Im ältesten tschechischen Blog "Neviditelný pes" (Der unsichtbare Hund) ist ein Artikel erschienen, der mir interessant erscheint. Die technische/rechtliche Solidität kann/will ich nicht beurteilen, aber dafür gibt es ja hier genug Fachleute
Auszüge:
Zitat von Neviditelný PesDeutsche Windgeneratoren bedrohten mehrfach die Sicherheit des tschechischen Stromnetzes
Ende November drohte in Tschechien in Folge einer enormen Überlastung des tschechischen Stromverteilungsnetzes ein Kolaps. Verursacher waren Windkraftwerke in Norddeutschland. Starker Wind über der Nord- und Ostsee führte dazu, daß diese Windmühlen wesentlich mehr Strom als sonst in das deutsche Netz lieferten, mehr als dieses aufnehmen konnte. Der Strom "floß über" in das tschechische Netz und nach der Aussage des tschechischen Netzbetreibers CEPS war das tschechische Netz an der Grenze eines sicheren Betriebes.
Zu einem Black-Out ist es zwar nicht gekommen, es herrschte aber kein zuverlässiger Betriebszustand. CEPS mußte Umschaltungen vornehmen und tschechische Kraftwerksbetreiber ersuchen, die Leistung zu drosseln. Die Aufwendungen für diese Krisenmaßnahmen werden dabei vom Verursacher (deutscher Netzbetreiber bzw. die Eigner der Windmühlen) nicht ersetzt.
Gleichzeitig besteht ein deutliches Risiko, daß diese Maßnahmen nicht immer zum Erfolg führen müssen und das tschechische Stromnetz dann über Stunden oder sogar Tage ohne Strom sein könnte. Die Situation dieses Novembers war nicht einmalig, genau die gleiche Situation entstand auch schon im November vor einem Jahr.
Der Autor schreibt auch, daß im Falle der Wind- und Sonnenkraftwerke, die im Zeichen des chimerenhaften Kampfes gegen die globale Klimaerwärmung gebaut und subventioniert werden, der gesunde Menschenverstand offenbar aussetzt. Der tschechische Netzbetreiber muß jetzt versuchen in der EU Prinzipien durchzusetzen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten: daß die Förderung erneuerbarer Energien in einem Mitgliedsland nicht den zuverlässigen Betrieb des Netzes in einem anderen gefährden darf, und daß die Kosten, die mit der Integration von Solar- und Windkraftwerken ins Stromnetz entstehen, von dem getragen werden müssen, der sie verursacht hat.
Weiter beschäftigt sich der Artikel mit der Kostensituation (Der Strom der Windmühlen muß immer und zum festgelegten Preis abgenommen werden.), dem für diese besondere Situation ungenügendem Ausbau des Verteilernetzes in Deutschland, und dem Problem der nicht vorhandenen Regelbarkeit der Stromproduktion aus Windkraftwerken. Der Autor empfiehlt die Förderung der Windkraftwerke einzustellen.
Erinnert mich ein wenig an den Vorfall vom November '06, als große Teile Europas lahmgelegt wurden, weil eine Leitungsstrasse über der Ems freigeschaltet war (die Geschichte mit dem Kreuzfahrtschiff, welches aus der Meyer-Werft ausfahren sollte).
Ich google jetzt bewusst nicht, weil damals eine Menge Berichte mit Spekulationen veröffentlicht wurden, und ich nicht weiß, wie das endgültige Untersuchungsergebnis aussah (bzw aussehen sollte).
Mir wurde damals von einem Kenner der Materie (ich vermeide den Begriff Insider) erzählt, wie es war. Ich versuche es aus dem Gedächtnis widerzugeben, erhebe aber keinen Anspruch auf Richtigkeit.
Damals gabs wohl extreme Windlast in Norddeutschland, d.h. einen riesengroßen, ungeregelten Erzeuger, der alles was er hatte ins Netz pumpte (Windstrom muss ja vorrangig abgenommen werden). Gleichzeitig gabs eine "Stromsenke" in Süddeutschland, weil dort einige große Blöcke im Stillstand waren.
Nun wurde eine Leitung freigeschaltet, aber die Windlast stieg weiter an. Der "Flaschenhals" der anderen Leitungen wurde langsam enger ... bis eine Hauptleitung sich wegen Überlastung ins Not-Aus verabschiedete. Damit waren die Nord-Süd-Trassen blockiert. Der Potentialunterschied zwischen Nord- und Süddeutschland musste sich aber ausgleichen, also floss jetzt alles über die Niederlande und Belgien in Richtung Süden.
Bis auch dort die Leitungen aufgaben...
Damit war auch der große Windstromerzeuger weg vom Fenster. - Wenn bislang alle regelbaren Erzeuger die Frequenz niedrig zu halten versuchten, gabs jetzt auf einmal einen Frequenzeinbruch, infolgedessen sich weitere Netze verabschiedeten, bzw. zwangsabgeschaltet werden mussten (um weiteres Unheil durch Frequenzschwankungen zu verhindern).
Ergebnis: Große Teile von Europa dunkel.
Ich hätte an dem Tag nicht gern in der Lastverteilung gearbeitet ... muss ein Horror gewesen sein.
Lustig fand ich ja dieses Zitat:
Zitat von Neviditelný PesCEPS mußte Umschaltungen vornehmen und tschechische Kraftwerksbetreiber ersuchen, die Leistung zu drosseln. Die Aufwendungen für diese Krisenmaßnahmen werden dabei vom Verursacher (deutscher Netzbetreiber bzw. die Eigner der Windmühlen) nicht ersetzt.
Musste ersuchen? Aufwendungen werden nicht ersetzt? Öhm ... das scheint mir kaum glaubwürdig, sorry.
Beste Grüße, Calimero
Edit: Habe aus den ursprünglichen Frequenzschwingungen die korrekten Frequenzschwankungen gemacht ... das Erstere ist ja ein tautologischer Witz in sich. *grmpf*
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Sehr interessanrt, lieber Calimero, und einleuchtend. Ich habe damals auch gerätselt, wieso denn das Problem mit dem Schiff der Meier-Werft solche Folgen haben konnte.
Wenn ich es recht verstehe, dann können konventionelle Kraftwerke und KKWs relativ leicht ihren Output dem Bedarf anpassen. Der Wind aber weht, wo er will.
Mir ist es unverständlich, warum Obama, Merkel und Co sich mit einer Weltklimaordnung zufriedengeben wollen, wo es doch offensichtlich auch einer Weltwindordnung bedarf.
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