Zwei Beispiele für die ökonomischen Absurditäten, zu denen das Energie-Einspeisegesetz (EEG) führt.
Früher wurden solche Witze wie der am Anfang des Artikels (vielleicht ist es auch Realität) nur über den Sozialismus gemacht. Das EEG ist ein Stück Sozialismus im Kapitalismus; ein instruktives Beispiel dafür, was passiert, wenn sich ideologische Eiferer nicht um wirtschaftliche Realitäten kümmern.
Ist ja egal, ob der deutsche Adlige existiert. Die Frage ist doch, ob das technisch machbar wäre und ob sich das wirklich rechnet (und wie die vertraglichen Bedingungen der Einspeisevergütung genau aussehen - nicht das das dort ausgeschlossen wird).
Wäre also die Frage an die Technik-Experten, wieviel des eingespeisten Stroms eine solche Lampe in für Sollarzellen nutzbare Energie verwandelt, bzw. wie der "Ertrag" der Gesamtkonstruktion wäre.
Und wenn das stimmt, dann sollte man demonstrativ eine solche Anlage bauen. Kann ja dann gerne in der Halle sein, Sonne oder Tag braucht man dann nicht mehr.
Der Geldverdienst einer solchen Anlage wäre ein Nebenaspekt (wahrscheinlich würde das auch binnen kurzer Zeit verboten) - aber man hätte das EEG publikumswirksam deavouiert.
Das Beispiel mit den Windanlagen verstehe ich nicht. Es sollte doch immer billiger sein, den Strom in die Erde abzuleiten anstatt ihn mit Prämie zu verschenken. Den echten EEG-Fan wird das Beispiel ohnehin nicht abschrecken. Sondern er wird im Gegenteil lobend erwähnen, daß hier Anreize zum Energiespeichern geschaffen werden und die "überschüssige" Windenergie so genutzt werden kann. Und daß die Profiteure im Ausland sitzen kann ja nur bornierte Altnationalisten stören.
Zitat Wäre also die Frage an die Technik-Experten, wieviel des eingespeisten Stroms eine solche Lampe in für Sollarzellen nutzbare Energie verwandelt, bzw. wie der "Ertrag" der Gesamtkonstruktion wäre.
Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass das nicht wirtschaftlich sinnvoll wäre.
Strom einkaufen kann man als gewerblicher Endabnehmer für nicht weniger als 13 Cent/kWh. Die Einspeisevergütung beträgt maximal 39 Cent/kWh.
Allerdings gibt es hier das Problem des Wirkungsgrads. Lassen wir Verluste durch Lichtstreuung einmal unberücksichtigt. Der Wirkungsgrad einer Energiesparlampe oder einer LED liegt bei maximal 15%. Der Wirkungsgrad der Solarzellen liegt je nach Technik bei maximal 20%. 20% mal 15% ist 3%.
D.h. aus einer kWh eingekauften Strom (Preis: 13 Cent) kann ich maximal 0,03 kWh Solarstrom erzeugen (Preis: 1 Cent). Also kein lohnendes Geschäft.
Aber vielleicht gibt es ja technisch ausgereiftere Verfahren zur Ökostrom-Erzeugung? Wie wäre es mit einer Turbine, die Luft in einen Windkanal treibt, an dessen anderem Ende ein Windrad eingebaut ist. Bei guter Konstruktion dürften die Verluste relativ gering sein....
Oder noch eine andere Idee: Man baut die Solarstrom-Anlage in den Keller und betreibt sie mit Energiesparlampen (die wiederum mit Strom "aus der Steckdose" betrieben werden). Wie oben ausgerechnet ist das für sich genommen zwar noch nicht profitabel. Man kann aber die Abwärme nutzen, um eine kostenlose Fußbodenheizung zu betreiben. (Vielleicht gibt es sogar noch zusätzliche Zuschüsse, weil man somit ja die politisch so beliebte Kraft-Wärme-Kopplung betreibt...).
