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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 1.878 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.02.2008 11:26
Über das Duzen im Internet Antworten

Zwischen all den politischen Querelen wieder einmal, sozusagen zur Erholung, ein Feuilleton-Thema. Mit einem kleinen Bezug zu diesem kleinen Zimmer.

Luc Offline



Beiträge: 21

25.02.2008 12:15
#2 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Lieber Zettel,

schwierige Sache, nicht? Ich habe es aufgegeben, darüber viel nachzudenken. Als ich im Internet anfing habe ich immer alles gesiezt. Ein Erziehungsrelikt. Das empfanden dann viele als aggressiv. Manche fühlten sich sogar merkwürdigerweise persönlich herabgesetzt, weil es scheinbar so aufgenommen wurde, daß ich mich der Duzerei nicht anpassen, auch nicht einpassen will, mich also als etwas hochnäsig aufführe. Ich wechselte dann alsbald zum Du. Daraufhin kam es dann zu anderen lustigen Begebenheiten, und zwar wurde auch das wieder, genutzt um das Du/ Sie zu thematisieren, meist als mögliche Form der Beleidigung, in dem man das eigentlich übliche (obwohl nie angebotene) "Du" entzog. Hier wo ich als "Lieber Luc - Sie" angesprochen werde, ist es für mich völlig verwirrend, im Moment antworte ich, einwenig frech, mit "Lieber Zettel - Du".

Dalayah Offline



Beiträge: 24

25.02.2008 12:54
#3 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

"Menschen, die, träfen sie sich im ICE oder an der Hotelbar und kämen ins Gespräch, nicht auf den Gedanken kommen würden, einander stracks zu duzen, tun das im Web."

Also wie ich das sehe...

Bei dem Satz habe ich kurz überlegen müssen. Würden sich Menschen, die sich im ICE oder an der Hotelbar zufällig trefen, denn über Kochrezepte, politische Themen, oder Tips und Tricks bei Problemen mit dem PC unterhalten ? Ich jedenfalls nicht. Das "Gespräch" das ich mit solchen Menschen höchstens führen würde, käme über "ist der Platz neben ihnen noch frei" oder "können sie mir sagen, wieviel Uhr es ist" nicht hinaus. Im Internet trifft man aber auf Menschen, die man zwar nicht kennt, aber die definitiv ein vertraulicheres Gespräch suchen, die einem die eigenen Probleme an den Kopf schmeissen, oder wissen wollen, wie man persönlich zu gewissen Themen eingestellt ist. Jemand, der mich so "direkt" auf der Strasse anspräche, würde ich als Spinner bezeichnen, denn dort würde ich es nicht erwarten. Im Internet bin ich hingegen schon auf das etwas vertraulichere Level eingegangen, indem ich mich überhaupt auf eine Foren-Diskussion einlasse oder eine beginne. Von daher finde ich das "Du" nicht unangebracht.



Rayson Offline




Beiträge: 2.367

25.02.2008 13:24
#4 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Zum Duzen allgemein:

Ich kann die Beobachtung, dass die Kommunikation auf Englisch das Duzen fördere, aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Im Gegenteil, es erschien mir und meinen Arbeitskollegen meist als völlig normal, uns auf Englisch mit Vornamen anzureden, dann aber, sobald wir wieder ins Deutsche wechselten, auf den Nachnamen und das "Sie" überzugehen. Aber vielleicht hat das auch etwas mit der berühmt-berüchtigten interkulturellen Kompetenz zu tun. Für unsereiner ist es selbstverständlich, in einer auf Englisch geführten Unterhaltung nicht nur die Sprache zu wechseln, sondern einen ganzen Kontext.

