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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 719 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Llarian Offline



Beiträge: 7.107

07.06.2022 15:03
Das Ende von metoo? Antworten

Eine kleine Randbemerkung.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.390

07.06.2022 16:36
#2 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Ich halte auch dafür daß sich für "das Publikum draußen im Land vor den Bildschirmen" nicht das Geringste ändern wird. Meine Evidenz ist anekdotisch & ein Einzelfall, aber dennoch...

Ich habe in meiner Freundesliste auf FB eine Dame, nicht die jüngste (Zeller würde hier "lokale Type" sagen), durchaus nicht auf den Kopf gefallen, aber bodenständig. Seit dem Urteil ist sie wie ausgewechselt. Es ist mal wieder typisch, daß die Männer alle Borstenviecher sind, die zusammenhalten & unter einer Decke stecken. Jetzt wird es ein Crowdfunding geben, und die arme Amber Turd wird in Berufung gehen & krachend recht erhalten. Und außerdem ist der Depp ja ein ganz übler Frauenverprügler. Doch, das ist so, ein Richter in London hat ja ein Urteil gefällt, daß man das straffrei sagen darf.

Kein Blick auf den Prozeß, auf die Aussagen der Psychologin (!), die Hurd einen inneren Zwang zur Lüge attestiert hat oder auf ihre grotesken Auftritte im Zeugenstand.

Der Widerspruch in dieser Haltung wird solchen Leuten nicht einmal ansatzweise bewußt.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Florian Offline



Beiträge: 3.170

07.06.2022 17:43
#3 RE: Das Ende von metoo? Antworten

der Gerichts-Fall Depp vs. Heard ist glaube ich kein typischer me-too-Fall.
Und zwar deshalb, weil das kein Strafprozess war sondern ein reiner (sehr spezieller) Zivilprozess, in dem zivilrechtlicher Schadenersatz wegen Verleumdung erstritten wurde.

Es wäre daher ziemlich sicher voreilig, aus diesem sehr speziellen Prozess eine Richtungsentscheidung für Prozesse in ganz anderen me-too-typischen Rechtsfällen zu sehen.

In wie weit diese Entscheidung Rückwirkungen hat auf Strafprozesse (z.B. wegen Vergewaltigung), auf Prozesse vor einem Familiengericht (z.B. wegen Fürsorge) oder Zivilprozesse zu anderen Themen (z.B. Ehe-Auseinandersetzungen oder Schadenersatz wegen Körperverletzung) kann ich nicht einmal ansatzweise beurteilen.


Im übrigen wird "me-too" ja auch bei weitem nicht nur vor Gericht verhandelt.
Sondern auch in der Öffentlichkeit, in Unternehmen, usw.
Und ob nun dieses Urteil dazu beiträgt, dass Persönlichkeitsvernichtungen durch "me-too" nicht mehr passieren, wird man erst mal abwarten müssen.
Selbst für Herrn Depp selbst wäre ich mir nicht sicher: die Vorwürfe von Heard haben u.a. dazu geführt, dass Disney im neuesten Pirate of the Carribean-Film Depp nicht mehr für die Rolle des Jack Sparrow eingeplant hat.
Lassen wir uns mal überraschen, ob Disney diesen Schritt nun nach dem Gerichtsurteil korrigieren wird. Ich vermute, dass sie das nicht tun werden. Einfach deshalb, weil die gesellschaftliche Vernichtung durch "me too" gar nicht auf Gerichtsurteile angewiesen ist.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.241

07.06.2022 18:48
#4 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Ich würde auch strikt zwischen dem metoo-Phänomen und den juristischen Fällen unterscheiden.

