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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 8 Antworten
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Calimero Offline




Beiträge: 3.280

15.06.2012 13:34
Euro-Big-Bang Antworten

Momentan wird ja sogar offiziell mit einem Anflug leichter Panik nach Griechenland geschaut. Wer gewinnt die Wahl? GRexit oder nicht? Die Zentralbanken sollen ja schon für eine konzertierte Aktion bereitstehen, und ich denke mal, dass ein GRexit mittlerweile eingepreist sein dürfte.

Aber von woanders droht böses Ungemach. Ich habe ja schon viel gesehen in den letzten Monaten, aber was hier aus Spanien vermeldet wird, lässt einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Im Folgenden verlinke ich einige Artikel des hervorragenden Blogs Querschuesse.de, die man sich allein schon wegen der Aussagekraft der dort gezeigten Charts unbedingt ansehen sollte.

Zitat von Querschüsse
Zum 31.05.2012 explodierte die Verbindlichkeit (negativer Target2 Saldo) um 42,265 Mrd. Euro auf -345,105 Mrd. Euro, nach -302,840 Mrd. Euro. Der Anstieg zum Vorjahresmonat betrug unfassbare 292,042 Mrd. Euro (Stand Mai 2011 -53,063 Mrd. Euro).


Das spanische Finanzsystem kann man nur noch als mit Giftgas aufgeblasenen Ballon bezeichnen.

Zitat von Querschüsse
Die spanischen Banken hatten per April 2012 Total Assets von 4,181 Billionen Euro in ihren Büchern, im Januar 1990 waren es nur beschauliche 491 Mrd. Euro. Das spanische Bankensystem ist ein künstlich aufgeblasener Popanz mit immensen Potential an faulen Assets und wird jede Rettung mit ihrem Kreditschrott ersticken! Die Total Assets des spanischen Bankensystems erreichen fast das 4-fache des spanischen nominalen BIPs!

http://www.querschuesse.de/banco-de-espa...45105-mrd-euro/

Aber es geht noch weiter. Nachschlag zu Spanien:

Zitat von Querschüsse
Die Nettoforderungen gegenüber den spanischen Kreditinstituten betrugen im Mai 2012 287,813 Mrd. Euro, während die gesamten Nettoforderungen des Eurosystems gegenüber allen Kreditinstituten der Eurozone 347,195 Mrd. Euro betrugen! Dies entsprach einem Anteil der Nettoforderungen gegenüber spanischen Kreditinstituten von 82,9%. Angesichts der Tatsache das 2011 der Anteil der spanischen Wirtschaftskraft (nominales BIP) an der Eurozone 11,5% ausmachte, aber die Nettoforderungen des Eurosystems (EZB) gegenüber spanischen Banken aktuell satte 82,9% betragen, offenbart sich der ganze Wahnsinn! Alles bisher Gesehene an Krise aus Griechenland, Portugal und Irland wird in den Schatten gestellt werden und vor allem wird Spanien ganz andere Dominoeffekte auslösen!

http://www.querschuesse.de/nachschlag-spanien/

So, und jetzt will Oberkommissar Barroso schon mal Fakten schaffen, und kündigt einen Gesetzentwurf zu Euro-Bonds an ohne überhaupt auf Deutschlands Bereitschaft dazu zu warten. Klaro, wenn man den ganzen Euro-Pleitiers mit Deutschland und den anderen noch 3 übriggebliebenen "Stützen des Systems" zusammenwirft, dann wird diese Schuldnergemeinschaft wieder als total solide angesehen werden. Ha ha! Nebenbei stoßen internationale Top-Fonds schon die deutschen Bundesanleihen ab. Man geht von einer Überforderung Deutschlands schon durch die bisherigen "Rettungen" aus. Wir erinnern uns, dass Spanien bisher noch als "Geber" für den EFSF firmierte. Das ändert sich ja nun gerade.

