Noch einmal ein Artikel zum Ausgang der Wahlen am Sonntag und seinen Folgen.
In meiner gestrigen Analyse der Wahlergebnisse hatte ich hervorgehoben, wie schlecht die SPD abgeschnitten hat. Im jetzigen Artikel frage ich, ob deren Führung nicht vielleicht doch damit erfolgreich sein könnte, diese Niederlagen einfach zu leugnen und so zu tun, als sei sie der Sieger.
Es könnte funktionieren, lautet die Schlußfolgerung.
Danke für die vielen Gedanken zu den Wahlen. In der F.A.Z. steht heute die ironische Bemerkung, dass Angela Merkel wohl nie eine Rampensau werden wird. Das ist auch gut so. Der Sächsische Ministerpräsident Tillich hat sich auch nicht als Rampensau produziert und hat trotzdem gewonnen.
Die Taktik der SPD darf nicht funktionieren. Herr Steinmeier hat sich am Sonntag als Rampensau produziert, als er aus dem schlechten SPD-Ergebnis noch einige positive Punkte herausgeholt hat (das konnte man schön parodieren). Aber das zeigt eben, dass er kein Kanzler ist und nie einer werden wird. Ein Kanzlerkandidat hätte mindestens zwei Monate vor der Wahl ein prägnantes, verständliches und vermittelbares Konzept vorgelegt. Er hätte seine Stärken betont und nicht die Stimmenverluste der Konkurrenz.
Der Wind weht den Befürwortern der Marktwirtschaft jetzt ins Gesicht. Damit muss man umgehen können. Um so mehr muss man Herrn Steinmeier decouvrieren: seine Taktik ist billig und eine eigenständige Strategie ist überhaupt nicht erkennbar. Was kann er denn strategisch noch bieten, vorausgesetzt, dass er die Wahrheit sagt und bis 2013 nicht mit den Kommunisten paktieren wird? Nichts kann er bieten. Er wäre dann immer noch Juniorpartner von Angela Merkel.
Zitat von stefanolixDer Wind weht den Befürwortern der Marktwirtschaft jetzt ins Gesicht. Damit muss man umgehen können. Um so mehr muss man Herrn Steinmeier decouvrieren: seine Taktik ist billig und eine eigenständige Strategie ist überhaupt nicht erkennbar. Was kann er denn strategisch noch bieten, vorausgesetzt, dass er die Wahrheit sagt und bis 2013 nicht mit den Kommunisten paktieren wird? Nichts kann er bieten. Er wäre dann immer noch Juniorpartner von Angela Merkel.
Genau, lieber Stefanolix. Genau das, was Sie schreiben, müßte die Union jetzt im Wahlkampf rüberbringen.
Die Kanzlerin muß ja nicht alles selbst sagen. Sie mag fürs Staatsmännische zuständig bleiben. Aber wo sind zB die kräftigen Töne aus Bayern, das dafür doch prädestiniert ist? Dort scheint man ja eher Wahlkampf gegen die FDP zu machen.
Und innerhalb der CDU ist ja eigentlich, wie in allen Parteien, traditionell der Generalsekretär für Attacken zuständig. Aber der sanfte Ronald Profalla? Gegen den war ja selbst der Pfarrer Hintze ein wahrer Berserker.
Gewiß, auch Steinmeier gilt: "Een direggder Leewe isser nich" (ist das gutes Sächsisch, lieber Stefanolix? ). Aber er hat eben Müntefering zur Seite (oder vor oder hinter sich, wie man will), und der haut jetzt auf die Pauke. So jemand fehlt der Union.
In Antwort auf: Ob es aber auch in der jetzt beginnenden Endphase des Wahlkampfs noch richtig ist, auf eine Emotionalisierung der eigenen Anhänger zu verzichten, das darf füglich bezweifelt werden.
Soweit Zustimmung. Daher ist es so wichtig, dass wir doch noch den scharf polarisierenden Lagerwahlkampf bekommen, denn dann ergibt sich die Emotionalisierung automatisch durch die "Volksfront-Frage". Lagerwahlkämpfe sind immer sehr stark emotionalisierend auf beiden Seiten.
