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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 11 Antworten
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FAB. Offline



Beiträge: 523

26.11.2012 14:33
Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

In früheren Zeiten, die noch nicht gar so lange zurückliegen, bestand zwischen den europäischen Staaten Einigkeit, daß mehrfache Staatsangehörigkeiten ein tunlichst zu vermeidendes Übel seien. Umfangreiche Vertragswerke wurden zu diesem Zwecke geschlossen. In der jüngsten Vergangenheit ist diese Einsicht allerdings aus nicht recht nachvollziehbaren Gründen weithin in Vergessenheit geraten. Aktuelle Äußerungen eines Parlamentariers scheinen geeignet, sie wieder in's Gedächtnis zu rufen.

Jedenfalls sollte es meiner Meinung nach die demokratische Öffentlichkeit durchaus interessieren, was ein deutscher Abgeordneter in der Presse seiner "zweiten" Heimat so verlautbart.

Ekathimerini.com 23.11.2012: Germany's fate is on the agenda

Eine Zusammenfassung in einfachen Worten würde m.E. in etwa so lauten: Die Deutschen sollen die Klappe halten und zahlen. Denn sie sind die Profiteure des Euro. Und von wegen der Nazis, das sowieso.

Das ist eine Sichtweise, die es vermutlich unter Griechen - teilweise - durchaus gibt. Aus der Feder eines Mannes, der als Abgeordneter das deutsche Volk vertreten sollte, aber doch recht, ah, irritierend.

Ist der Herr eigentlich nach wie vor FDP-Mitglied? Dachte ich mir.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

26.11.2012 20:05
#2 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Ich befürworte keine doppelten Staatsbürgerschaften, aber sich abfällig über das Land zu äußern dessen Staatsbürgerschaft man besitzt, ist unsympathisch doch für mich nicht unbedingt zu verurteilen.
Beim Thema Energiewende könnte mir, wäre ich Abgeordneter des EP, auch eine wenig schmeichelhafte Ansicht über die Mehrheitsmeinung in meinem Land herausrutschen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.554

26.11.2012 21:34
#3 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Ich habe allen Ernstes mehreren Kollegen an unserem Fachbereich, die gewissermaßen eine "ruhende" amerikanische Staatsbürgerschaft in petto haben´(nie gebraucht, aber über die Eltern begründbar), diese zu re-aktivieren, abzusichern - was immer in Frage kommt. Sollte es wirklich dicke kommen, wird man US-Staatsbürgern schlecht Auslandsdevisengeschäfte verbieten können; und auch einem Exodus nach dort wird man wohl keine so großen Steine in den Weg legen wie sonstigen Altweltlern, die das sinkende Schiff verlassen möchten.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

27.11.2012 12:13
#4 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

In diesem Zusammenhang erlaube ich mir den Hinweis auf einen Artikel von Wolffsohn aus dem Jahre 1999. Da das Thema zeitlos ist, wie wir gerade wahrnehmen, ist dieser Kommentar durchaus immer noch aktuell und beachtenswert.
http://www.welt.de/print-welt/article563...t-moeglich.html

Seine Schlussfolgerung...

Zitat

Die innere Doppelorientierung ist sowohl für den Alt- als auch den Neudeutschen eine Bereicherung, die äußere eine Fehlentscheidung.



...kann ich nachvollziehen. Besonders auch dann, wenn ich die Äußerungen des griechische, äh, deutschen Europaabgeordneten beachte.

FAB. Offline



Beiträge: 523

29.04.2013 13:13
#5 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Zitat von Welt-Online 27.4.13
Doppelpaß macht's möglich: Der deutsche FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis will demnächst in Griechenland bei der Europawahl kandidieren.
"Ich gehe dahin, wo ich dem Hellenismus am nützlichsten sein kann", sagte der Deutsch-Grieche.

Carlo M Dimhofen Offline



Beiträge: 182

30.04.2013 10:00
#6 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Na ja, wenn wir mal von diesem irrlichternden deutschen/griechischen Liberalen/Linken absehen...

Es gibt Fälle, in denen die doppelte Staatsbürgerschaft gar nicht vermeidbar ist. Ein Freund von mir ist gebürtiger Iraner - der Iran weigert sich grundsätzlich, Ausbürgerungswünschen seiner Staatsbürger zuzustimmen. In solchen Fällen gewährt Deutschland, ganz zurecht, den Doppelpass.