Auch wenn es da gelegentlich eine Schnittmenge gibt, ist ersteres eigentlich nur ein hysterischer Opfer-Kult, ein Mode (aktuell schon durch den hate-speech-Opferwahn verdrängt), die nach meinem Eindruck beim Normalverbraucher immer weniger verfängt, sofern sie das jemals überhaupt in signifikantem Ausmaß getan hat. Die Leute sind von dem permanenten Opfergejammer glaube ich zunehmend genervt, nicht zuletzt schon deshalb, weil es meist irgendwelche Privilegierten sind, die am lautesten und medienwirksamsten jammerzwitschern. Das düfte in den Wohnzimmern ähnlich beliebt sein wie ein Fussballprofi, der eine Gehaltserhöhung von 5 Millionen Euro erjammert, weil der Sprit für seinen Bugatti so teuer geworden ist.
Ich finde man hat das auch an den kürzlich erhobenen Belästigungsvorwürfen gegen Elon Musk feststellen können; vor 4-5 Jahren wäre das ein Riesenskandal geworden, heutzutage unter ferner liefen, sofern überhaupt darüber berichtet wurde. Was schon erstaunlich ist, wenn es schon gegen einen fiesen Milliardär geht - aber wie gesagt, inzwischen ist hate speech die Sau die durch's Dorf läuft und man hackt lieber deshalb auf Musk rum.

Die juristische Komponente ist natürlich wesentlich dramatischer, vor allem auch deshalb, weil man den Quatsch so schnell nicht wieder los wird, wenn er von Politideologen erst mal ins Gesetzbuch gepresst wurde. Aber das ist ja ein allgemeines Problem in Deutschland (wie die Lage in anderen Ländern wie bspw. den USA ist, kann ich nicht beurteilen), mit wesentlich weitreichenderen Ausmaßen.
Allerdings ist die Konsequenz des ganzen ebenso absehbar: Diese gesamten Kampagnen, die irgendwann mal das Ziel hatten Frauen in irgendeiner Art und Weise zu helfen, sind natürlich völlig kontraproduktiv, wie es bspw. vom Kollegen Danisch gerne anekdotisch erfasst wird. Wenn die Beschuldigungsorgien Überhand nehmen, führt das eben dazu, dass Männer sich von Frauen so gut wie möglich fernhalten (wer läuft schon freiwillig in ein Minenfeld?), womit der Schuss komplett nach hinten losgegangen wäre. Wie schon Al Bundy richtigerweise festgestellt hat: "You need us jar-opening, oil-changing, spider-squashing, furniture-rearranging men a lot more than we need you."

Johanes Offline




Beiträge: 2.602

07.06.2022 22:32
#5 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Das Problem bei dieser "Klasse" von Delikten ist es, dass es naturgemäß Dinge sind, die sich im höchstprivaten abspielen. Daher gibt es nachträglich keine wirklichen, intersubjektiven Beweise. Zumindest in der Regel.

Da unsere Justiz glückerweise auf dem Prinzip errichtet wurde, die Schuld feststellen zu müssen bevor jemand bestraft wird -- wie es alternativ aussieht, können wir in gewissen anderen Ländern rund um den Erdball bewundern oder aus unserer eigene Geschichte -- , ist es hier praktisch unmöglich, Gerechtigkeit herzustellen.

Es wird zahllose Täter geben, die mit ihren Verbrechen davonkamen und ebenso eine Dunkelziffer an Menschen, deren Leben zu unrecht zerstört wurde.
Wobei unser System durch die Unschuldsvermutung und in dubio pro reo eigentlich darauf ausgelegt ist, möglichst eher falsch negative als falsch positive zu produzieren. "Lieber einen Schuldigen davonkommen lassen als einen Unschuldigen zu hängen", sozusagen.

Ein weiteres Problem ist, dass die Öffentlichkeit jemanden schon verurteilt hat, bevor sie die Beweise prüfen konnte.



Jemanden darauf hinzuweisen, dass er etwas Falsches gesagt hat, ist ein Freundschaftsdienst.
Es gehört zur politischen Weisheit, niemals einen Feind beim Fehlermachen zu unterbrechen.

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

08.06.2022 03:30
#6 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #3
der Gerichts-Fall Depp vs. Heard ist glaube ich kein typischer me-too-Fall. Und zwar deshalb, weil das kein Strafprozess war sondern ein reiner (sehr spezieller) Zivilprozess, in dem zivilrechtlicher Schadenersatz wegen Verleumdung erstritten wurde.