Und jetzt passiert auch noch etwas bei einem weiteren DNLF-Land, welche zumindest im Target2-System den noch einzigen Widerpart zu den PIIGSBF-Staaten (+ Österreich) darstellen. In den Niederlanden bricht gerade der Einzelhandelsumsatz zusammen,

Zitat von Querschüsse
Im April 2012 sanken die realen Einzelhandelsumsätze um -10,6% zum Vormonat und auf den tiefsten Stand in einem April seit April 2000. Zum Hoch im April 2008 ging es um -13,7% abwärts.

Der Einbruch im April 2012 hat sogar einen kräftigen Touch von Griechenland- und Spanien-Style, wie die saisonbereinigte Reihe der realen Einzelhandelsumsätze seit 1995 verrät ...

und der gigantischen, steuervorteilsinduzierten Immobilienblase geht die Luft aus.

Zitat von Querschüsse
Die negativen Rückkopplungen nehmen zu, denn auch in den Niederlanden greift die konjunkturelle Schwäche nicht nur auf den privaten Konsum über, sondern auch auf die Preisentwicklung am Immobilienmarkt! Seit dem August 2008 sind die landesweiten Immobilienpreise zwar erst um laue nominale -12,5% gefallen, aber diese kleine Korrektur reichte schon um ca. 500’000 Hypothekendarlehen “unter Wasser” zu bringen, das heißt die ausstehende Hypothek liegt über dem Marktwert der Immobilie.

http://www.querschuesse.de/niederlande-e...raftig-abwarts/

Und das bei einem Privatkredit-Volumen, welches knapp 160% des nationalen BIP entspricht.

Die zu Rettenden entwickeln sich immer mehr zu schwarzen Löchern, während die "Retter" zusehends an Masse verlieren. Das Rad knirscht schon bedenklich, und es ist nur noch eine Frage der Zeit wann es endlich zum Stehen kommt. Auch wenn noch tausende Liter mehr des Schmiermittels Zentralbankgeld in die Nabe gepresst werden sollte ... wenn die Rotation erstmal ins Stocken kommt dauert es nicht mehr lange, bis an irgendeiner Stelle die Reibungskräfte stärker werden als das verbliebene Drehmoment. Dann steht das Rad still und kippt unweigerlich um. Aus die Maus.

Und ja, liebe Bundesregierung, den Bürgen wird man würgen.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.06.2012 15:00
#2 RE: Euro-Big-Bang Antworten

Zitat von Calimero

Und ja, liebe Bundesregierung, den Bürgen wird man würgen.



Und wer ist jetzt der Bürge? Hat die Bundesrepublik Deutschland mit ihren zwei Billionen Schulden gebürgt? Ich bin völlig davon überfordert irgendetwas zu verstehen. Aber ich habe zumindest eins gelernt, nur wer Schulden hat, kann gut schlafen.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

17.06.2012 20:05
#3 RE: Euro-Big-Bang Antworten

Zitat von C.

Und wer ist jetzt der Bürge? Hat die Bundesrepublik Deutschland mit ihren zwei Billionen Schulden gebürgt? Ich bin völlig davon überfordert irgendetwas zu verstehen. Aber ich habe zumindest eins gelernt, nur wer Schulden hat, kann gut schlafen.


Wer sich jetzt immer noch kein kreditfinanziertes Haus zugelegt hat, dem ist nicht mehr zu helfen.



Toller Beitrag Calimero, danke!

Viele Grüße, Erling Plaethe

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

18.06.2012 19:50
#4 RE: Euro-Big-Bang Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Wer sich jetzt immer noch kein kreditfinanziertes Haus zugelegt hat, dem ist nicht mehr zu helfen.


