Während ich diese Marginalie recherchiert und geschrieben habe, lief in CNN die Wahlberichterstattung. Als ich den Beitrag fertig hatte, hatte Obama gerade - laut Hochrechnung von CNN - auch in Wisconsin gewonnen.
Daß er auch Hawaii holen wird, steht außer Frage - erstens, weil er dort geboren ist, ein favorite son, was in den USA immer eine große Rolle spielt. Zweitens, weil dort ein Caucus gehalten wird. Bei dieser Form der Abstimmung schneidet Obama immer besonders gut ab.
McCain hat schon gesprochen - leise, klar, einfach wie immer. Clinton hat gesprochen. Wie immer hat sie ihre Niederlage mit keinem Wort erwähnt. Sie wirkte aber niedergeschlagen, ihre Zuversicht noch aufgesetzter als schon nach den letzten Vorwahlen.
Und jetzt, während ich das schreibe, spricht Obama. Wieder hat er, wie schon er es kürzlich mit McCain machte, der anderen Kandidatin die Show gestohlen, indem er seine Rede bereits begann, bevor Clinton zu Ende war.
Diesmal schaltete CNN sofort auf Obama um. Auch dort kennt man den Sieger. Und jetzt spricht und spricht und spricht Obama. Bereits mindestens dreimal so lang, wie die ganze Rede McCains gedauert hat. Wieder nutzt er es aus, daß er diese Sendezeit kostenlos bekommt, und hält eine ganze Wahlrede, statt nur das Wahlergebnis zu kommentieren.
Es ist alles wie gehabt - Obamania, Baracktik (das habe ich jetzt erfunden: Die Taktik, seinen Gegnern Sendezeit wegzunehmen und sie sich selbst zu verschaffen).
Und Obama macht jetzt etwas sehr Geschicktes: Er beginnt die Themen McCains zu übernehmen. Auf einmal spricht er davon, daß die Bürger ihre Angelegenheiten nicht dem Staat überlassen sollten; daß er ehrlich sagen werde, wie es ist; daß er großen Wert auf den militärischen Schutz der USA legen werde. Er lobt das Militär über den grünen Klee, erzählte vorhin von der Mutter eines Gefallenen.
Yes, we will hunt down our enemies, hat er gerade gesagt.
Er spricht vom gemeinsamen Feind, den es zu bekämpfen gelte. Der Teil der Rede, den er im Augenblick hält, könnte von McCain sein.
Obama hat also Clinton schon abgehakt. Heute hat er den Wahlkampf gegen McCain begonnen.
Und er gibt zu erkennen, wie er ihn führen wird: Er wird sich als der bessere, der jüngere McCain präsentieren. Er wird jetzt die Außen- und Militärpolitik in den Mittelpunkt stellen.
In Hawaii liegt Obama mit mehr als drei Vierteln der Stimmen vorn.
Der Sieg Obamas in Wisconsin ist am Ende noch drastischer ausgefallen als in der letzten Hochrechnung, die ich in dem Artikel zitiert hatte - 58 zu 41 Prozent.
Das ist eine vernichtende Niederlage für Clinton in einem Staat, der eigentlich von seiner Struktur her für sie günstig hätte sein müssen: Überwiegend Weiße, viele Arbeiter, wirtschaftliche Probleme.
Aber just die Strukturdaten aus der Abstimmung dürften das Clinton-Lager noch mehr alarmieren als das nackte Resultat. Die Exit Polls (wie üblich auf CNN von Bill Schneider vorgestellt und kommentiert) haben nämlich eine dramatische Trendwende gegenüber Super Tuesday ergeben:
Damals hatte Clinton bei den Frauen vorn gelegen; jetzt lag Obama gleichauf mit ihr
Damals hatte Clinton eine Mehrheit bei den Weißen; jetzt Obama mit 53 Prozent.
Damals hatte Clinton eine Mehrheit bei den Arbeitern (blue collar workers), jetzt Obama mit 54 Prozent.
Damals hatte Clinton eine Mehrheit bei denjenigen, für die die Wirtschaft ausschlaggegeben für ihre Wahlentscheidung war - jetzt Obama sogar mit einer Mehrheit von 55 Prozent.
Keine der Gruppen, die bisher Hillary die Treue gehalten hatten, tat das noch in Wisconsin, mit einer Ausnahme: Die Alten über 65 Jahren wählten sie auch weiter mehrheitlich.
Es sieht jetzt so schlecht für Hilton aus, daß eine Kommentatorin meinte, aus eigener Kraft könne sie es gar nicht mehr schaffen.
Das einzige, was sie jetzt noch retten kann, sei ein gravierender Fehler Obamas, sagte sie.
Inzwischen geht es Schlag auf Schlag weiter mit der Obamamatopoieia. Als ich eben nachgesehen habe (unten in dem Kasten auf "More" klicken, dann kommen die Einträge in zufälliger Folge), gab es (für mich) neu zum Beispiel "Barackwurst" und "Obamafiosi". Ist wohl beides selbsterklärend.
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