Liebe Leser, kommen wir heute zu:
Jalta - die Perle der südlichen Krimküste
Geschützt von den Krimbergen, die sich hier wie die Ränge eines riesigen Amphitheaters erheben, liegt die Perle der südlichen Krimküste, Jalta.
Die besondere Lage in einem von Gebirgsbächen und wilden Schluchten durchzogenen, nur zum Süden hin offenen grünen Tal und das angenehme Klima aus langen, beständig warmen Sommern und milden Wintern machten Jalta schon zur Zarenzeit zum beliebtesten Kurort der vornehmen Gesellschaft Russlands.
Drei zum Meer hin sanft auslaufende Hügel, der Polikur- und der Darsan-Hügel sowie der sogenannte Teeberg, russisch Tschajnaja gorka, prägen das Gesicht dieser einst blühenden russischen Kurstadt. Natürlich hat auch sie, die ehemals strahlend weiße Perle der Schwarzmeerküste, im Laufe der Jahre Patina angesetzt. Nicht nur der Zahn der Zeit, sondern vor allem auch die rund 70 Jahre des sogenannten real existierenden Sozialismus haben ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen.
Und dennoch scheint es, als hätten viele Gebäude aus der Zarenzeit, die aus dem samtenen Grün einer üppigen mediterranen Vegetation von Fächerpalmen, Magnolien, Seidenakazien, Glyzinien und Oleander hervorleuchten, den Charme dieser längst vergangenen Epoche bis heute bewahrt. Abseits der breiten, stets belebten Uferpromenade mit ihren Straßenmalern, ihren kitschig-künstlichen Fotokulissen und ihren oft grell-neureichen Urlaubsgästen entdeckt man in den stillen Seitenstraßen so manche von Glyzinien überwucherte alte Villa, so manchen Sommerpalast eines Adligen oder ein im Bäderstil erbautes kleines Kurhotel, von dem, zugegeben, jetzt stellenweise die Farbe blättert.
Doch mag auch der Glanz des mondänen „Russisch Nizza" von einst verblasst sein, das Jalta von heute strahlt noch immer ein mediterranes Flair und die Lässigkeit einer südlichen Kurstadt aus. Idyllisch wie einst, durchfließen auch noch heute die Gebirgsbäche Derelcojlca, krimtatarisch für „Schnelles Wasser", und Utschan-Su, krimtatarisch für „Fliegendes Wasser" die Stadt und beleben die heißen Sommertage mit ihrer erfrischenden Kühle aus den Bergen.
Hier in Jalta, wo das „Fliegende Wasser" unter der Uferpromenade hindurch langsam und gemächlich ins Meer fließt, hat es seine ungestüme Wildheit fast völlig verloren. Doch nur wenige Kilometer nordwestlich der Stadt, im zerklüfteten Jaila-Gebirge, macht dieser Gebirgsbach seinem Namen alle Ehre. Dort „fliegt" er, vor allem in den Frühjahrsmonaten, als Wasserfall gleichen Namens tosend und brausend 98 Meter tief zu Tal.
Majestätische Krimkiefern, weit ausladende Zedern, knorrige Steineichen und mächtige Weißbuchen bedecken die zerklüfteten, felsigen Berghänge des grandiosen Jaltaer Amphitheaters und bilden stellenweise eine fast undurchdringliche Kulisse aus Wäldern, in die man nur auf besonders gekennzeichneten Wegen, oftmals auch nur mit einem Propusk, einer Erlaubnis der örtlichen Forstverwaltung, hineingelangen kann. Denn schon vor vielen Jahren hat man die Wälder um Jalta, wie auch die vom Krimedelweiß übersäten Jaila - so der aus dem Krimtatarischen stammende Name für die Hochebenen der Hauptkette des Krimgebirges, die früher als Sommerweiden genutzt wurden - zum Nationalpark erklärt.
Wie aus den Berichten des altgriechischen Geschichtsschreibers Herodot zu entnehmen ist, scheint das geschützte, fruchtbare Tal des heutigen Jalta schon Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung auch auf die Ureinwohner der Krim, die Taurier, eine besondere Anziehungskraft ausgeübt zu haben. Festungsruinen, Dolmen (trichterförmige Steinsärge aus der Jungsteinzeit), reichhaltige Funde von Gebrauchsgegenständen, Pfeilen und verschiedenen Tierknochen im heutigen Stadtteil Tschechowo, in der Nähe des „Oreanda"-Hotels, im Hafengebiet sowie auf dem Polilcur-Hügel lassen darauf schließen, dass die Taurier hier bereits vor mehr als 2500 Jahren der Jagd und dem Fischfang nachgingen, ja sogar schon einen bescheidenen Ackerbau sowie Viehzucht betrieben haben.
