Phoenix überträgt seit heute morgen, was sich im Zug der Regierungsbildung abspielte; von der Wahl der Kanzlerin über die Ernennung der Kabinettsmitglieder bis zur Vereidigung der Minister, die vor einer halben Stunde zu Ende ging.
Ich sehe mir solche Übertragungen immer gern an oder lasse sie wenigstens im Hintergrund laufen; Zeremonien sind etwas Schönes und manchmal auch Informatives. Was ich bei der Vereidigung informativ fand, steht in dieser Marginalie.
Ist das mit dem "so wahr mir Gott helfe" wirklich so ein deutlicher Bruch? Meines Wissens war es doch eigentlich immer so, dass die Mehrzahl der Minister diese Formel genutzt hat. Selbst unter Rot-Grün, wo die üblichen Verdächtigen die Formel demonstrativ nicht gesprochen haben, waren diese noch immer nicht in der Mehrheit.
Zitat von automatIst das mit dem "so wahr mir Gott helfe" wirklich so ein deutlicher Bruch? Meines Wissens war es doch eigentlich immer so, dass die Mehrzahl der Minister diese Formel genutzt hat. Selbst unter Rot-Grün, wo die üblichen Verdächtigen die Formel demonstrativ nicht gesprochen haben, waren diese noch immer nicht in der Mehrheit.
Stimmt. Aber diesmal gab es eben diese Minderheit nicht mehr.
Ich finde das schon interessant, lieber Selbstbeweger, weil es vielleicht ein kleiner weiterer Indikator für den Wandel des gesellschaftlichen Klimas ist, den ich seit einiger Zeit zu erkennen meine. Deutschland wird konservativer.
Andererseits gibt es die strukturelle linke Mehrheit seit der Wiedervereinigung. Arnulf Baring hat gestern bei Maischberger etwas sehr Kluges gesagt: Die Bonner Republik wurde von der CDU dominiert; die Berliner Republik wird von der Sozialdemokratie dominiert (nur, meinte Baring, momentan auf drei Parteien verteilt).
Wie das zusammengeht - diese strukturelle linke Mehrheit und das momentane Schwingen des Pendels in Richtung konservativ und liberal -, das wird in nächster Zeit eine spannende Frage sein.
Ähnlich, wie es zusammengeht, daß das immer konservativer gewordene Amerika den Linken Obama wählen konnte.
Der Schwur bei Gott ist ja nicht nur ein Bezug auf das Christentum sondern auch ein Eingeständnis selbst nicht alles zu wissen, alles unter Kontrolle zu haben. Es ist ein Ausdruck von Bescheidenheit - und das macht es so angenehm.
Jürgen Trittin begründete seine Entscheidung nicht bei Gott zu schwören mit den Worten "Wissen Sie, ich kann mir am besten selber helfen. - Ich brauche keine fremde Hilfe". Anmaßender geht es ja gar nicht mehr. Der unfehlbare Trittin ist bekanntlich über jeden Zweifel erhaben.
Und dennoch gilt TRittin als fortschrittlich, während man jedes Gebet von George Bush - das ja ebenfalls eine Suche nach Sicherheit, also ein Zweichen des Zweifelns ist - als fanatische Anmaßung auffasst. Seltsame Welt.
Zitat von dirkDer Schwur bei Gott ist ja nicht nur ein Bezug auf das Christentum sondern auch ein Eingeständnis selbst nicht alles zu wissen, alles unter Kontrolle zu haben. Es ist ein Ausdruck von Bescheidenheit - und das macht es so angenehm.
So ähnlich sehe ich es auch, lieber Dirk. Aus meiner Sicht bedeutet diese Bekräftigung: Ich schwöre es bei dem, was mir heilig ist. Ob der Schwörende dabei den christlichen Gott meint, oder ob er einen anderen Begriff von Transzendenz hat, ist zweitrangig.