Calimero
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09.03.2010 21:08
#4 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (21): Solar und Windenergie
Zitat von R.A. Das Beispiel mit den Windanlagen verstehe ich nicht. Es sollte doch immer billiger sein, den Strom in die Erde abzuleiten anstatt ihn mit Prämie zu verschenken.
Es wäre dämlich "Strom in die Erde abzuleiten", dazu ist Elektroenergie einfach zu wertvoll (außerdem gibt es dafür keinen technologisch gangbaren Weg). WKA-Strom muss, gesetzlich verfügt, bei bestehendem Angebot unbedingt eingespeist werden. Allerdings muss im Netz jederzeit das konventionelle Backup bereitstehen, da bei Windkraftschwankungen (oder plötzlichen Ausfällen ganzer Windparks) irgendwer das Netz stabil halten muss.
Eine zu große Netzfrequenzschwankung wäre fatal. Wenn das Netz in Teilen erstmal abgeschmiert wäre, würde es ewig dauern wenn man es wieder in Betrieb nehmen möchte (wegen der nötigen Ansynchronisation an die umgebenden Netze). Sowas ist extrem aufwändig bezüglich Zeit- und Ressourceneinsatz.
Konventionelle Kraftwerke haben aber auch technische Untergrenzen beim Leistungsoutput. Bei ca 40 Prozent der Nennlast ist technisch Sense. Nun krebsen da in solch einem Fall x Prozent des deutschen Kraftwerksparks im unwirtschaftlichen Mindestlastbetrieb rum (Autovergleich: Erster Gang, Leerlaufdrehzahl) um im Bedarfsfall hochdrehen zu können.
Nichtmal die vielgepriesenen Gasturbinen (schnell, aber teuer) könnten sowas leisten, da sie zum Hochschleppen erstmal mächtig Strom ziehen und dann minimal 5 Minuten brauchen, um das erste Kilowatt Leistung abgeben zu können (Hochschleppen, Durchlüften, Sicherheitszeiten etc.).
Wir haben hohe Strompreise? Ja. Unter anderem, weil sich technisch uninformierte Politiker eher von Ideologie als von Physik und Ökonomie leiten lassen.
Genervt, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Der EEG-Fan würde natürlich außerdem argumentieren, dass wir endlich die schmutzigen Kohle- und Kernkraftwerke abschalten müssen , denn dann wird ja jedes bisschen Ökostrom zu allen Zeiten gebraucht. Die Grundlastkraftwerke behindern bekanntlich den Ausbau der Erneuerbaren.
(Es gäbe nach einem solchen Ausstieg zwar auch viel öfter einen Mangel an Strom, aber dagegen bauen wir ganz viele flexible Gaskraftwerke, superintelligente Netze und ... ähm...äh...etwas Fantastisches, was uns schon noch einfallen wird )
Denmark generates the equivalent of about 19% of its electricity demand with wind turbines, but wind power contributes far less than 19% of the Nation’s electricity demand. The claim that Denmark derives about 20% of its electricity from wind overstates matters. Being highly intermittent, wind power has recently (2006) met as little as 5% of Denmark’s annual electricity consumption with an average over the last five years of 9.7%.
Zitat von Juno(Es gäbe nach einem solchen Ausstieg zwar auch viel öfter einen Mangel an Strom, aber dagegen bauen wir ganz viele flexible Gaskraftwerke, superintelligente Netze und ... ähm...äh...etwas Fantastisches, was uns schon noch einfallen wird )
Oder wir reduzieren den Verbrauch.
Vor ein paar Jahren habe ich einmal versucht, mir in satirischer Absicht auszudenken, was die Eiferer sich zu diesem Zweck alles überlegen könnten. Das Verbot von Stand-by-Schaltungen war mir zum Beispiel eingefallen. Ein Verbot von Glühbirnen nicht; dazu reichte meine Phantasie nicht.
Also, ich strenge sie noch einmal an:
-- Man könnte die Zahl von PCs und TVs pro Haushalt limitieren; auf Antrag kann mehr als jeweils ein Gerät gestattet werden.
