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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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M.Schneider Offline



Beiträge: 672

23.08.2007 10:54
Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten
Liebe Leser, lieber Zettel
weil ich selber sehr viel in verschiedenen Ländern beruflich tätig bin, besonders aber in der Ukraine, hatte ich mit Zettel besprochenen, vielleicht einmal etwas über Land Leute und Erfahrungen zu berichten.
Insbesondere die Ukraine und besonders die Krim ist fast allen westlichen Reisenden fast unbekannt, was natürlich eine Folge des eisernen Vorhangs ist.
Ich selber bereite gerade für die Krim und die Ukraine einen extrem großes Bauvolumen vor und meine Frau und ich sind dadurch natürlich sehr stark dort involviert.
Daher werde ich, mit dieser Folge beginnend, mal etwas über Land und Leute schildern und dies in weiteren Folgen, so wie Zeit ist, fortsetzen.

Ich würde mich freuen, wenn ihnen die Berichte Spaß machen und freue mich über Rückmeldungen und Anregungen.


Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I

Die Halbinsel Krim, oder genauer ausgedrückt die unabhängige Republik Krim ist Teil der heutigen Ukraine, die ihrerseits 1991 unabhängig wurde.

Die Krim ist zwar nicht in allen Bereichen völlig unabhängig, in der großen Gesetzgebung oder der Währung ist man natürlich schon Teil der Ukraine. Nichtsdestotrotz sind die Befugnisse der unabhängigen Republik Krim deutlich größer wie beispielsweise die eines Bundeslands in der Bundesrepublik.

Die Krim hat eine eigene Regierung, ihre Hauptstadt ist Simferopol mit etwa 341.000 Einwohnern. Das gesamte Gebiet der Krim hat 27000 km² und die Bevölkerung umfasst knapp 2, 2 Millionen Einwohner.
Mit dieser Ausdehnung ist die Krim fast so groß wie Belgien.
Als Sprachen werden russisch, ukrainischen und Krimtatarisch gesprochen.
Während zu Sowjetzeiten die Amtssprache russisch war, wurde mittlerweile auf ukrainisch umgestellt.

Dies brachte eine Menge Probleme mit sich, weil sämtliche Formulare, Gesetzestexte, und Vorschriften nur in russisch existierten und damit erst einmal die russischen Begriffe ein ukrainisches Gegenstück bekommen mussten.

Bedingt durch den eisernen Vorhang, ist die englische Sprache in der Ukraine sehr viel weniger verbreitet als man es sonst aus anderen Ländern kennt. Man erlebt aber auch häufig, dass man Ukrainer trifft die deutsch sprechen.

Die Währung heißt Hrywnja (Grivna gesprochen). 100 Euro sind etwa 650 Griven.
Man kann jedoch fast überall problemlos in Euro oder US-Dollar zahlen.

Die Flugverbindungen gehen zum Flughafen Simferopol. Die Flugzeit von Frankfurt beträgt drei Stunden und 10 Minuten. Dabei muss man eine Stunde Zeitverschiebung berücksichtigen. Die Flugzeit von Berlin nach Kiew beträgt zwei Stunden und die Flugzeit von Kiew nach Simferopol eine Stunde. Es gibt verschiedene Airlines die mittlerweile die Krim anfliegen, allen voran die ukrainische Internationale Airline.

Um gleich mit einem Vorurteil aufzuräumen, dass sicher jetzt so manchem Leser durch den Kopf geht, für die ukrainische Airline gelten die russischen Himmelfahrtkommandowitze in keiner Weise.
Alle Flugzeuge sind Boeing 737 und die Flugzeuge sind auch alle nicht sehr alt, weil die Airline sich erst mit Unabhängigkeit der Ukraine gründete und dann ihre Flotte mit Hilfe der EBRD- Bank kaufte. Alle Flugzeuge sind sauber gewartet. Übrigens aus eigener Erfahrung behaupte ich, ich kenne keine Airline die einen besseren Service hat als die ukrainische-. Selbst auf dem Kurzstreckenflug von Kiew nach Simferopol gibt es warmes Essen, mit dem man sich dann schon erheblich beeilen muss, weil die Flugzeit nur eine Stunde beträgt. Und selbstverständlich sind sämtliche Getränke zu haben, egal ob es Säfte, Kaffee, Tee oder eben auch Wein, Bier, selbstverständlich Wodka, oder sonstige Dinge sind.