Die wenigsten "metoo" Fälle sind Straf- oder Zivilprozesse, der deutlich überwiegende Teil wird rein in der Öffentlichkeit geführt, eben WEIL es sich in der Regel um Fälle handelt, die eben praktisch keine Beweise aufweisen, die wirklich gerichtsverwertbar sind. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich fast ausschließlich um "He said, she said" Konstellationen, meistens um Dinge, die Jahre, teilweise Jahrzehnte, zurück liegen. Die "Untype" geht vor allem darauf zurück, dass hier wirklich ein Prozess um Beweise geführt wurde. Und das Team von Amber Heard hat ja auch permanent versucht genau die metoo Praktik zur Anwendung zu bringen, statt sich auf den konkreten Fall zu beziehen wurde permanent die Opferkarte der unterdrückten Frauen insgesamt gespielt. Und das hätte auch funktioniert, wenn Amber Heard keine notorische Lügnerin wäre, die im Zeugenstand der Lüge überführt wurde.

Zitat
Und ob nun dieses Urteil dazu beiträgt, dass Persönlichkeitsvernichtungen durch "me-too" nicht mehr passieren, wird man erst mal abwarten müssen.


Ich glaube das nicht. Sicher, Amber Heard hat diesmal einen drauf bekommen, aber bei Licht betrachtet ist sie nur eine von sehr viele Beteiligten, die das Ganze betrieben haben, angefangen bei der WaPo bis zu Disney. Und die werden nix dabei abbekommen. Und weiter machen.

Zitat
Selbst für Herrn Depp selbst wäre ich mir nicht sicher: die Vorwürfe von Heard haben u.a. dazu geführt, dass Disney im neuesten Pirate of the Carribean-Film Depp nicht mehr für die Rolle des Jack Sparrow eingeplant hat. Lassen wir uns mal überraschen, ob Disney diesen Schritt nun nach dem Gerichtsurteil korrigieren wird. Ich vermute, dass sie das nicht tun werden. Einfach deshalb, weil die gesellschaftliche Vernichtung durch "me too" gar nicht auf Gerichtsurteile angewiesen ist.


Wenn die nicht auf die Schnelle eine Million Alpakas auftreiben (was so fast ein Viertel der weltweiten Bestände sind), dann wird das wohl nix werden. Die werden gar nichts korrigieren. Disney läuft nun schon einige Jahre auf Harakiri, da ist der Rausschmiss von Johnny Depp nur eine Randnotiz. Und wenn man ehrlich ist, war schon der fünfte Teil ein so ordentlicher Griff ins Klo, dass auch Johnny Depp einen potentiellen sechsten Teil nicht retten wird. Das wird den selben Weg gehen wie "Dumbledores Geheimnis", man kann noch Geld damit machen, aber das man vergisst es besser schnell wieder.

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

08.06.2022 03:35
#7 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #4
Auch wenn es da gelegentlich eine Schnittmenge gibt, ist ersteres eigentlich nur ein hysterischer Opfer-Kult, ein Mode (aktuell schon durch den hate-speech-Opferwahn verdrängt), die nach meinem Eindruck beim Normalverbraucher immer weniger verfängt, sofern sie das jemals überhaupt in signifikantem Ausmaß getan hat. Die Leute sind von dem permanenten Opfergejammer glaube ich zunehmend genervt, nicht zuletzt schon deshalb, weil es meist irgendwelche Privilegierten sind, die am lautesten und medienwirksamsten jammerzwitschern. Das düfte in den Wohnzimmern ähnlich beliebt sein wie ein Fussballprofi, der eine Gehaltserhöhung von 5 Millionen Euro erjammert, weil der Sprit für seinen Bugatti so teuer geworden ist.

Das mag alles so sein, ändert aber nichts daran, dass metoo immer noch sehr erfolgreich Karrieren beendet und der Fußballprofi seine fünf Millionen bekommt. Man mag das alles nervig finden, aber passieren tut es trotzdem.

