Sofern andere Gerichte dem Urteil folgen, scheint die Beschneidung von Jungen ohne medizinische Indikation jetzt in Deutschland strafbar geworden zu sein. Mal ausnahmsweise ein Urteil in Richtung mehr persönlicher Freiheit, wenn auch nur einen sehr eingeschränkten Bereich betreffend. Fragt sich, ob das Bestand haben wird.
Auch sehr interessant, wie im SZ-Kommentarbereich argumentiert wird.
Ich finde dieses Urteil absolut richtig und mir ist auch zum ersten mal bewusst geworden, dass die Gesellschaft eine Beschneidung von Knaben hinnimmt, eine Beschneidung von Mädchen aber als absolutes Gewaltverbrechen ansieht. Für mich ist beides nicht tolerabel, vor allem nicht aus religiösen Gründen. Wenn, so sollte ein Jungen erst aus religiösen Gründne beschnitten werden, wenn er volljährig ist.
Yossarian
xanopos
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27.06.2012 08:29
#3 RE: Religiöse Beschneidung von männlichen Kindern
Zitat von Yossarian im Beitrag #2dass die Gesellschaft eine Beschneidung von Knaben hinnimmt, eine Beschneidung von Mädchen aber als absolutes Gewaltverbrechen ansieht.
Die Beschneidung von Mädchen ist ein Gewaltverbrechen, nachzulesen in der Wüstenblume von Waris Dirie. Ich wüsste nicht, dass ein männlich Beschnittener ähnlich traumatisiert wurde.
Zitat von Yossarian im Beitrag #2dass die Gesellschaft eine Beschneidung von Knaben hinnimmt, eine Beschneidung von Mädchen aber als absolutes Gewaltverbrechen ansieht.
Die Beschneidung von Mädchen ist ein Gewaltverbrechen, nachzulesen in der Wüstenblume von Waris Dirie. Ich wüsste nicht, dass ein männlich Beschnittener ähnlich traumatisiert wurde.
Nur weil man beides Beschneidung nennt, ist es nicht das selbe. Wenn nicht nur die Vorhaut, sondern auch die Eichel gestutzt würde - dann könnten wir über eine Gleichsetzung im Diskurs reden.
Bei der Beschneidung von Jungen kann man durchaus geteilter Meinung sein. Ich Stelle auch das Selbstbestimmungsrecht des Jungen höher als das Recht der Eltern auf religiöse Erziehung. Diese Abwegung kann man aber auch nachvollziehbar anders herum vornehmen.
Bei der Beschneidung von Mädchen handelt es sich eigentlich um eine Euphemismus. Das ist keine "Beschneidung", dass ist Verstümmelung.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Zitat Ich wüsste nicht, dass ein männlich Beschnittener ähnlich traumatisiert wurde.
Sicherlich ist die Entfernung der Klitoris noch ein weitaus schlimmeres Verbrechen. Dazu kommt dann noch, dass dies nicht mit chrirugischen Instrumenten, sondern manchmal sogar mir Glasscherben erfolgt.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #4Bei der Beschneidung von Mädchen handelt es sich eigentlich um eine Euphemismus. Das ist keine "Beschneidung", dass ist Verstümmelung.
Beides ist Verstümmelung. Es gibt keinen Grund, Menschen ohne Grund und deren Einwilligung Körperteile zu entfernen, nur um sie gefügig zu machen und als Gruppenangehöriger zu brandmarken. Die Verstümmelung von Jungen ist in der Welt leider weit verbreitet und auch diese leiden in der Mehrheit unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #4Bei der Beschneidung von Mädchen handelt es sich eigentlich um eine Euphemismus. Das ist keine "Beschneidung", dass ist Verstümmelung.
Beides ist Verstümmelung. Es gibt keinen Grund, Menschen ohne Grund und deren Einwilligung Körperteile zu entfernen, nur um sie gefügig zu machen und als Gruppenangehöriger zu brandmarken. Die Verstümmelung von Jungen ist in der Welt leider weit verbreitet und auch diese leiden in der Mehrheit unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Die Mehrheit aller Juden, Moslems und über der Hälfte aller Amerikaner leidet unter posttraumatischen Belastungsstörungen? Und sie sind "gefügig"? Ist also die Willensfreiheit des Mannes in der Vorhaut lokalisiert? Auch eine "Brandmarke" würde ich max. dann gelten lassen, wenn wir in einer nudistischen Gesellschaft leben würden. Wo ist also das Problem?