Zum Duzen im Internet:

Bei mir laufen da zwei Linien aufs "Du" hin. Zum einen wären das meine Anfänge in der "Mailbox-Szene" gegen Ende der 80er Jahre, wo schon die Zusammensetzung der beteiligten Personen, was Alter und soziales Umfeld anging, alles andere absurd hätte aussehen lassen. Aber zugleich und sich bis heute eher verstärkend trägt auch der Unterschied dazu bei, den ich zwischen real existierenden Personen und "Pixelhaufen" mache: Reine Internet-Kommunikation ist keine Kommunikation zwischen Menschen oder Personen, sondern eine zwischen Figuren, deren Schöpfer die Menschen an den Tastaturen sind. Das gilt auf jeden Fall zu 100% für den anonymen Bereich (auch Klarnamen können Pseudonyme sein...), aber auch sonst ist das, was die Menschen von sich zeigen (können) und daher auch beim anderen sehen, im Netz limitiert. Problematisch ist auch der selbst mit Smileys fast nahezu ersatzlose Wegfall nötiger Redundanz durch die Beschränkung auf das Schriftliche. Also im Grunde reden hier doch nur Avatars miteinander, ob diese nun ein Bildchen haben oder nicht.

Das "Sie" reserviere ich daher lieber für Menschen aus Fleisch und Blut.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Enha Offline



Beiträge: 59

25.02.2008 13:54
#5 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

In Antwort auf:
Im Internet bin ich hingegen schon auf das etwas vertraulichere Level eingegangen, indem ich mich überhaupt auf eine Foren-Diskussion einlasse oder eine beginne. Von daher finde ich das "Du" nicht unangebracht.


Liebe Dalayah,
wenn man das herablassende "Du" und das "Du" der Jugendsprache außer Acht lässt, kennzeichnet das "Du" eine besondere Form der Vertrautheit, die in Internetforen wohl nicht gegeben ist, da man seine Partner in den meisten Fällen nicht einmal persönlich kennt.
Andererseits ist mit dem "Sie" eine gewisse Wertschätzung verbunden, die sich meist auch in einer bestimmten Sprachebene äußert.
Beim "Du" ist der Wechsel zum herabsetzenden "Du" fießend: "Du Esel,du!" sagt sich leichter als "Sie Esel, Sie!".
Die pauschale Verwendung des "Du" entbindet den Sprecher von der Schwierigkeit, zwischen seinen Gesprächspartnern zu differenzieren. Er darf sich dann aber nicht wundern, wenn er mit anderen "in einen Topf geworfen wird", mit denen eigentlich gar nichts gemein zu haben glaubt.
Herzlich, Enha

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.02.2008 16:03
#6 Arbeitsgruppen, Chats, Foren, Blogs Antworten

Zitat von Rayson
Ich kann die Beobachtung, dass die Kommunikation auf Englisch das Duzen fördere, aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Im Gegenteil, es erschien mir und meinen Arbeitskollegen meist als völlig normal, uns auf Englisch mit Vornamen anzureden, dann aber, sobald wir wieder ins Deutsche wechselten, auf den Nachnamen und das "Sie" überzugehen.

Habe ich auch erlebt, lieber Rayson, aber selten. Mag sein, daß das eben innerhalb jeder Arbeitsgruppe anders "entschieden" wird, vermutlich eher informell, als durch förmlichen Beschluß.

Teilweise erledigt es sich auch dadurch, daß die Gruppen so international zusammengesetzt sind, daß Englisch ohnehin die Umgangssprache ist. Gelegentlich habe ich es erlebt, daß auch zwei Deutsche untereinander Englisch sprechen, weil sie das "Umschalten" schlicht vergessen. In Holland ist das schon weit verbreitet. Dort schreiben sogar Doktoranden ihre Dissertation fast nur noch auf Englisch, und auch die Prüfungen (die "Verteidigung" der Dissertation; übrigens sehr eindrucksvolle Zeremonien mit Talaren, Frack usw.) finden auf oft auf Englisch statt.
Zitat von Rayson
Aber zugleich und sich bis heute eher verstärkend trägt auch der Unterschied dazu bei, den ich zwischen real existierenden Personen und "Pixelhaufen" mache: Reine Internet-Kommunikation ist keine Kommunikation zwischen Menschen oder Personen, sondern eine zwischen Figuren, deren Schöpfer die Menschen an den Tastaturen sind. Das gilt auf jeden Fall zu 100% für den anonymen Bereich (auch Klarnamen können Pseudonyme sein...), aber auch sonst ist das, was die Menschen von sich zeigen (können) und daher auch beim anderen sehen, im Netz limitiert.

