Zitat von MWSehr schade übrigens, daß die Elvis-Presley-Marginalie bisher niemand kommentiert hat... Ist das Thema etwa profan? Kann nicht sein, es geht hier schließlich um den KING!!!
Über den King selber kann ich nicht viel sagen: ich kenne nur ein paar seiner Filmchen - netter Junge, dabei etwas melancholisch und schüchtern, kommt mir irgendwie bekannt vor...
Interessant ist aber die Bemerkung des Elvis-Fans: "Wir leben heute im Atomzeitalter, alles hat Stromlinie - alles, nur nicht die Musik ... sitzen wir in all dieser modernen Umgebung und lauschen dem Jazz von 1924 ..."
Das besagt etwas über die Tiefe der Musik.
Am tiefsten mit uns selbst verknüpft ist wohl der Geschmackssinn: Mamas Küche bleibt ein Leben lang die Norm. Das ist leicht erklärlich, denn fremde Stoffe in den Körper aufzunehmen setzt ein ungeheures Vertrauen voraus, das wir nur in der Kindheit haben, wenn uns gar nichts anderes übrigbleibt.
Am oberflächlichsten ist der Gesichtssinn, das beweist die (seit 1700) jährlich wechselnde Mode. Es bereitet wenig Mühe, in fast jedem Lebensalter nach der Mode zu gehen. (Nebenbei gefragt, scheint sich der Rhythmus der Mode im letzten Jahrzehnt verlangsamt zu haben, oder liege ich da falsch?)
Die Musik liegt dazwischen, viele Menschen legen sich im Laufe des Lebens mehrere Lieblingsstile zu, nicht nur einen wie beim Essen, aber nicht so viele wie bei den Äußerlichkeiten.
So wie anscheinend in den 50er-Jahren noch viele dem Swing treu geblieben sind, halten bis heute erstaunlich viele Leute an der Musik der späten 60er-Jahre fest - sogar solche, die sie gar nicht als Zeitgenossen kennenlernen konnten. Dennoch legen sich sehr viele noch einen Zweitstil zu, Punk, Reggae, Weltmusik, das scheint also durchaus zu gehen.
Warum ist das so? Weshalb gibt es anscheinend eine stärkere Prägung des "Geschmacks" beim Hörsinn als beim Gesichtssinn? Ich kann nur raten! Vielleicht liegt es daran, daß das Erlernen von Strukturen bei Musik viel schwieriger ist als die Mustererfassung beim Sehen?
Oder liegt es daran, daß die Musik der Sprache ähnlicher ist, und wir glauben, daß "unsere" Musik uns sagt, wer wir sind - viel mehr als unsere Verkleidungen das tun, und es uns daher leichter fällt, bei den Tönen ehrlich zu sein und dafür mit dem Dekor zu lügen, als umgekehrt.
Als Jugendlicher versuchte ich, Niemand zu sein, indem ich keinerlei Musik hörte; ich glaube, es hat funktioniert.
Zitat von KalliasÜber den King selber kann ich nicht viel sagen: ich kenne nur ein paar seiner Filmchen - netter Junge, dabei etwas melancholisch und schüchtern, kommt mir irgendwie bekannt vor...
Das war eben schon Elvis II, lieber Kallias; der Elvis nach seiner Militärzeit u.a. in Bad Nauheim. (Man sah damals die Bilder, wie er, den Seesack geschultert, in einem deutschen Hafen von Bord ging und dann in der US-Garnison Bad Nauheim ankam; umjubelt von seinen deutschen Fans). Das ging mit "Musidenn zum Städele hinaus" los, und danach wurde der einstige Rocker immer softer.
Elvis I war aber ganz anders; deshalb empfehle ich die Lektüre des "Spiegel"-Artikels von 1956. Er wurde vom konservativen Bürgertum als eine Gefahr für das christliche Abendland angesehen.
Ich hatte damals zwei Klassenkameraden, die eine Elvis-Frisur trugen, komplett mit Koteletten, und die trotz Verbots natürlich in den Film "Die Halbstarken" gegangen und darob beim Lehrkörper denunziert worden waren.
Sie zogen dessen geballte pädagogische Bemühungen auf sich. Als Sofortmaßnahme wurde einer der beiden in die Parallelklasse versetzt, so daß beide nun in ihrer jeweiligen Klasse isoliert waren. Zum Ende des Schuljahres ließ man einen der beiden - obwohl beide durchschnittliche Schüler waren, nur eben aufmüpfig - sitzen, so daß sie nun auch noch in verschiedene Jahrgangsklassen gingen. So versuchte man den Krankheitsherd zu isolieren.
