Wer soll für die Bildung zuständig sein? Der Bund oder die Länder?
Häufig höre ich die Forderung, die Kompetenz über die Bildung solle an den Bund gehen. Warum? Der Konsens ist stark, aber ich sehe die Begründung nicht. Warum soll eine zentralistischere Bildungspolitik besser sein? Warum soll eine höhere Eben etwas besser machen als die Länder? Und wenn das so ist, warum sollte die Bildungspolitik nicht gleich in Brüssel angesiedelt werden?
Entschuldigung, aber irgendwer muss den rechtlichen Rahmen liefern. Das heißt ja nicht, dass dann alle Schulen direkt vom Staat getragen werden müsssen.
Ein Argument ist sicher der problemlose Umzug von Schülern und Lehrern, der derzeit innerhalb Deutschlands so nicht möglich ist. Ich stehe jeder Zentralisierung allerdings erst einmal sehr skeptisch gegenüber, das verheißt meist nicht viel gutes.
Zitat von isildurEin Argument ist sicher der problemlose Umzug von Schülern und Lehrern, der derzeit innerhalb Deutschlands so nicht möglich ist.
Ich habe, weil meine Eltern häufig umziehen mußten, xfach die Schule gewechselt, auch zwischen Bundesländern.
Mal mußte ich deshalb Französisch nachlernen, mal Englisch, mal Latein. Es hat mir gutgetan. Dadurch habe ich alle drei Sprachen ziemlich gut gelernt.
Man sollte die Anpassung an das andere Schulsystem nach einem Umzug erleichtern - etwa durch Förderunterricht, vielleicht durch vom Staat bezahlte Nachhilfe, bis der jeweilige Klassenstand wieder erreicht ist.
Aber ein triftiges Argument für ein zentralistisches Schulwesen sehe ich damit nicht. Es würde ja nicht so aussehen, daß Bremen und NRW die Standards Bayerns übernehmen; sondern bestenfalls würde man sich in der Mitte, also beim Mediokren treffen. Wahrscheinlich ist eine Anpassung nach unten; der langsamste Geleitzug bestimmt die Geschwindigkeit.
Ein Zentralabitur auf Landesebene ist sinnvoll, damit die Anforderungen in allen Schulen des Landes gleich sind. Aber zwischen den Ländern sollte es einen Wettbewerb um das beste Schulsystem geben.
Zitat von TechniknörglerWer soll für die Bildung zuständig sein? Der Bund oder die Länder?
Häufig höre ich die Forderung, die Kompetenz über die Bildung solle an den Bund gehen. Warum? Der Konsens ist stark, aber ich sehe die Begründung nicht. Warum soll eine zentralistischere Bildungspolitik besser sein? Warum soll eine höhere Eben etwas besser machen als die Länder? Und wenn das so ist, warum sollte die Bildungspolitik nicht gleich in Brüssel angesiedelt werden?
Und warum bei den Ländern stoppen, wenn diese Richtung eingeschlagen wird? Warum nicht die Einrichtungen für zuständig erklären? Warum nicht den Wettbewerb auf die Bildungseinrichtungen verlagern?
Zitat von ZettelEin Zentralabitur auf Landesebene ist sinnvoll, damit die Anforderungen in allen Schulen des Landes gleich sind. Aber zwischen den Ländern sollte es einen Wettbewerb um das beste Schulsystem geben.
Sehe ich prinzipiell auch so, leider gibt es aber anscheinend kaum Wettbewerb zwischen den Ländern. Jedenfalls sehe ich nicht, dass sich alle an den Besten orientieren. Stattdessen bastelt (aus meiner Außensicht) jede neue Regierung nach ihrer jeweiligen Ideologie am soeben von den Vorgängern übernommenen Schulsystem rum. Oder man zieht einfach seinen Stiefel durch wie in Brandenburg, und klagt dann über die immer schlechteren Schulabgangsleistungen. Sachsen liegt ja gleich nebenan, aber am dortigen PISA-Champion orientiert man sich deswegen noch lange nicht.
Nachtrag: Die "Kunden" Schüler und Eltern können ja leider nicht den Anbieter wechseln, daran krankt der Wettbewerb in diesem Bereich würde ich sagen.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011
Zitat von Erling PlaetheUnd warum bei den Ländern stoppen, wenn diese Richtung eingeschlagen wird? Warum nicht die Einrichtungen für zuständig erklären? Warum nicht den Wettbewerb auf die Bildungseinrichtungen verlagern?
Genau da muss er hin. Ein Modell mit freien, privaten Schulen (und Unis), Bildungsgutscheinen und dann gerne auch zentralen Prüfungen wäre m.E. der richtige Weg. Die ganze Kultusbürokratie könnte von heute auf morgen verschwinden, und niemand würde sie vermissen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat Und warum bei den Ländern stoppen, wenn diese Richtung eingeschlagen wird? Warum nicht die Einrichtungen für zuständig erklären? Warum nicht den Wettbewerb auf die Bildungseinrichtungen verlagern?
Stimmt, aber dafür muss man das Schulsystem ja nicht zuerst zentralisieren.
Teilweise wird die Forderung nach einer Verlagerung auf Bundeseben übrigens wie eine Konsequenz aus den Menschenrechten dargestellt. Ein Art Menschenrecht auf ein zentralisiertes, nationales Schulsystem.
Zitat Genau da muss er hin. Ein Modell mit freien, privaten Schulen (und Unis), Bildungsgutscheinen und dann gerne auch zentralen Prüfungen wäre m.E. der richtige Weg. Die ganze Kultusbürokratie könnte von heute auf morgen verschwinden, und niemand würde sie vermissen.
Ja, und zentrale Abschlussprüfungen würden sogar auf Bundesebene Sinn machen (zum Vergleich). Aber dafür muss man dem Bund zum Glück nicht die Kompetenz über die gesamte Bildungsgesetzgebung zufallen lassen. Eine Prüfungsgesetzgebungskompetenz würde reichen.
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