Das habe ich anfangs auch sehr stark so empfunden. Als ich einmal in einem Forum "'Zettel' als eine Kunstfigur" bezeichnet habe, hat mir das freilich fast nur empörte Kritik eingetragen. Nein, man selbst, hieß es, gebe sich im Web genauso wie im Richtigen Leben.

Inzwischen glaube ich allerdings, daß dieses Auftretenlassen von Marionetten weniger dem Medium geschuldet ist als eben dieser Community, die sich da in den ersten beiden Jahrzehnten getummelt hat, und die du ja ähnlich beschrieben hast wie ich. Das ist heute vermutlich zum Teil in diese Sekundären Realitäten abgewandert (die ich, mangels Breitbandanschluß, nicht kenne).

Beim Bloggen habe ich den Eindruck, daß im Grunde ganz normal publiziert wird. Nur von Autoren, die überwiegend nicht den Beruf des Journalisten haben, die damit kein Geld verdienen und die zur Entschädigung frei sind, wann sie worüber etwas schreiben.
Ungefähr wie Karl Kraus mit seiner "Fackel", der sozusagen der erste Blogger war.

Nur, daß er Abonnenten hatte, die pünktlich die nächste Nummer sehen wollten. Da war er dann eben doch eingespannt, was man als Blogger nicht ist (jedenfalls nicht formal; eine gewisse Verpflichtung spüre ich schon, den Lesern täglich etwas zu "liefern").
Zitat von Rayson
Problematisch ist auch der selbst mit Smileys fast nahezu ersatzlose Wegfall nötiger Redundanz durch die Beschränkung auf das Schriftliche. Also im Grunde reden hier doch nur Avatars miteinander, ob diese nun ein Bildchen haben oder nicht.

So krass sehe ich das nicht, lieber Rayson. Obwohl die Smileys etwas kindlich sind, benutze ich sie gern, weil sie eben ein wenig den nichtverbalen Anteil der mündlichen Kommunikation ersetzen.

Aber im Grunde sind wir im Web in derselben Situation, in der Kommunikationspartner vor der Erfindung der Eisenbahn waren.

Viele "kannten" sich überhaupt nur per Korrespondenz, haben aber jahrzehntelang intensiv korrespondiert. Wissenschaftler, Künstler. Es ging auch, obwohl es weit mühsamer war als heute im Web; schon wegen der Zeitverzögerung beim Transport der Nachrichten.

Während du dies, wenn du denn zufällig im "kleinen Zimmer bist", sofort lesen und sofort antworten kannst. Von den anderen Möglichkeiten wie ICQ und Internet-Telefonie gar nicht zu reden.

Blogspot bietet seit ein paar Tagen einen neuen Google-Dienst als Beta-Version an: Grand Central; Internet-Telefonie und Voicemail, mit dem Blog integriert.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.02.2008 16:17
#7 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Zitat von Dalayah
"Menschen, die, träfen sie sich im ICE oder an der Hotelbar und kämen ins Gespräch, nicht auf den Gedanken kommen würden, einander stracks zu duzen, tun das im Web."

Also wie ich das sehe...
Bei dem Satz habe ich kurz überlegen müssen. Würden sich Menschen, die sich im ICE oder an der Hotelbar zufällig trefen, denn über Kochrezepte, politische Themen, oder Tips und Tricks bei Problemen mit dem PC unterhalten ? Ich jedenfalls nicht. Das "Gespräch" das ich mit solchen Menschen höchstens führen würde, käme über "ist der Platz neben ihnen noch frei" oder "können sie mir sagen, wieviel Uhr es ist" nicht hinaus.

Das ICE-Beispiel war schlecht gewählt, liebe Dalayah. Da spielte meine Erfahrung mit den alten D-Zügen hinein, wo man in Abteilen saß. Sehr oft haben sich dann, wenn man längere Zeit gemeinsam reiste, Gespräche ergeben. In den heutigen Großraumwagen ist das nicht mehr so, das stimmt.

