Zitat von Paul IngendaayEines der Glanzstücke, in dem sich bei Enzensberger Literatur- und Ideologiekritik verbinden, ist der Essay über die Dichtung Pablo Nerudas, in welchem genau zweierlei geschieht: Während sich vor unseren Augen der Horizont der Weltlyrik weitet, weil der unendlich neugierige Autor den Koloss aus Chile gelesen und übersetzt hat, fällt anderswo ein Vorhang herunter: Mit kompromisslosen Sätzen fertigt der als „links“ geltende Enzensberger den Stalin-Lobhudler Neruda ab, trennt das Früh- vom Spätwerk, den kühnen Formverwandler vom arrivierten Pflichterfüller. Fazit: „So rächt sich an einem mutigen Mann der Irrtum, die Poesie sei ein Instrument der Politik, weit bitterer als der wohlfeile Köhlerglaube, es gäbe eine unpolitische Dichtung, an tausend Feiglingen.“ Solche klaren, metallenen Sätze hat er immer wieder geschrieben und seine Bildung dabei im selben Zug ausgestellt und verborgen. Der Denker war eben immer auch Poet, und diesem war Unschärfe so verhasst wie jenem. Weshalb er ans Ende seines Essays „Poesie und Politik“ über die Nichtswürdigkeit des lyrischen Herrscherlobs die programmatischen Worte setzen konnte: „So bedroht, so schmal ist der Weg der Poesie, und so gering, nicht größer als das unsere, doch deutlicher, ihr Glück.“ Es lohnt sich, diese Worte zweimal zu lesen. ... Was wird von ihm bleiben, außer eben, dass es unermesslich viel ist? Außer der Eleganz, dem Esprit, dem brillanten Deutsch? Genau das, was ein jeder in ihm sehen will. Im „Untergang der Titanic“ (1978) hat er das Epos der Fortschrittsskepsis gedichtet, in „Ach, Europa!“ (1987) die kulturelle Vielfalt des Kontinents lange vor jeder EU-Propaganda besungen und in „Mittelmaß und Wahn“ (1988) brillant das „Nullmedium“ Fernsehen analysiert. „HME“ wurde zu einer Chiffre, wie es sie in Deutschland eigentlich nicht hätte geben dürfen – urban, unzergrübelt und wahrhaft international, ein lächelnder Nachfahre Diderots. Durchaus seines Werts bewusst, hat er den mühsamen Job des deutschen Intellektuellendarstellers umso lieber Günter Grass überlassen.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Mit Enzensberger verabschieden wir uns von einem (nicht nur politisch) unabhängigen Geist und einem Künstler, sich auch über die philosophische Implikationen naturwissenschaftlich-mathematischer Entdeckungen Gedanken gemacht hat. Ich lass einmal, dass der noch junge Enzensberger versucht hatte, ein Interview mit dem großen Mathematiker Kurt Gödel aufzunehmen, um mit ihn über die Folgen der Unvollständigkeit zu diskutieren. Später verfasste er das Gedicht Hommage an Gödel. Es wurde immerhin zu einer Zeit veröffentlich, in der noch nicht jeder mit einer einfachen Google- oder Bibliothekssuche direkt 1000 populärwissenschaftliche Artikel zu Gödel finden konnte. Überhaupt scheint ihn das Thema nie ganz losgelassen zu haben: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mens...k-a-654402.html
Was vielleicht insofern interessant ist, dass es nur wenige Blicke über den Horizont von professionellen Schriftstellern hinüber den zu den Mathematikern zu geben scheint. (Und selbst in den Fällen ist ein Blick zu den Logikern und Metamathematikern wie Gödel doch selten.) Abgesehen von Grenzgängern wie Lewis Carroll oder eben Robert Musil. Selbst die Science Fiction klammert inhaltlich die Mathematik eher aus und bestärkt so das Bild der für die Naturwissenschaft unersetzlichen Hilfswissenschaft, die selbst aber von untergeordneten Interesse ist.
Was den politischen Enzensberger angeht, so muss ich nicht an die Kontroversen erinnern, an denen er sich noch hochbetagt in den frühen 2000er Jahren beteiligt hat. Ich glaube, solche Standpunkte wären heute gar nicht mehr unbedingt zu finden. Einerseits klar links, andererseits aber mit klassisch-konservativen Anstrich.
