Maschine mit polnischem Präsidenten abgestürzt 10.04.2010, 09:302010-04-10T09:30:00 CEST+0200
Beim Anflug auf den russischen Flughafen Smolensk ist die Maschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski verunglückt. Es soll zahlreiche Tote geben.
Nach letzten Nachrichten "soll es keine Überlebenden gegeben haben".
edit:
Zitat Nach russischen Berichten gibt es 87 Tote. Kaczynski war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier für die Ermordung polnischer Soldaten durch den sowjetischen Geheimdienst vor 70 Jahren im russischen Katyn.
Zitat Maschine mit polnischem Präsidenten abgestürzt
Ich kann leider gewisse unschöne Gedanken nicht ganz unterdrücken. (Das ist ein Faktum, auch wenn es mehr über den möglicherweise ungesunden Zustand meiner Gedankenwelt aussagt, als über die Wirklichkeit selbst. Aber auch meine Gedankenwelt kann ja reale Ursachen haben, und die müssen nicht nur pathologischer Natur sein ;-)
Zitat von WW / FAZAußenminister Westerwelle äußerte sich tief betroffen: „Polen verliert eine Persönlichkeit, auf die Europa bauen konnte, wenn es darauf ankam“, sagte er FAZ.NET.
Das ist schon fast eine Denunziation. Könnte man es nicht dabei belassen, daß er als polnischer Präsident aufrichtig seine Weltanschuung und die polnischen Interessen vertreten hat? So wie er und die Mehrheit der Polen es für richtig hielt? Soll er jetzt noch schnell zu einem begeisterten Anhänger der aktuellen EU-Bürokratie verklärt werden?
Wie es auch immer gewesen sein mag, ich würde mir sehr wünschen, daß die Polen ihrem eigenen Weg fortsetzen. Wenn ich sie richtig einschätze, werden sie es jetzt noch konsequenter tun als zuvor.
Herzlich, Ungelt
PS: Dein Avatar paßt leider wieder viel zu gut...
EDIT: nur einige grammatikalischen Verschlimmbesserungen.
Calimero
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10.04.2010 12:29
#3 RE: Maschine mit polnischem Präsidenten abgestürzt
Wenn man den Pressemeldungen Glauben schenken darf, ist da die halbe politische Führung Polens verunglückt. Im Zusammenhang mit dem Zweck des Fluges (also Katyn), ist das nur als besonders mieser Scherz des Schicksals zu begreifen. Mein Beileid den Familien und dem polnischen Volk.
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Ungelt
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10.04.2010 13:34
#4 RE: Maschine mit polnischem Präsidenten abgestürzt
Nach tschechischen Quellen soll das Flugzeug beim vierten Landeversuch im dichten Nebel Bäume berührt haben. Die Besatzung soll sich entgegen der Empfehlung für eine Landung in Smolensk entschieden haben. Meine "pathologischen Befürchtungen" scheinen also doch gegenstandslos gewesen zu sein.
Václav Klaus sagte im Anschluß an die Einführungfeier des neuen Prager Erzbischofs (Dominik Duka) im Veitsdom, daß er im polnischen Präsidenten einen wirklichen Freund verloren habe.
Zitat von UngeltVáclav Klaus sagte im Anschluß an die Einführungfeier des neuen Prager Erzbischofs (Dominik Duk) im Veitsdom, daß er im polnischen Präsidenten einen wirklichen Freund verloren habe.
Ähnlich hat sich auch der georgische Präsident Saakaschwili geäußert. In ZR gibt es dazu und zu anderen Aspekten des Absturzes jetzt einen kleinen Artikel. Vielleicht sollten wir die Diskussion im Thread dazu weiterführen?
Zitat von WW / FAZAußenminister Westerwelle äußerte sich tief betroffen: „Polen verliert eine Persönlichkeit, auf die Europa bauen konnte, wenn es darauf ankam“, sagte er FAZ.NET.
Das ist schon fast eine Denunziation. Könnte man es nicht dabei belassen, daß er als polnischer Präsident aufrichtig seine Weltanschuung und die polnischen Interessen vertreten hat? So wie er und die Mehrheit der Polen es für richtig hielt? Soll er jetzt noch schnell zu einem begeisterten Anhänger der aktuellen EU-Bürokratie verklärt werden? Wie es auch immer gewesen sein mag, ich würde mir sehr wünschen, daß die Polen ihrem eigenen Weg fortsetzen. Wenn ich sie richtig einschätze, werden sie es jetzt noch konsequenter tun als zuvor.
Obwohl ich ein grundsätzlicher Befürworter der EU bin, sollten Sie die Kirche mal im Dorf lassen. Westerwelle hat von Europa geredet. Das ist nicht gleichbedeutend mit der EU.
Abgesehen davon hat Kaczinsky bei Lissabon und co. legitimermaßen das gemacht, was ER für richtig hielt, was aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr unbedingt gleichbedeutend mit dem war, was die Bevölkerung für richtig hielt.
Europa verliert in meinen Augen einen streitbaren, aufrechten und unbequemen Mann. Ich kann das ganz unbefangen sagen, so oft wie ich anderer Meinung war als er.
