffentlich) als Mensch gesehen, was in den vergangenen Wochen nicht der Fall war.
Ich weiß nicht ob der Mann, wie es ihm im SZ-Artikel die schwäbischen zitierten Unternehmer unterstellen, vor allem mit Finanztricksereien reich geworden ist. Aber in jedem Fall kann ich mir vorstellen, dass die sich die Hände gerieben haben, dass der reiche unbeliebte Nachbar endlich auch mal "richtig tief in der Scheiße sitzt". Und dass sich linke Kommentatoren nicht verkneifen können, so eine Geschichte gleich wieder für ihre Argumentation zu instrumentalisieren, ist auch klar. Aber was mich an Ihrem Artikel stört ist die unausgesprochene Andeutung, dass der Mann sich wegen des von Ihnen postulierten "gesellschaftlichen Klimas" umgebracht hat. In der biblischen Erzählung des Einzugs Jesus in Jerusalem empfangen die Bewohner ihn mit Palmwedeln und breiten ihre Kleider auf der Straße für ihn aus, nur um ihn schließlich, als er gedemütigt vor dem Volk steht, zu verspotten. Deshalb: Ich kenne den Mann nicht, aber ich empfinde es als ebenso unangemessen ihn zum "Märtyrer des freien Unternehmertums" zu stilisieren, wie ihn als "Zocker-Milliardär" zu bezeichnen.
Zitat von MPHIhre Analyse ist zwar zutreffend, aber mir fällt die Vorstellung schwer, daß dieses Klima auch nur in sehr geringem Maße mit ursächlich für seine Entscheidung gewesen sein könnte.
Darüber kann man in der Tat nur spekulieren, lieber MPH.
Mir erscheint ein Zusammenhang naheliegend. Selbstmord aufgrund eines wirtschaftlichen Absturzes ist ja keine Seltenheit. Dabei spielt sehr oft der Verlust an Ansehen, an Reputation eine größere Rolle als der finanzielle Aspekt als solcher.
Merckle wäre sicher nicht zum Sozialhilfeempfänger geworden. Aber er wurde innerhalb weniger Wochen von einem der angesehendsten Unternehmer zu jemandem, über den jeder Schmock seine Häme ausgießen durfte. - Aber ich mag mich irren; wer will "das" Motiv für einen Freitod ermitteln?
Zitat von MPHAls "leidenschaftlicher Familienunternehmer" hatte Merckle Verantwortung, der er sich mit seinem Selbstmord nun entzog.
Jeder, der sich das Leben nimmt, entzieht sich einer Verantwortung. Mindestens derjenigen für sich selbst. Wer das tut, der weiß nicht mehr weiter. Ich habe nie verstanden, wie man das jemandem nachträglich verübeln kann.
Hätte er einen Auweg gesehen, dann hätte er sich ja nicht das Leben genommen.
Herzlich, Zettel
PS: Ich habe, als Sie Ihren Blog erwähnten, erst die Adresse aufsuchen müssen. Was würden Sie davon halten, Sie hier in einer Signatur zu verlinken, so wie es zB Califax und Rainer tun?
Zitat von dirkAber auf diese tragische Art und Weise wird er (hoffentlich) als Mensch gesehen, was in den vergangenen Wochen nicht der Fall war.
Wer reich ist, wer Unternehmer ist, der wird ja in den meisten unserer Medien sozusagen wesensmäßig nicht mehr als Mensch gesehen. Er ist doch reich!
Ich bin oft deprimiert, lieber Dirk, wie weit dieses manichäische, klassenkämpferische Weltbild aus der extremen Linken (auch der extremen Rechten) inzwischen in die Mitte vorgedrungen ist. Das ist mir an Merckle wieder deutlich geworden.
Man wird nicht nachweisen können, daß sein Freitod etwas mit dem Kesseltreiben gegen ihn zu tun hatte. Für wahrscheinlich halte ich das; ich habe es gerade in meiner Antwort an MPH geschrieben.
Zitat von OmniDeshalb: Ich kenne den Mann nicht, aber ich empfinde es als ebenso unangemessen ihn zum "Märtyrer des freien Unternehmertums" zu stilisieren, wie ihn als "Zocker-Milliardär" zu bezeichnen.
In Antwort auf: Ich bin oft deprimiert, lieber Dirk, wie weit dieses manichäische, klassenkämpferische Weltbild aus der extremen Linken (auch der extremen Rechten) inzwischen in die Mitte vorgedrungen ist
Muss man wirklich den Klassenkampf bemühen um zu deuten, wieso der Absturz nicht Mitleid sondern Häme produziert? Wenn der Klassenprimus ne Sechs schreibt, freuen sich auch einige seiner Mitschüler. Ist das eine Frage der Kultur oder ein universelles menschliches Phänomen?