Allerdings brachte ich die Airline dann doch in Schwierigkeiten, als ich nach einem ukrainischen Pfeffer- Wodka fragte, den ich einmal kennen lernte, als wir von einem Kosaken zum Essen eingeladen wurden. Nun ja, ich gebe zu, die Frage war gemein von mir. Dennoch versprach man mir sich darum zu kümmern, auch diesen Wodka demnächst dabei zu haben. Zum Wodka selber auch in einem anderen Bericht mehr.

Die größten Städte sind Simferopol, an der südwestlichen Küste Sevastopol mit 356.000 Einwohnern, Jalta an der Südküste mit etwa 144.000 Einwohnern und an der nördlichen Westküste Evpatoria mit etwas über 80.000 Einwohnern. Die Halbinsel wird im Westen im Süden und dem Südosten vom schwarzen Meer umschlossen, im Osten hingegen vom Azovschen Meer.

Die Hauptrolle in der Unterbringung der Gäste der Krim spielen die Städte Jalta, Aluschta, Evpatoria, Sudak, Saki, und Feodosia. In diesen sechs Städten wohnt nur 20% der Bevölkerung, sie bedienen aber praktisch alle Gäste der Krim.


Der nördliche und nordwestlichen Teil der Halbinsel ist eine flache Steppenlandschaft.
Im südlichen Teile der Halbinsel erstreckt sich genau von Westen nach Osten das so genannte Krim Gebirge. Dieses Gebirge hat im Bereich Simeiz Jalta seine größte Höhe mit knapp 1600 m. Nach Osten hin nimmt die Höhe dieses Gebirges immer mehr ab.
Dieses Krim Gebirge ist auch für das einzigartige Mikroklima der südlichen Krim verantwortlich. Während nördlich des Krim Gebirges Festlandklima herrscht, ist die Einordnung der südlichen Krim subtropisch- mediterran.

Festlandklima bedeutet trockener heiße Sommer und sehr kalte Winter. Das subtropisch- mediterrane Klima der südlichen Krim hingegen ist sehr angenehm. Die Sommer sind warm, es ist aber keine brütende Hitze und auch nur selten eine schwüle Hitze. Anders wie man es von Griechenland oder Italien gewohnt ist, fällt auch im Sommer immer mal Regen, was sowohl der Vegetation wie dem Besucher gut tut. Die Winter fallen selten mal in den Frostbereich, obwohl dies vorkommen kann, und auch im Winter gibt es häufig sonnige Tage.
Ab März beginnt der Frühling und der Mai kann schon mit 250 Sonnenstunden aufwarten.

Das Wasser erwärmen sich auf 23 bis 26° Celsius. Da das Schwarze Meer ein relativ bewegtes Meer ist, kann es im Sommer durchaus mal vorkommen, dass die Wassertemperatur schlagartig absinkt, weil kaltes Tiefenwasser an die Küste gespült wird.
Wer nicht baden will findet mit Ende April bis Ende Mai und im September und Oktober die beste Reisezeit für die Krim. Die Durchschnittstemperatur im September beträgt immer noch 20°C und auch im Oktober kann man noch problemlos im Meer baden.

Wie stark sich das Krim Gebirge auf das Wetter geschehen auswirkt sieht man auch an der Luftfeuchtigkeit. So ist die Luftfeuchtigkeit an der Südostküste deutlich geringer als im Großraum Jalta wo sie im Sommer bis zu 60% beträgt oder in Aluschta wo sie sogar mehr als 70% erreicht. Der Ort mit der geringsten Niederschlagsmenge ist, im südöstlichen Teil der Krim gelegen, Sudak, mit 300 mm jährlichen Niederschlag.

Nebenbei gesagt, Sudak ist der westlichste Punkt der alten Seidenstraße.

Die längste Sonnenscheindauer hat mit 2439 Stunden im Jahr das an der nördlichen Westküste gelegene Evpatoria.

Sandstrände gibt es nur im westlichen Bereich der Krim, die gesamte südliche Krim hat Kieselstrand. Bedingt dadurch ist das Wasser der südlichen Krim sehr schön klar.

