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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 393 mal aufgerufen
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Semni Offline



Beiträge: 35

20.06.2016 22:29
Wen(n) Zettel zum Essen lud Antworten

Liebe Zimmerleute,

gestern habe ich aus einer Laune heraus meine Korrespondenz mit Zettel Revue passieren lassen, oft geschmunzelt und mich gern erinnert.

Menschen ändern sich mit der Zeit, und manchen stielt die Zeit die Gelegenheit, sich zu ändern, zu äußern, zu sein; und so bleiben sie uns, wer sie waren. Das ist mir sehr bewusst und Ihnen möchte ich es mit diesen Worten ins Gedächtnis rufen, ehe ich wage etwas zu tun, vor dem ich bisher zurückschreckte.

Privater Schriftverkehr ist vertraulich und sollte es bleiben, aber es gab da etwas, das Zettel sehr wichtig war: dieses Forum, seine Zimmerleute und seine stillen Leser. Aus diesem Grund - und einzig aus diesem Grund, denn wie Sie gleich sehen werden, teilten wir nicht eine Meinung - möchte ich Ihnen einen Auszug aus unserem Schriftverkehr bekannt machen.
(Sollte eine Verifizierung nötig sein, leite ich die entsprechende Nachricht gerne an einen Mod weiter.)

Es war der 30.01.2013, da fragte mich Zettel etwas und meiner Antwort hängte ich ein Postscriptum an.

Zitat
PS: Als Sie kürzlich jemanden darauf hinwiesen, dass Begriffe wie "Blockpartei" in Ihrem Forum nichts verloren haben, hat mich das erschüttert. Bis dahin bin ich davon ausgegangen, Sie seien für die Freiheit in jeglicher Form, sofern diese nicht auf Rechnung schützenswerter Minderheiten erkauft wird.
Nun gibt es kaum etwas, dass ich mehr fürchte, als einen Staat, der mir ein ausgesuchtes Vokabular zur Verfügung stellt, unter dessen Anwendung ich mich in Kritik üben darf. Somit leisten Sie meinen Albträumen gewissermaßen Vorschub. Mich beschleichen zuweilen auch Zweifel an unserer Demokratie, wenn ich mir ansehe, aus welchen Gründen Steuerfahnder ihre Geschäftsfähigkeit verlieren oder welche Maßnahmen CSU-Politiker einleiten, um einen unliebsamen Forenkommentar verschwinden zu lassen. Zensur missfällt mir, sie verhindert kluge Kritiker, sie unterbindet die Meinungsfreiheit und verselbstständigt sich leider nur allzu oft, wie vorgenommene oder gewünschte Änderungen an Werken von Mark Twain, Astrid Lindgren und Michael Ende beweisen. Traurige Zeiten, in denen Autoren derart missverstanden werden und großartige Literatur ihrer Finesse beraubt wird. Bitte springen Sie nicht ebenfalls auf diesen Zug auf, wozu auch? Meinungen lassen sich nicht durch Verbote beseitigen, lediglich durch Aufklärung.



Daraufhin schrieb mir Zettel am 30.01.2013

Zitat
(...)
Zum zweiten Teil Ihrer Mail: Kennen Sie, liebe Semni, PI und vergleichbare Blogs und Foren?

Seit es das kleine Zimmer gibt, kämpfe ich dagegen, daß dieser Jargon, diese Hetze, dieses grobe und oft gehässige Freund-Feind-Denken ins Forum schwappt; diese Feindschaft gegenüber unserem Staat.

Dies ist ein liberales Forum mit einem breiten Meinungsspektrum, von libertär bis konserverativ. Aber es konnte nur so werden, wie es heute ist, weil ich von Anfang an verhindert habe, daß so etwas - vor allem diese Feindschaft gegen unseren Staat, die von der Verächtlichmachung der demokratischen Institutionen bis zu den wildesten Verschwörungstheorien, wie im Fall NSU-Morde, reicht - sich im Forum breitmacht.

Gegen sehr konservative Positionen, auch sehr pessimistische, was die Zukunft der deutschen Demokratie angeht, habe ich nichts einzuwenden; lesen Sie vielleicht einmal die Beiträge von 123 und von Thanatos. Aber Gehässigkeit, Verächtlichmachen und Versuche, den demokratischen Rechtsstaat in die Nähe von totalitären Diktaturen zu rücken, dulde ich nicht.

Es ist, von allem anderen abgesehen, eine Beleidigung der Millionen Opfer des Kommunismus, die EU als "EUdSSR" zu verunglimpfen.

Es ist eine Beleidigung der in der DDR verfolgten Sozialdemokraten, Christen und Liberalen, die Parteien dieses demokratischen Rechtsstaats Bundesrepublik als "Blockparteien" zu diffamieren.

Es ist abwegig und zeugt von einer katastrophalen historischen Unkenntnis, für die vorherrschende Meinung in einem großen Teil der deutschen Medien die Bezeichnung "Gleichschaltung" zu verwenden. Die "Gleichschaltung" bedeutete die Vernichtung der Pressefreiheit, die Verfolgung und oft Ermordung von andersdenkenden Journalisten. Was hat das mit der heutigen Lage in der Bundesrepublik zu tun?


Ich bin, liebe Semni, gegen jede Zensur. Natürlich sind solche Meinungen und Formulierungen erlaubt. Es gibt jede Menge Foren und Kommentarspalten von Blogs, wo man sie äußern kann; und das soll auch so sein. Aber es gibt kein Recht, sie in meinem Forum zu äußern, in das ich Menschen einlade, die willens und in der Lage sind, eine vernünftige Diskussion zu führen. Ich nehme jemanden nicht das Recht zu essen, wenn ich ihn nicht zu mir zum Essen einlade.

Das Löschen von Mitgliedschaften und das ganze Drum und Dran macht mir wahrhaftig keine Freude. Wenn ich mißmutig vom Rechner komme, dann ahnt meine Frau schon, daß wieder so etwas nötig war. Ich bin aber der festen Überzeugung, daß das Forum nicht die heutige Qualität hätte, wenn ich mich dieser Büttel-Aufgabe verweigern würde.

Entschuldigen Sie bitte, daß es so lange geworden ist.

Herzlich, Zettel

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

20.06.2016 22:39
#2 RE: Wen(n) Zettel zum Essen lud Antworten

Die Echtheit der Nachricht ergibt sich aus Ton und Inhalt, liebe Semni.

Danke fürs posten.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

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