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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 730 mal aufgerufen
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Nola ( gelöscht )
Beiträge:

28.07.2010 13:34
Medien, die 4. Säule der Demokratie Antworten

Neue Wege für alte Werte?
Was können unsere Medien noch leisten? Wie sehen Journalisten ihre Tätigkeit? Welchem Anspruch fühlen sie sich verpflichtet?

Eine Teil-Antwort wurde im Mai 2010 (finanziert vom Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV) und der Gesellschaft für Fachjournalistik, unter Leitung von Prof. Dr. Margreth Lünenborg am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin) anhand einer Studie herausgegeben.

Herausgekommen sind (unter Berücksichtigung eines Rücklauf von 916 vollständig beantworteten Fragebögen (17,3 %)) die Merkmale und Selbstverständnis von Politikjournalisten in Deutschland wiedergeben sollen.

So ist es nur nachvollziehbar, was wir von vielen Politikjournalisten lesen, denn sie schätzen sich auf einer rechts‐links‐Skala etwas links von der Mitte ein“, was sich prozentual in Zahlen so ausdrückt:
36,1 keine Partei, 26,9 Grüne, 15,5 SPD, 9,0 CDU/CSU, 7,4 FDP, 4,2 Die Linke, 0,9 Sonstige

Sieht man sich dazu die Stellung in den Redaktionen an, stellt man ein überwiegendes Heimspiel der Mitarbeiter fest. Nur 4,4 % sollen demnach als Korrespondenten tätig sein.
Chefredakteur, Programmdirektor, Stellvertreter 14,5, Chef vom Dienst, Ressortleiter, Programmgruppenleiter 29,5, Redakteur 48,8, Korrespondent 4,4, Volontär 1,1

Das Durchschnittsnettoeinkommen von ca. 2.900 Euro für Politikjournalisten liegt außerdem höher als das mtl. Durchschnitts-Einkommen der übrigen Journalisten.
Die prozentuale Ressortverteilung im Überblick: Politik 56,3, Nachrichten/Aktuelles 18,2, Wirtschaft 11,3, Sonstige 9,9, Gesellschaft/Soziales 9,1, Ressortübergreifend tätig 8,5, Lokales/Regionales 6,9, Feuilleton/Kultur 3,6, Bildung/Wissenschaft 2,0

Befragt nach ihren Informationsquellen, so geben über 70 % an andere journalitische Medien häufig oder sehr häufig zu nutzen. Dennoch werden Nachrichten mit 43,7 über Informanten bezogen. Hinweise von Lesern und Leserreportern werden mit 14,4 angegeben.

Was nun den Anspruch an die eigene Tätigkeit angeht, so ist man doch erstaunt, denn

dem Publikum eigene Ansichten präsentieren wollen 24,5 % und die politische Tagesordnung beeinflussen/Themen auf die Agenda setzen möchten 32,5 %. Aber dem „Normalo“ soll mit 37,4 % eine Chance gegeben werden, seine Meinung zu Themen von öffentlichem Interesse zum Ausdruck zu bringen. In den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wollen 40,3 % kontrollieren und für die Benachteiligten in der Bevölkerung einsetzen wollen sich 41,5 %. Den weitaus größten Anteil haben 74,4 % welche „Kritik an Missständen üben“ wollen. 48, 9 % wollen Trends aufzeigen und neue Ideen vermitteln.

Soweit also erstmal einige Auszüge dieser Studie, die in voller Gänze nachzulesen sich lohnt.

http://www.dfjv.de/fileadmin/user_upload...ournalisten.pdf

Die Überlegung, inwieweit der Bürger „wertfrei“ seine Nachrichten serviert bekommt ist also mehr als gerechtfertigt.

Hierzu hat
http://www.netzwerkrecherche.de/nr-Posit...werk-recherche/
einen Medienkodex erstellt der einen bewussten Kontrast zum 1973 vorgelegten Pressekodex des Deutschen Presserates darstellt. Der Medienkodex soll für Journalisten in allen Medien –und nicht nur für die Presse- gelten.

Die 10 Pkt.

1. Journalisten* berichten unabhängig, sorgfältig, umfassend und wahrhaftig. Sie achten die Menschenwürde und Persönlichkeitsrechte.
2. Journalisten recherchieren, gewichten und veröffentlichen nach dem Grundsatz "Sicherheit vor Schnelligkeit".
3. Journalisten garantieren uneingeschränkten Informantenschutz als Voraussetzung für eine seriöse Berichterstattung.
4. Journalisten garantieren handwerklich saubere und ausführliche Recherche aller zur Verfügung stehenden Quellen.
5. Journalisten machen keine PR.
6. Journalisten verzichten auf jegliche Vorteilsnahme und Vergünstigung.
7. Journalisten unterscheiden erkennbar zwischen Fakten und Meinungen.
8. Journalisten verpflichten sich zur sorgfältigen Kontrolle ihrer Arbeit und, wenn nötig, umgehend zur Korrektur.
9. Journalisten ermöglichen und nutzen Fortbildung zur Qualitätsverbesserung ihrer Arbeit.
10. Journalisten erwarten bei der Umsetzung dieses Leitbildes die Unterstützung der in den Medienunternehmen Verantwortlichen. Wichtige Funktionen haben dabei Redaktions- und Beschwerdeausschüsse sowie Ombudsstellen und eine kritische Medienberichterstattung.


Was natürlich Kritik auf sich zieht, etwa vom Deutschen Presserat, er kritisiert den Medienkodex als Praxisfern und unterstellt eine Orientierung an einem utopischen Idsealzustand. Der Pressekodex würde - anders als der Medienkodex - auf einer kontinuierlichen Beschwerdearbeit des Presserates basieren.