Zitat von Johanes im Beitrag #2Abgesehen von Grenzgängern wie Lewis Carroll oder eben Robert Musil. Selbst die Science Fiction klammert inhaltlich die Mathematik eher aus und bestärkt so das Bild der für die Naturwissenschaft unersetzlichen Hilfswissenschaft, die selbst aber von untergeordneten Interesse ist.
Ich schreibe gerade noch an meinem Nachruf auf HME (Arbeitstitel "Leichter als Luft"). Und da werde ich kurz das Thema "Zur Mathesis und den Gebildeten unter ihren Verächtern" kurz streifen. Enzensberger hat ja mit seinem Eröffnungsvortrag zur "Zugbrücke außer Betrieb" auf dem Deutschen Mathematikertag 1998 eine späte Reprise der Kabale von C.P.Snow zu den "zwei Kulturen" 40 Jahre vorher geliefert. Freilich ist das Anwendungsbeispiel, das er kurz vorher dafür abgeliefert hat (nämlich "Der Zahlenteufel", 1997) eine in diesem Untergenre übliche Bestätigung meiner skeptischen Einstellung zu dieser speziellen Herangehensweise im Bereich der Literatur.
Es handelt sich, das haben ja sowohl HME wie Snow deutlich gemacht, nur einen kleinen, exemplarisch gewählten Teilbereich aus der Schnittfläche zwischen Naturwissenschaft und Kultur(betrieb). Ein weitgefaßterer Bereich ist in den letzten 20 Jahren das Thema der Bewußtseinsforschung, Hirnforschung, Neurophilosophie geworden; in der literarischen Befassung dann KI, Maschinenbewußtsein.
Wie es der Zufall will, platzt diese Todesnachricht gerade mitten in meine Lektüre der ersten Romans von Ray Nayler, "The Mountain in the Sea," Anfang Oktober erschienen, und der bislang einzige SF-Roman in diesem Jahr überhaupt, der bei den Rezensenten so etwas wie einen Aha!-Effekt ausgelöst hat mit dringendem Bedürfnis zum Weiterempfehlen (also dem, was man auf Englisch salopp "buzz" nennt); übrigens nicht nur bei den üblichen Verdächtigen; "Science" und "New Scientist" haben das Buch nachdrücklich empfohlen. Der Roman kreist zentral um das Thema "die Natur des Bewußtseins" - und der Großteil des Buches besteht aus Diskussionen um die Natur und die Bedingungen dieses Phäneomens. Es geht um eine neuentdeckte Art von Kopffüßlern: Tintenfischen, die - möglicherweise Intelligenz entwickelt haben, oder deren Kommunikation zumindest darauf hindeutet; wie können wir das erkennen? Können wir das überhaupt erkennen? Hat eine solche Spezies, deren Unterarten sich durch kein soziales Verhalten auszeichnet, überhaupt die Voraussetzungen, so etwas zu entwickeln? Die militärisch abgeschottete Untersuchung vor Ort wird von "dem einzigen Androiden, der jemals Bewußtsein entwickelt hat" geleitet. Diese "kognitive Zündung" hat zu einem Verbot der KI-Forschung in vielen Ländern der Welt geführt. Aber besitzt er/sie/es "wirklich" Bewußtsein? Oder glaubt es das nur? Handelt es sich also um das, was man in der Erkenntnistheorie seit David Chalmers einen "philosophischen Zombie" nennt? Wobei sich dieselbe Frage natürlich auch für die menschlichen Protagonisten und per Implikation für den Leser stellt. In einer Nebenhandlung wird eine dritte Variante zentral: ein von einer (garantiert bewußtseinsfreien) KI gelenkter Fischtrawler, dessen zwngsrekrutierte Mannschaft den Entscheidungen der Algorithmen ausgeliefert ist und deshalb als ein Hightech-Pendant zu einem Ameisenvolk gesehen werden kann, das auch zielgerichtet auf wechselnde Umweltfaktoren reagieren kann. Die dialogische Anlage des Textes läßt sich durchaus mit den Romanen von HMEs Vorbild Diderot vergleichen.