Zitat
Allerdings ist die Konsequenz des ganzen ebenso absehbar: Diese gesamten Kampagnen, die irgendwann mal das Ziel hatten Frauen in irgendeiner Art und Weise zu helfen, sind natürlich völlig kontraproduktiv, wie es bspw. vom Kollegen Danisch gerne anekdotisch erfasst wird. Wenn die Beschuldigungsorgien Überhand nehmen, führt das eben dazu, dass Männer sich von Frauen so gut wie möglich fernhalten (wer läuft schon freiwillig in ein Minenfeld?), womit der Schuss komplett nach hinten losgegangen wäre. Wie schon Al Bundy richtigerweise festgestellt hat: "You need us jar-opening, oil-changing, spider-squashing, furniture-rearranging men a lot more than we need you."


Nur interessiert das die metoo-Tanten und Quoten-Tussis überhaupt nicht, denn sie interessiert der kurzfristige Vorteil, nicht der gesellschaftliche Zusammenhalt. Das Ziel der Kampagnen war auch nie "Frauen" im allgemeinen zu helfen, das Ziel war immer schon einer kleinen Gruppe von Frauen politische Macht und wirtschaftliche Vorteile zu sichern.

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

08.06.2022 03:49
#8 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #5
Das Problem bei dieser "Klasse" von Delikten ist es, dass es naturgemäß Dinge sind, die sich im höchstprivaten abspielen. Daher gibt es nachträglich keine wirklichen, intersubjektiven Beweise. Zumindest in der Regel.

Dem würde ich im allgemeinen widersprechen. Misshandlungen hinterlassen Spuren. Vergewaltigungen meistens auch. Und jahrelanger Missbrauch bleibt auch nicht geheim. Unsere Modellvorstellung von Missbrauch hinterlässt in aller Regel Spuren. Nur sind die metoo Fälle gänzlich anders gelagert. Oftmals handelt es sich um Dinge, die schon Jahre zurück liegen, da existieren naturgemäß keine Beweise mehr. Und es sind auch keine Vorwürfe von andauernden Misshandlungen (in der Richtung war der Depp/Heard Fall eher untypisch), sondern meistens beziehen sich die Vorwürfe auf ein sehr konkretes Einzelereignis, dessen Existenz oder Nichtexistent fast nicht zu beweisen ist. Oder anders gesagt: Die sind ja auch nicht dumm. Wenn ich behaupte einmal angegriffen worden zu sein, und nichts getan zu haben und keiner hat was gemerkt, so ist das deutlich glaubwürdiger als zu behaupten man sei Dutzende male angegriffen worden und niemand habe etwas getan.

Zitat
Da unsere Justiz glückerweise auf dem Prinzip errichtet wurde, die Schuld feststellen zu müssen bevor jemand bestraft wird


Aber DAS ist genau der Punkt: Unsere Justiz ist darauf aufgebaut. Aber metoo bedient sich nur sehr, sehr selten der Justiz. Sondern der Öffentlichkeit, Twitter, Zeitungen und Anschuldigungen. Arbeitgeber, Auftraggeber, Kunden, sie alle kündigen Geschäftsbeziehungen bar jeden Urteiles, einfach weil sie den schlechten Ruf fürchten mit einem Gewalttäter assoziiert zu werden. Die Unschuldsvermutung existiert heute ausschließlich noch in Gerichtssälen und selbst da teilweise nicht mehr. Es ist eine Schande, und keine kleine, für unsere Gesellschaft das wir dieses Rechtsprinzip so leicht hergegeben haben. Das ist schlicht ein Rückschritt ins Mittelalter.

Zitat
Wobei unser System durch die Unschuldsvermutung und in dubio pro reo eigentlich darauf ausgelegt ist, möglichst eher falsch negative als falsch positive zu produzieren. "Lieber einen Schuldigen davonkommen lassen als einen Unschuldigen zu hängen", sozusagen.


