Zitat von ZettelKristina Schröder ist eine mutige Politikerin. Aber daß sie das Wort "Deutschenfeindlichkeit" verwendet hätte, bevor durch die Diskussion über Sarrazins Buch ein neues Klima der Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf das Einwanderungsthema entstanden ist, darf man füglich bezweifeln.
Ich hatte eine andere Erinnerung und habe bei meiner Suche sogar etwas gefunden, das meine Erinnerung bestätigt:
Zitat Panorama kennt Kristina Köhler schon seit Anfang 2008. Damals versuchte sie, den hessischen Ministerpräsidenten Koch in seinem Wahlkampf zu unterstützen, und wollte zu diesem Zweck gegen die angeblich grassierende "Deutschenfeindlichkeit" vorgehen. Auslöser der These von der "Deutschenfeindlichkeit" war ein brutaler Überfall in München, bei dem irgendwann auch der Begriff "Du Scheiß-Deutscher" fiel.
Sowohl die Staatsanwaltschaft München als auch namhafte Experten widersprachen Köhler damals allerdings. Gerhard Schaberg vom deutschen Richterbund sagte: "Die unsinnigsten Anlässe führen dazu, dass in schwerstem, bis hin zu Tötungsdelikten, in schwerstem Maße Gewalttaten begangen werden. Dass das Motiv aber Deutschenhass wäre, das können wir hier kaum feststellen."
Zitat Dabei hat es mich doch schon leicht verwundert, mit welcher Vehemenz von Seiten Panoramas das Thema „Deutschfeindlichkeit“ abgewürgt werden sollte – Wahlkampf hin oder her –, geradeso als würde es bei der gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit von Natur aus nur bestimmte Opfer-Täter-Konstellationen geben (dürfen). Eine Ansicht, die ich im Übrigen – vorsichtig ausgedrückt – eher als rassistisch denn als antirassistisch betrachten würde, die aber tatsächlich von einigen vertreten wird.
Dies heißt nicht, dass ich bestimmte Einwände gegen eine Diskussion zum Thema Deutschfeindlichkeit nicht nachvollziehen könnte – wenn sie denn einmal konstruktiv vorgetragen werden würden, was leider äußerst selten der Fall ist.
Es ist nämlich natürlich richtig, dass durch die Diskussion über die Deutschfeindlichkeit das Phänomen der Ausländerfeindlichkeit auf keinen Fall relativiert werden darf. Beide Phänomene gehören auch nicht einander gegenübergestellt, sondern sind Ausprägungen desselben menschenfeindlichen Geistes – und scheinen überdies zum großen Teil von denselben Gruppennormen und Einstellungen gespeist zu werden (s.u.). Das Thema eignet sich deshalb auch nicht für Propaganda von rechtsextremer Seite (auch wenn sie es versuchen).
Ebenso richtig ist es, dass das Motiv Deutschfeindlichkeit eines von vielen Motiven ist (so wie Ausländerfeindlichkeit) und bei Weitem nicht jede Gewalttat oder Beleidigung durch einen Migranten einen deutschenfeindlichen Hintergrund hat. Die zusammen gehörenden Paare heißen eben nicht „ausländerfeindliche Straftat“ und „Straftat von Ausländern“, sondern „ausländerfeindliche Straftat“ und „deutschfeindliche Straftat“.
Zitat von ZettelKristina Schröder ist eine mutige Politikerin. Aber daß sie das Wort "Deutschenfeindlichkeit" verwendet hätte, bevor durch die Diskussion über Sarrazins Buch ein neues Klima der Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf das Einwanderungsthema entstanden ist, darf man füglich bezweifeln.
Ich hatte eine andere Erinnerung und habe bei meiner Suche sogar etwas gefunden, das meine Erinnerung bestätigt.
Vielen Dank für diese (wieder einmal) exzellente Recherche! Ich habe den Artikel entsprechend ergänzt, mit Dank an Sie.
Da wünscht man sich doch Journalisten, die sich die Mühe machen der Panorama Redaktion durch die Lande zu folgen, um ihnen immer die gleichen Fragen zu ihrem damaligen Bericht zu stellen.
