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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.01.2010 18:17
Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

"Kurz und bündig" sowie "einleuchtend" beschreibt laut "Neues Deutschland" das Kommunistische Manifest, wie man aus der "Gnadenlosigkeit des Marktes" eine "menschliche Welt machen kann".

Wie also? Darüber klärt dieses Zitat des Tages auf.

vivendi Offline



Beiträge: 663

04.01.2010 04:18
#2 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Ich wundere mich immer wieder, wie mat solch idelogischem, hohlem Geschwätz Anhänger finden kann:

Zitat
des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats


Wie soll den diese Herrschaft organisiert werden? Jeder Bürger müsste ja dann gleichberechtigt an dieser Herrschaft beteiligt sein, mitbestimmen können. So etwas ist nicht einmal in einer freiheitlichen Demokratie möglich, weil die individuellen Ansichten und Bedürfnisse zu unterschiedlich sind und man deshalb auf Konsens bzw. Diktatur der Mehrheit abstellen muss.
Aus den praktischen Beispielen, die wir kennen, kann man lernen, dass diese "herrschende Klasse" eben nur aus einem selbsternannten kleinen Gremium besteht, dessen Teilnehmerzahl so gering ist, dass mit Sicherheit in allen Fällen eine Einigung durch Konsens möglich ist. Gefördert wird dieser Konsens durch selbstzugestandene Privilegien, wie Kapital (das mit Vorliebe in einer Offshore Bank hinterlegt wird), grosszügige, gesicherte Versorgung mit Lebens- und Luxusgütern, usw. Im denkbaren Fall, dass einmal selbst diese Privilegien nicht ausreichend wären, um alle Mitglieder der herrschenden Klasse zum Konsens zu bewegen, stehen weitere Mittel zur Verfügung, um die dann umgehend zu Klassenfeinden erklärten Individuen zu eliminieren.
Gibt es oder gab es auch nur einen sozialistischen Staat, in dem die überwiegende Mehrheit Bürger besser gestellt sind oder waren als in einer Volks-Demokratie? Ein sozialistischen Staat, in dem diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer, schlechter gestellt sind, zumindest eine Chance haben, ihre Situation aus eigenem Antrieb zu verbessern?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.01.2010 04:45
#3 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Zitat von vivendi
Wie soll den diese Herrschaft organisiert werden? Jeder Bürger müsste ja dann gleichberechtigt an dieser Herrschaft beteiligt sein, mitbestimmen können. So etwas ist nicht einmal in einer freiheitlichen Demokratie möglich, weil die individuellen Ansichten und Bedürfnisse zu unterschiedlich sind und man deshalb auf Konsens bzw. Diktatur der Mehrheit abstellen muss.


Marx, lieber Vivendi, wollte keine Beteiligung aller Bürger an der Herrschaft. Er wollte eine Diktatur, genau so, wie sie in der UdSSR, der DDR und den anderen "Volksdemokratien" realisiert wurde. Das geht aus den zehn Punkten glasklar hervor.

Es gehört zu den Lebenslügen großer Teile der marxistischen Linken in den westlichen Ländern, daß man den real existierenden Sozialismus als eine "bürokratische Entartung", als etwas ansieht, das Marx so nicht gewollt hätte.

Er hat es genau so gewollt. Hätte er eine Zeitreise in die DDR machen können, dann hätte er gesagt: Exakt so habe ich mir den Sozialismus vorgestellt.

Marx dachte elitär. Von Demokratie im Sinn der Beteiligung Aller an der Macht hielt er überhaupt nichts. Er war persönlich ein Tyrann, und er stellte sich den Sozialismus als eine Tyrannis vor.

Und auch die Idee der Kommunisten als Avantgarde ist keineswegs eine von Lenin zu verantwortende Entartung des Marxismus, sondern sie findet sich schon im Manifest:

Zitat von Kommunistisches Manifest
Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.




Zitat von vivendi
Gibt es oder gab es auch nur einen sozialistischen Staat, in dem die überwiegende Mehrheit Bürger besser gestellt sind oder waren als in einer Volks-Demokratie? Ein sozialistischen Staat, in dem diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer, schlechter gestellt sind, zumindest eine Chance haben, ihre Situation aus eigenem Antrieb zu verbessern?