Es war dasselbe Jahr 1956, in dem ein Skandal die Schule überzog. Ein Schüler, ein schüchterner, pickliger Jüngling, hatte Aktfotos mit in die Schule gebracht und sie unter den Mitschülern herumgezeigt. Das führte zu einer wochenlangen Inquisition. Während des Unterrichts erschien die Schulsekretärin immer wieder in den betroffenen Klassen und rief diesen und jenen Schüler auf: "XY zum Direktor!". In dessen Zimmer fand das Verhör statt, nach Art der klassischen Inquisition: XY war von jemandem denunziert worden, sich die Bilder angesehen zu haben und sollte das a) gestehen und b) weitere Schuldige angeben.
So zog die Untersuchung immer weitere Kreise. Am Ende gab es Mitteilungen an die Eltern aller irgendwie involvierten Schüler. Derjenige, der die Bilder mitgebracht hatte, wurde der Schule verwiesen; mit einer Kontrollmitteilung an alle anderen Gymnasien Baden-Württembergs, daß es ihnen untersagt sei, ihn aufzunehmen.
In dieser Atmosphäre, lieber Kallias, war es skandalös, daß Elvis sein pelvis schwang.
Tja, zwanzig Jahre später sah der Sexskandal in meiner Schule so aus: ein Schüler wollte im Rahmen eines Referats im Musikunterricht das Lied eines Sängers namens Otto spielen, das offenbar einen anzüglichen Text hatte. Der Lehrer schaltete den Kassettenrekorder mit der Begründung aus, man könne den nun folgenden Text den in der Klasse anwesenden Mädchen nicht zumuten.
Dieser Vorfall zog eine Reihe von Diskussionen im Unterrichtsstunden verschiedener Fächer nach sich. Insbesondere die Mädchen empörten sich, man habe doch schon "Sexualkundeunterricht gehabt" und hätte folglich Ottos Text verkraften können.
Ich erinnere mich nicht, wie das ausging. Das Referat wurde jedenfalls nicht fortgesetzt, so daß ich bis heute nicht weiß, worum es eigentlich ging.
Mit den Spießern war nichts mehr los. Elvis hatte gesiegt.
Ja, und bei diesem Kommentar geht es mir nicht zuletzt darum, Ihnen zum zehntausendsten Beitrag zu gratulieren; leider schon einen (huch, zwei) zu spät - mit Ihnen ist nun mal nicht Schritt zu halten. Auf die nächsten 10000!
Zitat von KalliasJa, und bei diesem Kommentar geht es mir nicht zuletzt darum, Ihnen zum zehntausendsten Beitrag zu gratulieren; leider schon einen (huch, zwei) zu spät - mit Ihnen ist nun mal nicht Schritt zu halten. Auf die nächsten 10000!
Vielen Dank, lieber Kallias.
Es hat sich so ergeben, weil das Experiment dieses Forums in Verbindung mit ZR besser gelungen ist, als ich es erwarten konnte. Als ich es gestartet - also die Kommentarfunktion in ZR abgeschaltet und auf das kleine Zimmer verwiesen - habe, schrieb ein geschätzer Bloggerkollege mir, mehr als ungefähr fünf neue Mitglieder würde ich damit wohl nicht bekommen; damals hatte das Forum, wenn ich mich recht erinnere, ungefähr 15 Mitglieder.
Was ich schreibe, sind ja meist Antworten auf das, was andere schreiben. Insofern ist der Umstand, daß ich so viele Beiträge fabriziert habe, einfach Ausdruck dessen, daß hier so viele kluge Menschen so viele interessante Beiträge beisteuern.
Zitat von Kalliasgeht es mir nicht zuletzt darum, Ihnen zum zehntausendsten Beitrag zu gratulieren
Herzlichen Glückwunsch auch von mir. Dieses Blog ist insgesamt eine Gratulation wert, finde ich. Mittlerweile erhalte ich wohl über ZR und ZKZ mehr interessante Informationen als von allen anderen Websites (Medien und Blogs) zusammen. Das kann natürlich auch an meiner Faulheit liegen.
Zitat von Zettelmehr als ungefähr fünf neue Mitglieder würde ich damit wohl nicht bekommen
Zitat von KalliasAm tiefsten mit uns selbst verknüpft ist wohl der Geschmackssinn: Mamas Küche bleibt ein Leben lang die Norm. Das ist leicht erklärlich, denn fremde Stoffe in den Körper aufzunehmen setzt ein ungeheures Vertrauen voraus, das wir nur in der Kindheit haben, wenn uns gar nichts anderes übrigbleibt.