Ob Jalta aus einer dieser taurischen Siedlungen hervorgegangen ist, läßt sich heute nicht mehr feststellen, da sich die Entstehung des eigentlichen Ortes im Dunkel der Geschichte verliert.
Anhand von Ausgrabungen und Funden bei Bauarbeiten kam man jedoch zu dem Ergebnis, dass es bereits im frühesten Mittelalter an der Stelle der heutigen Roosevelt-Straße, auf dem Gebiet um das Hafengebäude sowie auf dem Polilcur-Hügel eine kleine Siedlung gab. Ihre erste schriftliche Erwähnung erfährt diese Siedlung im Jahre 1154 unter dem italienischen Namen „Dschalita" in den Beschreibungen der Krimküste, die der arabische Geograph und Reisende Ibn Idrisi in seinem „Rogerbuch" gibt.
In den Urkunden des 14. Jahrhunderts und auf den damaligen Karten der Genueser wird Jalta unterschiedlich bezeichnet, doch klingen alle Benennungen - Gialita, Kalita, Etalita, Dschalita - ähnlich. Da sich der Name Jalta aber auch von dem griechischen Wort jalos, was soviel wie Ufer oder Küste bedeutet, ableiten lässt, sind sich viele Historiker heute darüber einig, dass Jalta von Griechen, höchstwahrscheinlich von griechischen Seefahrern der Antike gegründet wurde.
Einer romantischen Krim-Sage zufolge soll es zur Gründung von Jalta wie folgt gekommen sein:
In alter Zeit brachen griechische Seefahrer auf, um neue, fruchtbare Länder zu ent-decken. Kein leichtes Unterfangen, denn Pontus Axeinos, das „ungastliche Meer", wie die alten Griechen das Schwarze Meer damals nannten, empfing die Seefahrer mit schrecklichen Stürmen. Von hohen Wellen gepeitscht, trieben ihre Boote tagelang orientierungslos auf dem Meer. Die Vorräte an Trinkwasser und Proviant waren längst aufgebraucht, die erschöpften und entkräfteten Seefahrer hatten bereits jede Hoffnung verloren, jemals wieder an Land zu gelangen, als der Sturm sich legte.
„Jalos, jalos" rief am darauffolgenden Morgen der Matrose im Ausguck. Und tatsächlich, am Horizont war deutlich ein lilagrüner Küstenstreifen, war Land zu sehen! Sie waren gerettet. Und so gründeten diese griechischen Seefahrer an der Küste ihrer Rettung eine Siedlung mit dem Namen Jalos, aus der dann später Jalta wurde.
Gross Jalta, wir würden sagen Landkreis Jalta, erstreckt sich vom Ort Foros bis zum Ort Gursuf, etwa 15 km nordöstlich von Jalta, mit einer Küstenlänge von 70 km.
Seine Bedeutung als Seebad und Kurort erlangte Jalta erst lange nach dem Katharina die Zweite 1783 die Krim annektiert hatte. Die russischen Truppen fanden damals ein kleines Dorf mit nur 30 Häusern vor. Erst im 19. Jahrhundert schließlich vollzog sich durch russische Siedler ein rasantes Bevölkerungswachstum und innerhalb kürzester Zeit stieg die Einwohnerzahl auf das zehnfache an.
Zar Nikolai der erste schenkte dann das Land an der Südküste dem Adel mit der Auflage das unwegsame Gebiet zu erschließen und nutzbar zu machen. 1837 wurde dann Jalta nach der Einweihung der Kirche des heiligen Sankt Johannes Zlatoust zur Stadt erklärt und es begann der Bau einer Straße die Jalta mit Simferopol im Norden verbindet.
Nach der Oktoberrevolution verfügte dann schon Lenin, dass Jalta ein Kurort werden soll und für die Heilbehandlungen der Werktätigen wichtig sei.
Jalta entwickelte sich nun sprunghaft und wurde auch das Cannes am schwarzen Meer genannt. Leider führte der Baustil im Kommunismus auch zu vielen Schandflecken in der Stadt und drum herum. So manche Bauruine aus Beton, Bauten die von den Sowjets nicht mehr fertig gestellt werden konnten, als sich die Ukraine selbstständig machte, warten heute drauf dass man sie abreißt.