70 % des südlichen Territoriums ist mit Wald bedeckt.

Die Tiere und Pflanzenwelt der Krim ist außergewöhnlich. Man hat mehr als 2600 wild wachsende Pflanzenarten gezählt, davon alleine 200, die ausschließlich auf der Halbinsel vorkommen.

Wenn man als Griechenland- oder Italien- erfahrener Besucher das erste Mal auf die Krim kommt, dann stellt man fest, dass sich die Vegetation, insbesondere an der südlichen Krim, völlig von allen Erfahrungen die man bisher mit warmen Ländern hatte unterscheidet.
Während in allen anderen warmen Ländern die Vegetation im Hochsommer ausgetrocknet, ausgeblichen vor sich hin jammert, strotzt die Vegetation auf der südlichen Krim nur so vor Leben, Blüten und sattem Grün.

Auch habe ich selten so gepflegte Grünanlagen wie dort auf der südlichen Krim gesehen. Alleine diese Parks sind eine Reise wert.

Es gibt vier Naturschutzparks und 29 Reservate und geschützte Naturdenkmäler, sowie 102 weitere Schutz und Schongebiete.

Die größten Kurparks sind: Massandrapark, Liwadiapark, Alupkapark, und der Miskorpark.

Die Schatzkammer des subtropischen Bereiches der Krim ist der botanische Garten Nikitskij. Hier sind mehr als 1700 Bäume und Sträucher von fünf Kontinenten gesammelt.

In Krim Gebirge gibt es etwa 850 Tropfsteinhöhlen, 50 davon sind für Touristenausflüge geeignet. Es gibt 17 staatlichen Museen mit 26 Filialen und mehr als 300 Museen (historische, heimatkundliche, naturwissenschaftliche, literaturwissenschaftliche, Kunstmuseen usw.).

Die Südküste zeichnet sich durch eine Vielzahl subtropischer Pflanzen aus. Hier wachsen Palmen, Pistazien, Mandelbäume, Olivenbäume, Zypressen Wachholder, Magnolien, Zedern, Oleander und vieles mehr. Neben Weinbau werden auch Tabakplantagen betrieben.

Die Krim ist schon seit Jahrhunderten bekannte für ihr gesundes Klima. Gerade die vielen Wälder und Pflanzen geben eine Menge ätherischer Öle ab, die gepaart mit dem hohen Salzgehalt des Schwarzen Meeres die Luft so gesund, insbesondere für Lungenkrankheiten, macht.

An diesem Punkt erinnere ich mich an eine nette kleine Anekdote, die mir mit einem Übersetzungsprogramm vor einigen Jahren wiederfuhr. Ich hatte einen kyrillischen Text von Irina, einer lieben Freundin von uns aus Jalta, in dem genau dieses gesunde Klima beschrieben wurde.

Zum Glück hatte ich auch eine Übersetzung von ihr selber, in Deutsch vorliegen, wusste also wie die Übersetzung aussehen musste. Im kyrillischen Text wurde nun auch genau dies beschrieben, dass die vielen Pflanzen und Bäume ätherische Öle abgeben die in der Luft sind, zusammen mit den Salzionen des Schwarzen Meeres und dadurch ein sehr gesundes Klima entsteht. Das Übersetzungsprogramm übersetzte nun, „in der Luft ist eine fliegende Medizin“

Diese Übersetzung war nicht nur im höchsten Maße verblüffend, sie brachte die Angelegenheit auch verblüffend exakt auf den Punkt.
Aber dies nur am Rande.

Schon zur Zarenzeit wusste man um die positive Wirkung des Klimas auf der südlichen Krim. Viele Sanatorium zeugen noch heute davon.

Die subtropische Natur der südlichen Halbinsel lockte immer die Dichter, Maler, Künstler und Schauspieler an. Auf der Krim gibt es 11.500 Denkmäler der Geschichte, der Kultur und Architektur der verschiedenen historischen Epochen, Zivilisationen und Ethnologien.

Man findet auf der Krim die historischen Lebensplätze von vielen bedeutenden Schriftstellern, Dichtern und Künstlern, wie zum Beispiel das Tschechov Haus-Museum, das Sommerhaus des Grafen Lew Tolstoj, dass Trenjow-Pavlenko Museum, oder die Lebensplätze von Alexandr Puschkin, Fedor, Schaljapin, Kuprin, Majakovskij.