Insofern habe ich mit dem Titel der Marginalie den Sachverhalt vereinfacht; um der griffigen Fassung willen. ;-)
Zitat von dirkDer Schwur bei Gott ist ja nicht nur ein Bezug auf das Christentum sondern auch ein Eingeständnis selbst nicht alles zu wissen, alles unter Kontrolle zu haben. Es ist ein Ausdruck von Bescheidenheit - und das macht es so angenehm. Jürgen Trittin http://209.85.135.132/search?q=cache:j68_rNPace4J:www.wpawellek.de/hochwasser.html+trittin+so+wahr+mir+gott+helfe&cd=16&hl=de&ct=clnk&gl=de"]begründete[/url] seine Entscheidung nicht bei Gott zu schwören mit den Worten "Wissen Sie, ich kann mir am besten selber helfen. - Ich brauche keine fremde Hilfe". Anmaßender geht es ja gar nicht mehr. Der unfehlbare Trittin ist bekanntlich über jeden Zweifel erhaben. Und dennoch gilt TRittin als fortschrittlich, während man jedes Gebet von George Bush - das ja ebenfalls eine Suche nach Sicherheit, also ein Zweichen des Zweifelns ist - als fanatische Anmaßung auffasst. Seltsame Welt.
Ich finde die englische Formulierung "so help me God" von der Nuance sogar noch ein wenig passender, im Sinne von "so möge mir Gott helfen". "So wahr mir Gott helfe" hat schon etwas den Beigeschmack, den Allmächtigen a priori auf seiner Seite zu wissen
Zitat von Meister PetzIch finde die englische Formulierung "so help me God" von der Nuance sogar noch ein wenig passender, im Sinne von "so möge mir Gott helfen". "So wahr mir Gott helfe" hat schon etwas den Beigeschmack, den Allmächtigen a priori auf seiner Seite zu wissen Gruß Petz
Sehr geehrter "Meister Petz",
ich sehe eine gute Gelegenheit, eines der für mich noch immer bestehenden Geheimnisse*) der deutschen Sprache zu lüften: "So wahr mir Gott helfe" erzeugt in mir ein eher diffuses Gefühl, die genaue Bedeutung ist mir aber nicht klar. Soll der liebe Gott Zeuge sein, das Versprechen abgegeben zu haben? Es ernst zu meinen? Soll er helfen das Versprechen zu halten? Fragen über Fragen...
Gruß, Ungelt
*) Ich meine hier die letzten Geheimnisse in Bezug auf den Sinn von Aussagen, nicht der Grammatik, wie sich J/jeder leicht überzeugen kann.
"So wahr mir Gott helfe" bedeutet doch eigentlich: "Wenn ich dieses Versprechen nicht halte, dann möge mir Gott nicht mehr helfen". Was natürlich sehr heftig ist. Denn für eien Gläubigen ist ein Leben ohne Gott natürlich kaum zu ertragen (und ein ewiges Leben ohne Gott ist gleichbedeutend mit der Hölle!). Man ruft also die eigene Verdammnis auf sich, sollte man das Versprechen nicht halten.
Zitat von Florian"So wahr mir Gott helfe" bedeutet doch eigentlich: "Wenn ich dieses Versprechen nicht halte, dann möge mir Gott nicht mehr helfen".
Ich habe mich, lieber Florian, auch gefragt, was diese religiöse Bekräftigung des Eids eigentlich meint. Beim Suchen bin ich noch nicht sehr weit gekommen, aber doch ein Stücklein, nämlich bis zu diesem Forum.
Dort informiert ein Marineoffizier über die Eidesformeln bei der Marine, beginnend mit der Kaiserlichen Marine. Bei ihr war es interessanterweise so, daß es drei religiöse Bekräftigungen gab, je eine für Protestanten, Katholiken und Juden.
Die für Juden ist am Allgemeinsten gehalten und entspricht dem heutigen Wortlaut. Die für Protestanten ist die Informativste. Sie lautete: "So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum zur Seligkeit. Amen."
Ich interpretiere das so, daß man - wie es ja auch im Volksmund heißt - "bei seiner Seligkeit" schwört. Mit anderen Worten, man ginge der ewigen Seligkeit verlustig, wenn man den Eid brechen würde.
Herzliich, Zettel
PS: Es wäre interessant, welche Formel man Moslems anbietet, die einen deutschen Amtseid leisten müssen. Wenn wir so tolerant sind wie das Kaiserreich, müßte man wohl eine Formel finden, die ihrem religiösen Verständnis entspricht.