Zitat von ElmarDa wünscht man sich doch Journalisten, die sich die Mühe machen der Panorama Redaktion durch die Lande zu folgen, um ihnen immer die gleichen Fragen zu ihrem damaligen Bericht zu stellen.
*lol*
Aber die Sache hat natürlich, lieber Elmar, ihre ernste Seite: Diese Art von Wegelagerer-Journalisten sind eine wirkliche Plage; verkommener als die Paparazzi. Unverschämt, lästig und arrogant. Eine Minusvariante von Journalismus.
Der Artikel von Kurbjuweit ist in der Tat vielsagend. Der Journalist, der seinen Schäfchen so gerne die Welt erklären möchte, beschwert sich, dass ihm niemand zuhört, sondern alle in die falsche Richtung laufen. Ein überfliegen der Worte liefert schon einen guten ersten Eindruck: Wut, fanatisch, Hass, brüllen, Mob, unziemlich, unanständig, "denkt an sich, nicht an die Zukunft", Miefigkeit, Provinz, "Angst vor Neuem, Fremdem". Er muss sie wohl wahnsinnig gern haben, diese Wutbürger. Richtig wütend ist er auf sie. Ein Wutjournalist.
Zum Inhalt: (Vornehmlich ältere) Bürger sollen standhaft Baulärm und Umleitungen ertragen sowie Kosten schultern, deren Ausmaß vielleicht die Staatsfinanzen und damit die Sicherheit ihrer Renten gefährdet. Damit in 10 Jahren eine Stadt vielleicht im Wettbewerb der Metropolen um ausländische Arbeitskräfte besser mithalten kann. Dass man diese vielleicht auch gar nicht haben wollen kann, kommt dem Journalisten wohl nicht in den Sinn. Das Deutschland islamischer, türkischer wird, ist für Kurbjuweit eine unumstößliche Tatsache. Umkehr ausgeschlossen. Quasi ein Naturgesetz (wie die Erderwärmung... ). Und wer sich dem entgegenstellen will, ist halt ein Reaktionär, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat oder aus Bequemlichkeit nicht erkennen will. Was es ihm bringen würde, die Migranten mit offenen Armen zu empfangen, dass unterschlägt Herr Kurbjuweit. Weil ihm nichts einfällt, oder weil er Bereicherung durch Migration für selbstverständlich hält? An die Zukunft seines Landes sollte er stattdessen denken, der Wutbürger. Aber er denkt nur an sich. Soso. Ist das Ganze (das "Deutschland") jetzt wieder größer als die Summe seiner Teile (die Bürger)? Welche interessen könnte ein Land haben, die über die seiner Bewohner hinausgehen? Und wie bekommt man die heraus? Schlaue Journalisten wie Kurbjuweit fragen? Den hegelschen Weltgeist zu einer Séance bitten?
"Eifer gegen andere Menschen, Rassen, Volksgruppen, Religionen" sei unanständig. Das geböten die "Gleichheit des Menschen und das Gefühl für Menschlichkeit." Kryptische Sätze, in die man viel hineininterpretieren kann. Manche Völker haben kulturelle Praktiken, die ich mir nur schlecht in Deutschland vorstellen mag: Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, Vielehe, Kopfjagd, Blutrache, Witwenverbrennung, Rituellen Kannibalismus, "Auge um Auge" als Rechtsprinzip - alles wohletablierte Verhaltensweisen mit einer langen Tradition. Und deren Ablehnung durch einen (deutschen, "westlichen", abendländischen) "Wutbürger" ist unanständig, weil man die Gleichwertigkeit dieser anderen Kulturen in Frage stellt? Oder was will uns der Herr Journalist sonst sagen, was sich in seinen Zeilen verbirgt? Ich muss leider gestehen, dass meine Interpretationen im Deutschunterricht selten das Wohlwollen der Lehrer fanden, und meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet nicht besonders ausgeprägt sind. Vielleicht kann einer der anderer Leser hier mir sagen, was er denn sagen will, der Herr Kurbjuweit.