Es kann das nicht geben; zum einen, weil jede Planwirtschaft, ohne das Korrektiv des Marktes, notwendigerweise die Verschwendung von Ressourcen beinhaltet. Zweitens, weil in einer egalitären Gesellschaft das Motiv fehlt, sich anzustrengen, um etwas für sich zu erreichen. Und drittens und hauptsächlich, weil die Herrschaft der sozialistischen Bürokratie auf der Mangelwirtschaft basiert.

Der Staat braucht die Macht, Wohnungen zu "vergeben" oder eben zu verweigern; über die Teilnahme an Ferienreisen zu entscheiden; Autos etc. "zuzuteilen". Reichtum aller im Sozialismus ist ein Widerspruch in sich, denn wenn jeder das hat, was er braucht, dann braucht er die Bürokratie nicht mehr.

Es ist mit "unseren Menschen" im Sozialismus wie bei den meisten Haustieren: Sie gehorchen nur deshalb, weil sie darauf angewiesen sind, von ihren Besitzern versorgt zu werden. Für die Kommunisten sind die Menschen ein Besitz des Staats.

Herzlich, Zettel

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.253

04.01.2010 11:04
#4 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Was mich besonders „fuchst“, ist die durchweg positive Darstellung einer ach so schönen sozialistischen Zukunft durch Linke bei Diskussionen, die ich geführt habe und führe, obwohl das Manifest unzweideutig von Zwangsarbeit (körperliche Ertüchtigung an der frischen Luft bei reduzierter Kost = Arbeitslager) und einer Militarisierung einer uniformierten Gesellschaft spricht. Die „nützlichen Idioten“ von heute wären vermutlich die ersten, die in den Genuss solcher Lager kämen – aber das wird schlicht ausgeblendet. So etwas würde der „gute Staat“ doch nie tun! Wer's glaubt.

Uwe Richard

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.01.2010 12:22
#5 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Zitat von Uwe Richard
Was mich besonders „fuchst“, ist die durchweg positive Darstellung einer ach so schönen sozialistischen Zukunft durch Linke bei Diskussionen, die ich geführt habe und führe, obwohl das Manifest unzweideutig von Zwangsarbeit (körperliche Ertüchtigung an der frischen Luft bei reduzierter Kost = Arbeitslager) und einer Militarisierung einer uniformierten Gesellschaft spricht.


Die meisten Linken, lieber Uwe Richard, haben nach meinem Eindruck das "Kommunistische Manifest" überhaupt nicht gelesen.

Sie stellen sich einen romantischen Marx vor, der die "Entfremdung" aufheben will (darüber philosophierte er in den "Pariser Manuskripten" von 1844; da war er 26) und der sich den Kommunismus als eine Art Freizeitparadies vorstellt:

Zitat von Die deutsche Ideologie
... während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.


Als Marx (assistiert von Engels) das schrieb, war er auch noch Mitte zwanzig. Flausen eines jungen Mannes.

Der ernstzunehmende, erwachsene Marx hatte keine solchen romantischen Vorstellungen. Er wollte die Machtergreifung durch das Proletariat, dh durch dessen Avantgarde, die Kommunisten. Alles weitere würde sich finden.