Dennoch hat Jalta sein interessantes und vielschichtiges Stadtbild erhalten. Im alten Stadtkern fühlt man sich an kleine bunte griechische Städtchen erinnert, während die weiträumigen Uferpromenade eher an Südfrankreich erinnert. Erst die vergoldeten Zwiebeltürme der Kirchen deuten dann wieder auf osteuropäische Kultur hin. Die Straßen sind in der Altstadt zum Teil sehr eng und man fragt sich so manches Mal, wie man am Gegenverkehr vorbeikommen soll. Aber irgendwie klappt es schon.
Es gibt heute zahlreiche Cafes und Gaststätten im Uferbereich von Jalta. Wenn man abends in einer solchen offenen Gaststätte sitzt, dann riecht man geradezu das Meer. Dies liegt daran, dass das Schwarze Meer einen deutlich höheren Salzgehalt aufweist, als beispielsweise Adria oder Mittelmeer. Dann ahnt man warum das Klima der südlichen Krim so gesund ist. Wir selbst wollten in Jalta einen Firmensitz einrichten, aber es war nicht möglich eine große Wohnung dafür zu finden.
Dies ist ein generelles Problem in der Ukraine, es fehlen sehr viele Wohnungen. In Toplagen wie Jalta stellt man dies dann besonders fest. Durch dieses knappe Angebot sind auch die Immobilien- und Mietpreise sehr hoch, das gilt auch besonders für Grundstückspreise an der südlichen Krim.
Viele Berühmtheiten besuchten Jalta unter anderem lebte auch der berühmte Schriftsteller Anton Pavlovic Chechov die letzten Jahre seines Lebens in Jalta. Obwohl er anfangs von der Stadt gar nicht angetan war, erwarb er 1898 am Stadtrand ein kleines Stück Land auf dem er ein kleines Haus baute und sich dort niederließ. Chechov hatte Tuberkulose.
In Jalta entstand und spielt Chechovs spätes Werk „die Dame mit dem Hündchen“. Im Bereich der Uferpromenade gibt es dazu ein kleines Denkmal. Das Häuschen dass der Schriftsteller sich baute wurde schon bald die weiße Datscha genannt und wurde zu einem Anziehungspunkt für Künstler und Schriftsteller aus Moskau. Chechov lebte fünf Jahre lang bis kurz vor seinem Tode in diesem Haus.
1904 begab sich der Schriftsteller in das deutsche Badenweiler zur Kur, wo er zwei Monate später starb. Sein Haus ist heute Museum und es ist exakt so geblieben, wie der Künstler es damals bei seiner Abreise nach Badenweiler verließ.
Die Krim und eben auch das Gebiet um Jalta ist geprägt durch eine Vielzahl sehr prägnanter Felsen und Höhenzüge, die sehr häufig die Silhouette von Tieren haben. Entsprechend ranken sich natürlich auch jede Menge Sagen um diese landschaftlichen Wahrzeichen.
Es gibt den Katzenbuckel, die Zwillinge, die drei Grazien, den Fels Diva, den Schmiedberg, den Monarch oder eben in Jalta den Aju- Dag, den Bärenberg.
Dieser massige Felsen mit einer Höhe von 570 m, sieht aus, als würde ein großer Braunbär am Strand auf dem Bauch liegen und mit seinem Kopf vom Wasser des Schwarzen Meeres trinken.
Viele Legenden ranken sich um den Aju- Dag. Eine von den Krimtataren überlieferte- ist diese:
Vor langer, langer Zeit war dieses Gebiet der Krim von großen Bären bewohnt. Eines Tages fanden mehrere von ihnen am Strand ein kleines Mädchen, das als einziges, schiffbrüchig überlebt hatte und an Land gespült wurde.
Die Bären nahm das Mädchen bei sich auf und zogen es in Ihrer Familie groß. Sie gewannen das Menschenkind so lieb, dass sie beschlossen, es nie wieder fortgehen zu lassen. Als das herangewachsene Mädchen eines Tages am Strand einen hübschen Jüngling traf, der genau wie sie Opfer einer Schiffbruch geworden war, pflegte sie ihn gesund und hielt ihn vor den Bären versteckt.
Mit der Zeit wuchs zwischen dem Jüngling und dem Mädchen die Liebe und mit ihr der Wunsch, die Bärenküste zu verlassen. Heimlich bauten die beiden sich ein kleines Segelboot und eines Tages, als die Bären auf der Jagd waren, flohen sie hinaus auf das offene Meer.