Zitat von ForentouristDer Artikel von Kurbjuweit ist in der Tat vielsagend.
Da haben Sie, lieber Forentourist, schon viel von dem angesprochen, was in meinem Artikel morgen stehen wird.
Ich will ihn erst morgen publizieren, weil der Leser Gelegenheit haben soll, sich durch Kurbjuweit-Lektüre selbst ein Bild zu machen; und nicht jeder kann den "Spiegel" schon heute als e-paper lesen.
Ich war wirklich traurig, als ich las, daß Frau Schröder Ministerin wurde. Nicht, weil ich sie für eine schlechte (potentielle) Ministerin hielt, sondern weil ich sie bisher als eine der wenigen prominenteren CDU-Vertreter(innen) wahrgenomen hatte, die sich für das Islam-Problem interessierten und engagiert Stellung bezogen. Ich hielt ihr Engagement auf diesem Problemfeld nun für beendet, weil sie ja nun ministrabel sein mußte. Und da hielt man ja (bis vor seeeehr kurzer Zeit) diesbezüglich lieber den Mund. Dank Thilo Sarrazin fangen wir nun an, darüber zu reden. Und Frau Schröder kann "weitermachen", obwohl sie Ministerin ist. Insofern: Sarrazin allerorten. Gott sei Dank! Es tut sich was!
Zitat von BarbaraIch war wirklich traurig, als ich las, daß Frau Schröder Ministerin wurde. Nicht, weil ich sie für eine schlechte (potentielle) Ministerin hielt, sondern weil ich sie bisher als eine der wenigen prominenteren CDU-Vertreter(innen) wahrgenomen hatte, die sich für das Islam-Problem interessierten und engagiert Stellung bezogen. Ich hielt ihr Engagement auf diesem Problemfeld nun für beendet, weil sie ja nun ministrabel sein mußte. Und da hielt man ja (bis vor seeeehr kurzer Zeit) diesbezüglich lieber den Mund. Dank Thilo Sarrazin fangen wir nun an, darüber zu reden. Und Frau Schröder kann "weitermachen", obwohl sie Ministerin ist. Insofern: Sarrazin allerorten. Gott sei Dank! Es tut sich was!
Das hoffe und erwarte ich auch, liebe Barbara. Und sehe das alles genau wie Sie.
Der Volksmund sagt so schoen: Man liebt den Verrat, hasst aber den Verraeter. - Die Botschaft Sarrazins hat eine Debatte losgetreten, den Uberbringer der Botschaft hat man abgestraft. - Da hat sich seit Caesars Zeiten, dem das Zitat zugeschrieben wird, nicht viel geaendert.
Zitat von ZettelDrei Zitate, die man ohne das Buch von Sarrazin wohl nicht hätte lesen können.
Dieser Vermutung widerspreche ich.
Die Diskussion und auch die Berichterstattung darüber ist weitaus älter als Sarrzins "Deutschland schafft sich ab".
Zitat von Wehlerder Tagesablauf des Bezirksbürgermeisters, der mit Messerkämpfen zwischen ethnischen Banden beginnt und mit Gewalt gegen Frauen endet.
Der von Wehler herangezogene Bezirksbürgermeister ist der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky, der seit vielen Jahren ein gern gesehener Gast in Talkshows ist:Der Ausländerbeauftragte vom 20.3.2005. Es gibt unzählige Interviews mit Buschkowsky in den letzten jahren, in denen er auf die Misstände der Parallelgesellschaft hinweist und Lösungen anbietet.
Auch die Deutschenfeindlichkeit wurde öffentlich vor "Deutschland schafft sich ab" thematisiert, selbst ARD und BILD schauen nicht weg:So werden deutsche Schüler von Ausländern terrorisiert vom 22.7.2010. Wir können uns vorstellen wie hoch der Leidensdruck bei der ARD war, bis sie zu dieser Dokumentation bereit war, denn dieses Verhalten wird seit vielen Jahren zumindest in der "öffentlichen Meinung" diskutiert.