Herzlich, Zettel

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

04.01.2010 15:34
#6 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Ich denke wir haben es heute eigentlich weniger mit Marxismus zu tun, sondern eher mit einer Art postmodern degenerierten Version, in der so ziemlich alles möglich ist.
Chávez wirkt auf mich in seinen Worten und Taten eher als eine Art "Mango Mussolini" mit Vorstellungen, die eher an die dumpfesten Stunden der deutschen Nationalromantik erinnern.
Nur sind viele der websüchtigen und sozialstaatsversorgten Linken halt so weich, dass sie das nicht einmal mehr merken.
Für ein Volk von Arbeitsbienen waren die Russen, Ostdeutschen, Tschechen, Polen, Slowaken, Rumänen, Bulgaren, Albaner, etc. vermutlich besser konstituiert als Venezoelaner. Auf Kuba war mir ein übermässiger Arbeitszwang auch nie aufgefallen. Das Problem sind eher die permanenten öffentlichen Lügen, die Abwesenheit von Freiheit und selbstverständlich der allgegenwärtige Mangel an allen möglichen materiellen Gütern, die das Leben eben auch angenehmer machen.
Das Leben wird in Venezuela durch die allgegenwärtigen Stromausfälle und die neue Rationierung der Öffnungszeiten der Malls düsterer. Malls sind eben in Gesamt-Lateinamerika ein beliebter weil a) klimatisierter und b) sicherer Versammlungsort für alle Klassen und eben kein Konsumtempel für die Reichen.
Naja und ob sich die Hoffnung erfüllt, dass Patria, Socialismo o Muerte Gratis-Autos für alle bedeutet (http://oilwars.blogspot.com/2010/01/new-socialist-man.html) ? ;-)
Der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gelang während der kapitalistischen Krise der 30er wenigstens noch ein kräftiges Wachstum. Verbunden mit einer unmenschlichen Unterdrückung. Der robolutionäre proceso ist weniger repressiv, dafür gibts dann aber halt auch eine wirtschaftliche Kontraktion, eine nun schon 2 jährig anhaltende Senkung der Investitionen, dramatisch sinkende nicht-Öl Exporte und eine durch immer mehr Kriminalität und sich verschlechternde öffentliche Dienstleistungen (Stromausfälle, Löcher in Straßen, schlechte Schulen, ein, sí senor, sich verschlechterndes öffentliches Gesundheitssystem*) gekennzeichnete Lebensrealität.
http://oilwars.blogspot.com/2009/12/no-g...mbers-here.html

* Moment, wird das nicht als große Leistung des Chavismo gefeiert. Barrio Adentro. Hospitäler für die barrios? Njet. Die Barrio Adentro Stationen können die meisten Krankheiten und Blessuren überhaupt nicht behandeln. Die Einwohner präferieren die bereits vorher bestehenden und vergleichsweise besser ausgerüsteten Kliniken. Und die leiden unter Finanznot. Chávez hat mit den Barrio Adentro Stationen lediglich ein wenig nützliches Parallelsystem geschaffen. Zu Propagandazwecken.

Kubas Zucker-Ziele der 60er mögen noch eine Verbindung mit dem Kommunistischen Manifest gehabt haben.
Der bolibananische Zirkus der Beliebigkeit nun wirklich nicht.
Allenfalls noch als rosa Hello Kitty Version.
Vielleicht ist das besser. Gut ists aber nicht.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.01.2010 20:11
#7 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Zitat von Lemmy Caution
Ich denke wir haben es heute eigentlich weniger mit Marxismus zu tun, sondern eher mit einer Art postmodern degenerierten Version, in der so ziemlich alles möglich ist.


Immerhin, lieber Lemmy Caution, hat Venezuela eine sehr rührige Kommunistische Partei, die PCV. Chávez mag verwaschen denken; die Kommunisten tun es mit Sicherheit nicht.

Zitat von Lemmy Caution
Chávez wirkt auf mich in seinen Worten und Taten eher als eine Art "Mango Mussolini" mit Vorstellungen, die eher an die dumpfesten Stunden der deutschen Nationalromantik erinnern.


Mag sein. Mir kommt er immer mehr wie ein Klon seines Vorbilds Castro vor, mit dieser Selbstdarstellung, diesen endlosen Reden, diesem erratischen Verhalten.

Castro war nie ein disziplinierter Kommunist. Die ersten Jahre ist er fast nur durchs Land gereist wie einst Karl der Große von Pfalz zu Pfalz, und hat Dekrete erlassen, wie es ihm gerade einfiel; Sartre hat diese Disziplinlosigkeit als die des "Neuen Menschen" gefeiert. Dieweil haben die Kommunisten sich in der Macht eingerichtet, und am Ende hatte Castro keine Wahl, als aufzuspringen und sich selbst zum Vorsitzenden der Kommunistischen Partei zu machen.

Ich denke, so ähnlich wird es auch in Venezuela laufen.