Manche Länder erschweren die Ausbürgerung mit bürokratischen Regeln, wie wir beim Ausbürgerungsverfahren meiner Gattin feststellen mussten. Um einen Ausbürgerungsantrag stellen zu können, müssen moldauische Staatsangehörige sich erst mal bei der Botschaft ihres Landes registrieren. Für diese Registrierung ist u.a. auch eine notariell beglaubigte Erklärung der Eltern des Antragsstellers nötig, die diesen aus der (wohl in diversen Ländern der FSU bestehenden) Unterhaltsverpflichtung den Eltern gegenüber entlässt.

Im Internet fand ich dazu einen Fall, wo einem moldauischen Staatsbürger, der bereits die deutsche Einbürgerungszusage hatte, die Registrierung verweigert wurde. Die Mutter war, wenn ich mich recht entsinne, bereits verstorben, dazu hatte der Antragssteller auch die geforderte Sterbeurkunde. Der Vater hatte die Familie irgendwann vor langer Zeit verlassen, sein Aufenthaltsort war unbekannt (und könnte, so er noch lebt, so ziemlich überall zwischen Gomel und Wladiwostok liegen). Das interessierte die Botschaft aber wenig: keine beglaubigte Erklärung, keine Sterbeurkunde - also keine Registrierung und auch keine Möglichkeit, die Ausbürgerung zu beantragen. Pech gehabt.

Needless to say, auch in so einem Fall - hoffe ich - dürften deutsche Behörden im Rahmen der Härtefallregelung die doppelte Staatsbürgerschaft hinnehmen.

Problematisch ist, wenn es einen grundsätzlichen Rechtsanspruch auf doppelte Staatsangehörigkeit gibt - dies ist m.W. bei bestimmten Konstellation innerhalb der EU der Fall. Ich gehe davon aus, dass der besagte Europaabgeordnete so ein Fall ist. Vor etlichen Jahren hat mir ein damaliger Parteifreund das mal wie folgt erläutert.

- Doppelte Staatsbürgerschaft ist im Prinzip schlecht, weil sie im Fall von zwischenstaatlichen Konflikten zu Loyalitätskonflikten bei den Betroffenen führt.
- Das ist aber innerhalb der EU kein Problem, da es ja keine ernsten Konflikte z.B. zwischen - dieses Beispiel hat er damals wirklich genannt - Deutschland und Griechenland gibt.

Das war aber noch lange vor der Einführung des Euro...

Beste Grüße,

Carlo M Dimhofen

Kritiker Offline



Beiträge: 274

01.05.2013 12:35
#7 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Darf ich mal fragen, was Staatsbürgerschaft mit Loyalität zu tun hat?
Wird hier angenommen, dass Menschen mit alleiniger deutscher Staatsangehörigkeit, Deutschland gegenüber nicht illoyal sein können?

Es ist mir klar, dass die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft und der damit verbundene Zwang, die alte abzugeben, bei Migranten ein wichtiger psychologischer Effekt ist, sich gerade auch von dem alten Kulturkreis zu lösen. Aber es gibt genauso genug Migranten, die auch bewusst eine Brücke zwischen dem alten und dem neuen Kulturkreis schaffen wollen.

Insgesamt scheint mir das ein Thema zu sein, das eher in die persönliche Willensfreiheit und persönlichen Lebensgestaltung fällt.

Und eine liberale Reaktion darauf wäre: Das benötigt keine Gesetze und keine staatliche Kontrolle.

Der Kritiker

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

01.05.2013 12:55
#8 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Zitat von Kritiker im Beitrag #7
Insgesamt scheint mir das ein Thema zu sein, das eher in die persönliche Willensfreiheit und persönlichen Lebensgestaltung fällt.

Und eine liberale Reaktion darauf wäre: Das benötigt keine Gesetze und keine staatliche Kontrolle.

Im Normalfall, ja. Ich denke, dass sich die Loyalitätskonflikte ergeben, wenn z. B. ein Staat Wehrpflicht hat und der andere nicht. Oder bei diplomatischen/militärischen Spannungen.

Ich habe kürzlich den großartigen Roman "Schnee, der auf Zedern fällt" von David Guterson gelesen. Da geht es um japanische Einwanderer an der Westküste der USA vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges, die plötzlich zu Feinden werden. Obwohl die japanische Community in sich tief gespalten ist und einige auf Seiten der USA in den Krieg gegen ihr Geburtsland eintreten. Vor solchem Hintergrund ist die Diskussion zu betrachten.

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

01.05.2013 12:56
#9 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Zitat von Kritiker im Beitrag #7
Darf ich mal fragen, was Staatsbürgerschaft mit Loyalität zu tun hat?
Wird hier angenommen, dass Menschen mit alleiniger deutscher Staatsangehörigkeit, Deutschland gegenüber nicht illoyal sein können?