Als die Bären nach Hause kamen, bemerkten sie, dass das Mädchen verschwunden war. Sie liefen sofort zum Strand und erspähten am Horizont noch das kleine weiße Segel. Die Bären begannen zu rufen und zu winken und jener Bär, der das Mädchen am meisten liebte, kniete sich zum Wasser nieder und begann das Meer auszutrinken, um so das Boot zu sich zurückzuholen.
Daraufhin begannen auch die andern Bären sich nieder zu beugen und begannen ebenfalls zu trinken. Das Mädchen jedoch fing an zu singen und zu beten. Die Bären vernahmen den Gesang und hörten auf zu trinken. Nur der alte Bär, der, der das Mädchen am liebsten hatte, trank immer weiter. Doch Allah kam den beiden Fliehenden zur Hilfe und ließ diesen Bären zu Stein erstarren, und so liegt er noch immer am Strand.
Nun, in der Realität sieht die Entstehung dieses Felsens natürlich anders aus, der etwa 150 Millionen Jahre alte Berg ist ein so genannter misslungener Vulkan. Er kam durch eine Bruchstelle in der Erdkruste nach oben aber die Kraft des Magmas reichte nicht aus. Aufgrund dieser Entstehung gibt es an dem Berg eine Vielzahl von seltenen Mineralien, weshalb er auch als natürliches minerallogisches Museum bezeichnet wird.
Die Witterungsbedingungen auf den Bärenfelsen sind nicht besonders einladend, im Sommer ist die Spitze meist von Wolken und Dunst umgeben und im Winter hält sich der Schnee lange. Dennoch war der Felsen vermutlich vom 8. bis zum 15. Jahrhundert besiedelt, da er nur schwer zugänglich war und guten Schutz vor Feinden bot, doch durch Wasserknappheit verlor die Siedlungen allmählich ihre Lebensgrundlage.
Der 3 km lange und 2 km breite Berg ist mit für die Südkrim typischen Baum- und Buscharten bewachsen. Unter anderem mit Kiefer, Eiche, Ahorn, Wachholder und wilder Pistazie.
Die Genueser sahen in dem großen Berg übrigens keinen Bären, sondern ein Kamel. Auf dem Berg selber wurden Reste mittelalterlicher Verteidigungsanlagen entdeckt. Forscher suchten hier übrigens im 18. Jahrhundert unter anderem nach Spuren der viel besungenen Iphigenie von Tauris, der Tochter von Agamemnon, die von Artemis nach Taurien entführt worden war.
Die Spekulationen setzte sich auch bei der Namensgebung fort, das lateinische Wort für Bär (ursus) könnte die Wurzel für den heutigen Namen des nahe am Aju- Dag gelegenen Ortes Gurzuf sein.
Im Griechischen heißt Bär arktos, was wiederum der Ursprung des Ortes Artek sein könnte, einem Ort am westlichen Fuß des Berges.
Es wäre auch möglich, das Aju Dag nur die krimtatarische Umschrift für frühere Bezeichnungen ist. In einer anderen Turksprache bedeutet Dag so viel wie Wald, so dass aus Aju- Dag der Bärenwald würde.
Etwa 10 km östlich vom Stadtkern Jalta erstreckt sich einer der bedeutendsten botanischen Gärten der Welt, der Garten von Nikita, der Nikitskij sad.
In diesem Garten wachsen alleine 11.000 verschiedene Zierpflanzen, unter ihnen auch die rote Krimrose, deren Rosenöl neben dem Krimsekt ein weiteres kostbares Exportgut der Krim ist. Unter Zar Alexander dem ersten wurde 1811 im fernen St. Petersburg ein Dekret über die Anlage eines botanischen Gartens in der Nähe der einstigen griechischen Siedlung Nikita auf der Krim erlassen. Die ersten Pflanzen setzte 1812 der Botaniker Christian Steven. Heute erstreckt sich die Grundfläche auf fast 230 ha, mit mehr als 20.000 Pflanzenarten.
Mit seinen vielen Nischen, den exotischen Gerüchen und seinen hübschen Pavillons, die zum Verweilen einladen, erfreut sich dieser Park schon seit mehr als 190 Jahren erholungssuchender Urlauber und einheimischer Besucher.
