"Nunja, mich verwundert es nicht, daß es gerade die Linken sind, die die Nationalhymne schmähen, und jeweiter außen, umsomehr wird geschmäht.
Es ist ja auch irgendwie klar... ein richtiger strammer Linksaußen kann mit Begriffen wie "Recht" und Freiheit" nicht wirklich viel anfangen (davon zu schwadronieren vermag er allerdings), und bei "Einigkeit... für das deutsche Vaterland" wird ihm speiübel, erinnert ihn das doch an die größte Niederlage der Linksaußen auf deutschem Boden: den Untergang der DDR und die deutsche Einheit."
Zitat von SparrowhawkAuch hier meine Antwort aus dem Blog "Nunja, mich verwundert es nicht, daß es gerade die Linken sind, die die Nationalhymne schmähen, und jeweiter außen, umsomehr wird geschmäht. Es ist ja auch irgendwie klar... ein richtiger strammer Linksaußen kann mit Begriffen wie "Recht" und Freiheit" nicht wirklich viel anfangen (davon zu schwadronieren vermag er allerdings), und bei "Einigkeit... für das deutsche Vaterland" wird ihm speiübel, erinnert ihn das doch an die größte Niederlage der Linksaußen auf deutschem Boden: den Untergang der DDR und die deutsche Einheit." Sparrowhawk
Lieber Sparrowhawk,
die von dir beschriebenen Linken gib es zweifellos. Ich meinte aber eigentlich nicht diese Leute, die halt kein Verhältnis zum heutigen, demokratischen Deutschland haben. Sondern meine Kritik an Jens und der GEW richtete sich eher dagegen, daß sie versuchen, der Nationalhymne sozusagen ihren historischen Kontext zu nehmen.
Sie wurde doch in einer bestimmten Zeit unter bestimmten Umständen geschrieben; in der Zeit demokratischer und nationaler Aufbruchstimmung, die den Ereignissen des Jahres 1848 vorausging. Mit allem damaligen Pathos, mit allem Gefühlsüberschwang, wie er nun einmal diese Zeit kennzeichnete.
In diesem Kontext muß man sie doch sehen und nicht jedes Wort aus heutiger Sicht auf die Goldwaage legen.
Darauf sollten meine Beispiele aus den andereren Nationalhymnen hinweisen - die eben auch in bestimmten historischen Situationen entstanden und, dadurch bedingt, Zeilen enthalten, die aus heutiger Sicht viel abwegiger sind als alles, was im Deutschlandlied steht. Und zwar einschließlich der ersten beiden Strophen.
Inzwischen hat ja die GEW wohl auch ihre Kritik am Deutschlandlied zurückgenommen oder jedenfalls gedämpft. Allzuweit möchte man sich offenbar doch nicht von dem entfernen, was die meisten Deutschen denken und empfinden.
Und was sie singen. Denn nun tun ja auch die deutschen Fans gelegentlich in den Stadien das, was für britische oder französische selbstverständlich ist: Sie singen ihre Nationalhymne.
Ob Deutschland wirklich auf dem Weg ist, eine normale, also eine gesunde Nation zu werden? Fast könnte man es glauben.
Wenn es so sein sollte: Die WM hat das sicherlich nicht herbeigeführt; aber sie scheint so etwas wie ein Katalysator zu werden.
Herzlich, Zettel
Anmerkung: Einige Passagen dieses Beitrags habe ich aus meiner Antwort auf Sparrowhawks Beitrag in "Zettels Raum" übernommen.
Ich erlaube mir, mal gewisse Passagen zu kopieren, welche die Argumentation der GEW wiederspiegeln... sollte es zu viel des Guten sein, dann, lieber Zettel, sei bitte so gut und editiere entsprechend.
Da heißt es einmal, ich zitiere aus oben verlinktem Artikel:
In Antwort auf:Die GEW hatte zuvor kritisiert, das Deutschlandlied transportiere die Stimmung des Nationalsozialismus und der deutschen Leitkultur.
Was, bitte wäre an der deutschen Leitkultur in unserem Land, das ja wohl immer noch Deutschland ist, auszusetzen ?
Was mich allerdings wirklich schockiert, ist die Aussage über das Deutschlandlied selbst. Daß Lehrer nicht einmal den geschichtlichen Kontext kennen, in welchem das Deutschlandlied entstand, ist alarmierend. Was, bitte, hat die Sehnsucht nach einem "Deutschland einig Vaterland" im 19. Jahrhundert, also zu einer Zeit, in der es vor 1871 kein einheitliches Deutschland gab, denn bitte mit dem Nationalsozialismus zu tun ? Nach 1945 paßte doch die 3. Strophe ebensogut zu Deutschland, schließlich war Deutschland ja bis zum formalen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik 1990 geteilt. Was, also ist dort falsch an der Sehnsucht nach Einigkeit, also dem Streben nach der Wiedervereinigung ?
