Zitat von Die Welt, 03.03.Günter Wallraff steht seit Langem im Verdacht, für die Stasi gearbeitet zu haben. Er hat es stets bestritten, doch verborgene Akten lassen nun nicht nur ihn in zweifelhaftem Licht erscheinen.
Vielleicht nur substanzlose Nachrede; vielleicht mehr. Zur Erinnerung: Beate Klarsfeld ist auch von der Stasi gegen den Westen angesetzt worden. http://www.zeit.de/2012/12/Klarsfeld
Auch die Vorwürfe gegen Bundeskanzler Kiesinger waren von der Stasi konstruiert; fraglich scheint bis heute, ob Der Spiegel das nur aufgegriffen oder direkt vom MfS versorgt wurde. https://www.welt.de/politik/deutschland/...-im-Westen.html
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Das läuft in diversen Outlets (Stern, Tagesspiegel, ZEIT) seit 2003, als über die Rosenholz-Dateien bekannt wurde, daß die Firma Horch & Guck ihm als IM Wagner id der Kartei hatte.
Die andere Schiene ist, daß Wallraff (je nach Quelle) wenig bis gar-nix von dem, was unter seinem Namen (zumindest seit Mitte der 70er, also seit der "Hans Esser/BILD"-Geschichte von 1977) läuft a) geschrieben, b) recherchiert hat.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #2Wallraffs hat eine Generation geprägt.
Wobei ich ans "geprägt" ein Fragezeichen machen würde. Wallraff ist zwar zum Markenzeichen geworden; aber Schule hat er unter Kollegen nicht gemacht. Und "wirklich interessiert" hat es das Publikum auch nicht: es hat ja keine Folgen, keine Prozesse u.dgl. gegeben (nur vd den Beschuldigten gegen G.W.). Selbst wenn die Stasi da was investiert hat, wäre das unter "Außer Spesen..." zu verbuchen. Das Modell ist im Fall "ganz unten" ja ziemlich klar Upton Sinclairs "Der Dschungel" von 1906: verdeckt unter den Ärmsten der Geknechteten, also dem Eigentlichen Proletariat (bei US die litauischen Immigranten in den chicagoer Schlachthöfen; bei GW die türkischen Gastarbeiter). DER Klassiker der Sozialreportage & sozialistisches Vorzeigestück über die teuflische Natur kapilistischer Ausbeutung. Aber id USA hat das damals zum Meat Inspection Act von 1909 geführt. Der modus operandi Wallraffs war immer: Cover-"Identität" - Ausstaffieren mit Geschichten-vom-Hörensagen - persönlich dann Stunk mit Vorgesetzten/Quertreibereien - Rüffel kassieren - Jammern. Insofern steckt in ihm viel mehr Michael Moore als Sinclair.
Die andere Investigationsschiene läuft über: Einreise - Hotelsitzen - Funktionäre interviewen/sich von Spezis rumführen lassen. Hat Kisch perfektioniert; Todenhöfer macht das ja ganz unscharniert.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #2Wie sind die Menschen jahrzehntelang ohne den Begriff Fake news ausgekommen?
Sind sie ja nicht. Von "Ente" über "Türken bauen" über "Grubenhund" war das stets parat, auch id Presse selbst (wenn es zB gegen die BILD ging). William Randolph Hearst war die fleischgewordene Inkarnation. Ben Hecht mit seinen "1001 Afternoons in Chicago" ("Hecht certainly took a novelist's approach to writing the news - he often made up stories, such as the one about the great Chicago earthquake, which he engineered by digging a trench in Lincoln Park and then taking a picture of it.") Nur meint "Fake news" ja das genaue Gegenteil: das Kartell der "staatlich geprüften und zugelassenen Meinungsberechtigten" erklärt alles Abweichende für extra muros.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Meister Petz im Beitrag #2Wundert mich nicht, war ja erfolgreich. Wallraffs hat eine Generation geprägt.
Nu ja, das politische Bewusstsein, das da geprägt wurde oder geprägt hat, ist mittlerweile beim revolutionären Privatfernsehen, respektive beim RTL-Trash-TV gelandet ("Team Wallraff") und kümmert sich investigativ um Schinken mit abgelaufenen Verzehrdatum und alten Pudding in Autobahn-Raststätten und dergleichen mehr.
So läuft's halt mit die Revoluzzer. Kein Grund zur Beunruhigung
Zitat von Meister Petz im Beitrag #2Aber mal was anderes: die Stasi-Informationen über Kiesinger, Lübke... Wie sind die Menschen jahrzehntelang ohne den Begriff Fake news ausgekommen?
Zitat von Meister Petz im Beitrag #2Aber mal was anderes: die Stasi-Informationen über Kiesinger, Lübke... Wie sind die Menschen jahrzehntelang ohne den Begriff Fake news ausgekommen?
Genau. 2CV-Werbung dunnemols: Ente gekauft -- Schnitzel geleast
-- „Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.“ ―Ludwig von Mises
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