In Antwort auf:Wer reich ist, wer Unternehmer ist, der wird ja in den meisten unserer Medien sozusagen wesensmäßig nicht mehr als Mensch gesehen. Er ist doch reich!
In der Tat. Es ist dieses manchmal ausgesprochene, manchmal unausgesprochene "Man muss kein Mitgefühl mit XY haben, denn er hat viel Gold / hat sich den Jon selber ausgesucht".
Aber doch, ich habe Mitleid mit Menschen wenn sie am Pranger stehen, wenn sie öffentliche Verachtung ernten oder wenn sie für große Leistungen keine Anerkennung bekommen (die sie sogerne hätten). Das ist in diesem Falle Herr Merckle, das kann aber auch Herr Ackermann sein. Ganz sicher dazu gehört Lukas Podolski über dessen angebliche Dummheit viele Witze gemacht werden (als ob die anderen schlauer sind, sie können nur nicht so gut Fussball spielen) oder die deutschen Schwimmerin bei Olympia 2000 (Name =?) die, kaum aus dem Wasser, von ihrem eigenen Resultat enttäuscht ein Mikrofon vor die Nase gehalten bekommt mit der sinngemäßen Frage "Das war aber jetzt eine Scheiß Leistung, wie rechtfertigen Sie sich dafür?".
Zitat von OmniMuss man wirklich den Klassenkampf bemühen um zu deuten, wieso der Absturz nicht Mitleid sondern Häme produziert? Wenn der Klassenprimus ne Sechs schreibt, freuen sich auch einige seiner Mitschüler. Ist das eine Frage der Kultur oder ein universelles menschliches Phänomen?
Bei mir erzeugt so etwas Mitleid; es sei denn, es trifft einen Verbrecher wie Saddam Hussein.
Vielleicht fehlt mir das universelle menschliche Phänomen?
Aber im Ernst: Neid ist sicherlich ein biologisch verankertes Motiv. Er ist ja bei Primaten ein Motor des Aufstiegs in der Rangordnung; vielleicht auch ein Korrektiv gegenüber denen, die sich nicht an soziale Regeln halten.
Aber erstens ist der Neid - wie alle Motive - interindividuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei mir offenbar gering.
Zweitens sind die Inhalte, die Objekte des Neids sozial geprägt. Daß Juden bevorzugt Gegenstände des Neids sind, liegt nicht in dessen Biologie begründet. Daß er sich überhaupt auf gesellschaftliche Gruppen richtet, ist nicht in dessen Biologie begründet. Ebenso könnte er sich auf den Nachbarn richten, der ein hübsches Mädchen geheiratet hat, oder auf den Kollegen, der befördert wurde.
Der Neid auf "die Reichen" ist ein gesellschaftliches Phänomen. Und als solches ist er in den vergangenen beiden Jahrzehnten - eben seit der Wiedervereinigung - in Deutschland gewaltig gewachsen. Das Schlagwort von der Neidgesellschaft enthält, lieber Omni, leider viel Wahrheit.
Zitat von Zettel Zweitens sind die Inhalte, die Objekte des Neids sozial geprägt. Daß Juden bevorzugt Gegenstände des Neids sind, liegt nicht in dessen Biologie begründet. Daß er sich überhaupt auf gesellschaftliche Gruppen richtet, ist nicht in dessen Biologie begründet. Ebenso könnte er sich auf den Nachbarn richten, der ein hübsches Mädchen geheiratet hat, oder auf den Kollegen, der befördert wurde.
Der Neid auf "die Reichen" ist ein gesellschaftliches Phänomen. Und als solches ist er in den vergangenen beiden Jahrzehnten - eben seit der Wiedervereinigung - in Deutschland gewaltig gewachsen. Das Schlagwort von der Neidgesellschaft enthält, lieber Omni, leider viel Wahrheit.
Der Kollege, der befördert wurde, wird auch Neid dafür ernten. Der Unterschied zu der Aufbereitung in den Medien ist, dass die Gerüchte über seine unsauberen Aufstiegsmethoden dann hinter verschlossenen Türen gestreut werden und, wenn herauskommt wer da lästert, für den Autor der Gerüchte dies peinlich ist. Im SZ-Artikel wird dagegen öffentlich Schlamm geworfen. Aber ist die Wirkung nicht der einzige Unterschied? Da sitzen Journalisten, die genauso anfällig für Missgunst sind wie alle anderen Menschen auch. Nur dass ihre Missgunst in Zeitungen abgedruckt werden kann und manche scheinbar auch keine Skrupel haben, dieser öffentlich freien Lauf zu lassen. Vielleicht ist das Problem also mehr ein Problem der Medienkultur - dass solcher Stil toleriert wird - als dass die ganze Gesellschaft plötzlich missgünstiger geworden wäre.