-- Man könnte die maximale Höhe der Raumtemperatur festlegen. Die meisten Heizungen sind mit einem Thermostat ausgestattet, der sich, vermute ich, leicht so verändern ließe, daß eine bestimmte Temperatur nicht überschritten werden kann.
-- Verbot von SUVs, Sportwagen usw.
-- Verbot von Auto- und Motorradrennen, Weihnachtsbeleuchtung von Städten, Fahrgeschäften auf der Kirmes (Ausnahme: das von Pferden gezogene Karussell). Die Liste ist ausbaufähig.
Und so fort. Wahrscheinlich reicht meine Phantasie wieder nicht aus, um das vorherzusagen, was tatsächlich auf uns zukommt.
Und wenn es Nacht ist und Winstille herrscht, dann werden halt die TV-Sender abgeschaltet, und die Nation geht zu Bett.
Herzlich, Zettel
Calimero
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10.03.2010 04:15
#7 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (21): Solar und Windenergie
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Sind das im Süden die Einschläge von Kims Atomraketen?
Nee, das sind egoistische Energieverschwender, die extra den Himmel anleuchten, nur um auch aus dem Orbit wahrgenommen zu werden. Die EU sollte sich mal Gedanken über Beitrittsverhandlungen mit beiden Koreas machen. Da besteht anscheinend dringender Handlungsbedarf, was die Normierung und Angleichung der Lebensverhältnisse angeht.
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Zitat von CalimeroWKA-Strom muss, gesetzlich verfügt, bei bestehendem Angebot unbedingt eingespeist werden.
Ginge das technisch eigentlich auch anders? Ich stelle mir als Laie vor, daß man doch nur das Rad vom Dynamo abzukoppeln brauchte; dann würde es sich munter weiterdrehen, aber ohne Strom zu erzeugen? Oder würde man dann den mechanischen Widerstand so verändern, daß das Rad einem um die Ohren fliegt?
Zitat von CalimeroAllerdings muss im Netz jederzeit das konventionelle Backup bereitstehen, da bei Windkraftschwankungen (oder plötzlichen Ausfällen ganzer Windparks) irgendwer das Netz stabil halten muss.
Was die Windkraft zusätzlich verteuert, weil Kapazitäten vorgehalten werden müssen, die in der Regel gar nicht genutzt werden.
Zitat von CalimeroEine zu große Netzfrequenzschwankung wäre fatal. Wenn das Netz in Teilen erstmal abgeschmiert wäre, würde es ewig dauern wenn man es wieder in Betrieb nehmen möchte (wegen der nötigen Ansynchronisation an die umgebenden Netze). Sowas ist extrem aufwändig bezüglich Zeit- und Ressourceneinsatz.
Muß man nicht auch mit einem Lawineneffekt rechnen wie vor ein paar Jahren in Kalifornien und dann, wenn ich mich recht erinnere, in dem US-Kanada-Netz rund um die Großen Seen?
Zitat von CalimeroKonventionelle Kraftwerke haben aber auch technische Untergrenzen beim Leistungsoutput. Bei ca 40 Prozent der Nennlast ist technisch Sense. Nun krebsen da in solch einem Fall x Prozent des deutschen Kraftwerksparks im unwirtschaftlichen Mindestlastbetrieb rum (Autovergleich: Erster Gang, Leerlaufdrehzahl) um im Bedarfsfall hochdrehen zu können. Nichtmal die vielgepriesenen Gasturbinen (schnell, aber teuer) könnten sowas leisten, da sie zum Hochschleppen erstmal mächtig Strom ziehen und dann minimal 5 Minuten brauchen, um das erste Kilowatt Leistung abgeben zu können (Hochschleppen, Durchlüften, Sicherheitszeiten etc.).
Vielen Dank für diese Einzelheiten! Dieses konkrete Wissen schätze ich an Ihren Beiträgen, lieber Calimero (wie an denen vielen anderer) immer besonders.