Am oberflächlichsten ist der Gesichtssinn, das beweist die (seit 1700) jährlich wechselnde Mode. Es bereitet wenig Mühe, in fast jedem Lebensalter nach der Mode zu gehen. (Nebenbei gefragt, scheint sich der Rhythmus der Mode im letzten Jahrzehnt verlangsamt zu haben, oder liege ich da falsch?)
Die Musik liegt dazwischen, viele Menschen legen sich im Laufe des Lebens mehrere Lieblingsstile zu, nicht nur einen wie beim Essen, aber nicht so viele wie bei den Äußerlichkeiten.
Diese Beobachtungen, lieber Kallias, werden von der Physiologie bestätigt.
Der phyologenetisch besonders alte Geruchssinn ist eng mit denjenigen Gehirnstrukturen vernetzt, die unsere Gefühle steuern; man kann sich das z.B. hier ansehen. Der Bulbus Olfactorius, der Riechkolben, ist eine Ausstülpung des Gehirns. Der Geruchssinn dient beim Primaten ja auch dazu, Angenehmes und Unangenehmes zu unterscheiden: Gute von verdorbener Nahrung oder zum Verzehr nicht geeigneten Substanzen; Artgenossen, die man "nicht riechen kann" und die anderen, Angenehmen.
Das muß früh geprägt werden, sofern es nicht angeboren ist; es geht ja ums Überleben.
Der Hörsinn hat beim Primaten zwei Funktionen:
Erstens macht er auf Gefahren aufmerksam - es knackt, ein Tier brüllt, ein Gewitter grollt. Auf solche Gefahren muß man mit Aktionen reagieren. Deshalb führen vom Hörnerv Kollaterale zum Aktivierungssystem des Stammhirns. Lautes Geräusch führt automatisch zum Arousal. Man ist zur Aktion bereit. Ständiges Arousal durch Dauerbeschallung, also Dauerstreß, ist dem Organismus freilich abträglich.
Zweitens hat der Hörsinn vor allem beim Menschen (wie auch, nebenbei, bei Vögeln) eine kommunikative Funktion.
Bei anderen Primaten ist das sehr begrenzt - sie warnen einander, signalisieren Wohlbehagen usw. Bei der Entwicklung des Menschen scheint aber zum einen das gemeinsame Singen und Tanzen eine wichtige Funktion gehabt zu haben; so entsteht Gruppenindentität. Die Nationalhymne ist uns geblieben.
Zweitens scheint der Hörsinn in das Balzverhalten einbezogen worden zu sein. Viele Paare haben "unsere Melodie", die zufällig erklang, als man sich ineinander verliebte. Die neuroanatomische Grundlage ist vor allem das Cingulum, das beim Hören von Musik aktiv ist und das Teil des für Gefühle zuständigen Limbischen Kortex ist. Es scheint da Prägungsvorgänge zu geben; gewisse Melodien erzeugen lebenslang dieselben affektiven Reaktionen
Das Sehen hingegen hat beim Primaten eine ganz andere Funktion. Eine, die weit weg ist von Affekten: Sich räumlich orientieren; vor allem die eigenen Bewegungen im Raum (Lokomotion, Greifbewegungen usw.) visuell steuern. Dann auch die geographische Orientierung. Das Identifizieren von Objekten.
Da ist, anders als beim Riechen und Hören, wenig Prägung im Spiel. Der Gesichtssinn muß flexibel sein. Er ist unser Sinn für Neues. Unsere Neugier ist überwiegend etwas Visuelles.
Zitat von ZettelZweitens scheint der Hörsinn in das Balzverhalten einbezogen worden zu sein. Viele Paare haben "unsere Melodie", die zufällig erklang, als man sich ineinander verliebte.
Da war noch das alte Paar, seit 30 Jahren glücklich verheiratet. Ihr Geheimnis: Sie gehen immer noch regelmäßig in das Restaurant, in dem sie sich kennen gelernt haben, wo "ihre Melodie" gespielt wird. Regelmäßig jede Woche. Er dienstags, sie donnerstags.
Zitat von DiskusUnd wie viele Mitglieder gibt es heute?
Das können Sie, lieber Diskus, oben rechts auf der Startseite des Froums sehen.
Allerdings sind längst nicht alle diese Mitglieder aktiv. Manche haben sich irgendwann angemeldet und wurden danach nicht wieder gesehen. Andere lesen nur mit, schreiben aber nicht. Wieder andere bleiben Monate unsichtbar, melden sich dann aber doch wieder mit dem einen oder anderen Beitrag.