Bei dieser Interpretation wäre es doch aber weit ehrlicher nicht so zu schwören, wenn man nicht wirklich diese Konsequenz fürchtet. Dazu muss man noch nicht einmal Atheist sein. Wieviele der Christen glauben denn noch an die Hölle? Oder dass Loyalität zur Nation irgendetwas mit ihrem Seelenheil zu tun hat, selbst wenn sie darauf schwören?
Doch sicher nur eine Minderheit und ich bezweifle dass genau diese jetzt auf allen Ministerämtern sitzt.
Zitat von ZettelPS: Es wäre interessant, welche Formel man Moslems anbietet, die einen deutschen Amtseid leisten müssen. Wenn wir so tolerant sind wie das Kaiserreich, müßte man wohl eine Formel finden, die ihrem religiösen Verständnis entspricht.
Jetzt, da ich es begriffen habe, kann ich zumindest eine Programmiererversion anbieten: IF (CONTENT == TRUE) { } ELSE { }
Bei der Moslem-Version müßte da wohl noch irgendwie ein Multiplikator auftauchen, 27 glaube ich ;-)
Lieber Petz, irgendwie bin ich seltsam berührt, weil nach oberster Anweisung das Schwören, zumal unter Anrufung Gottes, verboten ist. Bibelkenner mögen die Stelle angeben, wo geschrieben steht: ein klares Ja oder ein klare Nein. Das Schwören ist eine langjährige Tradition mit allem Pomp und frommem Gehabe, wobei jeder Schwörende weiß, daß er den Eid nicht halten kann. Freundlichst, Inger (Ich weiß nicht, wie man einen Beitrag richtig formatieren kann, Entschuldigung)
Zitat von IngerBibelkenner mögen die Stelle angeben, wo geschrieben steht: ein klares Ja oder ein klare Nein.
Zitat von Evangelium nach Matthäus, Kapitel 533 Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. 34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht! Weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt; 36 noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder schwarz machen. 37 Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen.
-- Las ideas tontas son inmortales.
Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von UngeltDanke für die Nachhilfe, auch an Florian. Jetzt, da ich es begriffen habe, kann ich zumindest eine Programmiererversion anbieten: IF (CONTENT == TRUE) { } ELSE { } Bei der Moslem-Version müßte da wohl noch irgendwie ein Multiplikator auftauchen, 27 glaube ich ;-)
Sehr geehrter Entwickler Ungelt, Ich muss ihnen leider mitteilen, dass der von ihnen eingereichte Patch für das Modul "Afterlife" bei beim gestrigen Codereview abgelehnt wurde. Bitte befolgen sie in Zukunft die im Dokument #236463766 festgelegten Standards. Wir waren gezwungen 30 hochbezahlte Systemarchitekten mit diesem Problem zu beauftragen. Bitte studieren sie die hiermit als verbindlich anzusehende Referenzimplementation.
class Afterlife extends Life implements IMetaphysical { public static void decide( IGoodORBadBehaviorContext goodBadContext, IReligionContext religionContext, ISoulPersistenceLayer soulPersistenceLayer, Minister minister) { DecisionFactory<JudgementDayVerdict> dFactory = new DecisionFactory<JudgementDayVerdict>(); dFactory.setGoodOrBadBehaviorContext(goodBadContext(IReligionContext)); JugdgementDayVerdict verdict = dFactory.getVerdictFor(minister); try { if (verdict ==) { soulPersistenceLayer.Safe(minister, AfterlifeOption.HEAVEN); else if (verdict ==) { soulPersistenceLayer.Safe(minister, AfterlifeOption.HELL); else { soulePersistenceLayer.Safe(minister, AfterlifeOption.PURGATORY); } } catch (SoulpersistenceLayerException e) { // FIXME: OH MY GOD! } }
Du bist der Beste! Da haben wir also eine fast zweitausendjährige klare Anweisung. In neuerer Zeit den schändlichen Eid auf eine bestimmte Person und Todesopfer, mindestens Versetzung zu den Bausoldaten bei Ablehnung eines Eides. Und nun tut sich ein ganzes Parlament als besonders fromm hervor. Ich wünsche allen, daß sie nicht schuldig werden, wie Helmuth Schmidt es in besonders schweren Zeiten wurde. Freundlichst, Inger
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.