Zitat von CalimeroWir haben hohe Strompreise? Ja. Unter anderem, weil sich technisch uninformierte Politiker eher von Ideologie als von Physik und Ökonomie leiten lassen.
Und in diesem Ausmaß ist das, soweit ich es überblicke, weltweit einmalig. Ich sehe darin diese verfluchte deutsche Neigung zum Extremismus. Deutsch sein heißt nicht nur, eine Sache um ihrer selbst willen tun, sondern auch, sie zu übertreiben.
Das gilt für die Vergöttlichung der "alternativen Energien", die uns ja Mutter Natur schenkt, so wie Gott Manna auf Moses und seine Leute fallen ließ; es gilt ebenso für die Verteufelung der Kernenergie.
Weltweit werden neue KKWs gebaut. Selbst der grüne Obama hat gerade umfassende Mittel für den Bau eines neuen KKW zugesagt. Aber in Deutschland ist man schon des Teufels, wenn man nur verlangt, daß bestehende KKWs solange laufen sollen, wie sie technisch dazu in der Lage sind.
Es ist schon ein Kreuz mit diesem deutschen Volk, das sich nicht mäßigen will. Ich kann Helmut Schmidt - wir hatten diese Diskussion ja kürzlich - sehr gut verstehen, auch wenn es ihm um einen anderen Bereich ging. Aber diese Kompromißlosigkeit, diese Neigung zur Ideologisierung, scheint uns wirklich in den Knochen zu stecken.
Auch deshalb sehe ich übrigens die Kanzlerin als einen Lichtblick. Ihr Pragmatismus ist gut gegen diese deutsche Neigung.
Zitat von ZettelDas EEG ist ein Stück Sozialismus im Kapitalismus; ein instruktives Beispiel dafür, was passiert, wenn sich ideologische Eiferer nicht um wirtschaftliche Realitäten kümmern.
Die ideologischen Eiferer kümmern sich ja nicht nur nicht um wirtschaftliche Realitäten, sondern um die Realität ganz allgemein. Es ist dieser unglaubliche Autismus, dieses Schmoren in der eigenen Phantasie, die man für die Realität hält, die mich seit je her an den Grünen verzweifeln läßt.
Ich habe, im Rahmen einer Diskussion mit einer Grünen in den späten 90ern, dann auch das erste mal nachvollziehen können, wieso Leute auf die Idee kommen, Gewalt könnte ein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung sein... Es erschien mir in diesem Moment geradezu logisch und zwingend.
Zitat von ZettelDas EEG ist ein Stück Sozialismus im Kapitalismus; ein instruktives Beispiel dafür, was passiert, wenn sich ideologische Eiferer nicht um wirtschaftliche Realitäten kümmern.
Die ideologischen Eiferer kümmern sich ja nicht nur nicht um wirtschaftliche Realitäten, sondern um die Realität ganz allgemein. Es ist dieser unglaubliche Autismus, dieses Schmoren in der eigenen Phantasie, die man für die Realität hält, die mich seit je her an den Grünen verzweifeln läßt. Ich habe, im Rahmen einer Diskussion mit einer Grünen in den späten 90ern, dann auch das erste mal nachvollziehen können, wieso Leute auf die Idee kommen, Gewalt könnte ein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung sein... Es erschien mir in diesem Moment geradezu logisch und zwingend.
So etwa stelle ich es mir vor, wenn Kinder an der Macht sind. Es gab doch mal diese Experimente mit Kinderparlament, Kinderstaat uswusf.. Kindern gibt man auch mal einen Klaps auf das Hinterteil, wenn sie es gar zu wild treiben. Bei den Grünen hilft es möglicherweise, sie mit Hinkelsteinen zu bewerfen...
Ergänzend zu dem, was Calimero schon zu den Stabilitätserfordernissen schrieb ist noch etwas zu berücksichtigen: Der Strom selbst mag in solchen Situationen ja geschenkt sein, sein Transport ist es nicht! Und dieser Transport zum Endverbraucher führt - weil die meteorologischen Verhältnisse eben großräumig ähnlich sind - im Fall von Windstromüberschüssen regelmäßig über weite Entfernungen. Und daran kann man dann immer noch etwas verdienen.