40% des wirtschaftlichen Ertrages der Halbinsel Krim kommt heute aus landwirtschaftlichen Produkten. Zu Sowjetzeiten kamen 60% über militärische Produktionen zu Stande. Nach der Trennung zwischen der Ukraine und der Sowjetunion ist dieser Teil jedoch fast vollständig weggebrochen. Der Touristikbereich macht derzeit nur etwa 40% des Ertrages aus.

Auch dies hat damit zu tun dass die vielen russischen Gäste die früher standardmäßig auf der Krim Urlaub machten heute in alle Welt reisen können und damit auch die Übernachtungszahlen auf der Krim dramatisch zurückgegangen sind.

Alleine im Bereich Groß-Jalta, bei uns würde man sagen Landkreis Jalta, lagen die Übernachtungszahlen zu Sowjetzeiten bei circa 12 Millionen pro Jahr und sind heute auf circa dreieinhalb Millionen abgefallen.

Westliche Besucher sind noch sehr sporadisch auf der Krim zu finden, es sind entweder vereinzelte Rucksack Touristen, das Reiseunternehmen DERTOUR hat die Krim übrigens schon lange im Programm, ansonsten sind es meist Geschäftsleute die die Zeit nutzen einen Abstecher zu machen.

Die Hotelsituationen steht auf der südlichen Krim auch noch am Anfang. Was man hat, das sind die typischen russischen Betonbauten, Hotels mit 16 Stockwerken und 2000 Betten, wie beispielsweise das Hotel Jalta in Jalta. Neben der Tatsache das diese Hotels die damals natürlich zur Spitze im russischen Raum gehörten, schon ganz schön angestaubt und betagt sind, genügen sie natürlich auch nicht westlichem Standard von vier oder gar fünf Sternen. Auch der Speiseraum erinnert uns westliche Besucher eher an eine große Bahnhofshalle als an einen Speiseraum, wenn auch das Angebot des Frühstücksbuffets hervorragend und vielfältig ist.

Zu speziellen Eigenheiten der Küche die uns Westeuropäer überraschen, auch in einem anderen Bericht mehr.

Erst langsam wachsen nun auch erste meist kleinere gemütliche Hotels aus dem Boden.

Die landwirtschaftlichen Produkte sind vielfältig, neben Obst, Gemüse, Wein, und Zwiebeln werden auch ätherische Öle hergestellt. Zu Sowjetzeiten kamen 40% des gesamten Rosenöls und die Hälfte des Lavendelöls der Sowjetunion von der südlichen Krim.

Den meisten Leuten ist Krimsekt ein Begriff. Die Krimweine sind allerdings in Westeuropa kaum bekannt. Das einzigartige Klima auf der südlichen Krim, und nur dort liegen die Weinanbaugebiete, führt zu sehr vollen und vollmundigen Weinen. Es werden vor allem auch starke Likör- und Dessertweine angebaut. Die von der Sonne verwöhnten Steilhänge der Südküste geben den Weinen ihren einzigartigen Geschmack und ihre Farbe.

Dass die Weine im Westen wenig bekannt sind hängt wohl auch mit dem unterschiedlichen Geschmack zusammen, in der Sowjetunion liebt man sehr süße Weine, während sich der westliche Geschmack mehr auf trockene und halbtrockene Weine umgestellt hat.
Mittlerweile sieht man aber auch eine Kehrtwende bei den Krimweinen in Richtung trockener und halbtrockener Weine.
Eine der berühmtesten Weinkellereien ist Massandra, in der Nähe von Jalta.

Natürlich, wie soll es auch anders sein, gehört Wodka ebenfalls zu den Produkten die auf der Krim hergestellt werden.
Es wird auch nur russischer oder ukrainischer Wodka getrunken, Importwodka hat kaum Marktchancen.

Über die Trinkkultur werde ich an anderer Stelle berichten, hier und heute soll es erst mal nur um die Krim selber gehen.