Auch bei Kurbjuweit nichts neues,wenn ich von dieser Passage absehe:"Aber Deutschland wird türkischer und damit islamischer werden, das ist eine Gewissheit.Man kann das nicht aufhalten, nur gestalten."
Ich möchte deinen Gedanken zu Kurbjuweits Pamphlet nicht vorgreifen, aber so neu ist das alles auch nicht. Es steht in der Tradition des Kampfs gegen Rechts, der von Hans-Olaf Henkel mit diesen Worten charkterisiert wird:
Zitat von HenkelWas mich vor allem aufregt, ist der sogenannte „Kampf gegen rechts“. Würde dieser Kampf als einer gegen Rechtsradikale bezeichnet, fände dieser meine volle Unterstützung. Aber mit einem „Kampf gegen rechts“ richtet man sich nicht nur gegen Rechtsradikale sondern auch gegen das Bürgertum in Deutschland. Und dass dieser „Kampf“ vielfach sogar vom Steuerzahler subventioniert wird, schlägt dem Fass den Boden aus.
Nichts neues unter der Sonne, zumindest nichts, was dem Buch von Sarrazins zuzuschreiben wäre . Neu ist lediglich, dass ein Qualitätsjournalist mit der "Gewissheit" hausieren geht, dass Deutschland islamischer wird, eine Gewissheit, die zumindest vor kurzem noch Anlass von Hasstiraden waren, wenn sie von dem "Rechtspopulisten" Wilders geäußert wurde. Wir haben diese gewissheit nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, wir sollen uns darüber auch noch freuen, offen bleibt lediglich "warum?".
Zitat von FAZBundespräsident Wulff und der türkische Regierungschef Erdogan sind, was ihre Persönlichkeiten und ihre politischen Inhalte angeht, geradezu Sinnbilder des Umgangs mit dem Islam durch viele Türken und viele Deutsche. Beide kämpfen für Muslime.
Während Ahmadinedschad die iranische Opposition im Juni niederknüppeln ließ, gratulierte die türkische Regierung ihm herzlich zur Wiederwahl. Im Atomkonflikt stärkte Erdogan dem Iran sogar den Rücken. Wer selber Atomwaffen besitze, sagte er, habe kein Recht, sie anderen zu verweigern. Die Zweifler in der EU, die die Türkei ohnehin nicht dabeihaben wollen, dürften sich durch derartige Äußerungen bestätigt fühlen.
Herr Erdogan und die AKP läßt sich den EU-Anwärter-Status gut bezahlen, bloß was macht er damit?
Zitat Januar 2010 Angeblich Unregelmäßigkeiten bei EU-Geld in Türkei Bei der Verteilung großer Summen von EU-Geldern zur Vorbereitung der Türkei für eine Unionsmitgliedschaft soll es zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Der schwedische Radiosender SR warf im Zuge entsprchender Nachforschungen der türkischen Regierungspartei AKP zu Wochenbeginn vor, vor allem Gegenden mit ethnischer und religiöser Minderheitsbevölkerung den Zugang zu den Fördertöpfen vorzuenthalten und das Geld stattdessen in AKP-Hochburgen fließen zu lassen.
Nach überschlagsmäßigen Berechnungen des Senders geht es für den Zeitraum 2004-2012 um eine Gesamtsumme von 7,35 Mrd. Euro.
Zitat von ZettelVielen Dank für diese (wieder einmal) exzellente Recherche! Ich habe den Artikel entsprechend ergänzt, mit Dank an Sie. Herzlich, Zettel
Vielen Dank für das Lob! Es freut mich, wenn ich auf diese Art gelegentlich ein ganz klein wenig zu meinem Lieblingsblog beitragen kann. Ganz besonders habe ich mich vor einiger Zeit über diesen Artikel gefreut. Ich dachte, ich erwähne es mal, damit mein Heraushalten aus den Diskussionen nicht fälschlicherweise als Desinteresse gedeutet wird.
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