Dieses Denken scheint um sich zu greifen. Jedenfalls hier im Großstadtspeckgürtel, bei Deutschlands gehobener Mittelklasse. Ich musste mir ja aus 400 km Entfernung in kurzer Zeit ein neues Domizil suchen, was sich wider Erwarten als gar nicht soo schwer herausstellte. Es gab doch einige sehr hübsche Mietimmobilien im Angebot, bei denen ich die Vormieter natürlich sofort fragen musste, weshalb sie da jetzt wohl ausziehen. Die stolze Antwort war stets die gleiche: Wir haben gerade selbst gebaut!

Klar, ab einem bestimmten Mietniveau kann man sich seine monatliche Überweisung an den Vermieter auch gut als Kreditrate vorstellen, für die man sich schon ein hübsches Häuschen hinstellen kann. Und das tun dann wohl auch Viele hier in der Ecke, wo ein regelrechter Bauboom ausgebrochen zu sein scheint. Nach dem was ich so gesehen habe, gibt es ab 150 € so 1 m² neu erschlossenes Bauland. Da ist man nur mit dem Grundstück schonmal bei mindestens 75000 € - für ein handtuchgroßes Fleckchen gleich neben dem ebenfalls gerade im Bau befindlichen Nachbarhaus. Da noch 'ne nette Hütte draufgezimmert, und der Mensch fühlt sich "angekommen".

Vielleicht bin ich da einfach zu pessimistisch, aber ich persönlich traue mir nicht zu 20 - 30 Jahre in die Zukunft schauen zu können. Mir ist wohl tatsächlich nicht mehr zu helfen.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

18.06.2012 23:51
#5 RE: Euro-Big-Bang Antworten

Zitat von Calimero
Vielleicht bin ich da einfach zu pessimistisch, aber ich persönlich traue mir nicht zu 20 - 30 Jahre in die Zukunft schauen zu können. Mir ist wohl tatsächlich nicht mehr zu helfen


Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihnen die diversen Möglichkeiten eine Immobilie kreditfinanziert zu erwerben, bekannt sind. Das fängt damit an, dass man nicht unbedingt bauen muss, sondern vielleicht besser ausbaut (wegen der vielen Vorschriften). Auch ist unter Umständen eine Erbpacht günstiger, als das Grundstück zu finanzieren. Dann muss es ja auch kein Haus sein, sondern vielleicht eine schöne Wohnung. Aber dass ein Baukredit noch nie in Deutschland so günstig war wie derzeit, steht wohl außer Frage.
Wie sagte Hans Werner Sinn so schön?

Zitat von FAZ
Ja, aber nicht irgendwie sparen, sondern in Form echter Eigentumstitel wie Aktien oder in Objekten, die einem gehören, am besten solchen mit einem Grundbuch. Konzentration auf das naheliegende Unmittelbare: lieber das Bad renovieren als komplizierte Zertifikate kaufen.


http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/deba...r-11783018.html
Und was die Vorhersagen, besonders jene, die Zukunft betreffend, anbelangt, bleiben sie schwierig. Also warum dann pessimistisch sein?

Viele Grüße, Erling Plaethe

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

19.06.2012 11:20
#6 Kaufen oder mieten? Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Und was die Vorhersagen, besonders jene, die Zukunft betreffend, anbelangt, bleiben sie schwierig. Also warum dann pessimistisch sein?


Oh, pessimistisch bin ich auf jeden Fall was derzeit die Planungssicherheit einer mehrjährigen Kreditfinanzierung angeht. Früher gab es schon Risiken im persönlichen Bereich, die Viele bei ihrer Planung ausgeblendet haben. Da gingen Ehen auseinander, wohnortnahe Jobs gingen verloren, als Supergau vielleicht die Erwerbsunfähigkeit des Hauptverdieners. Unschön, wenn da noch ein paar 100 T€ abzuzahlen sind. Und jetzt kommt noch die Unsicherheit dazu, wie es überhaupt mit der Weltwirtschaft und dem Finanzsystem weitergeht. Ich wage beispielsweise keine Prognose, wie es dem Export-Vizeweltmeister Deutschland ergeht, wenn ringsumher dessen Kunden pleite gehen.

