Mittlerweile bin ich auf Seite 135. Und wenn ich je darüber nachgedacht hätte, die Piraten zu wählen, dann wäre ich spätestens jetzt davon abgekommen. Ich sammle hier mal ein, was mich an dem Buch irritiert hat; vielleicht möchte einer der geschätzten piratenaffinen Mitleser meine Fehleinschätzungen sanft geraderücken?
Es fängt an mit dem Titel des Werks: "Die Piratenpartei. Entstehung, Forderungen und Perspektiven der Bewegung." Vielleicht bin es nur ich, aber der Begriff "Bewegung" ohne weitere Modifikatoren ist herzlich negativ besetzt.
Aber stören wir uns nicht daran, hinein in die Lektüre!
Die ersten beiden Kapitel, die ich bislang gelesen habe, sind "Filesharing und die schwedischen Piraten" sowie "Zensursula und die deutschen PIRATEN". Das erste Kapitel beschränkte sich für meine Begriffe in der Argumentation auf "mit dem Internet kann man urheberrechtlich geschützte Inhalte beliebig kopieren und verbreiten, und ein großer Teil der Schweden tut genau das, also sollte das legal sein". Ein bisschen sehr dürftig. Aber das alles vorgebracht in einem penetranten Wir-sind-die-neue-Zeit-, Ihr-seid-Generation-Kugelschreiber-wir-hoffen-auf-eine-biologische-Lösung- und Alle-die-gegen-uns-sind-sind-zu-blöd-um-das-Internet-zu-verstehen-Tonfall (nur ein repräsentatives Beispiel: "Das Problem der Altparteien ist schlicht, dass sie Vorbehalte gegen das Internet sowohl haben als auch schüren."). Das macht mir den Autor, das Buch und letzten Endes auch die Piraten nicht sympathischer.
Ein Teil des ersten Kapitels ist der Razzia bei und dem Prozess rund um The Pirate Bay gewidmet. Hier macht sich der Autor die in meinen Augen nur noch drollige Argumentation der Verteidigung der Bay-Betreiber zu eigen: die Bay hätte ja nur P2P-Netze vermittelt und Inhaltsverzeichnisse angeboten, keine Inhalte, nichts Illegales - die Betreiber deswegen zu verurteilen sei, als würde man das Straßenbauamt verklagen, weil auf Straßen Taschendiebstähle und Raubüberfälle passieren. Ich denke, wenn 99,99% der Straßenverkehrsteilnehmer zu illegalen Zwecken auf der Straße wären, würde man auch beim Straßenverkehrsamt Erklärungsbedarf sehen. Oder auch: wenn in einer Kneipe fast alle Gäste den nächsten Einbruch planen oder heiße Ware verhökern und der Kneipenwirt genau das weiß, ist die Argumentation etwas fadenscheinig, er würde doch nur Bier ausschenken. Aber gut, dass diese Argumentation hier schon kommt, das scheint ein guter Ausblick auf Kapitel 3 zu sein, das ich leider erst angefangen habe.
Kapitel 2 behandelt die deutsche Piratenpartei. Hier geht es hauptsächlich, wie der Titel schon sagt, um die Netzsperrungspläne von Frau von der Leyen. All das ist schon ausgiebig hier im Forum diskutiert worden, und hier bin ich ganz der Meinung der Piraten. Dieses Kapitel ist auch eine wunderschöne Zusammenfassung all der Argumente, die gegen die Leyenschen Pläne sprechen - wenn ich noch einmal jemandem meine diesbezügliche Position erklären muss, werde ich dieses Kapitel ausgiebig zitieren.
In Kapitel 3, "Die Forderungen der Piratenpartei", bin ich gerade mitten drin. Der erste Teil über das Urheberrecht lässt sich sehr ungut an, von merkwürdigen Analogien über wirtschaftswissenschaftlichen Unsinn bis hin zu exotischen logischen Schlussfolgerungen ist alles da - aber das kommentiere ich lieber erst, wenn ich das Kapitel fertiggelesen habe.
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Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Danke für die Zusammenfassung, das kommt meiner Zeitnot sehr entgegen. (Oder muß man hier besser sagen "es kommt meinem freien Zeitkontingent" sehr entgegen - aber das gibt es ja nicht ;-) An den Schußfolgerungen habe ich nicht auszusetzen oder zu erklären. Danke, ich freue mich auf die Fortsetzung.
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