Einmal habe ich die "Datei bereinigt", indem ich alle gelöscht habe, die für eine bestimmte Zeitspanne das Forum nicht mehr besucht hatten. Es meldete sich dann aber prompt jemand per Mail, der sich beklagte und sagte, er würde doch gern das Recht behalten haben, sich irgendwann einmal wieder einzuloggen.
Also lasse ich jetzt die Mitglieder sich akkumulieren; ob ganz aktiv, nur a bisserl aktiv, passiv oder im Zustand einer Karteileiche.
Zitat von ZettelIn dieser Atmosphäre, lieber Kallias, war es skandalös, daß Elvis sein pelvis schwang.
Ab und zu muss ich ja negativ auffallen, also gebe ich zu Protokoll, dass mir "diese Atmosphäre" nicht unbedingt unsympathischer ist als diejenige in heutigen Schulen, da man für Pornographie höchstens dann zum Direktor zitiert wird, wenn sie auf nicht biologisch abbaubarem Papier gedruckt ist...
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von ZettelIn dieser Atmosphäre, lieber Kallias, war es skandalös, daß Elvis sein pelvis schwang.
Ab und zu muss ich ja negativ auffallen, also gebe ich zu Protokoll, dass mir "diese Atmosphäre" nicht unbedingt unsympathischer ist als diejenige in heutigen Schulen, da man für Pornographie höchstens dann zum Direktor zitiert wird, wenn sie auf nicht biologisch abbaubarem Papier gedruckt ist...
Naja, Sie haben sie vermutlich nicht kennengelernt, die Atmosphäre an einer Schule der fünfziger Jahre, deren Direktor ein Mitglied der Herrenhuter Brüdergemeinde war.
Wer im Unterricht etwas sagte, der mußte dazu aufstehen. Die ganze Klasse mußte aufstehen - auch noch in der Oberstufe -, wenn ein "Erwachsener" das Klassenzimmer betrat, auch wenn es der Hausmeister oder die Schulsekretärin war. Ohrfeigen waren bis in die Mittelstufe an der Tagesordnung. Wir hatten einen kleinwüchsigen Mathe-Lehrer, genannt der "Wurzelzwerg", der der Fama nach das schnelle Laufen gelernt hatte, damit er am Platz eines Schülers war, bevor dieser aufstehen konnte. Nur dann konnte er ihn ohrfeigen.
Selbstverständlich war es eine reine Jugenschule. Ein paarmal in der Woche kamen drei, vier Mädchen vom nahegelegenen Lyzeum in die Schule, um am Lateinunterricht teilzunehmen, der an ihrer Schule nicht angeboten wurde. Dann hingen die Schüler ab Anfang Pubertät an der Mauer, über die hinweg man beobachten konnte, wie sie den Weg zur Schule herauf gingen. Im Unterricht saßen sie dann abseits, und kaum jemand traute sich, sie auch nur anzusprechen. Da waren wir dreizehn, vierzehn, fünfzehn.
Nein, lieber Gorgasal, ich glaube nicht, daß Ihnen diese Atmosphäre sympathischer gewesen wäre als die heutiger Schulen. Ich glaube es nicht - aber wer blickt schon in eine fremde Seele?
Zitat von ZettelDie ganze Klasse mußte aufstehen ... auch wenn es der Hausmeister oder die Schulsekretärin war.
Das ist der einzige Punkt, den ich richtig finde. Wenn es nun mal Usus ist, daß Schüler Erwachsenen auf diese Weise Respekt bezeigen, dann sollte das selbstverständlich auch Hausmeister und Schulsekretärin betreffen.
Ich finde es umgekehrt viel schlimmer, wenn sich Gymnasiasten ohne jegliche Lebensleistung für bessere Menschen halten als brav arbeitende Hausmeister oder wenn eine solche Einstellung von der Schulleitung toleriert würde.
Zitat von ZettelNein, lieber Gorgasal, ich glaube nicht, daß Ihnen diese Atmosphäre sympathischer gewesen wäre als die heutiger Schulen. Ich glaube es nicht - aber wer blickt schon in eine fremde Seele?
Das haben Sie schön vorsichtig formuliert Und Sie haben recht, ich habe kein Gymnasium der Fünfziger Jahre mehr erlebt. Aber bis auf die Ohrfeigen gefällt mir Ihre Schilderung eigentlich recht gut. Ich glaube, dass uns eine solche Atmosphäre mehr geholfen hätte als der Zustand Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre, den ich erlebt habe.