Es ist mir klar, dass die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft und der damit verbundene Zwang, die alte abzugeben, bei Migranten ein wichtiger psychologischer Effekt ist, sich gerade auch von dem alten Kulturkreis zu lösen. Aber es gibt genauso genug Migranten, die auch bewusst eine Brücke zwischen dem alten und dem neuen Kulturkreis schaffen wollen.

Insgesamt scheint mir das ein Thema zu sein, das eher in die persönliche Willensfreiheit und persönlichen Lebensgestaltung fällt.

Und eine liberale Reaktion darauf wäre: Das benötigt keine Gesetze und keine staatliche Kontrolle.




Ich Widerspreche und zwar ganz heftig:

Zur erst einmal zu anfänglichen Aussage, ein deutscher Staatsangehöriger ist nicht unbedingt gegenüber seinem Land loyal. Das stimmt, aber wenn jemand nicht einmal bereit ist eine andere Staatsangehörigkeit abzulegen, wenn er kann, was sagt dies dann - im negativen Sinne - über seine Loyalität aus? Eine einfache Staatsangehörigkeit ist also kein Loyalitätsbeleg, aber eine freiwillig Doppelte ein starkes Indiz für das Gegenteil.

Staatsangehörigkeit ist öffentliches Recht, es ist keine reine Privatangelegenheit! Der Staat muss sich auch grundsätzlich auf seine Bürger verlassen können, sonst hat er ein Problem und damit wir alle.

Zitat


Aber es gibt genauso genug Migranten, die auch bewusst eine Brücke zwischen dem alten und dem neuen Kulturkreis schaffen wollen.



Mhm, nun ja, dazu braucht es keine doppelte Staatsangehörigkeit.

Im übrigen, ist die doppelte Staatsangehörigkeit nicht unfair gegenüber Menschen mit einfacher Staatsangehörigkeit? Wie geht das mit dem Gleicheheitsgrundsatz konform, wenn einige staatsbürgerliche Privilegien in zwei Ländern haben?

Im übrigen sind unfreiwillige, doppelte Staatsangehörigkeiten natürlich ein Härtefall, der Ausnahmen erlaubt. Zumal hier die doppelte Staatsangehörigkeit kein Indiz ist für irgend etwas.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

01.05.2013 20:28
#10 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Zitat von FAB. im Beitrag #5

Zitat von Welt-Online 27.4.13
Doppelpaß macht's möglich: Der deutsche FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis will demnächst in Griechenland bei der Europawahl kandidieren.
"Ich gehe dahin, wo ich dem Hellenismus am nützlichsten sein kann", sagte der Deutsch-Grieche.


Das macht das Dopa-Problem deutlich: Dopa-Inhaber dürfen in zwei Ländern wählen und gewählt werden. Und so geschieht es dann eben auch, dass wir von einem deutschen Europa-Abgeordneten nachträglich erfahren, dass er seinen deutschen Pass dazu benutzte, für den Hellenismus einzutreten. Muss man als Nur-Deutscher jetzt wirklich nicht so prickelnd finden.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Faber Offline




Beiträge: 142

02.05.2013 02:03
#11 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Zitat von Kritiker im Beitrag #7
Und eine liberale Reaktion darauf wäre: Das benötigt keine Gesetze und keine staatliche Kontrolle.


Das kann man für den 08/15-Bürger so sehen, obwohl meine Meinung dazu eine andere ist. In diesem Fall haben wir es aber mit einem Politiker zu tun, der in einem deutschen Parlament sitzt und geschworen hat, für das Wohl des deutschen Volkes einzutreten. Sie haben natürlich recht damit, daß es genügend Politiker mit ausschließlich deutschem Paß gibt, denen das Wohl unseres Landes trotzdem am Allerwertesten vorbeigeht. Dennoch fällt auf, daß Politiker mit Doppelpaß bei entsprechenden Themen nicht wissen, wo sie eigentlich hingehören und gerne mal Klientelpolitik betreiben, die rein zufällig auf die anderen Inhaber dieses Passes abzielt. Gerade für Staatsbedienstete sollte der Doppelpaß daher tabu sein.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

02.05.2013 14:56
#12 RE: Warum die Ermöglichung mehrfacher Staatsangehörigkeit möglicherweise keine gute Idee ist Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #10

Und so geschieht es dann eben auch, dass wir von einem deutschen Europa-Abgeordneten nachträglich erfahren, dass er seinen deutschen Pass dazu benutzte, für den Hellenismus einzutreten. Muss man als Nur-Deutscher jetzt wirklich nicht so prickelnd finden.


Viel interessanter finde ich die Frage, was das über die FDP aussagt.

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