Daß Kleber sich nicht in den Clinch mit der Mitarbeiter KG begeben wollte, kann man ihm freilich nicht verdenken.
Und es könnte auch sein, daß es ihm beim "Spiegel" gegangen wäre wie seinerzeit Peter Scholl-Latour, als er kurzfristig Chefredakteur des "Stern" war: Der Vollblut-Reporter wird nicht glücklich in einem Job, der ihm überwiegend Administration abverlangt.
da warst Du vielleicht etwas zu optimistisch! So leicht ist der Kampf um dieses Blatt nicht zu entschjeiden! BTW: Ich habe eben SPON aus meinen Bookmarks gelöscht. Dieses Käseblatt ist selbst für mein dickes Fell zu grob!
Herzlich, Thomas
Hamster
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12.12.2007 19:53
#3 RE: Zitat des Tages: Claus Klebers Entscheidung
Der SPIEGEL ist seit Jahrzehnten ein übles Linksblatt, in den Siebzigern war es ganz schlimm, seit 1989 (LOL) wurde er dann ausgewogener. Aust hat einige Leute im Team gehabt, die brauchbar sind, denkbar, dass die jetzt gehen müssen, es soll ja wieder die linke Gesinnung verstärkt herausgestellt werden, wie man hört. Stichwort: Mitarbeiter KG.
ich bin etwas verwundert, dass Sie derart konsistent und un-ambivalent das Loblied von Cl. Kleber singen.
Dabei will ich gerne zugestehen, dass ich das heute-Journal und damit eben auch Herrn Kleber schon einige Zeit nicht mehr verfolge, ja bewusst einen Bogen um beide mache. Aber das kommt eben nicht von ungefähr, sondern ist Ergebnis wiederholter Verärgerung über Herrn Klebers Einstimmen in alle billigen Topoi des deutschen (und westeuropäischen) Anti-Amerikanismus, den er damit aktiv (und unter Einsatz seiner ganzen stilisierten, von Selbstgefälligkeit nicht freien "Gravitas") beförderte. Das ist bei einem Mann, der mehrere Jahre als Korrespondent in Washington zugebracht hat, noch deutlich ärgerlicher, als es ohnehin schon wäre.
Vergeben Sie mir, dass ich nach inzwischen wohl zwei, drei Jahren der Vermeidung von Herrn Kleber nicht so ohne Weiteres konkrete Belege, mit chapter and verse, dieser Kleber'schen Rhetorik anführen kann. Aber gestehen Sie mir bitte umgekehrt zu, dass ich hier meine ehrliche, vielfache Beobachtung vortrage.
Denkbar ist natürlich, dass Kleber sich seit dem Höhepunkt des deutschen Antiamerikanismus zwischen 2002 und ca. 2005 geändert hat, dass sich, seit ich ihn vermeide, seine Rhetorik wandelte. Aber auch das spräche schwerlich für ihn. Denn dann wäre er entweder seinerzeit ein lascher Mitläufer gewesen, der es nicht besser wusste und daher bloß mit- und nachplapperte, was gerade so im Schwange war, statt aus eigener Kompetenz zur Aufklärung und Versachlichung der Debatte beizutragen. Oder aber Kleber wusste es seinerzeit sehr wohl besser und stimmte zynisch (wg. Quote) oder/und feige in den Chor ein.
Beides spräche gegen ihn, die ein Variante mehr in intellektueller, die andere mehr in moralisch-charakterlicher Hinsicht. In jedem Fall aber disqualifiziert ihn sein damaliges Verhalten bleibend.
mir geht es umgekehrt wie Ihnen: Ich habe Claus Klebers Berichte anfangs selten gesehen, als er noch ARD-Korrespondent in den USA war, dann aus einem bestimmten persönlichen Grund häufiger, und regelmäßig erst, seit er beim ZDF ist.
Seither habe ich den Eindruck von ihm und seiner Arbeit, der in meinen Beiträgen steht: Ich halte ihn für einen ungewöhnlich kompetenten, sachlich analysierenden und - was aus meiner Sicht das Wichtigste ist - unbefangen neugierigen Journalisten, der nicht, wie leider so viele seiner deutschen Kollegen, die Fakten zur Illustration seiner Meinung verwendet, sondern der seine Meinungen anhand der Fakten bildet.