Für uns Westeuropäer ist die kyrillischen Schrift wohl das größte Problem am Osten. Nicht mal einen Stadtplan kann man lesen. An den Straßen, zumindest den größeren- wird aber mittlerweile zunehmend auch in lateinischer Schrift geschrieben.

Über die Jahrhunderte hinweg war die Krim immer ein Vielvölkerstaat. Die Anfänge gehen auf die Jungsteinzeit zurück, wo die so genannten Taurier schon damals jagten und fischten, ja sogar auch eine einfache Tierzucht betrieben.
Die Taurier waren ein geheimnisvolles kriegerisches Volk, von denen die Insel ihren antiken Namen Taurien erhielt. Bereits im fünften Jahrhundert v. Chr. bezog sich Herodot, der Vater der griechischen Geschichtsschreibung, in den ersten Aufzeichnungen über die Krim auf dieses Taurien.

Im siebten Jahrhundert v. Chr. kamen die Skyten, ein mit den Persern verwandtes Nomadenvolk und besiedelten die nördlichen Steppengebiete der Krim.

Woher der Begriff Krim kommt ist ungeklärt, Historiker führen ihn auf die Krimmerier zurück, ein aus Südrussland stammendes Reitervolk, dass im achten Jahrhundert v. Chr. die Krimebene besiedelte. Man weiß über dieses Volk sehr wenig.

Die Griechen und die Skyten hinterließen deutliche Spuren auf der Krim. Viele andere Völker kamen dazu wie beispielsweise die Alanen und die Samarten.
Auch die Römer waren zeitweise auf der Süd- Krim und unterhielten dort römische Befestigungen. Ihnen folgten Chasaren, Goten und Türken.

Mit dem Entstehen der Kiewer Rus´ im neunten Jahrhundert, dem ersten ostslawischen Staat, aus dem sich Jahrhunderte später unter anderem das Moskauer Reich herausbildete, wuchs die Bedeutung der Krim als Umschlagplatz für Handelswaren.

1399 fielen dann die Tataren der goldenen Horde, die die Nachfolge von Dschingis- Khan angetreten hatten in das Krim Gebiet ein und zerstörten die Siedlungen, wie auch Chersone, eine altgriechische Gründung aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. in der Nähe des heutigen Sewastopol.

1270 behaupteten sich dann die Genueser gegen die Venezianer und gründete auf der südlichen Krim viele Handelsniederlassung, zum Beispiel Sudak.
Der Handel florierte aber es kam erneut zu kriegerischen Auseinandersetzung mit den Tataren. Die verheerenden Feldzüge des Tatarenführers Timur beendeten dann die wirtschaftliche Blüte der italienischen Kolonien.

1475 fielen türkische Truppen an der Südküste ein und vertrieben die Genueser endgültig.

Dieser türkische Einfall erfolgte übrigens in der Bucht von Balaklava, nur etwa 15 km östlich von Sewastopol.
Diese Bucht ist im Bereich des Meeres sehr schmal und öffnet sich dann erst zum Hinterland. Was vielen Leuten nicht bekannt ist, das ist, die frühere Sowjetunion hatte hier in dieser Bucht von Balaklava ihre gesamte U-bootflotte für den südlichen Bereich unterirdisch stationiert.
Nachdem die Ukraine unabhängig wurde wurden die U-Bootbunker gesprengt, sie dienen heute verschiedenen Tauchvereinen als Abenteuer Tauchkulisse.

300 Jahre lang hatte nun das osmanische Reich die Vorherrschaft. Diese Herrschaft wurde jedoch durch Katharina II, 1774 ein Ende gemacht. Noch ohne jeden Zugang zum schwarzen Meere gelang es 1770 einer russischen Flotte, Europa zu umschiffen und über das Mittelmeer praktisch vor der Haustür des Sultans zu landen.

Mehrjährige Kriege schlossen sich an, bis der Sultan 1774 endgültig nachgab und die volle Unabhängigkeit der Krim anerkannte.

Die Krim hieß nun Südprovinz. Der russische Krim Mythos begann mit der von Zeitzeugen dokumentierten Reise von Katharina II durch diese frisch eroberte südliche Provinz im Jahre 1787. Von dieser Reise stammt auch der allseits bekannte Begriffe der Potemkinschen Dörfer. Der Begriff geht auf den damaligen Gouverneur gleichen Namens zurück, der in sehr kreativer Weise bei den ausländischen, politischen Mitreisenden aus Europa einen nachhaltigen Eindruck von Naturschönheit, Wohlstand und friedlichen Untertanen erzeugte.