Der tapfere Kollege lässt aber einen wesentlichen Aspekt aus über den das Gericht zu befinden hatte. Ist eine Beschneidung Körperverletzung oder nicht? Aus medizinischer Sicht ist es Körperverletzung. Die in dem zu verhandelnden Fall aufgetretenen Komplikationen bestätigen diese Einschätzung, zumal Komplikationen gar nicht so selten sind.
Zitat von ÄrzteblattNimmt ein Arzt an einem nicht einwilligungsfähigen Jungen eine medizinisch nicht indizierte Zirkumzision vor, wirkt die Einwilligung der Personensorgeberechtigten nicht rechtfertigend, selbst wenn religiöse Gründe angeführt werden. Ohne wirksame Einwilligung ist die Körperverletzung rechtswidrig. Solange die Rechtslage gerichtlich nicht geklärt ist, sollte der Arzt die Vornahme einer medizinisch nicht indizierten Zirkumzision ablehnen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass er sich wegen Körperverletzung nach § 223 StGB strafbar macht.
Ich gebe allerdings zu bedenken, dass religiöse Menschen nicht immer rational und gesetzestreu handeln und die Beschneidung auf jeden Fall durchführen lassen oder selbst durchführen könnten. Ein solches Handeln, religiös bedingter ziviler Ungehorsam, birgt die Gefahr, dass die zahl der komplikationen sich noch weiter erhöhen kann, was noch mehr zum Schaden des Kindes beitragen könnte. Deshalb sollte eine Regelung gefunden werden ähnlich wie der § 218, die festhält, dass es sich bei der männlichen Beschneidung um eine Körperverletzung handelt, aber eine straffreie Ausnahme darstellt.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #4Bei der Beschneidung von Mädchen handelt es sich eigentlich um eine Euphemismus. Das ist keine "Beschneidung", dass ist Verstümmelung.
Beides ist Verstümmelung. Es gibt keinen Grund, Menschen ohne Grund und deren Einwilligung Körperteile zu entfernen, nur um sie gefügig zu machen und als Gruppenangehöriger zu brandmarken. Die Verstümmelung von Jungen ist in der Welt leider weit verbreitet und auch diese leiden in der Mehrheit unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Durch welche Begrifflichkeit wollen Sie dann den meilenweiten Unterscheid zwischen männlicher Beschneidung und weiblicher "Beschneidung" in der Alltagssprache verdeutlichen? Es erscheint mir nämlich nötig. Auch und gerade aufgrund unqualifizierter Gleichsetzungen durch Leute, die hier nur Gendergedöns erkennen können.
Zur der eigentlichen Frage habe ich, wie Zettel, keine Meinung. Kann man so sehen, kann man auch anders sehen.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not."
Eine Frage dazu, liebe C.: Wie kann etwas aus medizinischer Sicht Körperverletzung sein? Körperverletzung ist ein juristischer und kein medizinischer Begriff, genau wie Betrug kein ökonomischer und Geschwindigkeitsüberschreitung kein automobiltechnischer Begriff ist. Sicher kann die Medizin den Hintergrund liefern und die Justiz oder den Gesetzgeber unterstützen, aber die Entscheidung, was eine Körperverletzung ist, trifft der Bundestag, der das Strafrecht beschließt und die Gerichte, die Recht sprechen.
Zitat von C.Deshalb sollte eine Regelung gefunden werden ähnlich wie der § 218, die festhält, dass es sich bei der männlichen Beschneidung um eine Körperverletzung handelt, aber eine straffreie Ausnahme darstellt.
Eine gute, ich möchte fast sagen salomonische Idee.
Insgesamt liegt der Focus der Debatte aber sehr auf dem religiösen Aspekt, der aber (siehe USA) nicht immer die Begründung liefert. In den USA ist auch die Medizin anderer Meinung und steht der BEschneidung viel positiver gegenüber. Insofern spricht doch viel dafür, dass die Vorhaut zu Deutschland gehört.
Gruß Petz
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