Vor ein paar Jahren habe ich aber durchaus noch überlegt selbst zu bauen, war aber einfach zu knickrig und unentschlossen. Da war ja auch immer der Gedanke im Hinterkopf, dass mir die demografische Entwicklung ja eh in die Hände spielen würde. Heute sitze ich hier in einer Gegend, von der ich mir vor zwei Jahren nicht hätte vorstellen können, dass es mich mal hierher verschlägt. Eine eigene Wohnimmobilie hätte das fast unmöglich gemacht, denn sie macht halt extrem unflexibel.

Ja und dann gibt es da noch ein paar Gründe, derentwegen ich mir keinen "eignen Herd" ans Bein binden möchte.

Die Umgebung: Wo sichs heute toll leben lässt, muss das in 10 Jahren nicht mehr so sein. Die Nachbarn wechseln, die Umgegend ändert sich. Beispiel in nächster Verwandtschaft: Häuschen mit Grundstück in citynaher Lage in einer westdeutschen Großsstadt. Vor 20 Jahren "Filetlage", heute monokulturelle Nachbarschaft. Über manchem Grüngürtelbewohner sollen plötzlich Flugzeuge auftauchen, während andere um den Wert ihrer Immobilie bangen, weil in der Nachbarschaft eine Moschee gebaut werden soll.

Staatlicher Zwang: Am Beispiel meiner Eltern: Die Straße wurde erneuert und alle Anwohner wurden nach angrenzender Grundstückslänge mit einem nicht unerheblichen Anteil beteiligt. Dumm, wenn man ein Eckgrundstück oder ein an der Straße langgezogenes hatte. Zudem wurde eine Straßenentwässerung installiert, an die sich alle Anwohner mit ihren Regenrinnen anzuschließen hatten. Zu zahlen ist jetzt eine Oberflächenwasserabgabe nach Quadratmetern Dachfläche.
Dann wurden irgendwann mal die hauseigenen Klärgruben verboten. Wenigstens wurde den Eigentümern die Wahl gelassen, ob sie eine mehrmals jährlich auszupumpende Fäkaliensammelgrube anlegen wollen, oder ob sie eine Biokläranlage installieren. Die Freude wie auch die Preise bei Biokläranlagenbauern stiegen daraufhin proportional zum Missmut der Hausbesitzer.

Nuja, und was unsere Politniks sich noch so alles an Späßen einfallen lassen vermag heute auch noch niemand zu sagen. Kommt der PV-Zwang, brauchen Feuerstellen eine Rauchgaswäsche, müssen Wände bald mit 1m Isomaterial verkleidet werden? Werden Vierfachverglasungen Pflicht? Klimaanlagen verboten? Muss erzeugtes CO2 verflüssigt und bei einer staatlichen Sammelstelle abgegeben werden?

Immobile Melkkuh: Wenn der Staat Geld braucht, ist der Hausbesitzer Mode. Der kann ja nicht wegrennen. Seine Bude wird er dann auch nicht mehr so einfach los, wenn die Belastungen zu groß sind. Dann steht er da, während der Mieter eine Ausweichbewegung machen kann. Und der Mieter wird eventuell noch vom Staat in Schutz genommen, während ein "Besitzer" kaum auf Nachsicht hoffen darf.

Naja, und da gibt es noch einiges zu bedenken. So ein Haus altert ja auch, da ist schon ohne staatliche Einmischung immer wieder Geld reinzustecken (ich habe ein paar Häuschen mit so 20, 30 Jahren auf dem Buckel gesehen ). Und dabei ist man noch nicht einmal frei in seiner Haus- und Hofgestaltung. Meine Ex hat mal im Bauordnungsamt gearbeitet - es ist erschreckend, wegen welchen Lappalien sich die lieben Nachbarn gegenseitig beim Amt anschwärzen.