Ich glaube das korrekte Zitat aus der Rechtslehre ist "lieber 100 Schuldige davonkommen lassen, als einen unschuldig zu verurteilen", aber über die Menge kann man sich sicher streiten. Der Punkt bleibt aber der, dass man jemanden die Schuld beweisen muss, um ihn zu verurteilen. Das ist keine 50:50 Abwägung, wie im Zivilprozess. Die Schuld muss jehenseits eines begründeten Zweifels feststehen.

Zitat
Ein weiteres Problem ist, dass die Öffentlichkeit jemanden schon verurteilt hat, bevor sie die Beweise prüfen konnte.


Das Problem sehe ich eher darin, dass die Öffentlichkeit nicht die Aufgabe oder das Recht hat Beweise zu prüfen. Dafür haben wir Gerichte. Entweder man hängt dem Rechtsstaat an oder eben nicht. Aber es geht nicht beides.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.241

08.06.2022 05:43
#9 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #7
Das mag alles so sein, ändert aber nichts daran, dass metoo immer noch sehr erfolgreich Karrieren beendet


Ist das so? Mir würde jetzt keine Karriere einfallen, die in den letzen 5 Jahren beendet worden wäre. Das ist doch alles vorbei. Heutzutage werden Karrieren wegen hate speech beendet (funzt auch besser, weil man da ausser seiner eigenen Wahrnehmung überhaupt nix mehr nachweisen muss), und morgen kommt der nächste Unsinn.


Zitat von Llarian im Beitrag #7
Nur interessiert das die metoo-Tanten und Quoten-Tussis überhaupt nicht, denn sie interessiert der kurzfristige Vorteil, nicht der gesellschaftliche Zusammenhalt.


Richtig, nur sind das eben die Polit-Aktivisten, nicht die Ottonormalfrauen. Letztere haben überhaupt keine Lust auf den metoo-Quatsch, genausowenig wie auf den Klimakatastrophenquatsch und alles was sonst noch so anfällt. Das ist ein reiner politmedialer Komplex. Man sollte nicht darauf reinfallen, was einem mit Zwangsgebühren suggeriert wird, nämlich dass alle sich nur für diese Sache interessieren. Niemand interessiert sich für diese Sache, ausser Politikern und Staatsfunkleuten.

Johanes Offline




Beiträge: 2.602

08.06.2022 08:57
#10 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #7
Das Ziel der Kampagnen war auch nie "Frauen" im allgemeinen zu helfen, das Ziel war immer schon einer kleinen Gruppe von Frauen politische Macht und wirtschaftliche Vorteile zu sichern.


Diesen Vorwurf könnte man einer ganzen Reihe von gesellschaftlichen Emanzipationsbewegungen machen.
Von der Abschaffung der Adelsprivilegien haben die reichen Bürgerlichen am Meisten profitiert... Für den Armen machte es im Zweifelsfall keinen Unterschied, ob er im Hause eines Adeligen dient oder bei einer reichen Bürgersfamilie.

Zitat von Llarian im Beitrag #8
Die Unschuldsvermutung existiert heute ausschließlich noch in Gerichtssälen und selbst da teilweise nicht mehr.


Dem muss ich, werter Herr @Llarian , ebenfalls widersprechen.
Es gab und gibt schon immer gewisse Anschuldigungen, die das Leben eines Menschen zerstören ohne dass dazu noch solche Formalitäten wie die Feststellung der Schuld notwendig waren.

Wenn man auf in einem Dorf "auf dem Lande" oder als Spießbürger in seiner Straße "ins Gerede kam", war es häufig vorbei. Und das selbst wenn man sich in der super-glücklichen Position befunden hat, seine Unschuld wirklich beweisen zu können. In der Regel kann man das nicht.

Zitat von Llarian
Das ist keine 50:50 Abwägung, wie im Zivilprozess. Die Schuld muss jehenseits eines begründeten Zweifels feststehen.



Das hängt wohl auch vom US-Bundesstaat ab und allgemein vom Land.