Durch die Russifizierung der Krim kam es zu massiven Abwanderungen der Krimtataren.

Auf Einladung von Katharina der Großen und ihres Enkels Alexander I machten sich Ende des 18. Jahrhunderts viele deutsche Auswanderer auf, um auf der Krim zu siedeln. Diese Aussiedler kamen meist aus dem Gebiet Hessen, Franken, Bayern und der Pfalz. Das Zarenreich holte die Deutschen wegen ihrer Tugendhaftigkeit und hohen Arbeitsmoral, um die durch die Vertreibung der Türken und durch die Abwanderung der Tataren fast menschenleeren Gebiete wieder kontrolliert zu besiedeln.

Diese deutschen Aussiedler hatten hohe Privilegien, wie Befreiung vom Militärdienst, Religionsfreiheit, steuerliche Vergünstigungen und das Recht auf eigene Kultur und Sprache.

Im Jahr 1918 gab es auf der Krim 314 deutsche Siedlungen und rund 2/3 des Ackerlandes der Schwarzmeerhalbinsel wurde von Deutschen bebaut. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden aber Besitz und Rechte dieser Kolonien immer weiter beschnitten und dann 1941 wurden die deutschen Siedler durch Stalin vollständig vertrieben.

Auch wenn einige wenige wieder zurückkehrten, so ergab eine Volkszählung 1986 nur noch eine Zahl von 2356 Krimbewohnern mit deutscher Nationalität.

Eine der bewegtesten historischen Siedlungen ist Sevastopol, heute eine Großstadt.

Schon im Jahre 422v. Chr. gründeten Griechen an der Stelle des heutigen Sewastopol eine Stadt, die sie Chersones nannten, was im Griechischen soviel wie Halbinsel bedeutet.
Chersones entwickelte sich schon damals zu einem internationalen Handelsplatz. Erst im Jahr 1399 zerstörte ein Tatarenheer diese Stadt, sie wurde daraufhin nicht mehr aufgebaut. Erst im 18. Jahrhundert wurde auf Befehl des Gouverneurs der Provinz neues Russland, Fürst Grigorij Potemkin in unmittelbarer Nähe dieser frühen griechischen Siedlung die Stadt Sevastopol aufgebaut. Sevastopol heißt soviel wie Stadt des Ruhms.

Sevastopol war über die Jahrhunderte hinweg immer militärische Garnisonsstadt. Schon im 18. Jahrhundert wurde von General Aleksandr Kazarskiy die Schwarzmeerflotte aufgebaut, insbesondere um das osmanische Reich in seine Schranken zu weisen. Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 erlangte die russische Hafenstadt erstmals besondere Bedeutung, als Sevastopol in diesem ersten modernen Stellungskrieg 349 Tage lang den englischen, französischen und türkischen Belagerern widerstand, bevor sie dann völlig zerstört 1855 in die Hände der Alliierten viel.

Schon kurz nach dem Krieg entstanden überall Denkmäler zur Erinnerung an die gefallenen Generäle, darunter auch viele deutsche und deutschstämmige, wie zum Beispiel General Graf Eduard Totleben. Auch in jüngster Zeit war Sevastopol der Liegehafen der russischen Schwarzmeerflotte.

Weil es der einzige Zugangshafen zum Schwarzen Meer, respektive zum Mittelmeer für Russland war, tat man sich auch so schwer in den Verhandlungen mit der ukrainischen Unabhängigkeit.
Das Problem wurde dann so gelöst dass Russland heute den Hafen von der Ukraine gemietet hat. Die Schwarzmeerflotte wurde aufgeteilt, wobei allerdings die ukrainischen Einheiten heute doch ziemlich Rost ansetzen.

Wir selber werden im Bereich Simeiz unseren baulichen Schwerpunkt setzen. Simeiz ist ein kleines, mehr Dorf wie Städtchen, etwa 25 km westlich von Jalta, praktisch exakt an der Südspitze der Krim. Simeiz gilt auf der Krim als der Ort mit dem besten Klima überhaupt.