Das erinnert durchaus an die Anlegung anderer, vor allem: anspruchsvollr, künstlericher Reflektionen zum Thema "Intelligenz" aus den letzten Jahren. Peter Watts Romane "Blindsight" von 2006 etwa und die Fortsetzung "Echopraxia" (2014), oder den ziemlich untergegangenen englischen Film "Ex Machina", ebenfalls von 2014, der die Frage des Turingtests & des Vorhandenseins von Bewußtsein als Kammerspiel anlegt. Und da fällt auf: daß es solchen Texten gemein ist: sie sind transparent als reine Laboranordnung aufgesetzt. Die Erkenntnis aus dem Gedankenexperiment kann nicht mehr sein, als der Autor als Anregung aus seinen Quellen mitnimmt, oder es wird ins undisktierbar-unrealistische übersteigert (das Stichwort "Nanotechnologie" hat in der SF der 1990er & 2000er Jahre da solch eine peinliche Spur hinterlassen). Für das dramatische Geschehen, für eine Erzählung und Interaktion von Figuren außerhalb einer solchen strengen Versuchsanordnung, sind die Erkenntnisse der Neurowissenschaften (oder der tatsächlichen Nanotechnik, nicht der Drexlerschen Phantasmen) oder der Molekularchemie schlicht irrelevant. Ein Kunstwerk, das der mimetischen Darstellung verpflichtet ist, braucht sie nicht, und umgekehrt lassen sich aus diesen Erkenntnissen, von der Sternentwicklung bis zur Paläontologie, keine Facetten abgewinnen, die mehr als austauschbare Schnörkel ohne tiefere Bedeutung wären. (Mal ganz nebenbei: das macht Bücher wie George Gamovs "Mr Tompkins in Wonderland", Ian Stewarts "Flatterland" oder Alan Lightmans "Einstein's Dreams" so ungenießbar. Zumindest für mich.)
Die Astronomie ist da ein lehrreiches, weil ziemlich altehrwürdiges Feld. Ich hatte ja vor kurzem Eva Maasers "Die Astronomin" erwähnt. Das geht in dem Fall gut, weil es sich um einen rein historischen Roman, eine in Romanform erzählte biographische Nacherzählung des Lebens von Caroline Herschel handelt. In aller Regel ist das Auftauchen eines Astronomen in der Literatur ein Desaster & ein Tort gegen diese Profession: den Autoren bleibt nichts anderes, als diese Gestalten als weltfremde und -flüchtige Tröpfe zu schildern, denen man am besten das Observatorium anzündet; so geschehen in Christopher Frys Drama "Venus Observed" von 1950, oder die von Betrügern spielend auszuplündern sind, weil spinnert - Haydns Oper "Il mondo della luna" (1777) - oder der Freddy Frinton-Verschnitt, den Peter Ackroyd als Protagonisten durch seinen Roman "First Light" (1989) stolpern läßt.
Ich fürchte sogar, der gesamte Bereich der modernen Naturwissenschaft (und der tatsächlichen technischen Innovation), ist in diesem Sinn nicht in Kunst, in künstlerisch ausgeformte Darstellung zu überführen. Und das gilt eben auch für den besonderen Bereich der Mathematik. "A Beautiful Mind" mag man als die Ausnahme sehen, die die Regel bestätigt; aber die tatsächliche Mathematik ist für die Dramatik des Geschichte völlig nebensächlich und wäre durch anderes zu ersetzen gewesen. Daß Musil Versicherungsmathematiker war, hat mit seinem literarischen Schaffen nichts zu tun (wohl auch nicht, daß ihm erst auf der Hälfte der Strecke aufgegangen ist, daß er sich mit dem Mann ohne Eigenschaften ein schlicht nicht umzusetzendes Vorhaben aufgeladen hatte, unter das er nicht mehr gut einen Schlußstrich ziehen konnte; daß er nach dem 1. Band eine radikale Kursänderung vom "Weltstimmungsroman vor dem Gewitter" à la Zauberberg auf "Wälsungenblut im flirrenden Gegenlicht" vorgenommen hat, macht den Torso nicht genießbarer). Auch die Alice-Bücher beziehen ihren Witz aus der besonderen Anordnung auf dem Schachbrett im Wunderland; als Carrol in den beiden Bänden von "Sylvie & Bruno" zur Hälfte realistische Passagen