Ein Lehrstück für die Wahrnehmung von Gewaltverbrechen.
Das Innenministerium veröffentlicht eine Pressemitteilung zur "Entwicklung der politisch motivierten Kriminalität im Jahr 2011". Aus nicht ganz klaren Gründen picken sich die Medien nicht die Relationen der absoluten Werte heraus, sondern die prozentualen Zuwächse - die, wenn man von einem niedrigen Niveau ausgeht, beliebig astronomisch sein können.
11.05.2012 · Im Jahr 2011 sind im Vergleich zum Vorjahr fast 20 Prozent mehr politisch motivierte Gewalttaten registriert worden. Besonders zugenommen haben linksextremistische und ausländerfeindliche Gewalttaten.
Zitat Drastisch mehr Gewalt durch Ausländer in Deutschland
Zahlenmässig dominieren aber Taten der Anhänger der links- und rechtsextremen Szene
Die politische Gewalt durch Ausländer hat in Deutschland 2011 drastisch zugenommen und einen Rekordstand erreicht. Die Zahl dieser Gewalttaten sei um zwei Drittel auf 256 gestiegen, teilte das deutsche Innenministerium mit.
Wenn man dann in der eigentlichen Pressemitteilung wühlt, dann findet man, dass die (von der FAZ als "besonders zugenommen" hervorgehobenen) linksextremistischen und ausländerfeindlichen Gewalttaten um 31,5% (2011: 1124; 2010: 855) beziehungsweise 21,1% (2011: 373; 2010: 308) zugenommen haben - die von der NZZ aufgegriffenen Gewalttaten durch Ausländer hingegen um satte 67,3% (2011: 256; 2010: 153).
Wie schon gesagt, auf diesem niedrigen Niveau sagt die prozentuale Zunahme wenig bis nichts aus. Aber wenn man schon darüber diskutiert, dann finde ich die Rosinenpickerei der FAZ erbärmlich - im ganzen Artikel kommen die Gewalttaten durch Ausländer überhaupt nicht vor.
Und wie der Spiegel über diese Mitteilung berichtet, will ich gar nicht erst wissen.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalEin Lehrstück für die Wahrnehmung von Gewaltverbrechen.
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Und wie der Spiegel über diese Mitteilung berichtet, will ich gar nicht erst wissen.
Gut, dann lasse ich mal den Spiegel weg und nehme die taz.
Zitat von tazDeutschland hasst mehr denn je Die Zahl der politisch motivierten Gewalttaten hat im Jahr 2011 ein historisches Hoch erreicht. Davon hatte mehr als die Hälfte einen rechtsextremen Hintergrund
Das ist keine Interpretation, sondern falsch. 58,2 % der politisch motivierten Gewalttaten haben einen linksextremen Hintergrund, 26,6% einen rechtsextremen Hintergund. 26,6% sind weniger als die Hälfte. Bei der Betrachtung der Jahre 2001 bis 2011 wurde bei den rechtsextremen Gewalttaten im Jahre 2011 der zweitniedrigste Stand festgestellt, bei den linksextremen Gewalttaten der zweithöchste Stand seit 2001.
Zitat von BMIBezogen auf die politisch motivierten Gewalttaten haben sich gegenüber dem Jahr 2010 die Fallzahlen in den einzelnen Phänomenbereichen wie folgt verändert:
Zitat von tazBetrachtet man alle politisch motivierten Straftaten, so hat es im vergangenen Jahr eine Zunahme um gut 3.000 auf mehr als 30.000 gegeben. Mehr als die Hälfte davon waren rechtsextrem motiviert
68% der rechtsextremen Straftaten sind Propagandadelikte, wobei die Aufklärungsquote sehr niedrig ist. So ein Hakenkreuz ist ja mal schnell hingeschmiert.
Zitat von GorgasalAber wenn man schon darüber diskutiert, dann finde ich die Rosinenpickerei der FAZ erbärmlich - im ganzen Artikel kommen die Gewalttaten durch Ausländer überhaupt nicht vor.
Die politisch motivierte Gewalt durch Ausländer sind häufig Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken.
In Relation zu allen Straftaten ist die politisch motivierte Kriminalität mit weniger als 1% aller Straftaten äußerst gering.
Die "PMK rechts"-Angaben sind derart verbogen, dass man aus ihnen alles oder nichts rauslesen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass Linksextreme per se keine falschen T-Shirts oder Tattoos tragen können, und auch jedwede "Grüße" und Symbole strafrechtlich irrelevant sind, stellen sich bei den rechten Straftaten noch ein paar Fragen: Ist ein Hakenkreuz an einer Hauswand "nur" ein Propagandadelikt oder gleichzeitig noch eine Sachbeschädigung? Kann "ein Rechter" auch einfach so mal in eine Schlägerei verwickelt werden (bei anderen Beteiligten heißt das immer "Rangelei"), oder haut der immer nur in seiner Eigenschaft als politisch Motivierter zu?
Und was mich noch interessieren würde: 68% der rechten Straftaten waren Propagandadelikte, 23,5% Sachbeschädigungen. Die 828 Fälle von Gewaltkriminalität bei 16873 Gesamtstraftaten ergeben 4,9%. Welche Straftatbestände verstecken sich hinter den restlichen 3,6%? Rechte Steuerhinterziehung und Verkehrsdelikte?
Aber vergessen wir nicht:
Zitat von BMIAuch wenn insgesamt die Zahl der rechten Straftaten im vergangenen Jahr mit rd. 3% weitaus weniger als in den anderen Phänomenbereichen angestiegen ist, so dürfen wir zweierlei nie aus dem Auge verlieren: Die meisten politisch motivierten Straftaten haben seit Jahrzehnten einen rechtsextremen Hintergrund.
Ja dann...
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