Das Straßennetz auf der Krim ist verhältnismäßig gut ausgebaut zum Teil mehrspurige Straßen und auch in einem weitestgehend gutem Zustand. Dafür war natürlich das russische Militär verantwortlich, dass für seine große Garnisonsstadt Sevastopol Nachschub transportieren musste.

Wer als geplagte Autofahrer westliche Benzinpreise kennt, der traut seinen Augen nicht, wenn er die Preise auf der Krim sieht. Sie liegen nur etwa bei einem Drittel.
Es gibt an allen Stellen Taxiverbindungen, wobei es immer zwei Arten von Taxis gibt, die offiziellen und die inoffiziellen, also Privatleute.

Zwar sieht man zumindestens in den offiziellen Taxis Taxometer, aber es ist kein Problem den Preis vor Antritt der Fahrt auszuhandeln. Dies funktioniert natürlich nur wenn ich die Strecke und ihre Entfernung kenne und damit einen Maßstab habe.
Ich habe die Preise zwischen einem offiziellen und einem privaten Taxi mal verglichen, es war eine Strecke von knapp 40 km von Kiew-City zum Flughafen, und stellte fest, dass beide Taxis den gleichen Preis nahmen, obwohl nur das offizielle Taxi einen Taxometer besaß. Ich habe für diese Strecke damals umgerechnet etwa 30 € bezahlt, also unverhandelt.

Einheimische nehmen allerdings seltener das Taxi weil es teurer ist, sondern fahren mit den so genannten Trolley – Bussen. Diese Busse sind elektrische Busse, und fahren sogar über Land also beispielsweise nach Simferopol zum Flughafen. Es dürfte kaum in einem Land sonst so lange, elektrifizierte Busstrecken geben. Allerdings sind diese Busse sehr spartanisch und für Touristen wohl eher abenteuerlich.

Bedingt durch die vielen verschiedenen Völker sind auch die Baustile sehr verschieden. Man trifft orientalische Bauten mit spitzen Türme, wie beispielsweise der Khanspalast von Bachcisaraj, genauso wie Renaissancebauten, zum Beispiel den Palast von Massandra oder Bauten in Form einer englischen Burg, wie von Graf Voroncov in Alupka.

Die frühere Zarenresidenz Livadija liegt nur etwa 2 km westlich von Jalta. Sie liegt inmitten eines 40 ha großen Parks, der schon 1840 angelegt wurde. Das Gebäude ist im Stil der italienischen Frührenaissance gebaut, aber auch Elemente der Gotik und des Empire flossen in die Architektur ein.
Berühmt wurde dieser Weiße Palast, wie er auch genannt wird, als sich hier im Februar 1940 Churchill, Roosevelt und Stalin zur Jalta Konferenz trafen. Der Palast ist heute Museum, während die übrigen Anlagen aber als Sanatorium genutzt werden.

Soweit für heute Teil I.

Herzlich M.Schneider
karaya ( Gast )
Beiträge:

23.08.2007 12:46
#2 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten



Da hat sich ja jemand richtig Mühe gegeben. Und das ist nur der ersteTeil?

Danke!



Libero Offline



Beiträge: 393

23.08.2007 13:05
#3 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten
Lieber M. Schneider

Man merkt, das war keine Fleiß-, sondern eine Herzensarbeit. Ein sehr informativer Text, der animiert, sich die Insel selbst anzusehen.

Es wundert mich, daß ausgerechnet in der Nähe einer Marinebasis so ausgedehnte Waldgebiete vorhanden sind. Sind das Wiederaufforstungen oder sind die Bäume für den Schiffsbau nicht geeignet gewesen?

Herzliche Grüße
Libero
M.Schneider Offline



Beiträge: 672

23.08.2007 14:24
#4 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten

Lieber Libero

Mit dem Wald wurde früher in der Tat auch Schindluder getrieben. Der Waldbestand nahm zwischen 1860 bis 1922 auf der Krim um 1/3 ab. Besonders die östlichen Teile der Krim haben dadurch eine Menge Bodenerosion erfahren und es macht mittlerweile schon Probleme wieder aufzuforsten.
Die Probleme sind aber von der Krim Regierung erkannt worden und es wurde schon in den neunziger Jahren massiv begonnen Wald aufzuforsten. Alleine 1993 waren es 300 ha und 1994 sogar 770 ha .