Also: Ich hätte als Beispiel vielleicht eine Party nennen sollen, oder eine Diskussionsveranstalung. Sagen wir, nach einer Autorenlesung in einer Buchhandlung. Irgend so etwas.
Zitat von Dalayah
Im Internet trifft man aber auf Menschen, die man zwar nicht kennt, aber die definitiv ein vertraulicheres Gespräch suchen, die einem die eigenen Probleme an den Kopf schmeissen, oder wissen wollen, wie man persönlich zu gewissen Themen eingestellt ist. Jemand, der mich so "direkt" auf der Strasse anspräche, würde ich als Spinner bezeichnen, denn dort würde ich es nicht erwarten. Im Internet bin ich hingegen schon auf das etwas vertraulichere Level eingegangen, indem ich mich überhaupt auf eine Foren-Diskussion einlasse oder eine beginne. Von daher finde ich das "Du" nicht unangebracht.

Das ist, glaube ich, in den einzelnen Foren sehr verschieden. Aber es stimmt - es gibt sicher welche, in denen das Duzen sich von der ganzen Atmosphäre, auch der Thematik her aufdrängt. In einem (überwiegend) politischen Forum würde ich das nicht so sehen.

Hinzu kommt, was Enha anmerkt: Wenn man einander duzt, dann wirkt sich auf den ganzen Stil des Umgangs aus. Grobheiten, Beleidigungen (wie es sie hier im kleinen Zimmer erfreulicherweise überhaupt nicht gibt ), sind da viel leichter möglich.

Aber gewiß gibt es da ein Für und Wider. Deshalb soll es ja auch hier jede(r) halten, wie sie/er es mag.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

25.02.2008 19:28
#8 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Zum Thema Du und Sie habe ich mal eine wunderbare Romanstelle gefunden, ich meine in James Salters "A sport and a pastime". Sinngemäß geht es darum, dass ein Übersetzer die Aufgabe hat, einen Liebesroman vom Englischen ins Französische zu übersetzen. Er erkundigt sich bei einer französischen Freundin, an welcher Stelle des Dialoges der Hauptpersonen er vom "vous" zum "tu" übergehen sollte. Sie antwortet treffend: "Après!"

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.02.2008 20:22
#9 Nicks, "Liebe(r)", "Herzlich" Antworten

Zitat von Luc
Hier wo ich als "Lieber Luc - Sie" angesprochen werde, ist es für mich völlig verwirrend, im Moment antworte ich, einwenig frech, mit "Lieber Zettel - Du".

Ja, das hat mich a bisserl verwirrt und den Anstoß zu dem kleinen Feuilleton gegeben.

"Luc", lieber Luc, nenne ich Sie einfach, weil das der Nick ist, unter dem Sie sich angemeldet haben. Das halte ich grundsätzlich so - man wird von mir so angeredet, wie man sich angemeldet hat.

Das "Liebe(r)" am Anfang und das "Herzlich" am Schluß - das habe ich mal vor Jahren so begonnen, in einem Forum, in dem es oft sehr aggressiv herging. Ich habe gemerkt, daß das die Aggressionen a bisserl dämpft. Einfach ein Stücklein Freundlichkeit, Höflichkeit.

Ich habe mir dort andere zum Vorbild genommen. Inger zum Beispiel schließt mit "Grüßchen", Schrippe hatte damals am Schluß sein "Bis denn".

Im Grunde gehört das zu dem, was ich gerade mit Rayson diskutiert habe - im Web fehlt die nichtverbale Komponente, so daß dann manches schroffer und unfreundlicher klingt, als es gemeint ist. Ein wenig Freundlichkeit, ein wenig Höflichkeit scheint mir da hilfreich zu sein.

Manche hier im Forum haben das ja übernommen, aber erwarten tu ich's natürlich nicht. Ich freue mich, daß hier durchweg höflich und freundlich miteinander umgegangen wird, so wie ich es mir gewünscht hatte, als ich dieses Forum aufgemacht habe. Anfänglich mußte ich hier und da ein wenig ermahnen oder auch schon einmal Mitgliedschaften beenden. Jetzt hat sich, glaube ich, ein, sagen wir, allgemeiner Stil gebildet.

Zu dem gehört, daß man sich duzen und siezen darf, wie es behagt. Ich allerdings, lieber Luc, würde zum "Sie" wechseln, wenn jemand mich siezt. Aber wie gesagt, jeder mag das für sich selbst entscheiden.