Zusammengefasst ist mir das Häuslebauerdasein absehbar zu anstrengend und mit nicht absehbaren Risiken verbunden. Ist aber nur meine persönliche Ansicht. Aber hierzu noch:

Zitat von Erling Plaethe
Dann muss es ja auch kein Haus sein, sondern vielleicht eine schöne Wohnung.

Also ich wohne ja auch in einer schönen Wohnung mit netten bzw unauffälligen Nachbarn, aber wenn sich das mal ändern sollte? Und bei den jetzigen schon - wenn ich mir vorstelle, ich müsste mit denen demokratisch darüber abstimmen was am Haus getan werden, bzw unterlassen werden sollte ... da könnte ich mir ja die Kugel geben. Die einen sind so um die siebzig, und die anderen augenscheinlich weit über achzig. Ich glaube nicht, dass die noch allzu investitionsbereit sind.

Beste Grüße, Calimero

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

19.06.2012 17:42
#7 RE: Kaufen oder mieten? Antworten

Lieber Calimero,

hören Sie auf Erling Plaethe,und kaufen Sie sich eine Eigentumswohnung. Das gilt insbesondere, wenn Sie in die staatliche Rentenkasse einbezahlen (müssen). Einer Bekannten von mir wurde die staatliche Rente gekürzt, da sie ja über "Einnahmen aus Vermietung" verfüge, und somit nicht "bedürftig" sei. Die Frau und ihr Mann haben sich erdreistet, sich im Laufe ihres Arbeitslebens ein Mehrfamilienhaus vom Munde abzusparen. Jetzt bekommt das Pack die verdiente Quittung, hä hä!

 
Mit freundlichem Gruß

--
Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

19.06.2012 18:33
#8 RE: Kaufen oder mieten? Antworten

Zitat von Uwe Richard
Die Frau und ihr Mann haben sich erdreistet, sich im Laufe ihres Arbeitslebens ein Mehrfamilienhaus vom Munde abzusparen. Jetzt bekommt das Pack die verdiente Quittung, hä hä!

Wie sagte doch so schön die Aktivistin?

Zitat von CR
"Man darf es nicht hinnehmen, dass mit der Tatsache, dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben wollen Geschäfte gemacht werden".

Gut, dass die Solidargemeinschaft mit solchen Geschäftemachern gerecht umzugehen weiß.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

19.06.2012 20:35
#9 RE: Kaufen oder mieten? Antworten

Zitat von Calimero
Oh, pessimistisch bin ich auf jeden Fall was derzeit die Planungssicherheit einer mehrjährigen Kreditfinanzierung angeht. Früher gab es schon Risiken im persönlichen Bereich, die Viele bei ihrer Planung ausgeblendet haben. Da gingen Ehen auseinander, wohnortnahe Jobs gingen verloren, als Supergau vielleicht die Erwerbsunfähigkeit des Hauptverdieners. Unschön, wenn da noch ein paar 100 T€ abzuzahlen sind. Und jetzt kommt noch die Unsicherheit dazu, wie es überhaupt mit der Weltwirtschaft und dem Finanzsystem weitergeht. Ich wage beispielsweise keine Prognose, wie es dem Export-Vizeweltmeister Deutschland ergeht, wenn ringsumher dessen Kunden pleite gehen.


Ok, es gibt keine Planungssicherheit, was passiert das passiert. Wenn aber die Inflation auf ein Mehrfaches des auf Jahrzehnte fixierten Bauzins steigt und die Einkommensentwicklung, aufgrund einer soliden und am Markt nachgefragten Qualifikation, mithalten kann, kann man diesen Kredit leichter und schneller abbezahlen, als ohne Krise. Es gibt, so habe ich gehört, in einer Krise nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner.

