Sachliche Diskussionen über Kernenergie sind in Deutschland mittlerweilen kaum noch möglich. Das gleiche gilt für sachliche Diskussionen über die Auswirkungen des Fukushima-Daiichi-Unglücks auf Bevölkerung und Umwelt in Japan. Allerdings habe ich eine hervorragende französische Quelle entdeckt. Und dieses Fundstück sei jedem empfohlen. Der Text ist in französischer Sprache - den ganzen Text zu übersetzen dürfte allerdings in Hochleistungssport ausarten
In dieser wissenschaftlichen Analyse wird versucht die Belastung der japanischen Bevölkerung bzw. der am stärksten betroffenen Region (Itate, Namie) auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte hochzurechnen. Die Frage ist ob und wieviele japanische Bürger langfristig evakuiert werden sollten oder sogar müssten.
Laut dieser Studie müssten auf jeden Fall 2200 Personen sofort evakuiert werden, da sie in Zonen sehr hoher Kontamination leben. Danach wird die Sache problematisch (siehe Diskussionen über LNT-Theorie). Eine langfristige Evakuierung von bis zu 70.000 Personen könnte notwendig sein - zumindestens wenn man fest an die heftigst umstrittene LNT-Theorie glaubt. Begründet wird diese Aussage durch eine hochgerechnete Belastung von 82 bis 136 milliSievert für die sogenannte Lebenszeitdosis von 70 Jahren Exposition. Eine Dekontaminierung wird in dieser Analyse allerdings nicht angenommen.
Zitat Les évaluations dosimétrique ont pris en compte un facteur de protection des habitations de 0,4 pendant 16 des 24 heures d’une journée. Le coefficient de réduction global est de 0,6. Cette valeur est à comparer à celle prise en compte dans l’évaluation de l’IRSN qui est de 0,65 (0,3 pendant 12 heures sur 24 heures).
Man nimmt an, dass 2/3 des Tages in Gebäuden verbracht wird und somit die Exposition während dieser Zeit nur 40% der im Freien gemessenen Werte liegt. Dekontaminierungsmassnahmen sind wie erwähnt nicht berücksichtigt.
Zitat von Reiner aus dem SaarlandSachliche Diskussionen über Kernenergie sind in Deutschland mittlerweilen kaum noch möglich. Das gleiche gilt für sachliche Diskussionen über die Auswirkungen des Fukushima-Daiichi-Unglücks auf Bevölkerung und Umwelt in Japan. Allerdings habe ich eine hervorragende französische Quelle entdeckt. Und dieses Fundstück sei jedem empfohlen.
Der allerdings nicht nur gut französisch lesen kann, sondern auch bereit ist, sich durch einen ziemlich technischen Text zu arbeiten.
Dank jedenfalls für den Fund! Falls ich noch einmal in ZR etwas zu Fukushima schreiben sollte (eigentlich habe ich dieses Kapitel für mich abgeschlossen), werde ich diese Quelle gründlich lesen.
Jetzt habe ich nur die Zusammenfassung überflogen, und da scheint mir der entscheidende Satz dieser zu sein: "La zone d’évacuation retenue semble satisfaire le niveau de référence de 20 mSv, le plus protecteur de la plage recommandée par la CIPR dans les situations d’urgence" - die japanischen Behörden haben also eine Evakuierungszone gewählt, die auf Nummer sicher geht; die innerhalb des Spielraums, den das CIRP empfiehlt, den größtmöglichen Schutz vor einer Erkrankung bietet.
In den vergangenen Wochen bzw. Monaten habe ich mindestens 10 Interviews mit Strahlenbiologen und -Physikern gesehen. Alle samt und sonders auf ausländischen Kanälen inkl. dem österreichischen ORF. Alle diese Wissenschaftler gaben Entwarnung. Es wird weder kurz- noch langfristig gesundheitliche Probleme geben. In deutschen Medien sieht man bekanntlich ausschliesslich "kritische Wissenschaftler", die genau das von sich geben was der ökobeseelte Interviewer hören will.
Die Aussagen in diesem Dokument sind recht mutig. Ob sich das ganze wissenschaftlich hieb- und stichfest beweisen lässt weiss ich natürlich nicht. Und dennoch: Prädikat lesenswert.
Observations on the Chernobyl Disaster and LNT Zbigniew Jaworowski Central Laboratory for Radiological Protection, Ul. Konwaliowa 7, 03-194 Warsaw, Poland
Die Thesen dieses polnischen Wissenschaftlers stellen so ziemlich alles auf den Kopf, was man bisher über Radiobiologie gehört und gelesen hat. Prädikat: politisch dermassen unkorrekt, dass unsere allwissenden Medien uns garantiert niemals mit derlei Thesen belästigen werden.
Zitat von Reiner aus dem SaarlandObservations on the Chernobyl Disaster and LNT Zbigniew Jaworowski Central Laboratory for Radiological Protection, Ul. Konwaliowa 7, 03-194 Warsaw, Poland
Die Thesen dieses polnischen Wissenschaftlers stellen so ziemlich alles auf den Kopf, was man bisher über Radiobiologie gehört und gelesen hat. Prädikat: politisch dermassen unkorrekt, dass unsere allwissenden Medien uns garantiert niemals mit derlei Thesen belästigen werden.
Ausgezeichnet! Der sachkundigste, faktenreichste Artikel zu diesem Thema, den ich bisher gelesen habe.
Ich hatte mir ja vorgenommen, über Fukushima angesichts der kollektiven deutschen Besoffenheit nichts mehr zu schreiben; das Thema deprimiert mich inzwischen regelrecht. Falls ich mich doch noch irgendwann zu einem Artikel aufraffen sollte, wird die Arbeit von Jaworowski - vor dem Unfall erschienen, aber auf ihn übertragbar - eine zentrale Rolle spielen, mit Dank an Sie.
Zitat von ZettelDer sachkundigste, faktenreichste Artikel zu diesem Thema, den ich bisher gelesen habe.
Aber wieder in Figures 3 & 4 mit unidentifizierten Fehlerbalken. Sind das Standardfehler der Mittelwerte, oder je eine Standardabweichung (macht Symmetrie hier überhaupt Sinn?), oder Quantile, oder sonstwas? Warum machen Leute immer wieder Striche in die Landschaft, ohne zu erklären, was sie bedeuten?
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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