Man tut mittlerweile sehr viel für diese Umwelt. Ich habe alleine in unserem Bauetat 15 Klärwerk vorgesehen, um auch von dieser Seite Probleme zu bekämpfen.

Wir arbeiten mit zwei Investitionsschienen.
Eine kommt von einem amerikanischen Großinvestor, dessen Eltern noch auf der Krim als Krimtataren gelebt haben und dem es geradezu eine Herzensangelegenheit war, als er von unseren Plänen und Projekten erfuhr.

Über diese Investitionsschiene kommt, inklusive der von diesem Investor noch ins Spiel gebrachten 300.000 Wohnungen die er bauen will, ein Etat von knapp 30 Milliarden US-Dollar. Umweltschutz steht auch bei diesem Mann hoch im Kurs.

Die zweite von mir angeschoben Investitionsschiene umfasst noch einmal 2 Milliarden nur für die südliche Krim.
Wir haben in diesem Gesamtetat eine ganze Reihe umwelttechnischer Maßnahmen vorgesehen, die wir wahrscheinlich dann noch bei genauer Studie Vorort anpassen beziehungsweise aufstocken werden.
Zur Zeit bin ich gerade dabei, den Einsatz eines geothermischen Kraftwerkes zu prüfen.

Wir erfahren auch von der Krim Regierung volle Unterstützung, und man ist auch sehr erpicht darauf Technik auf hohem europäischen Niveau zu bekommen und einzusetzen.

Diese Erschließung und Bebauung insbesondere der südlichen Krim ist ein äußerst sensibles Thema, bei dem ich den Architekten sehr enge Vorgaben mache, dass sowohl der Baustil, wie auch die Bauhöhe mit der Landschaft in Einklang stehen muss.

Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für alle Beteiligten.
Es gilt um jeden Preis zu vermeiden, was man als Negativbeispiel an spanischen Küsten mit diesen unsäglichen Beton-Hochhäusern sehen muss.

Herzliche M. Schneider

Libero Offline



Beiträge: 393

23.08.2007 14:54
#5 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten
Zitat von M.Schneider

Eine kommt von einem amerikanischen Großinvestor, dessen Eltern noch auf der Krim als Krimtataren gelebt haben und dem es geradezu eine Herzensangelegenheit war, als er von unseren Plänen und Projekten erfuhr.


Lieber M. Schneider, ich habe stark den Eindruck, daß es auch bei Ihnen eine Herzenangelegenheit ist.

Herzlichst
Libero
M.Schneider Offline



Beiträge: 672

23.08.2007 16:31
#6 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten

Lieber Libero

Stimmt

Herzlich M. Schneider

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.08.2007 01:19
#7 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten

Lieber M. Schneider,

ich schließe mich den Kommentaren von karaya und Libero an und möchte nur hinzufügen, daß ich mir genau so dieses Unterforum "Weitere Themen" vorstelle - als eine Plattform, die für das offen ist, was weit außerhalb meines eigenen Erfahrungs- und manchmal auch Denkhorizonts liegt. Was ich - und vermutlich andere - gerade deshalb mit Interesse lese.

Wie jetzt ihr Reisebericht, wie zB auch die interessanten Beiträge von Libero, auf die ich (verzeihen Sie's mir bitte, lieber Libero!) noch nicht geantwortet habe, weil mir die Zeit dazu fehlte.

Herzlich, Zettel

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

26.08.2007 12:34
#8 RE: Ein Reisebericht zur Halbinsel Krim Teil I Antworten

Liebe Leser
Hier einige ausgesuchte Bilder, die einen Eindruck über die Vielfältigkeit der Krim geben.

Herzlich M. Schneider

Angefügte Bilder:
3.jpg   59.jpg   688249.jpg   714781.jpg   719699.jpg   724068.jpg   758114.jpg   Geometry_of_Crimea.jpg   PIC00031.JPG   PIC00036.JPG   PICT2012s.jpg   Unbenannt - 16c.jpg   cimeiz6_1_800.jpg   grot_Diany_2003_09.jpg   yashmoviy_plyazh_i_georgiev.jpg  
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