Der Park dient aber nicht nur zur Erholung, sondern seit Generationen erforschen Botaniker neuer Anbaumethoden, züchten widerstandsfähige Pflanzen und versuchen die Erträge von Nutzpflanzen zu steigern. Mit großem Erfolg, bis zu einer halben Million Setzlinge werden jedes Jahr in alle Welt verschickt. Christian Steven wollte in seinem Park Wissenschaft und Praxis miteinander verbinden. Er sah seine Hauptaufgabe in der Erforschung der Krim- Flora und dem Naturschutz.
Der Botaniker sammelte 450 unterschiedliche exotische Baum und Straucharten und richtete eine wissenschaftliche Bibliothek ein.
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Gartenbaukultur verblüht, der botanischen Garten verfiel. Erst nach der Oktoberrevolution wurde wieder im Nikita Park wissenschaftlich gearbeitet. Heute beherbergt der Park die größte Rosensammlung der Halbinsel mit mehr als 2000 heimischen und internationalen Arten. Auch die rote Krimrose gehört dazu, aus deren Blättern das wichtigste und vor allem teuerste Exportgut, dass edle Rosenöl gewonnen wird.
1 g von diesem Rosenöl ist auf dem Weltmarkt teurer als 1 g Gold. Umgekehrt bedarf es der Blütenblätter von 1500 Rosen um ein einziges Gramm dieses Öls zu erhalten.
In dem weit ausgedehnten Park kann man stundenlang die Vielfalt der Natur genießen, wobei der Park zum Meer hin in Terrassen abfällt, durch die kleine Wege mit Erklärungstafeln führen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit, ja sogar dass Wahrzeichen der Krim liegt ebenfalls in Groß-Jalta. Es ist das so genannte Schwalbennest.
Dabei handelt es sich um ein kleines (wirklich kleines) Schlösschen, dass wie ein Schwalbennest auf einem großen Felsen, der ins Meer hinaus ragt sitzt.
Unterhalb von Gaspra ragt das Kap Aj-Todor mit seinen drei steilen Ausläufern ins offene Meer hinaus. Bereits in der Antike war das Kap von Griechen und Tauriern bewohnt, wie archäologische Ausgrabungen gezeigt haben. Auch die Römer siedelten dort und errichteten im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung eine Befestigungsanlage, die durch zwei Verteidigungslinien mit Türmen geschützt war.
Rund um die Anlage erhielten verdiente Legionäre und Veteranen Land, auf dem sie sich nieder ließen. Wie lange die Römer dort waren ist allerdings unbekannt.
Knapp 700 Jahre später gründeten byzantinische Mönche auf dem mittleren Felsen ein kleines Kloster, von dem allerdings heute nichts mehr erhalten ist.
Nachdem die Krim von Russland annektiert worden war, ließ sich ein russischer General an diesem unzulänglichen Fleckchen auf dem mittleren der drei Ausläufer ein kleines Sommerhaus bauen. Als dann Jalta im 19. Jahrhundert zum beliebten Kurort wurde erwarb eine betuchte Mos-kauer Dame das Anwesen. Sie ließ die Datscha des Generals abreißen und baute ihrerseits ein kleines Schlösschen auf den Felsen.
Noch einmal wechselte der Besitzer als 1911 der deutsche Baron von Stengel jener Moskauer Dame den Felsen samt Schloss abkaufte. Der Baron hatte in Baku eine Menge Geld mit Ölgeschäften verdient und ließ das kleine Schlösschen für seine Geliebte völlig umbauen.
So entstand ein zierliches Märchenschloss, das einen stark an Neuschwanstein erinnert.
Heute ist das Schlösschen von Touristen zu besichtigen und wird als Cafe genutzt. 1927 wäre das Schlösschen beinahe bei einem Erdbeben ins Meer gefallen, als Teile des tragenden Felsens unter ihm weg brachen. Der Felsen wurde dann später mit Beton stabilisiert.
Heute gilt das Schwalbennest als Wahrzeichen der Krim schlechthin. Es ist weithin sichtbar. Auch wenn manche Leute meinen, der Baustil passe an sich gar nicht so recht zur Krim, bin ich hier völlig anderer Meinung, gerade weil die Krim immer von einem Vielvölker-gemisch besiedelt wurde und damit auch eine Vielzahl von verschiedenen Baustilen auf der Krim existieren, passt eben auch genau dieses kleine Schlösschen im Stil gotischer Rheinburgen bestens ins Bild.
