Eine Autobiographie eines märkischen Adligen, eines der ältesten und zahlreichsten Adelsgeschlechter der Mark, in diesem Fall der Uckermarck. Er wuchs unweit Boitzenburg auf, dem größten Schloss weit und breit und natürlich auch im Besitz der Arnim.
Warum ist dieses Buch interessant?
Als von Arnim diese Autobiographie schrieb, blickte er aus seinem beruflichen Lebensweg als Mediziner und Chefarzt, dem Lebensweg eines Bildungsbürger, auf seine Kindheit und Jugend zurück. Ein Bildungsbürger war er nicht immer. Die ersten knapp hundert Seiten beschreiben seine Kindheit in Sperrenberg unweit Boitzenburgs und Prenzlaus. Es befremdet die Bildungsferne ja Bildungsfeindlichkeit dieser adligen Familien, die Wertung der Herkunft, des Standes und der Formen, aber nicht der Bildung. Gewiss liebenswerte Menschen, aber seltsam uninteressant, um nicht zu sagen fad. Dabei gab es ja hochgebildete Adlige, aber man muß sich auch mal ansehen, wo diese heranwuchsen und wie sich ihr beruflicher Lebensweg gestaltete. Von Tresckow hatte in einer Bank gearbeitet, bevor er wieder in die Armee zurückkehrte, hatte einen ganz anderen weiteren Horizont. Bei den meisten Adligen auf dem Land, teilweise auch in der Stadt, war das an Bildungsanreizen arme Leben vorherrschend.
Das ist nicht nur mein Eindruck, das thematisiert der Verfasser selbst, als er seine letzten Schuljahre und die ersten Jahre in der beginnenden Nazizeit beschreibt. Ohne den Krieg und den Verlust der wirtschaftlichen Grundlage des Adels wäre er genauso gewurden wie die meisten seiner Vorfahren, exemplarisch an seinem Vater von ihm geschildert. Gewiss ein liebenswerter Mensch, aber nicht so richtig erwachsen, nicht so richtig reif. In den Formen vollendet wenn nicht sogar übervollendet, in der Bildung voller Lücken. Vom Vater hat keines seiner Kinder Bildungsimpulse empfangen, obwohl er selbst durchaus dem Musischen aufgeschlossen war. Mutters Lesestoff waren die Bibel und Traktate von Stöcker. Und das war es. Die einzige Zeitung bezog vön Arnim vom Abtritt (!) seines Schulmeister, der dort eine ausgelesene Zeitschrift zur Verwendung bereithielt.
Da ist der englische Adel doch wesentlich intelligenter aufgestellt. Nur der Älteste erbt den Titel, die Nachfolgenden Titulartitel, Zweittitel die der Älteste wahrscheinlich nicht braucht. Ist kein Titel mehr frei, wird es schon für die Kinder eng. Der Enkel eines Earls ist dann schon wieder Bürgerlicher und in der Wahl seines Berufs nicht durch Standesgrenzen beschränkt. Das ist wesentlich sinnvoller als in Deutschland. Zumal ein bürgerlicher Beruf die Möglichkeit bietet, ein Vermögen aufzubauen, daß der Adel weder durch seinen Landbesitz noch durch seine Berufe in der Verwaltung des Staates aufbauen konnte. Entsprechend war der Erhaltungszustand der Gebäude, es war ja nicht genügend Geld für die Instandhaltung da und das der adlige Eigner selbst seine Gebäude instandhält, wie es heute oft der Fall ist, wäre zur Zeiten des Vaters von Dankwart von Arnim nicht möglich gewesen.
Boitzenburg zum Beispiel, der Stammsitz der Familie. Das größte Adelsschloss weit und breit. Die Gebäude haben in der DDR-Zeit sehr gelitten. Aber ihr Zustand war schon in der Weimarer Zeit nicht der Beste, es ist heute in einem besseren Zustand als in den meisten Jahren der Jahrhunderte iim Besitz der Arnims. Arnim beschreibt, daß manche Höfe und Aufgänge wegen Baufälligkeit nicht mehr benutzt werden durften. Pracht und Ruinen mit immensen Kosten für die an Gästen reiche Gesellschaft. Kein Wunder, daß es für die Instandhaltung nicht mehr reichte.
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