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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 2 Antworten
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Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

08.01.2010 10:12
Böhmische Dörfer Antworten

Auf der Webseite des Prager Erzbischofs Kardinal Miloslav Vlk (77) wurde in dieser Woche ein langes dreiteiliges "Billanzgespräch" veröffentlicht, das sich u.A. auch mit der Islamisierung Europas befaßt. Da es offenbar nur in der tschechischen Version verfügbar ist, habe ich die betreffenden Absätze zu übersetzen versucht.

Zitat von Webseite 'Miloslav Kardinal Vlk'
Frage Nr.21: Glauben Sie, daß der Islam Europa bedroht? Und das Christentum?

Die Eine Sache ist die Immigration, die dazu führt, daß Moslems, deren Familien kinderreich sind, dabei sind mehrheitlich in den Schulen vertreten zu sein, sondern auch in den Städten. Sie haben eine Wachstumsperspektive, hier ist die Mathematik einfach. Durch die systematische Leerung des christlichen Lebensinhaltes der Europäer entsteht ein Freiraum, den sie mühelos füllen. Europa verleugnet die eigenen christlichen Wurzeln, aus denen sie entstanden ist - die ihr die Kraft geben könnten, der Gefahr zu begegnen, daß sie von den Moslems erobert wird. Wie es im Übrigen bereits stetig erfolgt.

Mit Kriegswaffen hat der Islam am Ende des Mittelalters und am Beginn der Neuzeit nicht erobern können. Damals haben die Christen siegen können. Heute wird mit "geistigen Waffen" gekämpft, über die Europa nicht verfügt. Weil die Moslems damit aber perfekt bewaffnet sind, droht der Fall Europas. Moslems kommen zu uns sicher aus verschiedenen Gründen. Sie haben aber auch einen religiösen - in den heidnischen europäischen Raum, in seinen gottlosen Lebensstil - wie sie sagen - die geistigen Werte des Glaubens in einen Gott einzubringen.

So müssen wir damit rechnen, daß, wenn sich das Verhältnis Europas zu den eigenen Wurzeln nicht ändert, sich Europa islamisiert. Einseitig verabsolutierte menschliche Rechte öffnen dazu noch mehr die Tür. Der Islam erzeugt so auf das Christentum einen Druck, seinen Glauben voll zu leben. Das ist eines der Zeichen der Zeit, die uns herausfordern.

Frage Nr.22: Demographische Indikatoren zeigen, daß eine Reihe von westeuropäischen Ländern - die Niederlanden, Schweden, Belgien, aber auch Deutschland oder Großbritannien - sich auf dem Weg befinden, in einigen Jahrzehnten mehrheitlich islamisch zu werden. Wovon zeugt diese Tatsache Ihrer Meinung nach?

Die Mehrheit wird bisher nicht durch Konversion gebildet, sondern durch Zuwanderung und eine erheblich höhere Geburtenrate. In der Zukunft ist auch eine Übertrittswelle möglich. Es zeugt davon, was ich schon erwähnte: die geistige Leere des bestimmenden Lebenstils des ehemals christlichen Europa. Der Individualismus, der nicht bereit und oft auch nicht in der Lage ist, Opfer zu bringen. Bereits das Wort "Opfer" erzeugt allergische Reaktionen. Wenn die Christen nicht aufwachen, kann es zur islamisierung des Lebens kommen. Das Christentum wird sonst nicht die Kraft haben, seinen Character dem Leben der Menschen - ganz zu schweigen von der Gesellschaft - einzuprägen.


Ich bedanke mich bei Kewil für den Hinweis.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.01.2010 13:12
#2 RE: Böhmische Dörfer Antworten

Lieber Ungelt,

vielen Dank für den Text und vor allem die Mühe des Übersetzens, die Sie sich gemacht haben.

In der Sache kann ich - das wird Sie nicht überraschen - dem Kardinal Miloslav Vlk nur sehr bedingt zustimmen.

Zitat von Webseite 'Miloslav Kardinal Vlk'
Frage Nr.21: Glauben Sie, daß der Islam Europa bedroht? Und das Christentum?
Die Eine Sache ist die Immigration, die dazu führt, daß Moslems, deren Familien kinderreich sind, dabei sind mehrheitlich in den Schulen vertreten zu sein, sondern auch in den Städten. Sie haben eine Wachstumsperspektive, hier ist die Mathematik einfach.


Ich fürchte, die Mathematik ist nicht einfach. Denn ein entscheidender Parameter - die Entwicklung der Geburtenrate bei den Nachkommen von Einwanderern - ist unbekannt. In den USA hatten die eingewanderten Italiener und Juden aus Osteuropa ähnlich hohe Kinderzahlen wie jetzt die Türken in Europa. Innerhalb einiger Generationen hat sich ihr Reproduktionsverhalten an das der übrigen amerikanischen Bevölkerung angepaßt.

Die Geburtenrate hängt von hauptsächlich von zwei Faktoren ab: 1. Wie teuer ist das Aufziehen von Kindern? 2. Welchen Nutzen bringen viele Kinder?

In traditionellen Gesellschaften mit ihren geringen Ansprüchen ist das Aufziehen von Kindern vergleichsweise billig und der Nutzen zahlreicher Kinder groß: Erstens arbeiten sie schon in jungen Jahren mit - auf dem Acker, im Geschäft. Zweitens sind sie die Stütze des Alters.

