In diesen Tagen wird öfters über das deutsch-türkische Anwerbeabkommen von 1961 berichtet, oftmals leider mit Unwahrheiten ("Türken wurden gegen ihren Willen 'bestellt'", "Türkische Gastarbeiter als Garanten des deutschen Wirtschaftswunders", "Deutschlands Industrie hat die Türken ausgenutzt"). Necla Kelek referiert kurz ein paar gängige Fakten zu den historischen Hintergründen des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens:
Zitat Gastarbeiter: Die Kunst des Missverstehens
Sie haben nicht Deutschland, sondern die Türkei gerettet: Warum vor fünfzig Jahren die ersten türkischen Gastarbeiter kamen und sie keine Opfer waren.
[...]
Das große Los war ein deutscher Arbeitsvertrag
Die türkische Innenpolitik war 1960 an den Problemen einer rasch wachsenden Bevölkerung und an der Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der eigenen Gesellschaft gescheitert. Alle türkischen Regierungen waren bisher einer Doktrin gefolgt, die der Staatsgründer Atatürk vorgegeben hatte: Man versuchte die Wirtschaft und auch die Nahrungsmittelproduktion planwirtschaftlich zu kontrollieren, schlug auf Weizenfeldern „Ernteschlachten“, hielt die Brotpreise künstlich niedrig. Man setzte zentral die Preise und die Zuteilung zum Beispiel für Zucker und Weizen fest und verhinderte auf diese Weise eine marktwirtschaftliche Entwicklung von Angebot und Nachfrage. Und obwohl damals achtzig Prozent der Bevölkerung auf dem Land lebten, wurden dort nur drei Prozent des Staatshaushalts investiert.
Die Folge war eine nachhaltige Landflucht und Verarmung der anatolischen Bevölkerung. Millionen Menschen zogen in die Städte, über Nacht entstanden „Gecekondus“, Slumviertel am Rand der großen Städte. Wer aber konnte, folgte dem Angebot aus Almanya. Ein deutscher Arbeitsvertrag war so wertvoll wie ein Lottogewinn. Es gab viermal so viele Bewerber wie Stellen vermittelt werden konnten.
Auch die baden-württembergische Integrationsministerin, Bilkay Öney, verbreitet Unwahrheiten zum deutsch-türkischen Anwerbeabkommen:
"Die Gastarbeiter kamen unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg; da war Deutschland buchstäblich am Boden zerstört und das Land war auf Arbeitskräfte angewiesen."
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