♥lich Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

28.07.2010 17:45
#2 RE: Medien, die 4. Säule der Demokratie Antworten

Zitat
Im folgenden noch der Pressekodex vom:

http://www.presserat.info/inhalt/der-pre...u-ziffer-8.html

Pressekodex
• Richtlinien zu Ziffer 1
• Richtlinien zu Ziffer 2
• Richtlinien zu Ziffer 3
• Richtlinien zu Ziffer 4
• Richtlinien zu Ziffer 5
• Richtlinien zu Ziffer 6
• Richtlinien zu Ziffer 7
• Richtlinien zu Ziffer 8
• Richtlinien zu Ziffer 9
• Richtlinien zu Ziffer 10
• Richtlinien zu Ziffer 11
• Richtlinien zu Ziffer 12
• Richtlinien zu Ziffer 13
• Richtlinien zu Ziffer 14
• Richtlinien zu Ziffer 15
• Richtlinien zu Ziffer 16




Der überarbeitete Kodex ist seit dem 1. Januar 2007 gültig. Anderungen sind hier zu vergleichen:

http://www.presserat.info/fileadmin/download/Synopse.pdf



Zitat
http://www.presserat.info/inhalt/der-presserat/organisation.html
Organisation
Die vier Verleger- und Journalistenorganisationen - Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di - sind Mitglieder im Trägerverein des Deutschen Presserats und entsenden jeweils zwei Vertreter zu den Vereinsversammlungen. Die Mitgliederversammlung beschäftigt sich in erster Linie mit den rechtlichen, finanziellen und personalpolitischen Entscheidungen des Presserats.
Für die Dauer von zwei Jahren entsenden die vier Trägerorganisationen je sieben ehrenamtliche Mitglieder in das 28-köpfige Plenum des Deutschen Presserats, das sich zweimal jährlich zu einer Sitzung trifft.

Der Deutsche Presserat tagte am 26. und 27.5.2010 in Berlin und sprach insgesamt acht Rügen aus.
Pressemitteilung

http://www.presserat.info/inhalt/dokumen...y-video/339.htm

Statistik
Insgesamt wurden in den zwei Beschwerdeausschüssen 271 Beschwerden behandelt. Davon waren 198 Beschwerden gegen die TITANIC, die als unbegründet zurückgewiesen wurde (siehe gesonderte Pressemitteilung vom heutigen Tag). Neben den sechs öffentlichen und zwei nicht-öffentlichen Rügen gab es 12 Missbilligungen und 19 Hinweise. In 218 Fällen wurden die Beschwerden als unbegründet erachtet (davon 198 gegen Titanic). In drei Fällen wurde die Beschwerde als begründet angesehen, auf eine Maßnahme wurde jedoch verzichtet. Zwei Fälle waren nicht aufklärbar.



Und hier die Ziff. 12 des Pressekodex aus aktuellem Anlass:

Zitat
Ziffer 12 – Diskriminierungen
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.

Richtlinie 12.1 - Berichterstattung über Straftaten
In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.

Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.



Was also sollten Medien darüber hinaus am "Runden Tisch" im August zugunsten "Minderheiten" verbessern?

♥lich Nola




Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

28.07.2010 23:24
#3 RE: Medien, die 4. Säule der Demokratie Antworten

Ich bin ja Mitglied eines Netzwerks für Medienethik, und vor ein paar Jahren referierte auf unserer Fachtagung ein österreichischer Professor zum Thema Selbstkontrolle, wobei er berichtete, dass sich der dortige Presserat aufgelöst hat. Dazu meinte er recht trocken, dass man keinen Unterschied zu vorher merkt und die Medien nicht besser oder schlechter geworden sind...

Gruß Petz

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

29.07.2010 22:28
#4 RE: Medien, die 4. Säule der Demokratie Antworten

Lieber Meister,
wie beurteilen Sie dann die damalige Berichterstattung (März 2010) zum aktuellen Thema Kachelmann.
Z.B. diese hier:

Zitat
http://www.bild.de/BILD/news/2010/03/24/fall-joerg-kachelmann/hg-psychologen/justizvollzugsanstalt-mannheim.html

Der Gefängnis-Chef schickte Kachelmann einen Psychologen
24.03.2010 - 00:29 UHR

Der Anstaltsleiter: „Er machte einen sehr niedergeschlagenen Eindruck, stellte mehrere Anträge, darunter, telefonieren zu dürfen. Sein Rechtsanwalt hat ihn besucht, er wurde über seine Rechte aufgeklärt. Da er so geschockt wirkte, ließ ich ihn durch einen Psychologen untersuchen, doch er ist nicht suizidgefährdet.“

♥lich Nola




Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

29.07.2010 23:25
#5 RE: Medien, die 4. Säule der Demokratie Antworten

Ich persönlich bin bereit, den Medien einen sehr großen Spielraum einzuräumen, was eine Berichterstattung gerade über Prominente angeht. Denn diese profitieren im Normalfall, wenn alles gut ist, durch Geld und Ansehen von den Medien, und haben in den meisten Fällen auch nichts dagegen, ihr Glück öffentlich auszubreiten. Also müssen Sie auch damit leben, dass ihre Miseren an die Öffentlichkeit gezerrt werden.

Hier im konkreten Fall sehe ich einen Anstaltsleiter, der entweder ein Wichtigtuer oder ein Plappermaul ist, das würde ich nicht der Bild-Zeitung zum Vorwurf machen .

Gruß Petz

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