In unserer modernen Gesellschaft ist das Aufziehen von Kindern teuer, weil sie hohe Ansprüche stellen. Der Nutzen ist gering, weil man rentenversichert ist und meist auch nicht einen Beruf hat, in dem Kinder mitarbeiten können.

Zitat von Webseite 'Miloslav Kardinal Vlk'
Heute wird mit "geistigen Waffen" gekämpft, über die Europa nicht verfügt. Weil die Moslems damit aber perfekt bewaffnet sind, droht der Fall Europas. Moslems kommen zu uns sicher aus verschiedenen Gründen. Sie haben aber auch einen religiösen - in den heidnischen europäischen Raum, in seinen gottlosen Lebensstil - wie sie sagen - die geistigen Werte des Glaubens in einen Gott einzubringen.


Die meisten Türken, die nach Europa einwandern, interessiert die Verbreitung des Islam überhaupt nicht. Sie sind gekommen, um hier besser zu leben als in der Türkei.

Zitat von Webseite 'Miloslav Kardinal Vlk'
So müssen wir damit rechnen, daß, wenn sich das Verhältnis Europas zu den eigenen Wurzeln nicht ändert, sich Europa islamisiert. Einseitig verabsolutierte menschliche Rechte öffnen dazu noch mehr die Tür. Der Islam erzeugt so auf das Christentum einen Druck, seinen Glauben voll zu leben. Das ist eines der Zeichen der Zeit, die uns herausfordern.


Der Grundsachverhalt ist aus meiner Sicht die Säkularisierung der modernen Gesellschaft. Das Bedürfnis nach Religion hat einfach abgenommen. Sollte dieses Bedürfnis wieder wachsen - was ja gut sein kann, siehe USA -, dann sehe ich keinen Grund, warum es seine Erfüllung nicht im Christentum finden sollte; eben auch wie in den USA.

Zitat von Webseite 'Miloslav Kardinal Vlk'
Frage Nr.22: Demographische Indikatoren zeigen, daß eine Reihe von westeuropäischen Ländern - die Niederlanden, Schweden, Belgien, aber auch Deutschland oder Großbritannien - sich auf dem Weg befinden, in einigen Jahrzehnten mehrheitlich islamisch zu werden. Wovon zeugt diese Tatsache Ihrer Meinung nach?


Solche Daten kenne ich nicht. Lediglich für die Großstädte wird das vorhergesagt; und auch eben nur unter dem Vorbehalt, daß niemand die künftige Entwicklung der Geburtenrate kennt.

Zitat von Webseite 'Miloslav Kardinal Vlk'
Die Mehrheit wird bisher nicht durch Konversion gebildet, sondern durch Zuwanderung und eine erheblich höhere Geburtenrate. In der Zukunft ist auch eine Übertrittswelle möglich.


Möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Warum sollten wir Europäer mit unserer eigenen christlichen Tradition, mit unserer der islamischen Kultur in jeder Hinsicht überlegenen Kultur ausgerechnet in Scharen zum Islam übertreten?

Wir führen diese Diskussion ja schon lange, lieber Ungelt. Ich gebe mir Mühe, diese Angst vor dem Islam zu verstehen, aber es gelingt mir nicht. Ich verstehe diesen Kleinmut nicht, dieses mangelnde Vertrauen in die Stärke unserer Kultur und auch der christlichen Religion.

Und noch etwas: Die Einwanderer gehörten, als sie einwanderten, fast durchweg der Unterschicht an. Einige haben sich jetzt in die untere Mittelschicht hochgearbeitet. Ganz wenige noch höher, und diese sind fast durchweg assimiliert.

Schon deshalb wird der Islam in Europa auf die unteren Schichten begrenzt bleiben; von ein paar Konvertiten abgesehen, die vor dreißig Jahren vermutlich Buddhisten oder Esoteriker geworden wären.

Herzlich, Zettel

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

08.01.2010 15:41
#3 RE: Böhmische Dörfer Antworten

Zitat von Zettel
vielen Dank für den Text und vor allem die Mühe des Übersetzens, die Sie sich gemacht haben.

Ich danke auch, auch für die Möglichkeit hier solche Texte unterzubringen. Ich möchte es auch weiter (gelegentlich) tun, wenn ich annehmen kann, daß der Text einen breiteren Kreis interessieren könnte. Weniger um damit meinen eigenen Standpunkt zu illustrieren, mehr um auf Gesprächsthemen hinzuweisen und Meinungen zu dokumentieren. Manchmal könnten es für mich auch im doppelten Sinne "böhmische Dörfer" sein. (Im tschechischen ist ein "böhmisches Dorf" übrigens "španělská vesnice", also ein "spanisches Dorf")

Zitat von Zettel
In der Sache kann ich - das wird Sie nicht überraschen - dem Kardinal Miloslav Vlk nur sehr bedingt zustimmen.

Nein, das überrascht mich nicht, und es ist auch nicht schlimm.

Das Thema finde ich aber sehr spannend und wichtig, ohne bereits zu allen Aspekten eine eindeutige Meinung zu haben. Bemerkenswert scheint mir aber, in welcher Offenheit sich Kardinal Vlk dazu äußert. Ähnliche Aussagen findet man ja in Deutschland, denke ich, von offizieller Seite recht selten. Das wird, vermute ich, nicht nur den Grund haben, daß alle grundsätzlich anderer Meinung wären.

Zu dem Thema selbst versuche ich später etwas zu schreiben, als Antwort zu Ihren Anmerkungen. Dafür brauche ich aber einen einigermaßen klaren Kopf und genug Zeit.

Schönen Tag noch, Ungelt

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