Zitat von ZettelAber im Ernst: Neid ist sicherlich ein biologisch verankertes Motiv. Er ist ja bei Primaten ein Motor des Aufstiegs in der Rangordnung; vielleicht auch ein Korrektiv gegenüber denen, die sich nicht an soziale Regeln halten.
Ich weiss nicht ob die Häme wirklich mit "Neid" ausreichend beschrieben ist. Der Mittelmäßige erhält in der Regel keine Anerkennung. Am wenigsten von sich selber. Jedenfalls dann, wenn sie kein "sympathisch bodenständiges" Wesen haben. Und so braucht es Rechtfertigungen für die Mittelmäßigkeit. Wie etwa "Reich sein macht auch nicht glücklich", "Wie der das Geld verdient hat, möchte ich nicht wissen" , "Alle gedopt", "Der geht auch über Leichen oder eben, wenn einer abstürzt, "Hätte er sich mal nicht so hoch hinaus gewagt (und wäre so wie ich auf Balkonien geblieben)". Vielleicht ist es weniger Neid, als eine Rechtfertigung für die eigene Mittelmäßigkeit.
Danke, Zettel, ich bin gerade beim Lesen der Schlagzeile tief erschüttert: Merckle und Ratiopharm ist es zu verdanken, dass tausende Menschen günstige Generika anstelle teurer Medikamente kaufen können und was schreibt der Spiegel:
Selbstmord des Schwäbischen Spekulanten.
Einziger Lichtblick ist die Bild-Zeitung: Deutscher Milliaerdär wirft sich vor Zug.
Erschreckend wenn die BILD die weit pietätvollere Schlagzeile bringt als das schreckliche SPON.
Mein Beileid gilt den Angehörigen und den Mitarbeitern von Merckle.
Zitat von ZettelSo, wie das eben im Deutschland des Jahres 2009 ist, wo es schon genügt, reich zu sein und ein Unternehmer, um zum Abschuß freigegeben zu sein.
Herr Zettel,
Wer sich von einem Zug überrollen lässt, macht einen Unbeteiligten, den Zugführer, zum Henker. Wissen Sie, wie ein Zugführer auf eine Personenunfall dieser Art reagieren MUSS? Er muß sich überzeugen und ist in der Regel der Erste, der den Toten sieht. Das ist ein Erlebnis, das vergessen Sie ihr ganzes Leben nicht. Aber wahrscheinlich war dieser Zugführer ja auch nur ein Neider. Geschieht ihm also recht. Wenigstens ein Neider wurde stellvertretend für alle bestraft.
Sie begründen seinen Freitod mit dem gesellschaftlichen Klima, aus dem heraus Häme auf ihn einwirkte. Und das schreibt ein Naturwissenschaftler, der eigentlich mögliche Ursachen abwägen kann und sich nicht für die anscheinend offensichtlichste Ursache entscheidet.
Glauben Sie allen Ernstes, daß Klima war entscheidend? Dann fehlt Ihnen das unternehmerische Gen. Viel mehr wird ihn der Verlust seines Handlungsfähigkeit und seiner Entscheidungsfreiheit getroffen haben. Die Abhängigkeit von den Banken, denen die Sicherheit für ihre Kredite schwanden und die ihm nun reinreden konnten. Dann dürfte sein Nimbus unter den Unternehmern seiner Heimat und in der eigenen Familie, ich erinnere an den Konflikt mit seinen Söhnen, erheblich gelitten haben.
Wir kennen nicht alle Bedingungen der Banken, die ihm neues Geld gewährten. Wenn eine dieser Bedingungen lautet, er muß sich aus den Entscheidungsprozessen seiner Firmengruppe vollständig heraushalten, er also faktisch entmachtet wurde, dann wird ein an freies Handeln gewöhnter Mensch damit nur schwer fertig. Ein Merkle als Pensionär, der nur die Tageszeitungen liesst und nicht mehr unternehmerisch tätig sein kann. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was man einem unternehmenden Menschen antun kann.
Diesmal muss ich dem Libero vollumfänglich zustimmen. Sowohl der Gedanke an den Lokführer als auch meine Erlebnisse mit dem, was Unternehmertypen umtreibt, kamen mir bei dieser Nachricht als erstes in den Sinn.