Aber selbstverständlich redet hier der Blinde von der Farbe, also nehmen Sie mich nicht zu ernst
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalAber bis auf die Ohrfeigen gefällt mir Ihre Schilderung eigentlich recht gut. Ich glaube, dass uns eine solche Atmosphäre mehr geholfen hätte als der Zustand Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre, den ich erlebt habe.
Die wiederum ich nur vom Hörensagen kenne.
Gewiß hatten die damaligen Zustände auch ihr Gutes. Wir haben viel gelernt. Bis auf den Religionsunterricht (den ein Pfarrer erteilte, der als Schlosser ein Erweckungserlebnis gehabt und sich dann zum Theologiestudium hochgearbeitet hatte; für mich das Urbild der Frömmelei) - also bis auf den Religionsunterricht war der Unterricht vermutlich besser als das, was ein Schüler heute geboten bekommt. Englisch war in diesem Teil Baden-Württembergs die dritte Fremdsprache nach Französisch und Latein; aber damit konnte ich immer noch so viel wie die Mitschüler auf einem hessischen Gymnasium, auf das ich dann später kam, die Englisch als erste Fremdsprache gehabt hatten.
Es wurde halt in allen Fächern gelernt, gelernt, gelernt und sonst nichts. Mir hat das Spaß gemacht; für andere war es ein Last.
Zitat von ZettelEs wurde halt in allen Fächern gelernt, gelernt, gelernt und sonst nichts. Mir hat das Spaß gemacht; für andere war es ein Last.
Man kann sich natürlich die Frage stellen, ob das Gymnasium die richtige Schule ist für diejenigen Schüler, die damit ein grundlegendes Problem haben. Aber anscheinend hat man ja auch doch noch anderes getan, etwa an Mauern dem schöneren Geschlecht hinterhergeschaut.
Und es ging mir eher um den Umgang mit Lehrern und miteinander. In der Unterstufe hat unsere Klasse einmal eine Lehrerin dermaßen bis aufs Blut gepiesackt, dass sie weinend aus der Klasse gegangen ist. Die Konsequenz war ein fünfminütiges Ins-Gewissen-Reden seitens der Klassenlehrerin. Keine Bestrafung. So kann es nicht sein. Ein andermal kam zufällig der Rektor vorbei, als vielleicht vier oder fünf meiner Klassenkameraden eine Schwammschlacht veranstaltete; die übrigen (darunter auch ich) hatten sich auf den Gang geflüchtet. Ich werde nie vergessen, wie er mit offenem Mund in der Tür stand und seinen Augen nicht traute. Wenn ich mich recht entsinne, gab es für die vier oder fünf Kollegen vielleicht ein oder zwei Stunden Nachsitzen. Auch das erscheint mir zuwenig. Wir waren damals in der zehnten Klasse, also etwa 16 Jahre alt. Ich würde sagen, dass man von Sechzehnjährigen etwas gesitteteres Verhalten erwarten, einfordern und gegebenenfalls auch durchdrücken kann, und ich glaube, der robustere Umgang mit hormonvergifteten Teenagern in den Fünfziger Jahren war da geeigneter.
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Zitat von GorgasalEin andermal kam zufällig der Rektor vorbei, als vielleicht vier oder fünf meiner Klassenkameraden eine Schwammschlacht veranstaltete; die übrigen (darunter auch ich) hatten sich auf den Gang geflüchtet. Ich werde nie vergessen, wie er mit offenem Mund in der Tür stand und seinen Augen nicht traute. Wenn ich mich recht entsinne, gab es für die vier oder fünf Kollegen vielleicht ein oder zwei Stunden Nachsitzen. Auch das erscheint mir zuwenig.
Mir erscheint das völlig gerechtfertigt. Weder wurde Schuleigentum beschädigt, noch Mitschüler körperlich oder seelisch angegriffen.
Zitat In der Unterstufe hat unsere Klasse einmal eine Lehrerin dermaßen bis aufs Blut gepiesackt, dass sie weinend aus der Klasse gegangen ist.
Habe ich auch erlebt. Ohne wirkliche Konsequenzen. Die betreffende Lehrerin hat dann nach einigen Jehren, weil die nachkommenden Jahrgänge noch schlimmer waren, das Handtuch geworfen. Andererseits habe ich auch schon erlebt, dass schon nach einigen schwachen Stundenwiederholungen der Abteilungsvorstand angetanzt kam, und dannach waren die Wiederholungen wirklich besser.
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