Zitat von Techniknörgler im Beitrag #2
Und wann gibt es endlich mal einen libertären Senator? Also auch offiziell von der Libertarian Party?
2 Antworten: die eine breiter-allgemeiner, die andere spezieller:
Pro primo ist es wohl nicht nur anscheinend, sondern de facto so, daß "
Third Party"-Politik auf der großen politischen Bühne ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Das sind entweder ausgefallene bis extreme Interessen, oder aber lokale Anliegen. Es gibt da ziemlich bunte Vereine, stelle ich fest:
- die
Modern Whig Party- die
Prohibition Party ("The party earned only 519 votes in the 2012 presidential election")
- die
United States Marijuana Party - die
Rent Is Too Damn High Party- die
Alaskan Independence Partyaber entweder haben diese Partikularinteressen keine breite Basis, oder aber sie verwirklichen sich außerhalb des politischen Parteiensystems, als Bürgerinitiativen u.dgl. Es kann sein, daß da manches von den beiden etablierten Parteien aufgegriffen & in die eigene Programmatik integriert wird (im 19. Jh. die
abolition, vor 90 Jahren
prohibition; seit gut 40 Jahren das
empowerment aller möglicher & unmöglicher Minderheiten &
environmentalism); ob dies republikanisch oder demokratisch aufgegriffen wird, läßt sich im Voraus oft kaum voraussagen (
Republican states können bei Minderheiten auf Wählerstimmen hoffen; "Umweltschutz" ist rein rein "progressiv eingefärbtes" Thema)*. Wenn es aber aufgegriffen wird, wird es Teil eines sonst ziemlich festliegenden
portfolios & somit von Dringlichkeit entgiftet: Der Grundgegensatz Rep./Dem. bleibt. Die Freunde des Tees (deren ursprünglicher Spektrum ja keineswegs auf republikanische Kreise beschränkt war), haben das zuletzt vorexerziert.
Das ist der Unterschied zum hiesigen Verhältnissen, wo es mittlerweile egal ist, wie die Dose lackiert ist & was auf dem Etikett steht, vorausgesetzt, der Inhalt besteht zu 3 Teilen aus
roter Grütze und zu 7 Teilen aus
grüner Soße.
Secundo gilt für die Libertarian Party, daß sie eigentlich vor dem diesjährigen Kandidaten Gary Johnson keine Kandidaten vorzuweisen hatte, die sowohl markant als auch für eine größere Anzahl von Wählern akzeptabel war. Neben dem Exoten-Malus haftete ihr die meiste Zeit auch den Ruf an (ob nun zu Recht oder nicht), der offizielle Ayn-Rand-Fanclub zu sein & somit für politisch halbwegs klare Köpfe so wenig wählbar zu sein, wie es in D etwa der George-Kreis gewesen wäre (daß Ayn Rand selbst die
libertarians für des
s hielt, steht auf einem andern Blatt; sie hat dort immer noch viele Fans). Ein recht klarer Text zu den Dilemmata & den Ausweglosigkeiten ist der Aufsatz von Jennifer Burns, "O Libertarian, Where Is Thy Sting?" (Journal of Political History, vol 19, no.4, 2007, 452-71 - leider nicht online):
Zitat
Jennifer Burns____
"Richard Hoftsradter famously observed that "third parties are like bees: once they have stung, they die." By this standard, the Libertarian Party seems to have ben born without a stinger; its impact on national politics has been neglegible, certainly far short of its nineteenth-century counterparts, the Know-Nothings, the Anti-Masonic Party, and the Populists." (p.452)
____
* PS: als typisches Bsp. vielleicht der ziemlich tiefgehende Antagonismus zwischen den Baumfreunden in den traditionell blauen Westküstenstaaten Oregon und Washington und der dortigen Holzindustrie.