Herzlich, Zettel

Luc Offline



Beiträge: 21

25.02.2008 21:31
#10 RE: Nicks, "Liebe(r)", "Herzlich" Antworten
MartinB Offline



Beiträge: 2

26.02.2008 00:38
#11 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Mir persönlich isses völlig schnuppe. Wenn man ein bischen in der Welt herumreist und die verschiedenen Konzepte kennt, dann verliert sich der Bezug zu den Regeln. Ich passe mich in der Regel dem Gegenüber an.

Gleichaltrige Duze ich in der Regel. Egal wo man sich trifft.

Auf Arbeit ist es in meiner Branche üblich, dass man sich auch duzt. Gegenüber dem Chef etwas ungewöhnlich, aber auch nicht so wild. Hier muß ich nur aufpassen, daß trotz „Du“ die Höflichkeit gewahrt bleibt.

Ganz konfus wird es in einem Nebenjob, wo die Leute altersmäßig gemischt sind, aber viele (jedoch nicht alle) miteinander ein „Du“ vereinbahrt haben. Da verliere ich leicht mal die Überblick.

Im Internet tendiere ich zum „Du“. Aber respektiere auch Leute die das anders handhaben.

Bleiben noch Bedienungspersonal. Ein Kellner wird schnell mal ge-„du“zt. Aber je nach Situation passe ich das an.

In den meinsten Fremdsprachen die ich spreche gibts die Unterscheidung nicht. Aber wem das Deutsche nicht stark genug abstuft, der kann es mal mit Japanisch probieren. Hier gibts meines Wissens 6 Abstufungen, je nach Lage in der Hierarchie.

Du lieber August!

Martin

Sparrowhawk ( Gast )
Beiträge:

26.02.2008 14:08
#12 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

6 Abstufungen... nicht schlecht...

in anderen Sprachen gibt es gar keine mehr.

Übrigens... es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass im Englischen nur geduzt wird. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, es wird gesiezt. Früher einmal gab es für das "du" nämlich eine eigene Form, das "thou" (Genitiv "thy", Objekt "(to) thee"), nur ist das mittlerweile ausgestorben ;).

MartinB Offline



Beiträge: 2

26.02.2008 15:40
#13 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Die Abstufungen gibt es schon noch, nur eben in anderer Form.

Wer USA Erklärt noch nicht kennt wird diesen Artikel vielleicht mögen:
http://usaerklaert.wordpress.com/2007/04...vornamen-falle/

Feynman ( gelöscht )
Beiträge:

26.02.2008 16:33
#14 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Buffy bildet!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.02.2008 18:08
#15 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Interessante Informationen, lieber MartinB. Einblicke (für mich) in Lebensbereiche, die ich kaum oder gar nicht kenne. Nur eine kleine Anmerkung:

Zitat von MartinB
In den meinsten Fremdsprachen die ich spreche gibts die Unterscheidung nicht.

Das würde mich interessieren, welche Sprachen das sind. In allen, die ich einigermaßen beherrsche, gibt es ein "Du" und ein "Sie" (also im Englischen, Französischen, Spanischen und Italienischen). Im Englischen nicht durch die Wortform, aber durch die Anrede mit Vor- oder Nachnamen.

Dort gibt es sogar noch eine dritte Stufe, die im Deutschen weitgehend verschwunden ist (im Österreichischen, glaube ich, weniger): Anrede mit Titel.

Kein Reporter käme in den USA zB auf den Gedanken, auf einer Pressekonferenz des Präsideten eine Frage mit "Mr. Bush, ..." einzuleiten. Das heißt selbstverständlich "Mr. President". So, wie auch - entgegen einem hier weitverbreiteten Irrtum - durchaus auf akademische Titel Wert gelegt wird. Die Außenministerin wird nie mit "Mrs Rice" angeredet, sondern entweder als "Mrs Secretary" oder aber - oft - als "Dr Rice".

Der Präsident, die Ministerin nehmen sich allerdings oft die Freiheit, in ihrer Antwort den Journalisten mit Vornamen anzureden. Das wird als eine besondere Bevorzugung gesehen, nicht etwa als Unhöflichkeit.