Ja, endlich unternimmt mal jemand was gegen diese Lichtverschmutzung. Man kann ja die Sterne schon garnicht mehr sehen vor lauter nächtlicher Beleuchtung. Und schlechten Schlaf verursacht es bestimmt auch noch...
Natürlich geht das, EEG-Anlagen abzuregeln und wurde/wird auch gemacht. Muß man eine alte und neue Sprachregelung allerdings unterscheiden, früher unterschied man zwischen Einspeise- und Erzeugungsmanagement.
Das Einspeisemanagement erlaubt dem Netzbetreiber jederzeit den Noteingriff in EEG-Anlagen trotz EEG-Vorrangsregelung, wenn nämlich die Netzsicherheit akut gefährdet ist. Der Hintergrund ist, daß die Netzbetreiber ja einer gesetzlichen Versorgungspflicht unterliegen und man ihnen deshalb nichts aufzwingen kann, was sie grundsätzlich daran hindert, dieser Pflicht nachzukommen. Über solche Maßnahmen müssen die Netzbetreiber Rechenschaft ablegen.
Das Erzeugungsmanagement erlaubte den Anschluß neuer Anlagen ans Netz in Abstimmung mit dem Netzbetreiber, auch wenn bereits abzusehen war, daß die Netze den produzierten Strom nicht vollumfänglich würden aufnehmen können. Der Netzbetreiber behielt sich vor, diese Anlagen dann herunterzufahren. Das Erzeugungsmanagement war also eine Übergangslösung um den weiteren Ausbau der EE-Erzeugung nicht an eher seltenen Ausnahmesituationen und schleppender Netzverstärkung scheitern zu lassen, denn ein echter Vollastbetrieb liegt ja eher selten vor. Die Errichtung neuer EEG-Anlagen unterlag also einem Abnahmerisiko; Anlagen, die unter diesem Vorbehalt errichtet wurden, mußten mit Vergütungsausfällen rechnen. Das trat dann natürlich auch ein und sorgte für allerlei Unmut und Anschuldigungen bzgl. des Netzausbaus und seiner Verzögerung.
Mit der aktuellen EEG-Novelle ist die Übergangsphase des Erzeugermanagements allerdings beendet. Offiziell gibt es nur noch das Einspeisemanagement (also die Notfallregelung) und den Betreibern der notgedrungen abgewürgten Anlagen steht eine entsprechende Entschädigung für den Strom zu, den sie nicht einspeisen konnten.
Danke, lieber WFlamme, für den kundigen Beitrag. Erlauben Sie, daß ich naiv doch noch a bisserl weiterfrage:
Zitat von wflammeNatürlich geht das, EEG-Anlagen abzuregeln und wurde/wird auch gemacht.
Wie würde das bei einer Windkraftanlage funktionieren? Wie schnell könnte man es machen? Und warum wird es offenbar nicht gemacht, wenn der Bedarf niedrig ist? So wie es ja - wenn ich das recht verstehe - andere Kraftwerke auch machen? Mit anderen Worten, warum wird dann der nicht benötigte Strom erzeugt, den man ins Ausland verschenken muß, statt daß man die Erzeugung auch bei WKAs herunterfährt?
Zitat von wflammeDas Einspeisemanagement erlaubt dem Netzbetreiber jederzeit den Noteingriff in EEG-Anlagen trotz EEG-Vorrangsregelung, wenn nämlich die Netzsicherheit akut gefährdet ist. Der Hintergrund ist, daß die Netzbetreiber ja einer gesetzlichen Versorgungspflicht unterliegen und man ihnen deshalb nichts aufzwingen kann, was sie grundsätzlich daran hindert, dieser Pflicht nachzukommen. Über solche Maßnahmen müssen die Netzbetreiber Rechenschaft ablegen.
Wie würde ein solcher Eingriff technisch und organisatorisch gehen? Ich meine, wie würde das, sagen wir, RWE machen, den Strom aus einer WKA irgendwo in der Nordsee zu drosseln?