In der Regel ist es aber so, dass für Zivilprozesse die Hürde niedriger liegt als für Strafprozesse. Soweit ich aus dem O. J. Simpson-Fall noch im Kopf habe: In Zivilsachen reicht, wenn die Behauptung wahrscheinlicher ist das das Gegenteil. Im Strafverfahren dagegen darf es keine vernünftigen/begründeten Zweifel mehr geben.

Zitat von Llarian

Zitat
Ein weiteres Problem ist, dass die Öffentlichkeit jemanden schon verurteilt hat, bevor sie die Beweise prüfen konnte.


Das Problem sehe ich eher darin, dass die Öffentlichkeit nicht die Aufgabe oder das Recht hat Beweise zu prüfen. Dafür haben wir Gerichte. Entweder man hängt dem Rechtsstaat an oder eben nicht. Aber es geht nicht beides.




Naja, bei Al Capone wusste auch jeder eigentlich, dass er das Haupt einer kriminellen Organisation ist. Nur war er schlau genug, dass man das nicht direkt nachweisen konnte.
Natürlich kann man entweder naiv sein oder sich so stellen und sich auf den Standpunkt stellen, solange man die Schuld nicht zweifelsfrei beweisen kann, liegt Unschuld vor.

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #9
Niemand interessiert sich für diese Sache, ausser Politikern und Staatsfunkleuten.


Das macht die Sache nicht unbedingt besser...



Jemanden darauf hinzuweisen, dass er etwas Falsches gesagt hat, ist ein Freundschaftsdienst.
Es gehört zur politischen Weisheit, niemals einen Feind beim Fehlermachen zu unterbrechen.

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

08.06.2022 15:40
#11 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Diesen Vorwurf könnte man einer ganzen Reihe von gesellschaftlichen Emanzipationsbewegungen machen. Von der Abschaffung der Adelsprivilegien haben die reichen Bürgerlichen am Meisten profitiert... Für den Armen machte es im Zweifelsfall keinen Unterschied, ob er im Hause eines Adeligen dient oder bei einer reichen Bürgersfamilie.

Mit dem Unterschied, dass die Adelsprivilegien nicht durch freiwilligen Tausch zustande kamen. Aber Sie haben natürlich recht: Viele Emanzipationen dienen tatsächlich nur einem sehr kleinen Teil der Bürger. Bei der Emanzipation und ihrer neuesten Ausgeburt metoo (bzw. dem Feminismus der dritten oder vierten Welle) ist es aber insofern etwas anders, dass die ursprüngliche Bewegung tatsächlich eine Menge Freiheiten für die Hälfte der Bürger brachte, ihre neue Ausgeburt aber nur noch einem kleinen Teil nutzt, gleichzeitig aber genau das Gegenteil vorgibt.

Zitat
Wenn man auf in einem Dorf "auf dem Lande" oder als Spießbürger in seiner Straße "ins Gerede kam", war es häufig vorbei.


Nun, ich bin da aufgewachsen und ich kenne das zur Genüge. Die Leute haben immer schon gerne geredet. Mit dem Unterschied, dass man dafür niemanden rausgeschmissen hat oder ihn öffentlich diffamiert hat. Das ist schon ein Unterschied. Zur Zeit meiner Jugend "auf dem Lande" haben sich die Nachbarn durchaus das Maul darüber zerissen wer mit wem und wie und überhaupt zugange war. Oder wer seine Frau schlägt. Oder überhaupt ein schlimmer Junge ist. Aber eben hinter vorgehaltener Hand. Das war nicht schön, aber das hatte Grenzen. Heute reicht alleine der anonyme Vorwurf ein Kind angefasst zu haben, um eine soziale Existenz komplett zu vernichten, inklusive wirtschaftlicher Existenz, Freundeskreis, Familie und Nachbarschaft. Alleine die Assoziation mit einer solchen Person ist Ächtungsgrund. Und darum traut sich auch keiner dem Diffamierten auch nur ein Ticken zur Seite zu springen. Und das ist Mittelalter. Heute ist es im ach so globalen Deutschland, deutlich gefährlicher diffamiert zu werden als auf dem Land in den siebziger Jahren.