Zitat von Lemmy Caution
Für ein Volk von Arbeitsbienen waren die Russen, Ostdeutschen, Tschechen, Polen, Slowaken, Rumänen, Bulgaren, Albaner, etc. vermutlich besser konstituiert als Venezoelaner. Auf Kuba war mir ein übermässiger Arbeitszwang auch nie aufgefallen. Das Problem sind eher die permanenten öffentlichen Lügen, die Abwesenheit von Freiheit und selbstverständlich der allgegenwärtige Mangel an allen möglichen materiellen Gütern, die das Leben eben auch angenehmer machen.


Ja, das sehe ich auch so. Aber dennoch scheint mir, daß auch Chávez Punkt für Punkt das Programm des "Kommunistischen Manifests" abarbeitet. Verstaatlichungen. Das allmähliche Erdrücken jeder Opposition. Staatliche Erziehung.

Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ein TV-Auslandskorrespondent hat kürzlich folgendes berichtet: Chávez läßt ja seit langem Nahrungsmittel an die Armen ausgeben. Jetzt bekommt sie nur noch, wer der PSUV, der Sozialistischen Einheitspartei, angehört oder ihr beitritt. Das ist schon ein recht lupenreiner Sozialismus (wenn es stimmt; ich konnte es nicht verifizieren).

Zitat von Lemmy Caution
Der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gelang während der kapitalistischen Krise der 30er wenigstens noch ein kräftiges Wachstum. Verbunden mit einer unmenschlichen Unterdrückung. Der robolutionäre proceso ist weniger repressiv, dafür gibts dann aber halt auch eine wirtschaftliche Kontraktion, eine nun schon 2 jährig anhaltende Senkung der Investitionen, dramatisch sinkende nicht-Öl Exporte und eine durch immer mehr Kriminalität und sich verschlechternde öffentliche Dienstleistungen (Stromausfälle, Löcher in Straßen, schlechte Schulen, ein, sí senor, sich verschlechterndes öffentliches Gesundheitssystem*) gekennzeichnete Lebensrealität.


Und deshalb wird man nicht ewig im Limbo bleiben können. Sobald die Salami-Taktik es geschafft hat, daß das Regime keine Opposition mehr zu fürchten braucht, wird es den Weg Cubas gehen und einen kommunistischen Einparteienstaat einrichten; notfalls mit der militärischen Unterstützung Cubas. Davon bin ich ziemlich überzeugt.

So sehe ich es, lieber Lemmy Caution. Wobei ich gerade Ihnen als dem ungleich Kundigeren gern zugestehe, daß Sie vielleicht richtiger liegen als ich. Dieses Jahr wird es, denke ich, zeigen.

Herzlich, Zettel

PS: Übrigens werden weder Rußland noch China einen Sturz des Chávez-Regimes zulassen. Venezuela ist ihr wichtigster Brückenkopf in Lateinamerika. Und sie wissen, daß sie von dem schwachen Mann im Weißen Haus nichts zu befürchten haben.

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

04.01.2010 22:03
#8 RE: Zitat des Tages: Die Aktualität des "Kommunistischen Manifests" Antworten

Lieber Zettel,

Unsere Unstimmigkeiten, ob Chávez ein Kommunist ist oder nicht, liegt letztlich ausserhalb des Pudels Kern, denk ich.
Chávez Politik führt in jeden Fall zur Entmündigung und Verunselbstständigung der Bürger.
Wirtschaftliche Übervorteilung der Leute mit der "richtigen" politischen Einstellung ist schon länger an der Tagesordnung.
In der Lista Tascon wurden Wahlentscheidung "geheimer" Wahlen veröffentlicht. Es gibt Statistiken, die zeigen, dass die "richtig" wählenden deutlich besseren Zugang zu den zahlreichen Staatsjobs besitzen. Oder es gibt auf youtube mit versteckter Kamera gefilmte Filme, die zeigen, dass chavistische Politiker offen lachend darüber reden, das oppositionellen Provinz-Regierungen ihnen gesetztlich zustehende Gelder der Zentralregierung entzogen werden.

Im Zuge der Rezession sinkt aber die Zustimmung zu Chávez. Und die Venezuelaner haben Jahrzehnte in einer immer disfunktionalieren aber immerhin Demokratie gelebt.

