Zitat von LaleluWas ist der Sinn des Lebens? Was macht das Leben lebenswert?
Liebe(r) Lalelu,
anders als Rayson finde ich, daß das eine Frage ist, die man ernstnehmen sollte. Albert Camus hat in Le mythe de Sisyphe geschrieben: "Il n'y a qu'un problème philosophique vraiment sérieux : c'est le suicide". Es gibt nur ein wirklich ernsthaftes philosophisches Probem: Es ist der Selbstmord.
Camus steht in einer existenzialistischen Tradition, die wesentlich auf Kierkegaard zurückgeht; in Deutschland hat sie Heidegger ins Absurde hinein weitergeführt.
"Absurd" ist ein Lieblingswort dieser Lebensphilosophie. Der Mensch ist ein "Geworfener"; die Grundkategorie seiner Existenz ist die Angst. Hänge dich auf oder hänge dich nicht auf, du wirst beides bereuen, heißt es sinngemäß bei Kierkegaard.
Ich kann mit dieser Lebensphilosophie nichts anfangen, liebe(r) Lalelu. Wir sind so, wie die Evolution uns gemacht hat. Sie hat uns mit der Fähigkeit ausgestattet, glücklich zu sein und Lust zu empfinden; ohne das gäbe es uns nicht. Sie hat dieses nackte Raubtier wider Willen, das wir sind, auch mit einem hohen Potential an Angst ausgestattet; eher wie bei einem Beutetier. Wie hätten unsere Vorfahren sonst überleben können?
Einen "Sinn des Lebens" gibt es leider nicht. Man kann ihn sich schaffen, indem man sich in den Dienst einer Sache stellt. Vielleicht keine schlechte Idee, denn das eigene Ich wird dann unwichtig; viele Probleme verschwinden oder minimieren sich.
Lebenswert ist das Leben dann, wenn - trivialerweise - das Positive das Negative überwiegt. Das ist bei den meisten Menschen so. Wenn eindeutig das Negative überwiegt, dann sollte man über Selbstmord nachdenken; wie es Camus schreibt.
Allerdings mit drei sehr ernstzunehmenden caveats: Erstens sollte man überlegen, ob es nicht auch wieder gut werden kann. Zweitens sollte man prüfen, ob man nicht unter einer Depression leidet, die durch die richtigen Medikamente zu beheben oder jedenfalls zu beherrschen ist.
Drittens und vor allem: Man ist ja nicht allein. Selbstmörder sind fast durchweg Egoisten, denen es egal ist, was sie denen antun, die sie lieben.
ich bin dann doch zu sehr Freund des absurden Theaters, als dass ich die Bedeutung einer Frage nicht erkennte. Nur hat nicht jede Frage das Recht auf eine ebenso bedeutende Antwort.
Der einfache Weg ist eben: "Der Sinn des Lebens ist das, was man daraus macht." Und ich schätze, danach leben so gut wie fast alle. Auch, wenn ich den Weg eben als "einfach" charakterisiert habe, so ist damit doch kein Werturteil verbunden. Schließlich bleibt immer noch offen, was das "es" denn ist, das man daraus machen soll.
Meines Erachtens gibt es darauf durchaus gute Antworten. Man frage nur diejenigen, die ihr Ende vor sich sehen. Was sagen diese Menschen, was ist für sie wichtig? Ich gehe eine Wette ein: Die meisten werden in dieser Situation nicht Materielles im Sinn haben, sondern an andere Menschen denken, an solche, die ihnen nahe stehen oder auch nur stehen sollten.
Ich erhöhe den Einsatz noch: Es geht um die Liebe. Wer in seinem Leben nach Kräften geliebt hat, wird am Ende seiner Tage nichts vermissen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Wenn man nach dem Sinn des Lebens fragt, geht es m.E. nicht um das Leben der Menschen sondern auch um ihres. Sonst müsste die Frage lauten: Was ist der Sinn des Menschenlebens? Also geht es um das Leben allgemein, das einer Mikrobe ebenso wie das eines Virus. Die Frage nach einem Sinn ist die nach einer Bedeutung, eines Zweckes. Um so primitiver das Leben ist, das man betrachtet, um so leichter die Antwort nach dem Sinn des Lebens, die für mich lautet: Reproduktion.
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