Der entscheidende Punkt, der mir bisher nicht klar war, ist aber: Ich wußte bisher, daß das EEG die Netzbetreiber zwingt, Ökostrom zu überhöhten Preisen abzunehmen. Bedeutet die EEG-Vorrangsregelung, daß sie auch gezwungen sind, ihn in unbegrenzter Menge abzunehmen, unabhängig vom Bedarf? Es sei denn, daß ein Notfall droht?
Zitat von wflammeMit der aktuellen EEG-Novelle ist die Übergangsphase des Erzeugermanagements allerdings beendet. Offiziell gibt es nur noch das Einspeisemanagement (also die Notfallregelung) und den Betreibern der notgedrungen abgewürgten Anlagen steht eine entsprechende Entschädigung für den Strom zu, den sie nicht einspeisen konnten.
Bedeutet das, daß jemand, der mehr Strom produziert als benötigt und dessen Anlage deshalb, um einen Notfall zu vermeiden, heruntergefahren wird, dann auch noch für die Folgen seines nicht marktgerechtes Verhalten entschädigt wird?
Ich beginne, lieber WFlamme, zu vermuten, daß alles noch viel schlimmer ist, als ich es bisher dachte.
Offenbar gibt es da ja ein wahres ökonomisches Schlaraffenland: Den betreffenden Unternehmen wird garantiert, daß man ihnen ihre Ware zu weit überhöhten Preisen abnimmt, auch wenn niemand sie braucht. Und wenn sie durch ihre Überproduktion einen drohenden Notfall verursachen, dann werden sie auch noch für die Folgen entschädigt. Wenn ich das alles richtig verstanden habe.
Das wäre dann ungefähr so, als würde ein Verlag die Garantie erhalten, daß er seine Bücher zum Mehrfachen des Marktpreises von einer Buchgemeinschaft abgenommen bekommt, der alle Bürger angehören müssen; und zwar in einer Auflage, die der Verlag selbst frei bestimmen kann.
Hat dann jeder Haushalt das betreffende Buch für teures Geld geliefert bekommen und produziert der Verlag immer noch weiter, dann wird die Produktion irgendwann gestoppt und der Verleger entschädigt; natürlich wiederum auf Kosten der Zwangsmitglieder des Buchclubs.
Mir scheint, die wirtschaftlichen Hintergründe dieses Geschäfts mit der "sauberen" Energie sind wirklich eine saubere Sache.
Zitat von ZettelMit anderen Worten, warum wird dann der nicht benötigte Strom erzeugt, den man ins Ausland verschenken muß, statt daß man die Erzeugung auch bei WKAs herunterfährt?
Weil hier zwei unterschiedliche Akteure am Werke sind. Der Eigentümer des Vogelshredders (aka WKA) möchte natürlich maximal produzieren und dafür kassieren. Seine Welt endet an der Anschlußstelle zum Überlandnetz. Das Problem mit dem überflüssigen Strom haben dann die Energiekonzerne.
Zitat Ich wußte bisher, daß das EEG die Netzbetreiber zwingt, Ökostrom zu überhöhten Preisen abzunehmen. Bedeutet die EEG-Vorrangsregelung, daß sie auch gezwungen sind, ihn in unbegrenzter Menge abzunehmen, unabhängig vom Bedarf?
Selbstverständlich! Der Gag beim EEG ist doch, daß es eigentlich überhaupt keinen Bedarf an Windenergie gibt. Der Zwang, diesen Strom zu kaufen, ist immer unabhängig vom Bedarf.
Calimero
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10.03.2010 15:56
#19 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (21): Solar und Windenergie
Zitat von ZettelGinge das technisch eigentlich auch anders? Ich stelle mir als Laie vor, daß man doch nur das Rad vom Dynamo abzukoppeln brauchte; dann würde es sich munter weiterdrehen, aber ohne Strom zu erzeugen? Oder würde man dann den mechanischen Widerstand so verändern, daß das Rad einem um die Ohren fliegt?