Zurück zu Ihrer Anmerkung, lieber MartinB: Welche Sprachen mögen das wohl sein, in denen es die Unterscheidung nicht gibt? Skandinavische? Slawische?

Oder gar Arabisch? Wenn ich Karl May traue, dem ich in dieser Hinsicht grundsätzlich traue, dann wird im Arabischen immer geduzt.

Herzlich, Zettel

Feynman ( gelöscht )
Beiträge:

26.02.2008 18:14
#16 RE: Über das Duzen im Internet Antworten
In Antwort auf:
im Österreichischen, glaube ich, weniger


In Österreich gab es noch ein Extrem, das anreden mit Titel, wobei die Betroffene den Titel gar nicht hat, so war es üblich die Frau eines Artzes mit "Frau Doktor" anzureden.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.02.2008 18:42
#17 Titelsucht Antworten

Zitat von Feynman
In Antwort auf:
im Österreichischen, glaube ich, weniger

In Österreich gab es noch ein Extrem, das anreden mit Titel, wobei die Betroffene den Titel gar nicht hat, so war es üblich die Frau eines Arztes mit "Frau Doktor" anzureden.

Ja, das war in Deutschland früher auch üblich. Die "Frau Bürgermeister" zum Beispiel.

Im Russischen offenbar auch. Ich erinnere mich an "die Generalin" in "Krieg und Frieden".

Naja, das war Zarenreich. Ich würde mich aber nicht wundern,wenn es sich in den Kommunismus hinein fortgesetzt hätte. Denn das ist ja auch so ein Kapitel: Die Titelsucht im Kommunismus.

Wenn ich mal DDR-TV gesehen habe, dann hat mich zweierlei immer besonders beeindruckt: Diese seltsame Sitte, daß bei Reden von Funktionären alle Anwesenden mitschrieben, unaufhörlich. Und die Meldungen, in denen Honecker vorkam, und die ihn monoton als "Der Generalsekretär der SED und Vorsitzende des Staatsrats der DDR, Erich Honecker" bezeichneten. (Vielleicht war die Reihenfolge von Generalsekretär und Vorsitzendem auch umgekehrt; gelernte DDR-Bürger, die hier mitlesen, können das sicher ggf. korrigieren).

Ebenso die starren Titel in anderen kommunistischen Ländern. "Maximo Leader" wurde Fidel Castro nicht genannt, jedenfalls schon lange nicht mehr. Sondern er war der "Comandante en Jefe".

Interessant, wie regelmäßig die größte Gleichmacherei die extremsten sozialen Unterschiede hervorbringt; was sich eben auch in den Titeln ausdrückt.

Herzlich, Zettel

Frankfurter Offline



Beiträge: 233

02.03.2008 09:27
#18 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Lieber Zettel,

wie wird es eigentlich in diesem Blog gehandhabt. Gilt hier der Duz-Comment oder soll gesiezt werden?

Enha Offline



Beiträge: 59

02.03.2008 14:08
#19 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

In Antwort auf:
wie wird es eigentlich in diesem Blog gehandhabt. Gilt hier der Duz-Comment oder soll gesiezt werden?

Lieber Frankfurter,
bitte verzeihen Sie meine Unkenntnis, aber was verstehen Sie unter "Comment"? Wenn Sie darunter eine erzwungene Verwendung des "Du" im gesellschaftlichen Umgang verstehen, muss ich Ihnen entschieden widersprechen. Eine solche Verpflichtung bedeutet einen unstatthaften Eingriff in die persönliche Freiheit des Einzelnen, zumindest nach Erreichen der Volljährigkeit. Jeder muss für sich entscheiden können, wann und ob er jemanden duzt.

Herzlich, Enha

Frankfurter Offline



Beiträge: 233

02.03.2008 14:43
#20 RE: Über das Duzen im Internet Antworten
Lieber Enha

es geht doch nicht um den gesellschaftlichen Umgang, sondern es um die Anrede in einem spezifischen Internet-Blog. Da habe ich nur höflich angefragt, welche Regeln denn in Zettels kleinem Zimmer gelten. Duzen, Siezen oder kann jeder dies handhaben, wie er es für richtig hält?

