Alleine die Empörung in der Tagespresse veranlasste mich dazu, die Rede von Frau Lewitscharoff im Wortlaut zu lesen.
Eine sehr persönliche Rede erscheint mir, die in eigene Abgründe blickt. In Teilen sogar eine sehr sensible Rede, wie ich finde. Sie bewegt und berührt mich, obwohl ich wesentliche Standpunkte, die sie vertritt, nicht teilen kann – auch, möglicherweise sogar gerade weil mein persönliches (Er)Leben bisher zu teilweise sehr anderen Einsichten führte. Andere Sichtweisen von ihr teile ich wiederum. Mitunter verstören mich ihre Positionen auch, wühlen mich auf. Aber nicht etwa, weil ich sie unerhört finde. Sondern, weil ich ihre ethische Motivation erahnen kann, ohne sie teilen zu können.
Auch diese Rede kann man durchaus im Kontext „Zeitgeist und Kirche“ verstehen, wie es Meister Petz thematisiert hat und ich ertappe mich bei der Frage, in wie weit erlebte Normalität (Zeitgeist) und eigene Vorteilsnahme das definieren, was man für zulässig hält. Für richtig.
Auf der anderen Seite frage ich mich, wie sehr Sehnsucht nach Orientierung einer Art Drogensucht gleicht, wenn „tausendjährige“ und „evolutionär verinnerlichte Normalität“ durch den Fortschritt auf den Kopf gestellt wird.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Frau Sophie Dannenberg hat sich ebenfalls mit dieser Rede in einem sehr guten Text auseinandergesetzt. Sie trifft dabei mit diesem Zitat wohl den Nagel auf den Kopf, bzw. beschreibt warum mir persönlich diese Rede nahegeht:
Zitat Warum sind die Leute beleidigt, wenn jemand überraschend anders denkt, sich ungewohnt ausdrückt?
Ich vermute, dass sie sich ihres eigenen Denkens nicht sicher sind - weil sie nicht denken.
Ich selbst habe mich zum Beispiel sehr intensiv mit Reproduktionsmedizin auseinander gesetzt. Meine Gedanken sind da Karusell gefahren und tun es noch heute mitunter. Dieser Zweig der Medizin hat mir persönlich wahrscheinlich das größte Glück auf Erden geschenkt und mich trotzdem mit vielen Ängsten, Zweifeln und Fragen in so manchem Winkel meiner Seele zurückgelassen. Was es bedeutet. Für mich. Für andere. Was ich getan habe, als ich entschied. Was es bedeutet: Für geborenes wie ungeborenes Leben. Ob es eine Anmaßung gegenüber Gott ist. Daher bewegt mich diese Rede. Weil jemand versucht zu formulieren, was ihn bewegt. Weil er Fragen berührt, die auch in mir Unruhe auslösen Trotz allem Glück, welches mir und anderen widerfahren ist.
Als ich am Wochende über die Reaktionen auf Frau Lewitscharoff reflektierte, kam wir genau der Gedanke von Sophie Dannenberg.
Zitat weil sie nicht denken.
Denn keiner der über dieses Thema nachdenkt kann sich gegen die Abgründe verschließen, die sich auftun. Tausende Jahre Normalität in Biologie und Ethik wischt niemand mit einem Schritt in der Forschung hinweg. Wer das tut belügt sich selbst. Pfeift laut im nächtlichen Wald, um die Monster zu vertreiben.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
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