Sollte also in Deutschland das private Wohneigentum zunehmen, was sowieso viel zu niedrig ist, flössen vermutlich weniger Inneneuros in ausländische Anleihen. Weil das Geld nicht mehr der Bank (mit schlechten Spielern) zum Pokern bereitgestellt wird, sondern in "Objekte, die einem gehören". Somit wird auch der Zufluss von Ausseneuros begrenzt, weil das Haus oder die Wohnung als Kapitalanlage für Interessenten ausserhalb Deutschlands weg ist. Diese steigende Binnennachfrage würde vermutlich auch die Ausweitung der Target 2 Verbindlichkeiten abbremsen.
Bricht der deutsche Export wegen der zu erwartenden weltweiten Wirtschaftskrise ein, wäre eine Abfederung über eine steigende Binnennachfrage krisenentschärfend. Ausserdem wirkt eine höhere private Kapitalbildung dem Griff des Staates nach dem Einkommen seiner Bürger entgegen.

Der mündige Bürger wird zum Kapitalist. Die Unabhängigkeit vom Staat führt über die Mehrung privaten Eigentums. Dem Staat muss der Zugriff und die Kontrolle über die Einkommen der Bürger begrenzt werden. Privates Eigentum bindet einen zwar an das Kapital welches vermehrt und erhalten werden will, zugleich macht es aber auch frei. Diese Verbindung von Freiheit und Eigentum welche auch Risikobereitschaft erfordert, ist der Weg, welcher sozialistischen Tendenzen am wirksamsten entgegenarbeitet. Mit einer stärkeren Privatisierung bei Immobilien, würde auch mehr Marktwirtschaft in Deutschland geschaffen und den Kindern vererbbare Werte. Und etwas von der Last genommen, die sie ohnehin tragen müssen, so sie in Deutschland ihre Zukunft sehen.

Zitat von Calimero
Vor ein paar Jahren habe ich aber durchaus noch überlegt selbst zu bauen, war aber einfach zu knickrig und unentschlossen. Da war ja auch immer der Gedanke im Hinterkopf, dass mir die demografische Entwicklung ja eh in die Hände spielen würde. Heute sitze ich hier in einer Gegend, von der ich mir vor zwei Jahren nicht hätte vorstellen können, dass es mich mal hierher verschlägt. Eine eigene Wohnimmobilie hätte das fast unmöglich gemacht, denn sie macht halt extrem unflexibel.


Ja natürlich. Deshalb warten viele vor solch einer Entscheidung auch bis sie eine gewisse Sesshaftigkeit und Saturiertheit erreicht haben. Eine eigene Wohnimmobilie kann man ja auch vermieten. Und wenn man Rentner ist, und einem die Einnahmen tatsächlich von der Rente abgezogen werden, gibt es neben der Möglichkeit des Verkaufs auch die der Eigennutzung.

Zitat von Calimero
Die Umgebung: Wo sichs heute toll leben lässt, muss das in 10 Jahren nicht mehr so sein. Die Nachbarn wechseln, die Umgegend ändert sich. Beispiel in nächster Verwandtschaft: Häuschen mit Grundstück in citynaher Lage in einer westdeutschen Großsstadt. Vor 20 Jahren "Filetlage", heute monokulturelle Nachbarschaft. Über manchem Grüngürtelbewohner sollen plötzlich Flugzeuge auftauchen, während andere um den Wert ihrer Immobilie bangen, weil in der Nachbarschaft eine Moschee gebaut werden soll.


Klar, genauso gut kann die Gegend aber auch noch schöner, die Lage noch attraktiver und der Wert des Hauses noch höher steigen.