Er hat das gerade wieder in seinem Bericht über Californien gezeigt, auf den ich noch in einem kurzen Beitrag in ZR eingehen will.
Was nun seine Haltung zu den USA angeht - er hat ja lange in den USA gelebt; vom 31. bis zum 46. Lebensjahr. Da sollte man vielleicht weniger nach seiner Haltung zu den USA fragen als danach, wie er in seiner zweiten Heimat zu dieser und jener Frage steht.
Soweit ich das beurteilen kann, teilt er mit vielen Amerikanern die Abneigung gegen die jetzige Administration; wenn auch gemäßigter als viele andere. Er gibt ja sehr wenig von seinen Präferenzen zu erkennen, aber ich würde denken, daß er lieber einen Esel als einen Elefanten streichelt.
Bei mir ist das anders; ich liebe Elefanten, allerdings die zivilisierten indischen mehr als die ungezügelten afrikanischen.
Lassen Sie mich, lieber Herzog, noch einen anderen Aspekt ansprechen. Ich glaube, daß kaum jemand in Deutschland auf den Gedanken käme, Claus Kleber als antiamerikanisch wahrzunehmen. Daß Sie es tun, läßt mich (neben anderen Indizien ), vermuten, daß Sie im Augenblick aus dem Ausland auf Deutschland blicken.
Wer es nicht in Deutschland selbst täglich erlebt, der kann sich kaum ein Bild von dem hier grassierenden alltäglichen Antiamerikanismus machen.
Woher das kommt, darauf will ich jetzt hier nicht eingehen. Der aus der DDR geerbte Antiamerikanismus dürfte eine Rolle spielen. Allerdings fürchte ich auch, daß der Antiamerikanismus in Deutschland zum Teil so etwas wie ein (im Sinn Freuds) "verschobener" Antisemitismus ist.
In Deutschland dürfte es nicht mehr, aber vermutlich auch nicht weniger Antisemitismus geben als anderswo. Hier ist er aber, aus sehr guten Gründen, tabuisiert. Und da verlagern sich - so will mir scheinen - die Einstellungen, die Affekte, die Gefühle des Neids, der Unterlegenheit, die überall den Antisemitismus speisen, auf die USA. Statt der "Plutokraten" der Nazis sind es jetzt halt die "Heuschrecken"; die "Ostküste" ist geblieben.
Wie dominierend in Deutschland dieser Antiamerikanismus ist, wird in diesen Tagen wieder an dem Beifall sichtbar, den der Minister Gabriel für seinen antiamerikanischen Kurs auf Bali findet. Er dürfte damit einen großen Schritt in Richtung Kanzlerkandidatur gemacht haben.
Und innerhalb dieses Bezugssystems, lieber Herzog, erscheint den meisten Claus Kleber entschieden als proamerikanisch.
Herzlich, Zettel PS: Ich habe mich sehr gefreut, daß Sie den "Weg hierher gefunden" haben.
entschuldigen Sie bitte, dass ich erst mit einigen Tagen Verzögerung auf Ihre Stellungnahme reagiere.
Ich schätze Sie sowie Ihre Analysen und Urteile überaus (selbst wenn ich, wie seinerzeit bezüglich Francois Bayrous, nicht mit ihnen überweinstimme). Und so will ich denn auch Claus Kleber, für den Sie sich so nachdrücklich einsetzen, noch eine Chance in dem Sinne geben, dass ich kein zu einseitiges Urteil über ihn fälle. Zwar weiß ich einerseits, was ich von ihm gesehen und gehört habe, will aber andererseits nicht kategorisch leugnen, dass er auch manches Differenzierte und Gute (was nicht zwangsläufig heißt: Positive) zu den USA geäußert hat, und dies vielleicht auch weiterhin tut. Wo und soweit dies der Fall ist, sei es ihm angerechnet.
So verbuche ich Herrn Kleber einstweilen als janusköpfige Figur, der zwar nicht völlig abgedreht ist, aber sich doch auch nicht zu schade ist, in Populismus einzustimmen, wenn's denn der Karriere und Quote dient. Andererseits mag er dann wieder in Nischen Qualitätsjournalismus betreiben; soll sein.