Im Abschaltfall werden die Flügel in Stallposition gedreht, also "aus dem Wind genommen". Konventionelle Bremssysteme haben die WKA aber auch.
Zitat von ZettelMuß man nicht auch mit einem Lawineneffekt rechnen wie vor ein paar Jahren in Kalifornien und dann, wenn ich mich recht erinnere, in dem US-Kanada-Netz rund um die Großen Seen?
Kann passieren. Ich hab das vor einiger Zeit mal am grenzübergreifenden Blackout durch den Stapellauf der Norwegian Pearl zu beschreiben versucht. Hier zu finden.
Man kann Nordamerika aber nicht so ganz mit Europa vergleichen. Wir, auf dem alten Kontinent, sind eigentlich sehr gut und engmaschig vernetzt, aber in Übersee sind die Entfernungen zwischen den Kraftwerken viel gewaltiger (deshalb fahren die auch mit 850 kV Höchstspannung, während wir mit 380 kV auskommen). Auch sind die Kraftwerke größer als bei uns. Mir ist die Kinnlade runtergeklappt, als ich von amerikanischen Dampferzeugern mit über 5000 t/h Dampfdurchsatz hörte (war dann aber doch nur unterkritisches Lowtec, Masse statt Klasse eben ... weil man ja Platz hat).
Die Netzstruktur selbst ist wohl auch eher strahlenförmig (mit dem Kraftwerk als Mittelpunkt) ausgelegt und hat wohl auch weniger Kuppelstellen mit Nachbarnetzen. Ich hab da mal so eine Grafik gesehen, die die beiden Netzkonzepte gegenüber gestellt hat, weiß aber nicht mehr wo. Meines, hier dargestellten, Wissens nach, sind die Amerikaner wohl eigentlich etwas anfälliger gegenüber Blackouts, wenn mal ein Big-Player ausfällt. Wir Deutsche sind aber auf dem besten Wege uns unsere eigenen, unberechenbaren (aber subventionierten) Big-Players zu züchten, die das eigentlich schön vermaschte UCTE-Netz durchaus zum Kollabieren bringen können.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von ZettelMit anderen Worten, warum wird dann der nicht benötigte Strom erzeugt, den man ins Ausland verschenken muß, statt daß man die Erzeugung auch bei WKAs herunterfährt?
Weil hier zwei unterschiedliche Akteure am Werke sind. Der Eigentümer des Vogelshredders (aka WKA) möchte natürlich maximal produzieren und dafür kassieren. Seine Welt endet an der Anschlußstelle zum Überlandnetz. Das Problem mit dem überflüssigen Strom haben dann die Energiekonzerne.
Jeder Anbieter am Markt möchte logischerweise seine Kapazitäten auslasten. Nur endet das normalerweise an der Aufnahmefähigkeit des Marktes. Wenn ich das EEG jetzt richtig verstehe (ich muß es offenbar doch einmal lesen ), dann gilt das für "erneuerbare Energien" aber nicht. Der Käufer muß dem Verkäufer dessen Produkt abnehmen; egal, ob er es braucht oder nicht.
Als ich den Artikel schrieb, hatte ich die naive Vorstellung, daß ein Überangebot wie das am ersten Weihnachtsfeiertag technische Gründe hat (weil der Output der WKAs nicht, jedenfalls nicht schnell genug, gedrosselt werden konnte). Das wird auch von den Autoren des "Spiegel"-Artikels nahegelegt, denn sie fordern als Abhilfe eine Verbesserung der Energiespeicherung und nicht etwa die Reduktion des Outputs in solchen Fällen.
Anscheinend ist es aber so, daß die WKA-Betreiber gar kein Interesse daran haben, ihren Output dem jeweiligen Bedarf anzupassen. Im Gegenteil: Je mehr sie etwas produzieren, das niemand benötigt, umso mehr verdienen sie.
Und die Netzbetreiber sind vermutlich auch gar nicht so böse darüber, denn sie können die Mehrkosten durch das Verschenken des Stroms samt Prämie ja dem Verbraucher aufbürden.