Zitat von Calimero
Staatlicher Zwang: Am Beispiel meiner Eltern: Die Straße wurde erneuert und alle Anwohner wurden nach angrenzender Grundstückslänge mit einem nicht unerheblichen Anteil beteiligt. Dumm, wenn man ein Eckgrundstück oder ein an der Straße langgezogenes hatte. Zudem wurde eine Straßenentwässerung installiert, an die sich alle Anwohner mit ihren Regenrinnen anzuschließen hatten. Zu zahlen ist jetzt eine Oberflächenwasserabgabe nach Quadratmetern Dachfläche.
Dann wurden irgendwann mal die hauseigenen Klärgruben verboten. Wenigstens wurde den Eigentümern die Wahl gelassen, ob sie eine mehrmals jährlich auszupumpende Fäkaliensammelgrube anlegen wollen, oder ob sie eine Biokläranlage installieren. Die Freude wie auch die Preise bei Biokläranlagenbauern stiegen daraufhin proportional zum Missmut der Hausbesitzer.


In der Tat, staatlicher Zwang kann einen ruinieren und er richtet sich immer auf die Besitzenden. Das ist eben der antikapitalistische Charakter unseres Staatswesens.
Aber davor kapitulieren? Niemals.

Zitat von Calimero
Nuja, und was unsere Politniks sich noch so alles an Späßen einfallen lassen vermag heute auch noch niemand zu sagen. Kommt der PV-Zwang, brauchen Feuerstellen eine Rauchgaswäsche, müssen Wände bald mit 1m Isomaterial verkleidet werden? Werden Vierfachverglasungen Pflicht? Klimaanlagen verboten? Muss erzeugtes CO2 verflüssigt und bei einer staatlichen Sammelstelle abgegeben werden?
Immobile Melkkuh: Wenn der Staat Geld braucht, ist der Hausbesitzer Mode. Der kann ja nicht wegrennen. Seine Bude wird er dann auch nicht mehr so einfach los, wenn die Belastungen zu groß sind. Dann steht er da, während der Mieter eine Ausweichbewegung machen kann. Und der Mieter wird eventuell noch vom Staat in Schutz genommen, während ein "Besitzer" kaum auf Nachsicht hoffen darf


Ja, aber ich werde nicht kapitulieren, eher auswandern.
Im übrigen dürfte ich danach auch gar nicht mehr einer Einkommenstätigkeit oder überhaupt irgend einem Geschäft nachgehen, weil ich immer gemolken werde, solange ich mich um meinen Kram kümmere.

Zitat von Calimero
Naja, und da gibt es noch einiges zu bedenken. So ein Haus altert ja auch, da ist schon ohne staatliche Einmischung immer wieder Geld reinzustecken (ich habe ein paar Häuschen mit so 20, 30 Jahren auf dem Buckel gesehen ). Und dabei ist man noch nicht einmal frei in seiner Haus- und Hofgestaltung. Meine Ex hat mal im Bauordnungsamt gearbeitet - es ist erschreckend, wegen welchen Lappalien sich die lieben Nachbarn gegenseitig beim Amt anschwärzen.


Gehört habe ich so etwas auch, offensichtlich ist dies aber nicht überall der Fall.
Ein Haus mit Garten, ist wie jeden Tag nach Feierabend in den Urlaub fahren. Discovery Chanel? Tür auf, Film ab.

Zitat von Calimero
Also ich wohne ja auch in einer schönen Wohnung mit netten bzw unauffälligen Nachbarn, aber wenn sich das mal ändern sollte? Und bei den jetzigen schon - wenn ich mir vorstelle, ich müsste mit denen demokratisch darüber abstimmen was am Haus getan werden, bzw unterlassen werden sollte ... da könnte ich mir ja die Kugel geben. Die einen sind so um die siebzig, und die anderen augenscheinlich weit über achzig. Ich glaube nicht, dass die noch allzu investitionsbereit sind.


Das ist wie bei jeder anderen Gesellschafterversammlung auch. Da wird abgestimmt und fertig. Ich hatte noch nie Stress mit Nachbarn, früher nicht und jetzt auch nicht. Zu einem handfesten Nachbarschaftsstreit gehören immer zwei.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen so etwas widerfährt und mir dagegen nicht, halte ich für ausgesprochen gering.

Viele Grüße, Erling Plaethe

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