Zitat
Das hängt wohl auch vom US-Bundesstaat ab und allgemein vom Land.


Ich glaube die Formulierung (und Idee) "jenseits eines begründeten Zweifels" gibt es eigentlich überall.

Zitat
In der Regel ist es aber so, dass für Zivilprozesse die Hürde niedriger liegt als für Strafprozesse. Soweit ich aus dem O. J. Simpson-Fall noch im Kopf habe: In Zivilsachen reicht, wenn die Behauptung wahrscheinlicher ist das das Gegenteil. Im Strafverfahren dagegen darf es keine vernünftigen/begründeten Zweifel mehr geben.


Das Prinzip ist richtig, aber das Beispiel ist schlecht gewählt. O.J. Simpson wurde nicht frei gesprochen, weil es Zweifel gab, sondern weil die Jury nicht verantwortlich dafür sein sollte, wenn ihre Heimatstadt in Rauch aufgeht. Das ist nachvollziehbar. Ich glaube vernünftige Zweifel an seiner Schuld gab es eigentlich nicht. Aber das Prinzip ist genau das: Im Zivilprozess geht es nur um "was ist wahrscheinlicher", im Strafprozess um "was ist mindestens so wahrscheinlich, dass das Gegenteil zu vernachlässigen ist".

Zitat
Naja, bei Al Capone wusste auch jeder eigentlich, dass er das Haupt einer kriminellen Organisation ist. Nur war er schlau genug, dass man das nicht direkt nachweisen konnte. Natürlich kann man entweder naiv sein oder sich so stellen und sich auf den Standpunkt stellen, solange man die Schuld nicht zweifelsfrei beweisen kann, liegt Unschuld vor.


Dem ist so. Das ist weniger Naivität als Rechtsstaat. Ich habe vor Jahren hier in Zettels Raum mal eine These aufgestellt: Den Status einer Gesellschaft oder eines Rechtsstaates, erkennt man daran, wie sie mit ihren Unsympathen umgeht. Aufs heute gemünzt: Nicht wie sie mit Idolen wie Boris Becker umgeht, sondern daran wie sie mit Björn Höcke oder Beate Zschäpe umgeht (um mal zwei zu nennen, die öffentlich als böse wahrgenommen werden). Und nebenbei bemerkt, unsere Gesellschaft versagt an dieser Probe derzeit haushoch.

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

09.06.2022 00:16
#12 RE: Das Ende von metoo? Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #9
Ist das so? Mir würde jetzt keine Karriere einfallen, die in den letzen 5 Jahren beendet worden wäre. Das ist doch alles vorbei.

Dieter Wedel? Placido Domingo? Cas Anvar?
Das sind schonmal drei Beispiele. Und ich würde behaupten, es gibt haufenweise Beispiele, die es kaum in die größere Presse schaffen. Das bedeutet keinesfalls, dass die Leute unschuldig sind. Entscheidend ist, dass sie bereits zur Maximalstrafe verurteilt waren, bevor auch nur eine juristische Anklage formuliert wurde.

Zitat
Richtig, nur sind das eben die Polit-Aktivisten, nicht die Ottonormalfrauen. Letztere haben überhaupt keine Lust auf den metoo-Quatsch, genausowenig wie auf den Klimakatastrophenquatsch und alles was sonst noch so anfällt. Das ist ein reiner politmedialer Komplex. Man sollte nicht darauf reinfallen, was einem mit Zwangsgebühren suggeriert wird, nämlich dass alle sich nur für diese Sache interessieren. Niemand interessiert sich für diese Sache, ausser Politikern und Staatsfunkleuten.


Auch das mag sein, aber es ändert ja nichts daran, dass es funktioniert. Der politmediale Komplex mag keine Mehrheit vorstellen, ist aber extrem mächtig seine Interessen durchzusetzen. Und nebenbei: Die Ottonormalfrauen mögen nicht ala "Team Gina Lisa" mithetzen, aber ihr Kreuz machen sie schon brav bei den grünen Hasspumpen, die das dann umsetzen.

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