Dabei muss man aber (wie Merkel) behutsam vorgehen, um sich nicht gleich wieder als plumpe "Rote-Socken-Angstmacher" angreifbar zu machen. (R. Koch muss aufpassen, dass er den Bogen diesbezüglich nicht schon wieder überspannt http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...,646177,00.html, prinzipiell ist es aber Richtig, den Wahlbetrug in Hessen immer wieder in Erinnerung zu rufen.)
Glücklicherweise hat nun das linke Lager selbst durch die aktuellen "Siege" die perfekte Steilvorlage geschaffen, denn die Medien werden in den kommenden Wochen voll von Berichten über die rot-rot-(grüne) Regierungsbildungen in den eroberten Länderparlamenten sein.
Dazu noch dezente Erinnerungen an die durch groben Mißbrauch des Wählervertrauens beinahe gelungene "Volksfront-Erschleichung" durch den Wahlbetrug in Hessen ...
Damit ist nicht nur für emotionalisierung/mobilisierung der eigenen Anhänger des bürgerlichen Lagers gesorgt, sondern es wird wohl auch die eine oder andere Wählerstimme aus dem rechten Flügel des linken Lagers die Seiten wechseln, so wie es die aufrechten SPD-"Abweichler" bei der geheimen Abstimmung in Hessen getan haben, um eine Regierung mit Kommunistenbeteiligung zu verhindern.
Zitat von Bernd314Lagerwahlkämpfe sind immer sehr stark emotionalisierend auf beiden Seiten.
Eben: Auf beiden Seiten. Und das wäre hier gefährlich - links gibt es bei voller Mobilisierung deutlich noch mehr zu holen.
Daher bin ich derzeit ganz zufrieden mit Merkels Taktik. Gewisse Nebenhelden der Union trommeln, um die eigenen Leute zu motivieren. Aber der zurückhaltende Kurs Merkels verhindert, daß die Gegenseite richtig in Fahrt kommt.
In Antwort auf:Glücklicherweise hat nun das linke Lager selbst durch die aktuellen "Siege" die perfekte Steilvorlage geschaffen, denn die Medien werden in den kommenden Wochen voll von Berichten über die rot-rot-(grüne) Regierungsbildungen in den eroberten Länderparlamenten sein.
Richtig. Der gefühlte Wahlsieg vom Sonntag könnte sich für die SPD als echter Pyrrhus-Sieg erweisen. Die Konstellationen hätten kaum ungünstiger sein können - schwarz-gelbe Mehrheiten hätten den Genossen weniger Probleme bereitet.
In Antwort auf:...sondern es wird wohl auch die eine oder andere Wählerstimme aus dem rechten Flügel des linken Lagers die Seiten wechseln, so wie es die aufrechten SPD-"Abweichler" bei der geheimen Abstimmung in Hessen getan haben, um eine Regierung mit Kommunistenbeteiligung zu verhindern.
Genau weil diese Wechselwähler möglich und wichtig sind, darf man nicht zu sehr polarisieren.
Nur zur Erinnerung: Als im Sommer 2008 Koch in der Studiengebührenfrage einmal so richtig auf den Putz haute, war selbst Dagmar Metzger kurzfristig bereit, doch lieber die Linksfront zu machen. Das ist eine ganz fragile Sache mit der Wechselbereitschaft der rechten SPDler.
Die FAZ berichtet von einem Papier aus der Feder von Frau Nahles und eines Labour-Menschen, das besser zum Wahlprogramm der Kommunisten als zu Steinmeiers "Deutschlandplan" passt
Zitat von FAZIn der europäischen Sozialdemokratie längst überwunden geglaubte Sozialisierungsvorstellungen werden wach: „Traditionelle Unternehmen müssen durch die Einführung einer globalen Wirtschaftsdemokratie mit definierten Informations-, Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechten der Arbeitnehmervertretung einer demokratischen Aufsicht unterstellt werden.“ Das klingt wie das Wahlprogramm der Linkspartei: „Als erster Schritt muss der Finanzsektor unter demokratische Kontrolle gestellt werden.“ Oder: „Wer Unternehmern und den Finanzfonds freie Hand lässt, verhindert Demokratie.“
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
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