Nola
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11.04.2010 14:52
#8 RE: Maschine mit polnischem Präsidenten abgestürzt
Zitat Zitat FTT: Abgesehen davon hat Kaczinsky bei Lissabon und co. legitimermaßen das gemacht, was ER für richtig hielt, was aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr unbedingt gleichbedeutend mit dem war, was die Bevölkerung für richtig hielt.
ABSTIMMUNGSMODUS: Bei Mehrheitsentscheidungen im EU-Ministerrat gilt künftig das Prinzip der doppelten Mehrheit. Damit kommt ein Beschluss zustande, wenn 55 Prozent der Mitgliedsländer zustimmen, die zugleich 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren müssen. Aufgrund des polnischen Widerstandes wird diese doppelte Mehrheit erst ab 2014 in Kraft treten. In Streitfällen können sich Staaten außerdem noch bis 2017 auf die Stimmenverteilung des Nizza-Vertrages berufen und über die sogenannte Joanina-Klausel den Aufschub einer Entscheidung fordern.
Zitat Zitat FTT: Abgesehen davon hat Kaczinsky bei Lissabon und co. legitimermaßen das gemacht, was ER für richtig hielt, was aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr unbedingt gleichbedeutend mit dem war, was die Bevölkerung für richtig hielt.
Dazu:
Zitat http://www.focus.de/politik/deutschland/eu-reformwerk-lissabon-im-ueberblick_aid_303580.html ABSTIMMUNGSMODUS: Bei Mehrheitsentscheidungen im EU-Ministerrat gilt künftig das Prinzip der doppelten Mehrheit. Damit kommt ein Beschluss zustande, wenn 55 Prozent der Mitgliedsländer zustimmen, die zugleich 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren müssen. Aufgrund des polnischen Widerstandes wird diese doppelte Mehrheit erst ab 2014 in Kraft treten. In Streitfällen können sich Staaten außerdem noch bis 2017 auf die Stimmenverteilung des Nizza-Vertrages berufen und über die sogenannte Joanina-Klausel den Aufschub einer Entscheidung fordern.
Wie gesagt, er hat vertreten, was seiner Überzeugung nach am besten für Polen in der EU war, und das, wie man sieht, nicht ganz erfolglos.
Ungelt
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13.04.2010 14:57
#10 RE: Maschine mit polnischem Präsidenten abgestürzt
Zitat von FTT_2.0Obwohl ich ein grundsätzlicher Befürworter der EU bin, sollten Sie die Kirche mal im Dorf lassen.
Ja, das scheint tatsächlich ein Widerspruch zu sein - die EU, und die Kirche im Dorf. Wenn es nach der EU geht, kommt zuerst noch eine Moschee hinzu, oder ein sozialistisches "Kulturhaus", die Kirche darf aber ruhig verfallen.
Zitat von FTT_2.0Westerwelle hat von Europa geredet. Das ist nicht gleichbedeutend mit der EU.
Das stimmt natürlich, aber auch nur "streng genommen". Wenn ein deutscher Politiker von "Europa" redet, meint er doch in der Regel die EU. ("Hast du einen Opa, schick' ihn nach Europa!") Sonst sagt man doch "die europäische Kulturlandschaft", oder so. Und die Zuhörer verstehen es auch so, denke ich.
Zitat von FTT_2.0Abgesehen davon hat Kaczinsky bei Lissabon und co. legitimermaßen das gemacht, was ER für richtig hielt, was aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr unbedingt gleichbedeutend mit dem war, was die Bevölkerung für richtig hielt.
Auf was gründen Sie diese Annahme? Ich habe dafür keine Anhaltspunkte.
Zitat von FTT_2.0Obwohl ich ein grundsätzlicher Befürworter der EU bin, sollten Sie die Kirche mal im Dorf lassen.
Ja, das scheint tatsächlich ein Widerspruch zu sein - die EU, und die Kirche im Dorf. Wenn es nach der EU geht, kommt zuerst noch eine Moschee hinzu, oder ein sozialistisches "Kulturhaus", die Kirche darf aber ruhig verfallen.
Ob man es begrüßen will oder bedauern, all das wird in Deutschland auch ohne die EU kommen.
Zitat von Ungelt
Zitat von FTT_2.0Westerwelle hat von Europa geredet. Das ist nicht gleichbedeutend mit der EU.
Das stimmt natürlich, aber auch nur "streng genommen". Wenn ein deutscher Politiker von "Europa" redet, meint er doch in der Regel die EU. ("Hast du einen Opa, schick' ihn nach Europa!") Sonst sagt man doch "die europäische Kulturlandschaft", oder so. Und die Zuhörer verstehen es auch so, denke ich.
Ich habe "Europa" gehört. Dieser Kontinent, zu dem die Schweiz gehört, aber nicht die Türkei.
Zitat von Ungelt
Zitat von Ungelt
Zitat von FTT_2.0Abgesehen davon hat Kaczinsky bei Lissabon und co. legitimermaßen das gemacht, was ER für richtig hielt, was aber ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr unbedingt gleichbedeutend mit dem war, was die Bevölkerung für richtig hielt.
Auf was gründen Sie diese Annahme? Ich habe dafür keine Anhaltspunkte. Herzlich, Ungelt
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