Und ein wenig auch der Gedanke, dass Merckle nur deshalb "Opfer der Finanzkrise" wurde, weil er selbst heftig spekuliert hat. Vielleicht träfe "Opfer von Wiedeking" besser zu, denn wie der und sein CFO in besagten Tagen die Börse manipuliert haben, ist m.E. bislang ohne Beispiel.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von DagnyMein Beileid gilt den Angehörigen und den Mitarbeitern von Merckle.
Mein Beileid gilt auch dem Menschen Adolf Merkle, der diese Entscheidung getroffen hat. Den Verlust wesentlicher Teile des Familienunternehmen haben auch andere Patriarchen verkraften müssen. Davon geht die Welt nicht unter.
Die Kreditfinanzierung mit Aktien als Sicherheit der Übernahme von Heidelberger Zement und deren Übernahme von Hanson waren zu große unternehmerische Risiken. ich frage mich sowieso, was in den Köpfen einiger deutscher Familienunternehmer vorgeht. Über Jahrzehnte solide wachsend und dann das. Merkle und Schaeffler jonglieren mit Milliardenkrediten. Ist das Schicksal der Firmengruppe von Stinnes denn vergessen? Das ist doch das Menetekel in Deutschland für allzu riskantes kreditfinanziertes Firmenwachstums und eine Firmenkonstruktion, die auf einen dominanten Menschen zugeschnitten ist und die keiner sonst überblickt.
Zitat von ZettelDas ist doch das Menetekel in Deutschland für allzu riskantes kreditfinanziertes Firmenwachstums und eine Firmenkonstruktion, die auf einen dominanten Menschen zugeschnitten ist und die keiner sonst überblickt.
Schon früher Herr Schießer (der Bäcker, der für eine DM die "Neue Heimat" kaufen wollte). Es gibt bestimmt noch mehr. Ich kenne da noch einen, aber dessen Konstruktion hält noch.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Das neue Jahr hat kaum begonnen und schon fängst du an, zu stänkern, Rayson. Zweifelsohne hat Merkle gegen Porsche Federn lassen müssen, aber ich gebe die hohe Schuldenlast von Heidelberger Zement zu bedenken. Wenn er als Sicherheit Aktien hinterlegt hat, wäre er auch ohne die VW-Spekulation in die Schieflage gekommen. Zumal er wahrscheinlich zu spät offenbart hat, wieviel er bei dieser Spekulation verloren hat.
Hugo Stinnes starb 1924 in der Weimarer Republik, weil er sich zu spät unter das Messer von August Bier gelegt hat, von dem nur noch wenige wissen, daß er der andere deutsche Chirurg neben Sauerbruch war. Der Forstwirtschaft Zugeneigte kennen noch seinen berühmten Wald in Sauen.
Zitat von LiberoWer sich von einem Zug überrollen lässt, macht einen Unbeteiligten, den Zugführer, zum Henker. Wissen Sie, wie ein Zugführer auf eine Personenunfall dieser Art reagieren MUSS? Er muß sich überzeugen und ist in der Regel der Erste, der den Toten sieht. Das ist ein Erlebnis, das vergessen Sie ihr ganzes Leben nicht.
Als ich vorhin mit meiner Frau über das Thema gesprochen habe, hat sie als erstes auf den Zugführer hingewiesen. Ja, das stimmt. Sich vor einen Zug zu werfen ist eine sichere und vergleichsweise wohl auch schmerzlose Art der Selbsttötung, aber um diesen Preis.
Ich kann mich dennoch nicht entschließen, jemandem, der diesen Schritt getan hat, über den Tod hinaus Vorwürfe zu machen. Bis er sich zu diesem letzten Schritt entschließt, hat er genug durchgemacht. Nicht der Tod ist das Schlimme für den Selbstmörder, sondern - in aller Regel - die Depressionen, die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit, die diesem Entschluß vorausgehen.
Zitat von LiberoAber wahrscheinlich war dieser Zugführer ja auch nur ein Neider. Geschieht ihm also recht. Wenigstens ein Neider wurde stellvertretend für alle bestraft.
Wie kommen Sie darauf? Ich weiß nicht, lieber Libero, welchen dieser drei Sätze ich absurder finde.
Und wem schreiben Sie diese absurden Behauptungen zu? Falls das Ihre eigene Meinung sein sollte, ist es inakzeptabel. Falls Sie mir diese Meinung zuschreiben wollen, dann zeigt das, daß Sie nichts von meinem Beitrag verstanden haben.
Zitat von LiberoSie begründen seinen Freitod mit dem gesellschaftlichen Klima, aus dem heraus Häme auf ihn einwirkte.
