...kollidieren Wunsch und Wirklichkeit. Das linke Berliner Stadtmagazin "Zitty" beschreibt in einem lesenswerten Artikel die Flucht vor Multikulti der urbanen Alternativlinge, sobald die eigenen Kinder eingeschult werden sollen.
Auszug:
Zitat „Ich bin für eine ausgewogene Kreuzberger Mischung. Aber damit hat das hier nichts mehr zu tun. In der Klasse meiner Tochter herrscht ein sehr rauer Ton – ich möchte Sarah diesen Realitätsschock ersparen“, sagt sie. Dann erzählt sie von Sarahs miserablen Rechtschreib- und Grammatikkenntnissen. „Ich bin Deutschlehrerin, und meine Tochter kann keinen Dativ bilden.“ Auch habe sie den Soziolekt ihrer Mitschüler übernommen, das Weglassen von Präpositionen – „Ich geh’ Bäcker“.
Schlimm für die Lehrerin, schlimm für die Tochter. Es folgen noch weitere Beispiele, welche die "bunten" Kieze nicht unbedingt in strahlendem Lichte erstrahlen lassen, und Thilo Sarrazin meiner Ansicht nach vollkommen bestätigen. Offensichtlich realisiert dies die urbane Alternativ-Elite durchaus, kann sich aber nicht aus dem engen Horizont des eigenen Weltbilds befreien. Erst wenn die eigenen Kinder betroffen sind muss man daraus (wenigstens räumlich) ausbrechen. Da wird der Kiez-Multikulturalist dann gezwungen zum normalen Rotweingürtel-Linksspießer.
edit: aus Copyright-Schutzgründen stark gekürzt. Der Teaser muss also reichen, um Interesse für diesen äußerst lesenswerten Text zu wecken.
Ein Satz im oberen Link lautet „Wenn du Kinder hast, zieh in den Prenzlauer Berg oder Friedrichshain.“ Dies erinnerte mich dann an einen ebenso lesenswerten Text aus der Zeit, der zwar schon Anfang 2009 erschien und deshalb eigentlich nicht in die Rubrik "aktuell im Web" passt, aber sehr schön illustriert, wie die Guties in ihrem Revier so ticken. Bionade-Biedermeier
Auszug:
Zitat „Leute hier schlafen lange“, sagt Uygur und lächelt schmal. Erst gegen neun Uhr stehen sie an der Haltestelle vor seinem Laden und halten sich an Kaffeebechern fest. Die Frauen, so schön! Die Männer mit Dreitagebärten, die gepflegte Absicht sind und kein Zeichen von Zeitnot wie seiner. Uygur sagt, die Menschen seien vermutlich so alt wie er, und doch wirkten sie wie Kinder auf ihn. So sorglos. So pausbäckig. Und so kompromisslos. Dauernd wenden sie sein Obst in ihren Händen und fragen: „Woher kommen die Bananen? Sind die öko?“ Wenn er dann „Frisch vom Großmarkt“ sagt, legen sie das Obst zurück. Es ist alles so anders im Prenzlauer Berg. In Yunus Uygurs Bauch wühlt die Enttäuschung, und in seinem Kopf ist eine Frage herangewachsen: Können auch gute Menschen böse sein?
Ja, können sie. Obwohl sie es wohl nicht wollen und wahrscheinlich gar nicht so empfinden. Auf jeden Fall können sie es sich hier gemütlich machen ... denn, man bleibt ja unter sich. Im Text heißt es ja auch anschaulich, dass es dort zehnmal so viele Japaner wie Ägypter gibt und der Türkenanteil bei lediglich 0,3% liegt. Da kann man schön sein Linksspießerdasein ausleben. Es gibt viel Öko- und Bio-Fetischismus, sowie Kinderyoga und andere Kuriositäten ... aber wehe, es wird mal laut in der Nachbarschaft - das stört das Wohlbefinden dann doch massiv. Schön die Beobachtung, dass die Empfindlichkeit mit Höhe des Stockwerkes zunimmt. Keine Frage, welchem der Protagonisten dieses Artikels meine uneingeschränkten Sympathien gelten. Ein kurdischer Türke ist hier der einzig Gute unter all den Gutmeinenden. Auch wenn er vielleicht lediglich eine ökonomische Funktion für den Obst- und Gemüsehandel hat, macht seine Tochter im Laden ihre Hausaufgaben. So geht's. Willkommen Yunus Uygur.
edit: Wie oben wurde wg. copyright auch hier stark verkürzt und umgeschrieben. Ich kann den Artikel aber wärmstens empfehlen - Eintauchen in eine fremde Welt.
(Hervorhebungen von mir)
Gruß, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von CalimeroDas linke Berliner Stadtmagazin "Zitty" beschreibt in einem lesenswerten Artikel die Flucht vor Multikulti der urbanen Alternativlinge, sobald die eigenen Kinder eingeschult werden sollen.
Vielen Dank, lieber Calimero, für diesen informativen Beitrag, der in der überarbeiteten Fassung noch viel interessanter ist als vorher.
Wie Sie sicher schon gesehen haben, ist der Hinweis auf "Zitty" in den akuellen Artikel in ZR eingeflossen, mit Dank an Sie.
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