Es ist also ein geradezu geniales System der Ausbeutung des Bürgers zum Nutzen der Betreiber von WKAs. Eben, wie schon geschrieben, ein Stück Sozialismus im Kapitalismus: Man produziert das, was nicht benötigt wird, zu überhöhten Kosten und läßt dem Konsumenten gar keine Wahl, als es zu kaufen.
Zitat von ZettelGinge das technisch eigentlich auch anders? Ich stelle mir als Laie vor, daß man doch nur das Rad vom Dynamo abzukoppeln brauchte; dann würde es sich munter weiterdrehen, aber ohne Strom zu erzeugen? Oder würde man dann den mechanischen Widerstand so verändern, daß das Rad einem um die Ohren fliegt?
Im Abschaltfall werden die Flügel in Stallposition gedreht, also "aus dem Wind genommen".
Ja klar, das ist eigentlich naheliegend. Hätte ich auch drauf kommen können.
Aber wenn man das machen kann - also einfach das ganze Rad so drehen, daß der Wind es nicht mehr trifft - wäre dann nicht gerade bei dieser Art der Stromerzeugung eine perfekte Anpassung an den jeweiligen Bedarf möglich? Man dreht einfach die jeweils überflüssigen Windräder aus dem Wind. Warum macht man das nicht? (Ich ahne die Antwort ... )
Zitat von CalimeroWir Deutsche sind aber auf dem besten Wege uns unsere eigenen, unberechenbaren (aber subventionierten) Big-Players zu züchten, die das eigentlich schön vermaschte UCTE-Netz durchaus zum Kollabieren bringen können.
Und die Reaktion der Öko-Ideologen wäre dann vermutlich: Da seht ihr, wohin zu viel Stromverbrauch führt!
Herzlich, Zettel
Calimero
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10.03.2010 16:44
#22 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (21): Solar und Windenergie
Zitat von Zettel Aber wenn man das machen kann - also einfach das ganze Rad so drehen, daß der Wind es nicht mehr trifft - wäre dann nicht gerade bei dieser Art der Stromerzeugung eine perfekte Anpassung an den jeweiligen Bedarf möglich? Man dreht einfach die jeweils überflüssigen Windräder aus dem Wind. Warum macht man das nicht? (Ich ahne die Antwort ... )
Pingeliger Einwurf: Nicht die Räder - die einzelnen Flügel! Einfach von senkrecht auf waagerecht stellen, dann is Ende mit der Rotation. Aber bei den ersten WKA gab es das wohl auch noch nicht, da wurde per Reibung gebremst. Warum macht man das nicht? Wolfgang Flamme hat die Antwort.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von FlorianZitat:Allerdings gibt es hier das Problem des Wirkungsgrads. Lassen wir Verluste durch Lichtstreuung einmal unberücksichtigt. Der Wirkungsgrad einer Energiesparlampe oder einer LED liegt bei maximal 15%. Der Wirkungsgrad der Solarzellen liegt je nach Technik bei maximal 20%. 20% mal 15% ist 3%. D.h. aus einer kWh eingekauften Strom (Preis: 13 Cent) kann ich maximal 0,03 kWh Solarstrom erzeugen (Preis: 1 Cent). Also kein lohnendes Geschäft.
Florian,
der Solarzellenwirkungsgrad bezieht sich auf Sonnenlicht. Nähme man aber einen schmalbandigen optimalen LED-Strahler wäre der Wirkungsgrad darauf bezogen deutlich höher.
Das Gedankenspiel ist aber aus einem anderen Grund für die Katz: Eine Änderung im EEG könnte dem scnell den Riegel vorschieben.
das mit dem 'ins Ausland verschenken' hat eine emotionale Komponente. Nimmt man die EnBW als Beispiel, so betreibt sie das Pumpspeicherkraftwerk im Ausland (in Kooperation) selbst: http://root.riskommunal.net/gemeinde/gas...lder_2006_1.pdf
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