Dies kann man auch an einem weiteren interessanten Gebäude in Gaspra sehen. Dort ist das Sanatorium Jasnaja Poljana von Bedeutung. Der Name erinnert an den gleichnamigen Geburtsort von Lev Tolstoj in der Nähe von Tula, südlich von Moskau. Das Haus in dem Tolstoj von 1901 bis 1902 lebte ist heute Teil des Sanatoriums.
Nach der Revolution wurde hier ein Sanatorium für Gelehrte eingerichtet, später allerdings auch für andere Berufssparten.
In diesem Zusammenhang kennt man eine nette Anekdote.
Bei einem Austritt auf dem Sonnenpfad kamen Gorki und Tolstoj einige Mitglieder der Zarenfamilie entgegen. Das Pferd des Zaren trat instinktiv zur Seite. Tolstoj kommentierte dies als angemessene Ehrbezeugung.
Das schlossähnliche Gebäude in dem Tolstoj damals lebte, wurde Anfang der 1830er Jahre von dem englischen Architekt William Hand entworfen. Von dem gleichen Architekt wurde auch der berühmte Voroncov- Palast in Alupka gebaut. Die Planungen allerdings für diesen Palast wurden von dem englischen Hofarchitekten Edward Blore durchgeführt, der auch schon am Bau des Buckingham Palace, sowie an den Bauten in Oxford und Cambridge beteiligt war.
Man sieht an diesen Gebäuden den typisch englischen Baustil in Form einer englischen Trutzburg, mit Türmen und Zinnen.
Und eben auch dieser Baustil gehört dorthin. Graf Voroncov selber war übrigens ein russischer Adeliger, der die englische Kultur sehr hoch schätzte und auch selber in England eine Weile gelebt hatte. Daher kam seine Vorliebe für den englischen Baustil.
Graf Voroncov war Generalgouverneur von Neu- Russland, ebenso ein Günstling Katharinas der Großen, wie Potemkin.
Voroncov ist der Mann, mit dem sich der Bau der Straßen und Infrastruktur auf der Krim engstens verbindet.
Auch der Livadija- Palast liegt nur 3 km westlich von Jalta. Er war eine frühere Zarenresidenz. Seit 1860 war das Landgut im Besitz der Romanows die in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts einen kleinen Palast bauen ließen.
Dem letzten Romanow, Zar Nikolaij der zweite, war dieser Palast jedoch zu klein und so ließ er 1910 den heutigen weißen Palast in einem Park von 40 ha errichten. Der großzügige Baustil ist auch im Inneren bei den einzelnen Räumen zu sehen. Prunkvolle Räume im Stil des Empire spiegeln den verschwenderischen Lebensstil der Zarenfamilie wieder. Der Palast ist reich ausgestattet mit buntem Marmor, Mosaiken und riesigen Spiegeln. Die große Außentreppe an der östlichen Fassade führt zu einer Säulengalerie hinauf, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Bucht von Jalta hat.
Mit diesem Palast verbindet sich bekanntlich die so genannte Jalta Konferenz, auf der 1945 die Nachkriegsziele und die Aufteilung Deutschlands besprochen wurde. Der damalige runde Konferenztisch ist auch heute noch original erhalten und zu besichtigen.
Viele andere Konferenzen fanden seitdem ebenfalls in diesen Palast statt. 1974 wurde das Palastgebäude ein Museum, während die übrigen Anlagen noch immer als Sanatorium genutzt werden. Führungen erfolgen in Russisch, allerdings sind überall englischsprachige Erklärungsschilder angebracht.
Um den wertvollen Boden zu schonen bekommt jeder Besucher am Anfang etwas umständlich zu handhabende Filzlatschen.
Auch Orgelliebhaber kommen in diesem Palast auf ihre Kosten. Im ehemaligen Elektrizitätswerk des Palastes befindet sich die mit über 4600 Pfeifen größte Orgel der Ukraine. Am Nachmittag und am Abend im gibt es täglich Konzerte.
Gleich unterhalb des Livadija Palastes beginnt der Sonnenpfad, ein fast 7 km langer Spatzierpfad, der fast völlig eben oberhalb der Küste verläuft. Er beginnt im Park von Livadija und endet bei zwei Sanatorien. Es ist sehr angenehm auf dieser Pfad zu gehen, weil dreiviertel im Schatten großer Bäume liegt und gerade im warmen Sommer eine angenehme Kühle von ihm ausgeht.
Von diesem Pfad aus hat man auch einen sehr schönen Blick auf die Küste, kleine Dörfchen und sehr schön in die Landschaft eingepasste alte Gebäude.
Soweit für heute Teil III.
Herzlich M. Schneider
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