Übrigens: So wie sich grundsätzliche Judenfeindschaft heute oft als "Israel-Kritik" ausgibt, kommt nicht so grundsätzliche USA-Antipathie heute vielfach als Ablehnung der Regierung (und Person!) George W. Bush daher? Zuvor ähnlich bei Reagan. Der Anti-Amerikanismus kann offenbar nicht verknusen, dass sich die USA majoritär immer wieder dem Linken verweigern. Der Anti-Amerikanismus scheint also heute ganz überwiegend ein linkes Ressentiment-Phänomen zu sein.
Und nein, ich schreibe nicht aus dem Ausland, sondern immer noch aus dem geliebten deutschen Vaterland. Interessant aber, dass Sie auf jene Auslands-Vermutung kommen. Bin ich so sehr im inneren Exil, frage ich mich unwillkürlich?
Zitat von HerzogUnd so will ich denn auch Claus Kleber, für den Sie sich so nachdrücklich einsetzen, noch eine Chance in dem Sinne geben, dass ich kein zu einseitiges Urteil über ihn fälle.
Abgemacht! Und ich mache das spiegelbildlich und werde ihn besonders kritisch im Auge behalten. Was ja jetzt leicht ist; als "Spiegel"-Chef wäre er ja a bisserl unsichtbar geworden.
Zitat von HerzogÜbrigens: So wie sich grundsätzliche Judenfeindschaft heute oft als "Israel-Kritik" ausgibt, kommt nicht so grundsätzliche USA-Antipathie heute vielfach als Ablehnung der Regierung (und Person!) George W. Bush daher? Zuvor ähnlich bei Reagan.
Das sehe ich auch so. Wobei, wenn zwei das gleiche tun, es eben nicht das gleiche ist. In den USA gibt es eine Kritik an Bush, die natürlich nicht antiamerikanisch ist. Dieselbe Kritik, von hiesigen Linken aufgenommen, hat aber eine ganz andere Funktion.
Viele reden sich damit heraus, sie seien nur "Anti-Bushisten" und keine Antiamerikaner. Aber wer wie ich eine große Halle, gefüllt überwiegend mit Studenten, in einem Sportpalast-Rausch erlebt hat, als dort Konstantin Wecker seine antiamerikanische Show veranstaltete, der hat gemerkt, was an tiefsitzenden Affekten da existiert.
Dieser Antiamerikanismus hat alle Merkmale der Xenophobie - er ist irrational, er ist von Angst und Neid geprägt und er ist aggressiv.
Zitat von HerzogDer Anti-Amerikanismus kann offenbar nicht verknusen, dass sich die USA majoritär immer wieder dem Linken verweigern. Der Anti-Amerikanismus scheint also heute ganz überwiegend ein linkes Ressentiment-Phänomen zu sein.
Er ist, glaube ich, seinem Wesen nach weder links noch rechts. Die NPD stimmt da ja so nahtlos mit der antiamerikanischen Linken überein, daß man ohne weiteres gemeinsame Deklarationen verfassen könnte.
Auch darin gibt es eine Übereinstimmung mit dem Antisemitismus, der ja auch nicht nur ein rechtes Phänomen ist. Kaum ein System hat soviel an Antisemitismus geduldet wie das kommunistische; auch wenn es diesen und jenen Juden in der Nomenklatura gab.
Zitat von HerzogInteressant aber, dass Sie auf jene Auslands-Vermutung kommen.
Ach, lieber Herzog, das war so eine Knatterton-Kombiniererei; und wie man sieht, hat Nick Knatterton nicht immer recht.
Unter anderem hatte ich aus Ihren Kommentaren in ZR in Erinnerung, daß Sie sich in Frankreich und im Angelsächsischen auskennen. Übrigens hatten Sie mir damals den Sender France 24 empfohlen. Den habe ich jetzt gefunden, und noch ein paar mehr - Direct 8, NT1, Liberty TV FR.
Zusammen mit Arte, TV5 Monde, TV5 Europe und LCP ist das ja schon fast eine francophone Vollversorgung.
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