eingebaut hat, war das Ergebnis ein abolut ungenießbarer Brei. "Im Genre" gibt es zwar einige Autoren, die im Zivilstand Mathematiker waren, in deren Texten das aber eben genau kiene Rolle spielt: bei Vernor Vinge etwa oder bei Eric Temple Bell (heute nur noch als Autor von "Men of Mathematics" geläufig), in desen gutem Dutzend SF-Romane, die er als "John Taine" verfaßt hat, keine Rolle spielt. Wo das Thema zum Tragen kommt, sind es kurze Verrätselungen, die kleine mathemaitsche Paradoxa knapp in erzählende Prosa kleiden; bei Homer Nearing etwa (die "Professor Ransom"-Erzählungen) oder Norman Kagan. Auch die paar kurzen Erzählungen von Martin Gardner fallen in dieses Gebiet. Aus dem Bereich des Oulipo wären Raymond Queneau und Jacques Roubaud zu nennen; besonders den Romanen des letzten hat das Unterfüttern mit mathematischen Strukturen einen ziemlich peinlichen Hautgout verliehen; aber überhaupt sind solche strukturellen Spielchen ungenießbar, wenn man kein Genie wie Georges Perec ist. Dann kann man sogar einen Roman ohne "e" schreiben, ohne zu scheitan.
Enfin:
Zitat Dass ein Poet sich mit Mathematik und Chemie, Medizin und Teilchenphysik und Genetik zu beschäftigen hat, wenn er in der Literatur ernst genommen werden will, gilt Hans Magnus Enzensberger als ausgemacht...
...wie es auf dem Waschzetteltext von HMEs Sammlung "Die Elixiere der Wissenschaft" heißt, sollte zwar selbstverständlich sein, weil es eben zur Grundausstattung eines mofdernen aufgeweckten Menschen gehört. Aber wirklich hilfreich ist es in diesem Metier eher nicht.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Wobei sich HME ja durchaus bewußt war, daß auch er nur Laie & Zaungast war:
Zitat von Zugbrücke außer BetriebDas allgemeine Bewußtsein ist hinter der Forschung um Jahrhunderte zurückgeblieben, ja man kann kaltblütig feststellen, daß große Teile der Bevölkerung über den Stand der griechischen Mathematik nie hinausgekommen sind. Ein vergleichbarer Rückstand auf anderen Feldern, etwa der Medizin oder der Physik, wäre vermutlich lebensgefährlich. Auf weniger direkte Weise dürfte das auch für die Mathematik gelten; denn noch nie hat es eine Zivilisation gegeben, die bis in den Alltag hinein derart von mathematischen Methoden durchdrungen und derart von ihnen abhängig war wie die unsrige. Das kulturelle Paradox, mit dem wir es zu tun haben, ließe sich noch weiter zuspitzen. Man kann nämlich mit gutem Grund der Ansicht sein, daß wir in einem goldenen Zeitalter der Mathematik leben. Jedenfalls sind die zeitgenössischen Leistungen auf diesem Feld sensationell. Die bildenden Künste, die Literatur und das Theater würden bei einem Vergleich, wie ich fürchte, ziemlich schlecht abschneiden. Eine solche Behauptung genauer zu begründen, traue ich mir nicht zu. Als hoffnungsloser Laie kann ich den Argumenten der Mathematiker nur in den allergröbsten Zügen folgen. Oft muß ich schon froh sein, wenn ich kapiere, worum es ihnen eigentlich geht. Auch für mich bleibt die Zugbrücke zu ihrer Insel hochgezogen. Das hindert mich jedoch nicht daran, den einen oder anderen Blick auf das andere Ufer zu werfen. Was ich dort erkennen kann, versetzt mich immerhin in die Lage, meine These durch ein paar Beispiele plausibel zu machen.
Wobei das kurzfristige Publikumsinteresse an mathematischen Sachverhalten (HME nennt ja in seinem Text als Gewährsleute die Popularität von Autoren wie Simon Singh & Ian Stewart) in den späten 90er Jahren längst wieder abgeebbt ist. Heutzutage wäre man ja schon über ein rudimentäres Verständnis für Größenordnungen und Summen dankbar; ein Wahnsinn wie die Energiewende zeugt von einer nachgerade mittelalterlichen Blindheit auf allen Ebenen.