Der Begriff Duz-Comment kommt aus der studentischen Verbindungsszene, wobei manche Verbindungen festgelegt haben, dass ihre Mitglieder sich gegenseitig duzen.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.03.2008 19:13
#21 Wie es hier im Forum gehandhabt wird; und wie anderswo ;-) Antworten

Lieber Frankfurter,

Zitat von Frankfurter
es geht doch nicht um den gesellschaftlichen Umgang, sondern es um die Anrede in einem spezifischen Internet-Blog. Da habe ich nur höflich angefragt, welche Regeln denn in Zettels kleinem Zimmer gelten.
Keine, lieber Frankfurter. Nur die der Höflichkeit.

Jeder kann es halten, wie er es mag (sie auch). Wie ich selbst es handhabe, das habe ich irgendwo in diesem Thread geschrieben: Mit alten und neuen Freunden oder Bekannten - mit Leuten zum Beispiel, mit denen ich im Mail-Kontakt war oder bin - duze ich mich; sonst ziehe ich das Sie vor.

Andere mögen vielleicht generell das eine oder ander vorziehen. Meine Anregung ist nur, sich a bisserl auf den Partner einzustellen - also jemanden, der einen siezt, nicht konstant zu duzen, beispielsweise. Das fällt für mich unter die Rubrik "Höflichkeit".
Zitat von Frankfurter
Der Begriff Duz-Comment kommt aus der studentischen Verbindungsszene, wobei manche Verbindungen festgelegt haben, dass ihre Mitglieder sich gegenseitig duzen.

"Comment" - ja, interessant, wie heute bei den Fremdwörtern nicht mehr das Französische, sondern das Englische uns als Erstes einfällt. Ich habe auch erst an "Kommentar" gedacht, bevor mir der Komment einfiel.



Es ist, lieber Frankfurter, halt immer so eine Sache mit dem Duzen. Allgemein verordnet, kann es gemeinschaftsbildend wirken, aber auch gezwungen.

Als ich studierte, siezten sich Studenten untereinander; es sei denn natürlich, sie waren befreundet. Aber auf dem Leibniz-Kolleg in Tübingen, auf dem ich in den ersten beiden Semestern war, hat man sich allgemein geduzt, was anfangs manchen schwer fiel.

Auf FKK-Geländen, wo in Deutschland das allgemeine Duzen traditionell üblich ist, habe ich das später auch wieder erlebt. Manche wichen darauf aus, gar nicht direkt anzusprechen oder "ihr" zu sagen, was meistens auch paßt und weniger persönlich klingt. Oft sagte man bei Leuten, die man kaum oder gar nicht kannte - Besuchern zum Beispiel - erst "Sie" und verbesserte sich dann. Also, das finde ich seltsam und unnötig, einen Comment zu erlassen, so herum oder anders herum.



Noch eine Beobachtung dazu:

In der Sendung "Domian" (wochentags um 1 Uhr nachts im WDR), in der Leute anrufen und über Persönliches oder auch allgemein Interessierendes mit jenem Jürgen Domian reden, gilt generell Duzen. Herr Domian, der natürlich nicht so angesprochen wird, setzt das auch unerbittlich durch.

Es sei denn, es ruft ein "Höhergestellter" an. Ich habe es mehrfach erlebt, daß dann, wenn zB ein Medizinprofessor oder ein, sagen wir, Rechtsanwalt zu irgendeinem einschlägigen Thema anrief, Dominan selbst sofort auf das "Sie" umschaltete.

Genauso ist es - ich habe das schon mal geschrieben - an deutschen Unis. Da wird ein Akademischer Rat, auch wenn er auf die 60 zugeht, von jedem frischgebackenen jungen Mitarbeiter geduzt, denn beide sind ja "Mittelbauern". Niemand würde aber einen Habilitierten duzen, auch wenn er noch keine 30 ist.

Also, das verordnete Duzen reißt nicht nur Schranken ein, sondern richtet auch welche auf.

Herzlich, Zettel


Kaa Offline




Beiträge: 658

02.03.2008 22:42
#22 RE: Über das Duzen im Internet Antworten

Und das thou war dann für den lieben Gott?

Oh - ich hatte gedacht, das wäre ein verschärftes Sie.

Kaa

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. (Wörtlich nicht von mir)

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