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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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lukas Offline



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09.07.2011 11:04
Die Sames-Sezen-Affäre Antworten

Da der Wissenschaftsbetrug bei den Juristen gerade in aller Munde ist, hier ein Beispiel aus den Naturwissenschaften.

Bengü Sezen ist nach ihrem Chemie-Diplom an der Uni Heidelberg 2000 als Doktorandin zu Dr. Dalibor Sames, einem hochangesehenen Forscher in organischer Chemie an der Columbia University in New York City, gewechselt. Dort hat sie etwa seit 2002 begonnen, systematisch ihre Ergebnisse zu fälschen. Dr. Sames vertraute ihr blind und feuerte sogar einige Studenten, die ihre Ergebnisse nicht reproduzieren konnten. 2005 promovierte sie und verließ Columbia; bald danach begann sie eine weitere Doktorarbeit in Molekularbiologie bei Dr. Elmar Schiebel in Heidelberg. Anfang 2006 wurden die ersten Zweifel an ihren Ergebnissen öffentlich, Columbia begann, den Fall zu untersuchen, und Dr. Sames zog insgesamt sieben (!) wissenschaftliche Artikel, die er in Zusammenarbeit mit Fr. Sezen veröffentlicht hatte, zurück (New York Times-Artikel hier, hier, und hier.)

Das Ergebnis der internen Untersuchung war anscheinend verheerend, wurde aber nicht veröffentlicht. Da das Forschungsprojekt aus US-Bundesmitteln finanziert war, schaltete sich auch das Office of Research Integrity (ORI) ein und führte eine eigene Untersuchung durch, die Ende 2010 abgeschlossen war. Inzwischen hatte Fr. Sezen ihren Heidelberger Doktor in der Tasche und war auf dem Weg nach Istanbul, um dort an der Yeditepe-Universität eine Forschungsgruppe zu leiten.

Jetzt hat der bloggende Chemie-Postdoc Paul Bracher dank dem Freedom of Information Act die ORI-Akte zu dem Fall eingesehen und wird sie in den nächsten Tagen auf seinem Blog, der auch viele alte Beiträge zur Sames-Sezen-Affäre enthält, zusammenfassen. Chemical & Engineering News, die Mitgliederzeitschrift der American Chemical Society, hat die Akte ebenfalls erhalten und sie sogar auf ihrer Webseite veröffentlicht. Die Akte enthält im Anhang den detaillierten Bericht der internen Untersuchungskomission der Columbia University.

Es ist klar, dass Fr. Sezen hier mit erheblicher krimineller Energie gehandelt hat (Zitat C&EN: "The documents paint a picture of Sezen as a master of deception, a woman very much at ease with manipulating colleagues and supervisors alike to hide her fraudulent activity; a practiced liar who would defend the integrity of her research results in the face of all evidence to the contrary.") Columbia will den Doktorgrad, den sie an Fr. Sezen verliehen hat, zurücknehmen.

In den deutschen Medien hat der Fall trotz der Verbindung zur Uni Heidelberg kein Echo gefunden, soweit ich weiß. Was halten Sie von dem Fall? Wie sollte die Uni Heidelberg jetzt reagieren?

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