"Hommage à Gödel" ist zuerst 1971 in einem Gedichtband erschienen (dem ersten Florilegium, "Gedichte 1955-1970," Suhrkamp; ob es schon vorher einmal veröffentlicht worden ist, läßt sich nicht ohne weiteres eruieren; in dem Belang gibt es bei HME noch erheblichen Nachbesserungsbedarf); von Duktus & Anlage her würde ich hier einmal auf eine starke Anregung durch Lars Gustafsson tippen, den HME ja als Lyriker für den deutschen Sprachraum entdeckt hat und bei dem sich solche Themen häufig finden.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3Ein weitgefaßterer Bereich ist in den letzten 20 Jahren das Thema der Bewußtseinsforschung, Hirnforschung, Neurophilosophie geworden; in der literarischen Befassung dann KI, Maschinenbewußtsein.
Die philosophische Bewusstseinstheorie ist uralt.
Zitat von Ulrich ElkmannIch fürchte sogar, der gesamte Bereich der modernen Naturwissenschaft (und der tatsächlichen technischen Innovation), ist in diesem Sinn nicht in Kunst, in künstlerisch ausgeformte Darstellung zu überführen.
Borges beweist doch das Gegenteil, indem er kombinatorische, geometrische usw. Gedankenspiele zu Kurzgeschichten macht. Das selbe wäre auch z. B. mit Hilberts Hotel oder so möglich.
Zitat von Ulrich ElkmannDaß Musil Versicherungsmathematiker war, hat mit seinem literarischen Schaffen nichts zu tun (wohl auch nicht, daß ihm erst auf der Hälfte der Strecke aufgegangen ist, daß er sich mit dem Mann ohne Eigenschaften ein schlicht nicht umzusetzendes Vorhaben aufgeladen hatte, unter das er nicht mehr gut einen Schlußstrich ziehen konnte; daß er nach dem 1. Band eine radikale Kursänderung vom "Weltstimmungsroman vor dem Gewitter" à la Zauberberg auf "Wälsungenblut im flirrenden Gegenlicht" vorgenommen hat, macht den Torso nicht genießbarer).
Der Roman selbst ist eigentlich ganz nett.
Zitat von Ulrich ElkmannAus dem Bereich des Oulipo wären Raymond Queneau und Jacques Roubaud zu nennen; besonders den Romanen des letzten hat das Unterfüttern mit mathematischen Strukturen einen ziemlich peinlichen Hautgout verliehen; aber überhaupt sind solche strukturellen Spielchen ungenießbar, wenn man kein Genie wie Georges Perec ist. Dann kann man sogar einen Roman ohne "e" schreiben, ohne zu scheitan.
Kenne ich nicht.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #4"Hommage à Gödel" ist zuerst 1971 in einem Gedichtband erschienen (dem ersten Florilegium, "Gedichte 1955-1970," Suhrkamp; ob es schon vorher einmal veröffentlicht worden ist, läßt sich nicht ohne weiteres eruieren; in dem Belang gibt es bei HME noch erheblichen Nachbesserungsbedarf); von Duktus & Anlage her würde ich hier einmal auf eine starke Anregung durch Lars Gustafsson tippen, den HME ja als Lyriker für den deutschen Sprachraum entdeckt hat und bei dem sich solche Themen häufig finden.
Der Punkt ist, dass er damit ein gesamtes Lesepublikum auf die "Grundsatzfragen" der Mathematik hingewiese hat und eine philosophische Interpretation lieferte, die meines Wissens durchaus noch heute diskutiert wird. Insbesondere das mit dem Gehirn, das sich selbst erkennen kann, aber nicht ganz. Das ist das Pfert, das bis heute viele populärwissenschaftliche und deutende Darstellungen von Gödel reiten und es wird anscheinend sogar ernsthaft diskutiert.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass in den 1970er Jahren der ein oder andere Leser den Namen Gödel auf dem Weg zum ersten Mal hört. Jetzt ist natürlich klar, das die Leute, die an der neusten Lyrik (die sich ja nichteinmal mehr reimt!) interessiert sind, wahrscheinlich ebenso klein sein werden wie die an Mathematik interessierten.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.