Die Wirtschaftsdaten sehen selbst bei einem Ölpreis von fast 80$ alles andere als gut aus. Die selbst für lateinamerikanische Verhältnisse extreme Delinquenz hats in Kuba nie gegeben. Kenn die Angst im vergleichsweise harmlosen Santiago Centro und manchmal nachts auf Straßen einer Provinzstadt ohne Taxi oder Auto.

Seh die Bedrohung einer Ausbreitung nicht so. Hätte vor ein paar Jahren die PRD in Mexiko gewonnen (knapp) oder Ollanta Humala in Peru... als noch nicht klar war, dass Lula da Silva wirtschaftspolitisch verantwortungsbewußt handelt und sich - trotz aller z.T. widerwärtiger Eskapaden - am Ende des Tages immer um eine gute Beziehung mit den USA bemüht. ... und Alán García (der Chaot der 2. Hälfte der 80er) aus seinen Fehlern gelernt hat. Schlimm genug, das Peru einen Alán García benötigt, um die Gesellschaft zusammenzuhalten, aber das ist ein anderes Thema.

Die Konstitution vieler Länder der Region - eine gut lebende Oberschicht/ obere Mittelschicht und zu viele Leute mit dem Rücken zur Wand - beinhaltet das Risiko einer Polarisierung der Gesellschaft mit möglicherweise populististischer Blasenbildung... Así es.

Chávez wird sich nicht ausbreiten. In Chile wird wohl Pinera gewählt. Zu viele der oft jungen ME-O Wähler haben keine Lust auf Concertación ohne Michelle Bachelet und werden einen leeren Wahlzettel abgeben oder Pinera eine Chance geben. In Brasilien wird vermutlich der rechtsliberale Gouverneur des Bundesstaates Sao Paulo nächster Präsident. In Argentinien hat Frau Fernández de Kirchner keine Mehrheit mehr im Kongress. Die Zeiten des links-peronismus gehen dort auch vorbei. In Kolumbien wird Uribe oder ein Statthalter gewählt. In Mexiko bekommt die PRD keinen Fuß mehr auf den Boden. Das sind die großen Länder. Bolivien, Paraguay, Nicaragua, Ecuador zählen nicht wirklich. Trotz aller real existierende FARC Wahlkampf-Finanzierung macht Correa nicht alles falsch. Etwa in der Bildungspolitik. Lehrer demonstrieren gegen die "unsoziale Unverschämtheit" der Regierung, das sie Tests darüber ablegen sollen, ob sie den Stoff, den sie den Sebastiáns, Valentinas oder Carmen Glorias dieser Welt beibringen, auch wirklich beherrschen. Correa spricht von einer Beeinflußung der Lehrer durch imperialistische Kräfte. Wo gibts das sonst

Chinesische und russische Unternehmen dürfen die PVDSA zu wirklich nicht sehr günstigen Konditionen beim Abbau der Ölsanden helfen. Aber was soll Obama tun? Marines schicken geht nicht.

Venezuela geht langsam zugrunde. Irgendwann wächst der Widerstand. In Kuba btw. schon heute. Die junge Generation scheint von der "Revolution" wirklich entfremdet zu sein. Und wenn beide Castros unter der Erde sind... Nachwuchs haben sie immer irgendwann abgesägt. Sieht man manche der kubanischen Politiker der zweiten (oder besser gesagt: vierten) Generation... Diese Schlaftabletten werden zur Lachnummer.

Die Regierung des schwachen Mannes hat sich immerhin in Honduras durchgesetzt. Die Demokratische Partei hat wirklich üblere Politiker mit Lateinamerika-Verbindung.

Was mich wirklich wütend macht ist die propagandistische Darstellung dieser letztlich lächerlichen und widerwärtigen Regierung durch gewisse linke Sympathisanten.
Wenn Sie ein Buch lesen mögen, Nelson, The Silence and the Scorpion zeigt die verlogene und anti-zivilisatorische Widerwärtigkeit dieses Regimes. Oder dieser ca. 1 stündige Doku-Film über das preisgekrönte Machwerk "The Revolution will not be televised", das häßlicherweise u.a. von ARTE ausgestrahlt wurde. http://tinyurl.com/yd6gop5


Gruß Lemmy

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