Und was, bitte, ist falsch daran, "mit Herz und Hand nach Recht und Freiheit zu streben" (um unsere Hymne zusamenzufassen) ?
Das besonders Schlimme ist... in der GEW sitzen sicherlich auch Geschichtslehrer... befürworten sie ebenso eine neue Hymne, mit den gleichen Argumenten ? Und vermitteln sie eine solche geschichtliche Falschdarstellung womöglich auch noch ihren Schülern ??
Da fallen mir Heinrich Heines "Nachtgedanken" ein... leicht abgewandelt: "Denk ich an unsere Lehrer in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht."
das sehe ich ähnlich wie du. Es zeugt wirklich von mangelhaften historischen Kenntnissen, das Deutschlandlied mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen.
Die Nazis haben es zwar als Nationalhymne beibehalten, so wie sie aus Legitimitätsgründen viele Traditionen gepflegt haben (siehe den "Tag von Potsdam"). Aber sie haben es sozusagen aus ihrer Sicht "entschärft", indem sie anordneten, daß bei offiziellen Anlässen stets auch ihr Horst-Wessel-Lied zu spielen sei. Ähnlich, wie sie in der Fahne die Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot bewahrten, sie aber zu einer überwiegend roten Fahne mit ihrem Symbol darin machten.
Die Forderung, das Deutschlandlied abzuschaffen, ist ja nicht neu. Auch zur Wendezeit gab es sie, zusammen mit der Idee, Brechts "Kinderhymne" zur neuen Nationalhymne zu machen.
Hier ist sie:
Bertolt Brecht Kinderhymne
Anmut sparet nicht noch Mühe Leidenschaft nicht noch Verstand Daß ein gutes Deutschland blühe Wie ein andres gutes Land
Daß die Völker nicht erbleichen Wie vor einer Räuberin Sondern ihre Hände reichen Uns wie andern Völkern hin.
Und nicht über und nicht unter Andern Völkern wolln wir sein Von der See bis zu den Alpen Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern Lieben und beschirmen wir's Und das liebste mag's uns scheinen So wie andern Völkern ihrs.
Das ist überwiegend eine Art Umkehrung des Deutschlandlieds, oder wenn man will, eine Parodie darauf, oder eine gereimte Kritik daran.
Das geht schon daraus hervor, daß dasselbe Metrum verwendet wird, dieselbe Strophenzahl und Zeilenzahl pro Strophe. (Auch das Deutschlandlied hat ja eigentlich vier Strophen).
Statt "von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" also "von der See bis zu den Alpen, von der Oder bis zum Rhein" - das ist halb Parodie, halb politische Korrektur.
Brecht war ein glänzender Lyriker, die Verse sind nicht schlecht. Es ist ja auch eine sympathische Haltung, die in dieser Parodie zum Ausdruck kommt - aber wie man auf den Gedanken kommen konnte, solche Verslein zur Nationalhymne zu erheben, ist mir nicht nachvollziehbar.
Es sei denn, diejenigen, die das allen Ernstes gefordert haben, wollten damit - listig wie Meister Brecht - das Institut der Nationalhymne als solches ad absurdum führen.
Ja, ich erinnere mich leise an den Vorschlag, von Fallersleben durch Brecht zu ersetzen.. auch die Melodie sollte, wenn ich mich richtig erinnere, eine andere sein, undzwar sollte Haydns "Kaiserquartett" durch Beethovens berühmte Passage aus seiner Neunten, der "Ode an die Freude," ersetzt werden.
Ob die GEW so weit wie Brecht denkt, wage ich, angesichts von so viel Simplizität in ihrer Argumentation, eher zu bezweifeln.
Übrigens... im Dritten Reich wurde nur die erste Strophe beibehalten, direkt im Anschluß danach kam das Horst-Wessel-Lied... und das Lied der Deutschen (oder Deutschlandlied) war auch von der Paulskirchenbewegung anno 1848 als Hymne vorgesehen worden.
In Antwort auf:Übrigens... im Dritten Reich wurde nur die erste Strophe beibehalten, direkt im Anschluß danach kam das Horst-Wessel-Lied... und das Lied der Deutschen (oder Deutschlandlied) war auch von der Paulskirchenbewegung anno 1848 als Hymne vorgesehen worden. Letzteres steht in einer Hymnen-Übersicht bei Wiki.
Das wußte ich beides nicht. Dann war das Nichtsingen der ersten Strophe, wie es zwischen Heuß und Adenauer vereinbart wurde, ja sogar eine explizite Absetzung von der Verwendung des Deutschlandlieds im Dritten Reich.
Was die Paulskirche angeht: Die damaligen Demokraten waren eben zugleich glühende Nationalisten.
Wie es überhaupt ganz und gar falsch ist, Nationalismus als ein un- oder gar antidemokratisches oder gar rechtes oder gar rechtsextremes Phänomen zu klassifizieren.
Dazu kommt demnächst ein kleiner Essay in Zettels Raum
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