Wieder einmal muß ich Sie bitten, erst zu lesen, bevor Sie schreiben. Wo habe ich eine solche Begründung formuliert? Ich habe das genaue Gegenteil geschrieben - daß der Abschiedsbrief (bisher) nicht bekannt ist und daß selbst aus einem Abschiedsbrief die Motive für einen Freitod nicht unbedingt hervorgehen. Ich halte es für wahrscheinlich, daß das Klima der letzten Wochen bei dem Entschluß Merckles, sich das Leben zu nehmen, eine Rolle spielte. Bitte beziehen Sie sich bei Ihrer Kritik auf das, was ich geschrieben habe und nicht das, was Sie dazuphantasieren.
Zitat von LiberoUnd das schreibt ein Naturwissenschaftler, der eigentlich mögliche Ursachen abwägen kann und sich nicht für die anscheinend offensichtlichste Ursache entscheidet.
Das schreibt jemand, der sich überlegt, was er schreibt. Während Ihr jetziger Beitrag leider nicht erkennen läßt, daß Sie das hinreichend getan haben.
Zitat von LiberoViel mehr wird ihn der Verlust seines Handlungsfähigkeit und seiner Entscheidungsfreiheit getroffen haben. Die Abhängigkeit von den Banken, denen die Sicherheit für ihre Kredite schwanden und die ihm nun reinreden konnten. Dann dürfte sein Nimbus unter den Unternehmern seiner Heimat und in der eigenen Familie, ich erinnere an den Konflikt mit seinen Söhnen, erheblich gelitten haben.
Vielleicht. Jetzt stellen Sie genau die Art von Spekulation an, die Sie mir vorwerfen.
Lieber Libero, dieser Beitrag von Ihnen hatte nicht das Niveau, das ich bei Ihnen erwarte. Wenn man vernünftig diskutieren will, dann sollte man zunächst einmal genau lesen, was der andere geschrieben hat, bevor man darauf eindrischt.
Wenn sich die Zahl der Probleme verdoppelt, vervierfachen sich die Auswirkungen...
Wie ich Banken kenne, wird der Umstand, dass da einer, dessen Milliardenvermögen man insgeheim sozusagen als "implied odds" immer mit als potenzielle Sicherheit einberechnet hat, dieses lieber verzockt als den ruhigen Schlaf der Bankmanager zu garantieren, nicht gerade zu einer großzügigen Beurteilung ihres Kreditengagements geführt haben.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von OmniDa sitzen Journalisten, die genauso anfällig für Missgunst sind wie alle anderen Menschen auch. Nur dass ihre Missgunst in Zeitungen abgedruckt werden kann und manche scheinbar auch keine Skrupel haben, dieser öffentlich freien Lauf zu lassen. Vielleicht ist das Problem also mehr ein Problem der Medienkultur - dass solcher Stil toleriert wird - als dass die ganze Gesellschaft plötzlich missgünstiger geworden wäre.
Das könnte sein, lieber Omni. Allerdings erinnere ich mich dunkel an Umfragen zu diesem Themenkreis, über deren Ergebnis ich einigermaßen entsetzt war. Ich kann aber jetzt nicht auf die Schnelle Daten dazu beisteuern.
Wir sind - um den Bogen zu unserem anderen Diskussionsthema zu schlagen - hier auf einem Terrain, auf dem es nicht leicht ist, Ursachen und Wirkungen herauszupräparieren (was nicht heißt, daß es sie nicht gibt). Mein Eindruck - Eindruck! - ist, daß sich im Kampf um die Meinungsdominanz (ich habe ja immer mal wieder auf Gramsci hingewiesen) diejenigen zunehmend durchsetzen, die ein Weltbild progagieren, in dem gierige Reiche auf der einen und die arme, zunehmend verarmende Masse auf der anderen Seite steht. Also das klassische marxistische Gesellschaftsbild.
Dazu gehört, daß die Figur des "gierigen Managers" nachgerade zu einem Archetypen gemacht wurde; daß man Leute (Ackermann, Crome) zur Verkörperung dieses Archetypen hochgeschrieben hat. Es wird geradezu in die Köpfe gehämmert, daß "die Reichen immer reicher" werden.
Im Augenblick ist das Gegenteil der Fall - viele haben Geld verloren. Aber nun heißt es, sie seien selbst schuld. Ihre Gier hätte sie dorthin gebracht, wo sie jetzt sind. Das ist eine Erklärung auf Märchen-Niveau (sagen wir, "Vom Fischer un siine Fru"); und sie findet, scheint (!) mir, zunehmend ihre Abnehmer. Ob sie nun auf dem intellektuellen Niveau von Heiner Geißler verkündet wird, oder auf dem von Peter Sodann.
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